Lebensdaten
1813 – 1868
Beruf/Funktion
Maler ; Architekt
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 138508666 | OGND | VIAF: 90783342
Namensvarianten
  • Zander, Christoph Eduard

Quellen(nachweise)

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Zander, Christoph Eduard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd138508666.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Zander: Christoph Eduard Z., Maler, Architekt, Naturforscher und Reisender, wurde am 22. October 1813 (nicht, wie Seubert, Allgem. Künstlerlexikon² 3, 623 angibt, 1843, auch nicht, wie Larousse, Grand Dictionnaire universel 15, 1456 behauptet, 1834) in dem anhaltischen Städtchen Radegast bei Köthen aus unbemittelter Familie geboren. Er genoß keine höhere Schulbildung, sondern erlernte zunächst die Landwirthschaft. Da er sich jedoch von diesem Berufe nicht befriedigt fühlte, weil er seinen künstlerischen und technischen Fähigkeiten und Neigungen allzu wenig entsprach, ging er zur Malerei über. Er begab sich nach München, betrieb hier eifrig das Studium seiner Kunst und beschäftigte sich nebenbei auch mit der Architektur, dem Artilleriewesen und der Botanik, was ihm später sehr zu statten kam. Nach der Vollendung seines Studienganges bemühte er sich, seinen Lebensunterhalt als Maler und Zeichner zu verdienen. Da ihm dies aber nicht gelang, und da er überdies einen lebhaften Reisetrieb in sich verspürte, beschloß er auf den Rath einiger Freunde, nach Abessinien auszuwandern, wo sich damals eine ganze Anzahl deutscher Abenteurer, Handwerker, Techniker und Gelehrter aufhielt. Der bekannteste unter diesen war der schwäbische Naturforscher Wilhelm Schimper, der damals als Statthalter der abessinischen Landschaft Antitscho im Dienste des Theilfürsten Ubié von Tigré stand und neben umfassenden geologischen Untersuchungen im Auftrage des Pariser botanischen Gartens das Pflanzensammeln im großen Maßstabe betrieb. Zu ihm beschloß Z. zu gehen, um ihm bei seinen naturwissenschaftlichen Forschungen behülflich zu sein. Nach einer langwierigen und gefahrvollen Fahrt durch das Rothe Meer landete er am 12. September 1847 im Hafen von Massaua. Nachdem er sich einigermaßen über die Verhältnisse des Landes und des Volkes unterrichtet hatte, stieg er durch den Tarantapaß nach dem abessinischen Hochlande hinauf und schrieb von Halai aus an Schimper einen Brief, in welchem er ihn von seiner Ankunft und seinen Absichten in Kenntniß setzte und um freundliche Aufnahme und Förderung bat. Schimper zeigte sich indeß keineswegs geneigt, auf seine Wünsche einzugehen, da er schon mehrfach von deutschen Abenteurern behelligt und ausgenutzt worden war. Er antwortete deshalb ablehnend und verweigerte Z. die Aufnahme. Dieser ließ sich indessen nicht abschrecken, sondern beschloß, trotzdem nach Antitscho vorzudringen. Nach einem beschwerlichen und lebensgefährlichen Marsche durch verwüstete, von Räuberbanden durchstreifte Gegenden erreichte er glücklich sein Ziel und wurde von Schimper, auf den er einen günstigen Eindruck machte, wider Erwarten freundlich aufgenommen. Schimper ernannte ihn zu seinem Gehülfen, übertrug ihm allmählich eine Reihe von Verwaltungsgeschäften und verwendete ihn außerdem zu naturwissenschaftlichen Excursionen in die nähere und weitere Umgebung seines Wohnortes. Z. lernte auf diese Weise Land und Volk gründlich kennen, legte zoologische, botanische, mineralogische und ethnographische Sammlungen an und entwarf zahlreiche wohlgelungene Zeichnungen der merkwürdigsten Naturgegenstände. Nach einiger Zeit wurde er auch mit Schimper's Gönner, dem Theilfürsten Ubié bekannt. Dieser fand Wohlgefallen an Zander's technischen Fertigkeiten, zog ihn deshalb an seinen Hof und ernannte ihn zu seinem Ingenieur und Baumeister. Als solcher erbaute er unter anderem die Kirche von Debr Eskié in der Landschaft Semién, die dadurch für alle Zeiten merkwürdig ist, daß in ihr am 11. Februar 1855 Kaiser Theodor vom Oberpriester der äthiopischen Kirche zum Negus Negesti, also zum Herrscher über das gesammte Abessinien gekrönt wurde. Z. wußte sich durch seine Tüchtigkeit und Vielseitigkeit, sowie durch die Ehrenhaftigkeit seines Charakters am Hofe von Tigré schnell allgemeine Anerkennung zu verschaffen. Ubié, der ihm seine volle Gunst Zuwandte, beschenkte ihn mit Vieh und Ländereien, erhob ihn in den Adelstand und verheirathete ihn mit einem schönen 14jährigen Gallamädchen, von der er eine Tochter bekam. Leider dauerte dieser glückliche Zustand infolge der ungünstigen politischen Verhältnisse des Landes nicht lange. Um 1850 wurde nämlich der junge energische Kasa, der sich später Theodor nannte und unter diesem Namen der Geschichte angehört, Herr der im mittleren Habesch gelegenen Landschaft Amhara. Er faßte den Plan, das ganze, seit 80 Jahren von Parteikämpfen zerrissene und deshalb nach außen völlig ohnmächtige Abessinien unter seinem Scepter zu vereinigen und das alte äthiopische Reich in vollem Glanze wiederherzustellen. Er forderte die Theilfürsten, unter ihnen auch Ubié, auf, ihm Tribut zu entrichten und seine Oberherrschaft anzuerkennen. Ubié verweigerte die Zahlung und rüstete sich zum Kriege, unterlag aber am 9. Febr. 1855 in der Schlacht von Debraski, worauf Theodor ganz Tigié unterwarf und den Titel eines Kaisers von Aethiopien annahm. Z. befehligte in der Schlacht die Artillerie Ubié's, ging aber, als er sah, daß alles verloren war, zu Theodor über und trat in dessen Dienste. Er erwarb sich in kurzer Zeit in hohem Grade das Vertrauen des Negus, der ihn zum Hüter seines Arsenals und Schatzhauses auf der befestigten Insel Gorgora im Tanasee ernannte und ihm später nicht nur hohe militärische Ehrenstellen, sondern auch die Würde eines Ministers übertrug. Als solcher unterstützte er den Kaiser bei der Anbahnung und Durchführung seiner vielseitigen staatlichen und kirchlichen Reformen. In dieser einflußreichen Stellung erhielt sich Z. bis zum Jahre 1868, in dem es zu dem bekannten Kriege Englands gegen den Negus kam. Die Engländer rückten unter der Führung des Generals Sir Robert Napier vor Theodor's Felsenfestung Magdala, in die sich auch Z. mit der Artillerie des Kaisers zurückgezogen hatte. Als Theodor an jeder Rettung verzweifelte, erschoß er sich am 14. April. Seine Truppen ergaben sich den Belagerern. Z. überlebte seinen Herrn, den er von ganzem Herzen liebte und achtete und dem er bis zuletzt die Treue bewahrte, nur wenige Monate. Bereits am 29. September 1868 starb er zu Mulkutto oder Malkatto, einem Hafenorte des Rothen Meeres südlich von Massaua.

    Er hinterließ zwar keine gedruckten Schriften, wol aber mehr als 100 Bleistift- und Federzeichnungen von abessinischen Landschaften, Naturgegenständen, Bauwerken und Volkstypen, ferner eine werthvolle, 1859 in Magdala verfaßte Abhandlung über die Landwirthschaft Abessiniens, sowie Notizen über allerlei von ihm selbst angestellte geologische und meteorologische Beobachtungen. Alle diese Werke gingen in den Besitz des Herzogs Leopold Friedrich von Anhalt über. 1869 hat Richard Andree in seinem Werke „Abessinien, das Alpenland unter den Tropen“ sowol einen großen Theil der Zeichnungen, als auch die erwähnte Abhandlung sammt dem Bilde und einer kurzen Lebensbeschreibung Zander's veröffentlicht.

  • Autor/in

    Viktor Hantzsch.
  • Zitierweise

    Hantzsch, Viktor, "Zander, Christoph Eduard" in: Allgemeine Deutsche Biographie 44 (1898), S. 683-684 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138508666.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA