Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
böhmische Glaslusterfabrikanten
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 13869379X | OGND | VIAF: 90955811
Namensvarianten
  • Hickisch
  • Palme
  • Hickisch

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Zitierweise

Palme, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd13869379X.html [26.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Aus der Reihe der zahlreichen Familien, die sich in Nordböhmen der Erzeugung und dem Vertrieb von Glaswaren widmeten, ragen die P. heraus. Von ihnen waren bis zur Enteignung und Vertreibung 1945 drei Familienzweige als konkurrierende Fabrikanten von Kristallglaslustern erfolgreich tätig. Ihre Erzeugnisse erfüllten hohe Qualitätsansprüche und verliehen Kirchen, Schlössern, großbürgerlichen Palais, Theater- und Konzertsälen auf allen Kontinenten festlichen Glanz.

    Begründer der ältesten Firma in Steinschönau/Parchen war Josef (1701-48). Bald nach dem Gründungsjahr 1724 lieferte er seinen ersten Leuchter nach Schloß Hof für Prinz Eugen v. Savoyen. Der in Pärchen entwickelte Lustertyp mit S-förmig geschwungenen Kerzenarmen und mit einem Mittelteil aus Glas wurde in alle Welt vertrieben. Besonders erfolgreich waren die sog. Maria-Theresia-Leuchter sowie Empire-Leuchter. Ihre Merkmale waren die mit Glasleisten belegten Flacheisengestelle, die die Stabilität der Luster erhöhten, sowie eine große Zahl von geschliffenen Prismen und anderen Kristallbehängen. Die erfolgreiche Produktion setzten in mehreren Generationen die Nachkommen Josefs fort, zu denen der Schwiegersohn Karl Hickisch (1867–1938) trat. Nach dem 2. Weltkrieg gründeten Richard (1896–1975) und Erich (* 1922) Hickisch in Rheinbach bei Bonn die Firma „Christoph Palme & Co.“ neu. Ihre 175-jährige Tradition als älteste Glaslusterfabrik wird nun von Gerd Hickisch (* 1944) weitergeführt.

    1815 gründete Ignatz (1774–1848), der Bruder eines Inhabers der vorgenannten Firma, eine eigene Glasraffinerie, die ebenfalls Weltgeltung erlangte. Diese übernahm sein Neffe Reinhold (1812–78), der sie von Parchen nach Haida verlegte und seit 1872 als „Reinhold Palme Söhne“ führte. Ihre Hohlgläser wurden bereits auf den Prager Industrieausstellungen 1829 und 1831 ausgezeichnet. Die bis zuletzt andauernden wirtschaftlichen Erfolge verdankte die Firma u. a. der geglückten Anpassung an neue Beleuchtungsarten, wie sie nach der Kerzenbeleuchtung in Form von Petroleum, Gas, Acetylen und Elektrizität aufkamen. Absatzmärkte waren vor allem Nord- und Südamerika. Von großer industrie- und glasgeschichtlicher Bedeutung waren die von der Firma aufbewahrten Versand- und Rechnungsbücher, die über die ausgedehnten Geschäftsbeziehungen Auskunft gaben, sowie die Musterbücher, die eine Vorstellung von der Vielfalt der gläsernen Erzeugnisse, insbesondere der Kronleuchter, in technischer und stilgeschichtlicher Hinsicht vermittelten.

    Als Reinhold 1859/60 seine Fabrik nach Haida verlegte, erwarb Elias (1827–93) die Fabrikanlagen in Parchen und begann selbst mit dem Bau von Glaskronleuchtern. Er war darin so erfolgreich, daß seine Firma von Kennern als „die erste ihrer Art in der ganzen Welt“ bezeichnet wurde. Der Betrieb zeichnete sich durch moderne Produktionsmethoden, die frühzeitige Einführung des Dampfbetriebes und der Elektrizität sowie durch frühe Formen der Arbeitsteilung bei strenger Qualitätskontrolle aus. Zugleich erkannte Elias den Wert sozialer Fürsorge, gründete 1877 eine Betriebskrankenkasse und errichtete Wohnhäuser für die Arbeiter. Um die Qualität der Erzeugnisse zu sichern und von Zulieferern unabhängig zu machen, wurde eine eigene Metallgießerei errichtet; hinzu kam nach dem 1. Weltkrieg eine eigene Prismenschleiferei in Morchenstern. 1890 wurde der Sohn von Elias, Franz Friedrich (1858–1929), Teilhaber und faktischer Leiter der Firma, die auch unter seinem Neffen Harry alle Schwankungen der Konjunkturen und der stilistischen Modernismen bis zum Ende der deutsch-böhm. Glasindustrie 1945 mit unverändertem Erfolg überstand.

  • Literatur

    J. Sieber, Gesch. d. Stadt Haida, 1913;
    H. Palme, Das Hohe Lied v. böhm. Glase, Gesch. d. Steinschönau-Haidaer Glasindustrie (masch. Ms.);
    G.-E. Pazaurek u. E. v. Philippovich, Gläser d. Empire- u. Biedermeierzeit, ²1976;
    G. Hickisch, Christoph Palme Kristallkronleuchter, Eine Dok., 1981;
    K. Pittrof, Böhm. Glas im Panorama d. fh., ²1989; ders. u. R. Luft, Bibliogr. d. böhm. Glases (in Vorbereitung);|

  • Quellen

    Qu Collegium Carolinum, München.

  • Autor/in

    Kurt Pittrof
  • Zitierweise

    Pittrof, Kurt, "Palme" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 21-22 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd13869379X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA