Lebensdaten
1613 – 1661
Geburtsort
Nürnberg
Sterbeort
Nürnberg
Beruf/Funktion
Forschungsreisender
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 124881947 | OGND | VIAF: 47706160
Namensvarianten
  • Wurfbain, Johann Siegmund
  • Wurffbain, Johann Sigmund
  • Wurfbain, Johann Sigmund
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Quellen(nachweise)

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Wurfbain, Johann Siegmund, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124881947.html [26.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Wurfbain: Johann Siegmund W., namhafter Reisender, war am 20. August 1613 zu Nürnberg geboren, erlernte in seiner Vaterstadt die Kaufmannschaft, begab sich dann, da der Handel in Oberdeutschland wegen des dreißigjährigen Krieges fast völlig stockte, nach Amsterdam, trat hier 1632 in den Dienst der ostindischen Compagnie und fuhr nach Batavia. Hier blieb er zunächst als gemeiner Soldat bei der Garnison, nahm dann an einem Rachezug gegen die räuberischen Einwohner von Ceram Theil, besuchte bei dieser Gelegenheit auch Celebes und wurde darauf der holländischen Besatzung von Amboina zugetheilt. Später versetzte man ihn nach Banda. Beide Inseln durchstreifte er nach allen Richtungen und lernte sie dadurch auf das genaueste kennen. Nachdem er auch Borneo und den wenig bekannten Aruarchipel besucht hatte, verließ er den beschwerlichen Soldatendienst und wollte nach der Heimath zurückkehren. Da aber seine Vorgesetzten seine Fähigkeiten erkannt hatten und ihn im Dienst der Compagnie zu erhalten wünschten, boten sie ihm das Vorsängeramt an der reformirten Kirche, sowie die Kinderlehrerstelle in Banda an. Als eifriger Lutheraner lehnte er beide Aemter aus Gewissensbedenken ab. Endlich fand er einen angemessenen Wirkungskreis als Unterkaufmannsassistent, doch kehrte er 1638 nach Batavia zurück, um seinen Abschied zu nehmen. Als er aber hörte, daß in Deutschland der Krieg noch immer kein Ende genommen habe, beschloß er noch einige Jahre in Indien zu bleiben. Durch den Generalgouverneur Anton van Diemen wurde er zum Unterkaufmann befördert. Als solcher begab er sich zunächst nach dem Reiche des Großmoguls, um hier zum Nutzen der Compagnie Handel zu treiben. In Surate traf er mit dem bekannten deutschen Reisenden Albrecht von Mandelsloh, einem Genossen des Adam Olearius, zusammen. 1640 erhielt er den Austrag, eine Handelsreise nach Arabien zu unternehmen. Mit einer Schiffsladung indischer und chinesischer Waaren begab er sich zunächst nach Aden, dann nach Mocha, wo er einen günstigen Handelsvertrag abschloß, welcher der Compagnie Zollfreiheit zugestand, endlich nach der persischen Hafenstadt Gamron, worauf er nach Surate zurückkehrte. Da sich während dieser gewinn- und erfolgreichen Reise seine kaufmännische Tüchtigkeit glänzend bewährt hatte, wurde er von der Compagnie mit dem Amte eines Edelsteinhändlers betraut. Als solcher mußte er häufige und beschwerliche Reisen nach den verschiedenen Fundgebieten Vorderindiens unternehmen. Da er das Vertrauen seiner Vorgesetzten in jeder Weise rechtfertigte, beförderte man ihn zum Oberkaufmann und übertrug ihm gleichzeitig den diplomatischen Verkehr mit den befreundeten indischen Fürsten und Statthaltern. 1644 hielt er um den erledigten Posten eines Handelsdirectors in Persien an, doch verweigerte man ihm die Stellung, da er kein geborener Niederländer sei. Schwer gekränkt durch diese Zurücksetzung nahm er seinen Abschied und begab sich nach Batavia. Hier hielt er sich einige Zeit als Privatmann auf, sammelte statistische Nachrichten über den Handel der Holländer in Indien und kehrte dann nach Amsterdam zurück. Am 21. September 1646 traf er wieder in Nürnberg ein, errichtete ein kaufmännisches Geschäft, verfaßte eine Beschreibung seiner Reise und starb am 2. August 1661. Sein|Reisewerk, das bei Lebzeiten des Verfassers nur auszugsweise erschien (Nürnb. 2646, 4°) und erst nach seinem Tode durch seinen Sohn vollständig herausgegeben wurde ("Vierzehn-Jährige Ost-Indianische Kriegs- und Ober-Kauffmanns-Dienste“, Sulzbach 1686, 4°, Tübingen 1688. 4°), enthält eine vortreffliche Schilderung der holländischen Besitzungen in Indien, ihrer Bewohner und Erzeugnisse, sowie eine eingehende Uebersicht über die großartige Handelsthätigkeit der ostindischen Compagnie. Es zeichnet sich namentlich durch eine Fülle statistischer Angaben über den Gewürzhandel, insbesondere über die Mengen und Preise der ausgeführten Gewürzsorten aus. Merkwürdig ist auch sein Bericht über eine Reise, welche einige Holländer und drei Deutsche, Schiller, Michael und Plemp, 1634 nach dem beinahe unbekannten Neuguinea unternommen hatten.

    • Literatur

      Beckmann, Litteratur der älteren Reisebeschreibungen I, 90—101. — Marperger, Gelehrte Kaufleute, S. 162—6. —
      Roth, Geschichte des Nürnberger Handels II, 118. — Will-Nopitsch, Nürnbergisches Gelehrtenlexikon IV. 314.

  • Autor/in

    Viktor Hantzsch.
  • Zitierweise

    Hantzsch, Viktor, "Wurfbain, Johann Siegmund" in: Allgemeine Deutsche Biographie 44 (1898), S. 324-325 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124881947.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA