Zelenka, Johann Dismas
- Dates of Life
- 1679 – 1745
- Place of birth
- Louňovice pod Blaníkem
- Place of death
- Dresden
- Occupation
- Komponist ; Kapellmeister ; Kontrabassist ; Arrangeur
- Religious Denomination
- katholisch
- Authority Data
- GND: 118808370 | OGND | VIAF: 32793075
- Alternate Names
-
- Zelenka, Jan Dismas
- Zelenka, Jan Lukáš( Taufname)
- Zelenka, Johann Dismas
- Zelenka, Jan Dismas
- Zelenka, Jan Lukáš( Taufname)
- zelenka, jan lukas
- Zelenka, Johann Lukas Ignatius
- Zelenka, Jan D.
- Zelenka, Jan Lukáš
- Zelenka, Johann D.
- Lukáš, Jan
- Zekenka, Jan Luká
- Zelenka, Johann Lukas
- Zelenka, Ian Dismas
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Relations
Genealogical Section (NDB)
Life description (NDB)
- Frescobaldi
- Friedrich August I.
- Friedrich August II.
- Froberger, Johann Jakob
- Fux, Johann Joseph
- Hartig, Johann Hubert Graf von
- Hartig, Ludwig Joseph Graf von/seit 1719
- Hasse, Johann Adolf
- Heinichen, Johann David
- Maria Josepha
- Palestrina, Giovanni Pierluigi da
- Pisendel, Johann Georg
- Quantz, Johann Joachim
- Schmidt, Johann Christoph
- Telemann, Georg Philipp
Places
Map Icons
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Place of activity
Place of death
Place of interment
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Zelenka, Jan Dismas (Johann Dismas, Taufname Jan Lukáš)
|Komponist, Kapellmeister, Kontrabassist, 16.10.1679 Launowitz unter dem Blaník (Loun ̌ ovice pod Blaníkem) bei Prag, † 23.12.1745 Dresden, ⚰ Friedrichstadt bei Dresden, Katholischer Kirchhof (Grab nicht mehr auffindbar). (katholisch)
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Genealogy
V →Jiří (Georg) (1648/49–1724), aus Barau (Bavorov, Südböhmen), Kantor, 1676 Organist in L.;
M Maria Magdalena (1650–1725), T d. Václav (Wenzel) Hájek;
7 Geschw u. a. →Jan Kilián (1694 – n. 1740), Organist;
– ledig. -
Biography
Quellen zu Jugend und Ausbildung Z.s sind nicht erhalten. Vermutlich erhielt er Musikunterricht bei seinem Vater und war Schüler des Collegium Clementinum der Jesuiten in Prag, für das er später mehrere Auftragskompositionen schrieb. Der früheste Nachweis ist die (verloren gegangene) Musik zum Schuldrama „Via laureata“ (ZWV 245) von 1704. In der Autorenangabe des Librettos ist auch erstmals der Vorname Dismas belegt.
Z.s erste erhaltene Komposition ist die Kantate zur Karfreitagsandacht „Immisit Dominus pestilentiam“ (ZWV 58), die 1709 unter seiner Leitung im Collegium Clementinum aufgeführt wurde. Gemäß der autographen Titelangabe lebte Z. damals im Haus des Grafen v. Hartig in Prag. Nach jüngeren Forschungen handelt es sich dabei um →Johann Hubert v. Hartig (um 1671–1741), Bruder des ksl. Statthalters →Ludwig Josef v. Hartig und bekannt als ausgezeichneter Cembalist und Förderer der Prager Musikalischen Akademie. Ihm ist u. a. die Kantate „Attendite et videte“ (ZWV 59) gewidmet. 1710 ging Z. als Kontrabassist der Hofkapelle →Augusts des Starken (1670–1733) nach Dresden und nahm hier Kompositionsunterricht bei dem Hofkapellmeister →Johann Christoph|Schmidt (1664–1728). Für eine in der Widmungsvorrede der Missa Sanctae Caeciliae (ZWV 1) vom Kurfürsten erbetene Studienreise nach Italien gibt es bislang keine Belege, die Reise fand wohl nicht statt. Von Juni 1716 bis Febr. 1719 hielt sich Z. überwiegend in Wien auf, er war Mitglied im Gefolge des sächs. Thronfolgers →Friedrich August (1696–1763), der seine Hochzeit mit der Kaisertochter →Maria Josepha (1699–1757) vorbereitete.
Z. war u. a. für die Tafelmusiken des Kurprinzen zuständig. Die vier sog. „Capricci“, hochvirtuose Orchestersuiten für 2 Corni da Caccia, 2 Oboen, Fagott und Streicher (ZWV 182–185) entstanden eventuell für die adeligen Jagdgesellschaften. Neben diesen Verpflichtungen studierte Z. Kontrapunkt bei →Johann Josef Fux (1660–1741) und legte eine Sammlung überwiegend eigenhändiger Abschriften von Musterkompositionen älterer und zeitgenössischer Meister an, wie z. B. →Palestrina, Frescobaldi, →Froberger oder Fux („Collectaneorum musicorum libri quatuor“). Während seiner Studienzeit bei Fux erteilte Z. seinerseits 1717 →Johann Joachim Quantz (1697–1773) Unterricht im Kontrapunkt.
Wieder in Dresden, wurde Z. neben Kapellmeister →Johann David Heinichen (1683–1729) mit dem unter Einfluß Maria Josephas nun vorangetriebenen Ausbau der kath. Hofkirchenmusik betraut. Entsprechende organisatorische und kompositorische Aufgaben bildeten den Schwerpunkt von Z.s Tätigkeit in den nächsten Jahren. Es entstanden viele Messordinarien, Litaneien, Kompositionen für die Vesper und für die Karwoche. 1726 legte Z. ein eigenhändiges Verzeichnis eigener und fremder Kompositionen für den Kirchendienst an, sein „Inventarium rerum musicarum“, das er bis 1739 führte. 1722 reiste Z. nochmals nach Prag, wo er im Auftrag des Collegium Clementinum das Melodram „Sub olea pacis“ (ZWV 175) zur Krönung Karls VI. zum König von Böhmen schrieb. Am 12.9.1723 leitete er die festliche Uraufführung in Anwesenheit des Kaiserpaars.
Nachdem Schmidt 1728 und im folgenden Jahr Heinichen gestorben waren, übernahm Z. vertretungsweise deren Aufgaben. 1731 ist er im Hof- und Staatskalender als „Contrebasse & Compositeur“ verzeichnet, 1732 erhielt er eine Gehaltszulage. Im April 1733 schrieb er die Musik für die Dresdener Exequien nach dem Tod Augusts des Starken. Zum neuen Hofkapellmeister wurde jedoch →Johann Adolph Hasse (1699–1783) berufen, der die Stelle im Juni 1734 antrat. Z.s Hoffnungen auf diese Position waren damit hinfällig, er wurde aber 1735 zum „Kirchen-Compositeur“ ernannt und bezog 1736 eine weitere Gehaltserhöhung auf nunmehr 800 Taler.
Aus den letzten elf Lebensjahren datieren deutlich weniger Werke Z.s. Eine „Missa votiva“ (ZWV 18) zur Genesung deutet möglicherweise auf eine längere Erkrankung. Das Projekt einer letzten Serie von sechs Messen, von Z. selbst „Missae ultimae“ bezeichnet, konnte er nicht mehr vollenden, nur drei Messen wurden fertiggestellt (ZWV 19–21).
Den Schwerpunkt von Z.s mit rund 150 Kompositionen vergleichsweise kleinem Gesamtwerk bildet geistliche Musik; an Instrumentalmusik sind neben den genannten Capricci lediglich sechs Trio- bzw. Quadrosonaten (1721/22, ZWV 181) und vier Orchestersuiten (Concerti, 1723, ZWV 186–189) erhalten, die in ihrem rhythmischen Reichtum und der lebendigen Melodieführung allgemein als Gipfelwerke der Gattung gelten.
Z.s musikalische Sprache ist originell und läßt sich keinem unmittelbaren Vorbild zuordnen. In seinen Werken finden sich motettischer Satz und moderne Ritornelltechnik, große Chorfugen und weit ausgesponnene, expressive Arien, die hohe technische Anforderungen an die Sänger stellen. Melodien und Harmonik sind besonders in den letzten Messen oft von ausdrucksstarker Chromatik gekennzeichnet.
Für die Wertschätzung der Zeitgenossen spricht, daß →Johann Georg Pisendel (1687–1755) und →Georg Philipp Telemann (1681–1767) eine Drucklegung der Responsorien ZWV 55 planten, die jedoch nicht zustande kam. In Z.s böhm. Heimat lassen zahlreiche Quellen auf eine durchgehende Aufführungstradition für die geistlichen Werke schließen.
Von der Musikforschung in den 1970er Jahren wiederentdeckt, liegen viele Werke in Denkmälerausgaben und modernen Editionen vor, zudem sind einige CD-Einspielungen entstanden.
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Works
W Messen ZWV 1–21, Messensätze, 4 Requiem, „De profundis“ ZWV 50, Lamentationes Jeremiae Prophetae ZWV 53, 27 Responsoria pro Hebdomada Santa ZWV 55;
– Psalmen, Magnificat, Hymnen, Marianische Antiphonen, 2 Te Deum, Litaneien;
Oratorien: Il serpente di bronzo (cantata sacra), 1730, ZWV 61, Gesù al Calvario (componimento sacro), 1735, ZWV 62, I penitenti al sepolchro del redentore (oratorio), 1736, ZWV 63;
8 ital. Solo-Arien mit oblig. Instr. u. B. c., ZWV 176;
– W-Verz.: W. Reich, J. D. Z., Themat.-systemat. Verz. d. mus. Werke (ZWV), 1985, Neudr. in: Z.-Dok. (s. L), 1989, S. 279–312 (Diskogr.);
MGG² (Verz. d. Edd.);
New Grove²;
– CDs u. a. Triosonaten N. 1–6, 2 CDs, 1999;
|Sub olea pacis, melodrama de Sancto Wenseslao (1723, ZWV 175), 2 CDs, 2001;
Complete Orchestral Works, 3 CDs, 2002;
Missa votiva (1739, ZWV 18), 2010;
Supraphon Recordings (1982–2013), 2018;
– Nachlaß: auf Veranlassung d. Kfn. Maria Josepha f. d. kgl. Musikalienslg. aufgekauft, e. Großteil d. Partituren heute in d. Sächs. Landesbibl. Dresden. -
Literature
|ADB 45;
M. Fürstenau, Btrr. z. Gesch. d. kgl. sächs. musikal. Kapelle, 1849;
N. Schulz, J. D. Z., Diss. masch. Berlin 1944;
S. Oschmann, J. D. Z., Seine geistl. ital. Oratorien, 1986;
W. Horn, Die Dresdner Hofkirchenmusik 1720–1745, Studien zu ihren Voraussetzungen u. ihrem Repertoire, 1987;
Z.-Dok., Quellen u. Materialien, in Verbindung mit O. Landmann u. W. Reich vorgelegt v. W. Horn u. Th. Kohlhase, 2 Bde., 1989;
Th. Kohlhase, Der Dresdener Hofkirchenkomp. J. D. Z., Ein Forsch.ber., in: Musik d. Ostens 12, 1992, S. 115–212;
Z.-Studien 1, unter Mitarb. v. H. Unverricht hg. v. Th. Kohlhase, 1993;
S. Oschmann, Zur Rezeption v. Nat.- u. Gattungsstilen in d. Corno da caccia-Suiten v. J. D. Z., in: Archiv f. Musikwiss. 51, 1994, S. 315–39;
J. Stockigt, The Vespers Psalms of J. D. Z. (1679–1745) in the Liturgy and Life of the Dresden Catholic Court Church, Diss. Melbourne, 1994;
dies., J. D. Z. (1679–1745), a Bohemian Musician at the Court of Dresden, 2000;
Z.-Studien II., Referate u. Materialien d. 2. Internat. Fachkon. J. D. Z. (Dresden u. Prag 1995), zus.gest. u. red. v. W. Reich, hg. v. G. Gattermann, 1997;
V. Kapsa u. C. Madl, Weiss, the Hartigs and the Prague Music Ac., Research into the „profound silence“ left by a „pope of music“ in: Journal of the Lute Soc. of America 33, 2000, S. 47–85;
W. Hader, Requiem-Vertonungen in d. Dresdner Hofkirchenmusik v. 1720 bis 1764, 2001;
J. Trojan, Zur musikal. Dramaturgie v. J.-D. Z.s Melodrama „Sub olea pacis et palma virtutis“ (Prag 1723), in: Musikgesch. zw. Ost- u. Westeuropa, Ber. d. Konf. Chemnitz 28.–30. Okt. 1999 anläßl. d. 70. Geb.tags v. K. W. Niemöller, hg. v. H. Loos, 2002, S. 573–92;
J. D. Z.s Life and Music Reconsidered, Z. Conference Prague 2015, hg. v. J. K. Kroupa, 2015;
C. Bolzan, J. D. Z., vita e opere di un compositore boemo tra Praga, 2019;
– MGG;
MGG²;
New Grove;
New Grove²;
Wurzbach;
ÖML;
BMLO;
Riemann;
BBKL 14. -
Author
Marion Brück -
Citation
Brück, Marion, "Zelenka, Jan Dismas (Johann Dismas, Taufname Jan Lukáš)" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 633-635 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118808370.html#ndbcontent
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Zelenka, Johann Dismas
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Biography
Zelenka: Johann Dismas Z., ein seiner Zeit berühmter Componist, geboren 1681 zu Launowitz in Böhmen, † am 23. December 1745 zu Dresden. Seine Erziehung erhielt er nach allgemeiner Annahme im Jesuitencollegium in Prag, die bestimmend auf seinen Charakter eingewirkt hatte. Ueber seine früheste musikalische Ausbildung ist nichts bekannt, doch scheint es, daß er nur im Instrumentenspiel geübt war, wogegen er sich als Componist schon früh auszeichnete, um 1709 sich im Hause des Freiherrn Josef Ludwig v. Hartig befand und in dessen Auftrage lateinische Cantaten componirte. Im J. 1710 befand er sich in Dresden an der kurfürstlichen Hofcapelle als Contrabassist mit 300 Thlr. Gehalt, der 1711 auf 350 Thlr. erhöht wurde. 1712 componirte er für den h. Cäcilientag eine Messe (in G-dur). Zur weiteren Ausbildung schickte ihn der Kurfürst 1716 nach Wien zu Fux und noch in demselben Jahre nach Italien, resp. nach Venedig zu Lotti, wo sich auch der Kurprinz von Sachsen aufhielt, der wol zugleich eine gewisse Controlle über die Thätigkeit desselben auszuüben hatte. Nach Rochlitz soll er auch nach Neapel zu Scarlatti gegangen sein, doch bestreitet dies Fürstenau, da sich davon in den Acten keine Andeutung findet. 1717 ging er wieder nach Wien, und als auch der Kurprinz das Jahr darauf|nach Wien kam, wurde er in dessen Capelle eingereiht. 1719 befand er sich wieder in Dresden. Sein Gehalt wurde nun auf 400 Thlr. angesetzt. Neben seinem Platze als Contrabassist in der Hofcapelle hatte er auch die Capellmeister Schmidt und Heinichen zu unterstützen, d. h. bei deren Verhinderung zu vertreten, entweder als Dirigent oder als Lehrer der Capellzöglinge. Als im Jahre 1723 Karl VI. zum Könige von Böhmen in Prag gekrönt wurde, erhielt Z. den Auftrag eine lateinische Komödie, das Melodrama de Sancto Wenceslao zu componiren, welches auch unter seiner Leitung daselbst zur Aufführung gelangte. Als im J. 1729 Heinichen mit Tode abging, rückte er in dessen Stelle als Kirchenmusikdirector ohne Erhöhung seines Gehaltes ein, was erst im Jahre 1733 eintrat, als ihm der Kurfürst den Titel Compositeur verlieh und sein Gehalt auf 550 Thlr. festsetzte, dagegen wurde seine Eingabe, in der er um den Capellmeistertitel bat, nicht bewilligt. Erst im J. 1736, nach nochmaliger Eingabe, wurde sein Wunsch erfüllt und das Gehalt auf 800 Thlr. erhöht. Er starb unverheirathet 64 Jahre alt an der Wassersucht, ältere Biographien setzen seinen Tod den 22. December 1745 an, während Fürstenau in seinem zweiten Werke den 23. December angibt.
Z. war ein außerordentlich fleißiger und redlicher Mann; man warf ihm zwar vor, daß er allzusehr zur Bigotterie hinneige, die ihm wol durch seine Jugenderziehung bei den Jesuiten eingeimpft war, doch war er andererseits ein so streng moralischer Charakter, daß selbst seine Gegner ihm nichts vorzuwerfen fanden. Seine Compositionen sind unzählig und nicht nur eigene Werke von seiner Hand bewahren die Dresdner Bibliotheken und Archive, sondern auch zahlreiche und umfangreiche Werke anderer berühmter Componisten, die er wol des Studiums halber in sauberer Handschrift herstellte. Gedruckt ist zu seiner Zeit nichts worden, dies mußte in damaliger Zeit vom Componisten selbst auf eigene Kosten besorgt werden und dazu hatte er wol zu wenig Unternehmungsgeist, vielleicht auch nicht Ehrgeiz genug; es genügte ihm die eigene Befriedigung am Schaffen, und da ihm zugleich eine öffentliche Aufführung, entweder in der Kirche, dem Theater, oder bei Hofe sicher war, so fand er völlig Genüge daran und vertiefte sich lieber in eine andere Arbeit. Außer den Dresdner Bibliotheken finden sich fast auf allen deutschen großen Bibliotheken Copien von seinen Werken. Im Archiv der katholischen Kirche trägt ein Schrank seinen Namen, der gefüllt ist mit seinen Autographen. Leider lagert ein schwarzer Staub fast fingerdick auf den Blättern, da man, wie es scheint, nicht für nöthig findet die Musikalien jemals einer Reinigung zu unterziehen. Dieser Schrank enthält 21 vollständige Messen für Chor, Soli und Orchester in Partitur und Stimmen, wie alle folgenden, 7 Kyrie, 4 Gloria, 2 Credo. 6 Sanctus, 7 Agnus Dei, 4 Offertorien, 3 Requiem, 2 Te deum, 108 Psalmen, Litaneien, Antiphonen, Motetten und kleinere geistliche Gesänge, ferner die Oratorien: I penitenti ad sepolchro; II serpente de bronso und Giesu al Calvario. Dann 3 Cantaten: Immisit Dominus; Deus dux und Attendite et videte. Ferner 1 Melodrama: De S. Wenceslao (für Prag componirt) und 1 Serenade. — Andere Werke besitzt die kgl. Privat-Musikaliensammlung in Dresden, die sich jetzt im Gebäude des japanischen Palais in Dresden befindet, sie enthält das Oratorium Jesu al Calvario, 1 Messe, Responsorien, 3 Lamentationen, eine Serenata im Autograph und eine Sammlung Arien aus dem Jahre 1733. Ferner an Instrumentalwerken drei Mal 6 Sonaten für 2 Oboen, 1 Fagott, oder für 1 Violine und Tiorba. Auch in der kgl. Bibliothek zu Berlin befinden sich einige geistliche Compositionen, darunter unter den Autographen ein Miserere für 4 Stimmen und kleines Orchester in C-moll. Die Staatsbibliothek in München besitzt das Autograph eines Magnificat, welches einst Friedemann Bach besaß. Auch das|Joachimsthal’sche Gymasium besitzt 6 Messen, Magnificats und ein Salve regina. In neueren Ausgaben sind bis jetzt nur 3 Gesänge veröffentlicht: ein Credo, ein Ecce quomodo moritur und ein Salve regina (siehe Eitner's Verzeichniß neuer Ausgaben, Berlin 1871). Der Sah Ecce quomodo moritur zu 4 Stimmen ohne Begleitung liegt mir vor, er zeichnet sich durch eine echt kirchliche Stimmung aus, die an die Ausdrucksweise des 16. Jahrhunderts vielfach erinnert, unterbrochen durch kühne chromatische Modulationen, die wieder auf eine weit spätere Zeit über Z. hinaus weisen und dem Tonsatze bei seiner beträchtlichen Länge zu großem Vortheile gereichen. Auch darin kann man ihn einen Jünger des 16. Jahrhunderts nennen, daß sich jede Stimme gesangreich bewegt und richtige Abschlüsse zeigt, ferner in der Behandlung der sich wenig auszeichnenden Motive, die selten mehr als eine Durchführung erfahren und darauf einem anderen Motive Platz machen, ebenso ist der Gebrauch der vielfach angewandten Vorhalte dem 16. Jahrhundert abgelauscht.
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Literature
Fürstenau, Beiträge z. Gesch. d. kgl. sächs. musikal. Kapelle. Dresden 1849, S. 114, 123, 133, 139; ferner Zur Gesch. d. Musik u. d. Theaters am Hofe der Kurfürsten v. Sachsen. Dresden 1861, Bd. II, S. 71 ff. —
Rochlitz, Für Freunde d. Tonkunst, u. Cäcilia, eine Zeitschr. f. die musikal. Welt. Mainz 1848, S. 101. -
Author
Rob. Eitner. -
Citation
Eitner, Robert, "Zelenka, Johann Dismas" in: Allgemeine Deutsche Biographie 45 (1900), S. 13-15 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118808370.html#adbcontent