Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Verlegerfamilie
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 138744394 | OGND | VIAF: 90999889
Namensvarianten
  • Perthes

Quellen(nachweise)

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Perthes, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd138744394.html [19.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Die Familie stammt aus Ostthüringen. 1733 kam Johann Justus als fürstl. Leibarzt nach Rudolstadt. Seine beiden Söhne, der schwarzburg-rudolstädtische Steuersekretär Christoph Friedrich und der Verleger Justus (s. 1) begründeten die beiden Äste der Familie.

    Wilhelm (18.6.1793 Gotha-10.9.1853 ebd.) übernahm nach dem Tod seines Vaters Justus den Verlag „Justus Perthes“. Er war seit 1811 bei seinem Vetter Friedrich (1772–1843, s. 2), dessen Tochter Agnes (1798–1868) er 1818 heiratete, in Hamburg in die Lehre gegangen und hatte 1813/14 als Leutnant in der hanseatischen Legion am Feldzug in Mecklenburg und Holstein teilgenommen. Durch die bereits von seinem Vater vorbereitete Herausgabe des Stielerschen Atlas legte er den Grund zu einem geographischen Verlag, der im Laufe der Zeit namhafte Geographen als Autoren gewann, neben Adolf Stieler v. a. Heinrich Berghaus, Christian Gottlieb Reichard, Karl Spruner v. Merz, Friedrich v. Stülpnagel, Emil v. Sydow, Hermann Wagner und Paul Langhans. 1816 erschien die erste Ausgabe von „Stielers's Hand-Atlas“ (101944; Jh.ausg. 1925). 1832-37 erstellte Heinrich Berghaus 15 Karten von Asien, 1838 erschien die erste Schulwandkarte „Asia“ von Emil v. Sydow, seit 1837 „Spruner's Historisch-Geographischer Hand-Atlas“, seit 1838 „Berghaus' Großer Physikalischer Atlas“. Sehr erfolgreich war „Justus Perthes' Taschen-Atlas“ von 1845, der 1884 grundlegend umgestaltet wurde (511914 bearb. v. H. Habenicht, mit geograph.-Statist. Notizen v. H. Wichmann, 541917), für den Stieler's Handatlas als Grundlage gedient hatte, und der Verbreitung und Nachahmung auf der ganzen Welt fand. Besonderen Wert legte man auf Wissenschaftlichkeit und Aktualität (Verkehrswege etc.) und verwandte große Sorgfalt auf die plastische Darstellung der Bodengestaltung, der Luft- und Meeresströmungen, der Niederschläge usw. Seit 1849 erschien „Sydow's Schulatlas“ (später: „Sydow-Wagner“). Große Verdienste um die Genealogie erwarb sich Wilhelm durch die Herausgabe des „Gothaischen Hofkalenders“ (seit Jg. 1816 unter d. Namen „Justus Perthes“), dem er seit 1827 das „Genealogische Taschenbuch“ der deutschen gräfl. (unter Wilhelms persönlicher Schriftleitung) und seit 1848 auch der freiherrl. Häuser hinzufügte; Redakteur war 1827-51 Wilhelm Ewald (1791–1865), dessen Mutter Elise ebenfalls eine Tochter Friedrich Perthes' war.

    Wilhelm hinterließ den Verlag seinem Sohn Bernhard (3.7.1821-27.10.1857), der bei Wilhelm Besser in Berlin und bei Heinrich Besser in Hamburg in die Lehre gegangen und 1845 als Teilhaber in das väterliche Geschäft eingetreten war. Im selben Jahr heiratete er Minna (1826–84), die Tochter des Hamburger Verlegers Johann Heinrich Wilhelm Mauke (1790–1859). Bernhard führte die Galvanoplastik, den lithographischen Farbdruck und die Chemitypie ein, erweiterte die geographische Abteilung (Petermann, Sydow, Vogel, Hassenstein u. a.) und bezog 1855/56 einen großzügigen Neubau. Seit 1855 erschienen die von August Petermann begründeten und später von Alexander Supan herausgegebenen „Mitteilungen aus Justus Perthes' geographischer Anstalt“ (heute:|„Petermann's Geograph. Mitt.“). eine der führenden geographischen Zeitschriften in Deutschland, seit 1866 das von Ernst Behm begründete und später von Hermann Wagner herausgegebene „Geographische Jahrbuch“.

    Nach Bernhards Tod wurde der Verlag bis 1881 für seine Witwe und seinen postum geborenen Sohn Bernhard (16.7.1858-18.12.1919) von Adolf Müller ( 1880), seit 1858 Prokurist und Geschäftsführer, und Rudolf Besser (1811–83), 1858-81 Teilhaber, verwaltet. Bernhard, der mit Elisabeth (1864–1955), einer Tochter des Wirtschaftswissenschaftlers Arwed Emminghaus (1831–1916) verheiratet war, baute den Verlag technisch aus. 1871 erschien „Vogels's Karte des Deutschen Reiches“. 1897 trat Hermann Haack (1872–1966) in den Verlag ein; er sorgte für eine Neukonzeption des Schulwandkartenprogramms und gründete 1911 den „Verband Deutscher Schulgeographen“. 1900 begann mit der Übernahme des Jahrbuchs der Deutschen Adelsgenossenschaft die Uradels-Reihe und 1907 die Briefadels-Reihe des „Gotha“.

    Bernhards Sohn Joachim (22.11.1889-7.3.1954), Dr. phil., war seit 1916 Teilhaber, seit 1919 Inhaber des Verlags, den er durch schwierige Zeiten führte. Während der beiden Weltkriege profitierte die Geographische Anstalt allerdings vom großen Bedarf an Kartenmaterial. Die Taschenbücher der fürstl., gräfl., freiherrl. und adeligen Häuser mußten nach dem Jahrgang 1942 kriegsbedingt ihr Erscheinen einstellen, lediglich der Almanach und das Gothaische Jahrbuch, das seit 1931 nicht erschienen war, kamen für 1942, 1943 und 1944 heraus; der Satz für 1945 wurde von den einmarschierenden Sowjets vernichtet. Infolge erhöhter steuerlicher Belastungen (sog. „kalte Enteignung“) und zwangsweiser Zusammenarbeit mit Gremien der Deutsche Demokratische Republik, vor allem mit dem neugegründeten staatlichen Verlag „Volk und Wissen“, verließen Joachim Perthes und sein Sohn Wolf-Jürgen (1921–64) im Dezember 1952 mit ihren Familien und einigen Mitarbeitern Gotha. Mit der Begründung der „widerrechtlichen Republikflucht“ wurde der Verlag daraufhin im Januar 1953 entschädigungslos enteignet und unter der Leitung von Haack als Volkseigener Betrieb zwangsverstaatlicht (seit Oktober 1955: „VEB Hermann Haack Geographisch-Kartographische Anstalt Gotha“; 1990-92 Treuhandbetrieb). Am 1.4.1953 gründeten Joachim und Wolf-Jürgen die „Justus Perthes Geographische Verlagsanstalt Darmstadt“ als Rechtsnachfolger des enteigneten Stammhauses neu. Der letzte Band des „Gotha“ (Sammelbegriff für die Gothaischen Genealogischen Taschenbücher bzw. den französischen Almanach de Gotha) erschien 1944. Seit 1951 wird eine vergleichbare Publikation, die allerdings kein Rechtsnachfolger des "Gotha“ ist, im Verlag von „C. A. Starke, Glücksburg/Ostsee“ (heute: C. A. Starke Verlag, Limburg an der Lahn) herausgegeben.

    Den Verlag in Darmstadt leiteten seit 1954 Wolf Jürgen (1921–64) und 1980-94 Stephan (* 1955). Im Frühjahr 1992 wurde der Gothaer Verlag reprivatisiert und zusammen mit dem Darmstädter Verlag durch Stephan an die Klett-Verlagsgruppe verkauft, die den Darmstädter Verlag im Frühjahr 1994 und ihren eigenen Verlagsbereich „Geographie –Kartographie“ im Sommer 1998 nach Gotha verlegte und unter dem Dach der „Justus Perthes Verlag Gotha GmbH“ vereinte.

    Friedrich (s. 2) machte sich um die buchhändlerische Standesorganisation in Deutschland verdient. Sein Verlag wurde seit 1843 von seinem Sohn Friedrich Andreas (16.12.1813 Kiel – 1.1.1890 Gotha), der drei Jahre zuvor in Gotha den Verlag „Friedrich und Andreas Perthes“ gegründet hatte, weitergeführt. Er schloß beide Firmen 1854 zum „Verlag Friedrich Andreas Perthes“ zusammen, den er 20 Jahre später seinem Sohn Emil (21.5.1841-14.1.1910) überließ. Dieser überführte Verlag und Druckerei 1889 in eine Aktiengesellschaft. 1922 wurde die „Friedrich Andreas Perthes AG“ mit der „Deutschen Verlags-Anstalt“ (Stuttgart) vereint.

    Friedrichs weiterer Sohn Clemens Theodor (2.3.1809 Hamburg – 25.11.1867 Bonn) besuchte das Gymnasium in Gotha und studierte in Bonn und Berlin Jura (Dr. iur. u. Habilitation 1834). 1838 wurde er ao., 1842 o. Professor für Staatsrecht an der Univ. Bonn. Seit 1839 war er mit seiner Cousine Marie Madelung verheiratet. 1849 gehörte er in Bonn zu den Begründern des „Vereins für innere Mission“, den er bis 1855 leitete. 1854 gründete er in Bonn eine „Herberge zur Heimat“, die erste derartige ev. Einrichtung für Gesellen. Eine enge Freundschaft verband ihn mit Albrecht v. Roon. 1865/66 versuchte er vergeblich, Bismarck von einem Waffengang gegen Österreich abzubringen (s. W, L).

    Theodors Sohn Hermann Friedrich (1840–83), der in Bonn und Berlin Altphilologie studiert hatte (Dr. phil. 1863), war Gymnasialdirektor in Moers und Treptow/Rega, seit 1873 bad. Hofrat und Prinzenerzieher und seit 1878 Leiter des von ihm in Davos begründeten „Fridericianum“ (s. W, L). Sein Sohn Georg wurde Chirurg (s. 3).

    Theodors Sohn Otto, Gymnasiallehrer in Bielefeld, wurde zum Biographen seines Vaters, Rudolf v. P. (1843-1918, preuß. Adel 1900), verheiratet mit seiner Cousine Marie P. aus Gotha (1849–1928), war preuß. General der Infanterie und stellvertretender Militärinspekteur der freiwilligen Krankenpflege. Seine Söhne Friedrich Wilhelm v. P. (1885-1921) und Helmut v. P. (1890-1939, ⚔) waren preuß. Forstbeamte.

  • Werke

    zu Clemens Theodor: Das dt. Staatsleben vor d. Rev., 1845;
    Pol. Zustände u. Personen in Dtld. z. Z.|d. franz. Herrschaft, 2 Bde., 1862/69;
    Das Herbergswesen d. Handwerksgesellen, 1856, ²1883;
    Briefwechsel zw. d. Kriegsmin. Gf. v. Roon u. C. Th. P., Prof. d. Rechte in Bonn, hg. v. Otto P., 1896. – Zu Hermann Friedrich: Zur Reform d. lat. Unterrichts, 4 Hh., 1873-75.

  • Literatur

    ADB 25 (zu Justus, Wilhelm, Bernhard [ 1857], Friedrich, Hermann Friedrich), 53 (zu Clemens Theodor);
    Bernhard Perthes (Hg.), Justus Perthes in Gotha, 1785–1885, 1885 (P d. Justus);
    P., Stammbaum u. Ahnentafel, 1913;
    Die Nachkommen v. Friedrich P., 1916;
    Fünf Generationen Justus Perthes-Verlag, Gotha, 1785–1935, 1935 (Justus Perthes Hauptkat.);
    W. Schmidt-Ewald, Die Gothaer Perthes, 1935;
    A. Meiner (Hg.), 175 J. Justus Perthes, 1960;
    W. Horn, Die Gesch. d. Gothaer Geograph. Anstalt im Spiegel d. Schrifttums, in: Petermanns Geograph. Mitt. 103, 1960, S. 271 ff.;
    Th. v. Fritsch, Die Gothaischen Taschenbücher, Hofkal. u. Alm., 1968 (P d. Justus);
    Archiv f. Sippenforsch. 35/36, 1969/70, S. 339;
    W. Painke, 200 J. Justus Perthes, Geograph. Verlagsanstalt Gotha-Darmstadt, 1985 (P d. Justus);
    R. Ogrissek, in: Vermessungstechnik 10, 1985, S. 335-37;
    F. Köhler, Gothaer Wege in Geogr. u. Kartogr., 1987;
    H. Wolff, 100 J. Mercator. Ausst.kat. München 1995 (P d. Justus);
    Vinz/Olzog/Hacker, Dok. dt.sprachiger Verlage, 121995;
    H.-A. Koch, Geographica aus Gotha, Zu Gesch. u. Zukunft d. Slgg. d. Geograph, u. Kartograph. Verlagsanst. Justus Perthes Gotha, in: Mundus librorum 62, 1996, S. 257-66;
    Rößler-Franz². - Zu Clemens Theodor: A. Rosenkranz, in: Rhein. Lb. 3, 1968 (W, L, P).

  • Autor/in

    Franz Menges
  • Familienmitglieder

  • Zitierweise

    Menges, Franz, "Perthes" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 201-203 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138744394.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA