Lebensdaten
1579 – 1630
Geburtsort
Mantua
Sterbeort
Chur
Beruf/Funktion
kaiserlicher General ; Hofkriegsrat-Präsident
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 116637005 | OGND | VIAF: 49981990
Namensvarianten
  • Collalto, Rambald Graf von
  • Collalto, Rambaldo Graf von
  • Collalto, Rambald Graf von
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Zitierweise

Collalto, Rambaldo Graf von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116637005.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus weitverzweigtem friaulischem Grafengeschlecht, das sich, anscheinend mit Recht, v. dem ottonischen Gf. Raimbald v. Treviso herleitet u. sich seit dem 12. Jh. nach einer Burg C. nennt;
    V Anton (1548–1619), seit 1589 Gen. der Rep. Venedig;
    M Julia Marchesa Torelli di Casei;
    ⚭ Bianca Polyxena ( 1675), T des Hieronymus Wenzel Gf. v. Thurn u. Valsassina u. der Anna Ludmilla Gfn. v. Hardegg, N des böhmischen Oppositionsführers Gf. Heinr. Matth. v. Thurn u. Valsassina (1567–1647);
    2 S, 1 T, Claudius (1628–60), seit 1651 Reichshofrat, Ant. Franz (1630–96), kaiserlicher GR, Oberstlandrichter v. Mähren, Julia (1625–1647, Julius Gf. Salm-Neuburg (1600–54), Landeshauptmann v. Mähren).

  • Biographie

    Aus Venedig wegen eines nicht genau erkennbaren Vorfalles vertrieben und daher zeitlebens ein grimmiger Hasser der Republik, trat er 1599 in das kaiserliche Heer ein, wurde 1608 Feldkriegsrat und Oberst, 1618 Regimentsführer unter Bucquoi in Böhmen. Seine angebliche Teilnahme an Khlesls Verhaftung beruht auf Verwechslung mit einem Verwandten. Juli und August 1620 war er kaiserlicher Gesandter auf dem ungarischen Reichstage zu Neusohl. Im Mai 1621 wurde C. Kommandeur der rechtsdonauischen Truppen gegen Ungarn, seit 31.7.1624 war er als Nachfolger des Hans Caspar von Stadion Hofkriegsrat-Präsident, seit 20.9.1625 Feldmarschall Wallensteins, 1626 Vertreter des Kaisers auf dem Salzburger Konvent, April 1627 kaiserlicher Geheimer Rat, 31.5.1628 Generalleutnant Wallensteins, April 1629 unter spanischem Einfluß Oberbefehlshaber des oberitalienischen Expeditionsheeres.

    C. war weder eine bedeutende Persönlichkeit noch hat er besondere Leistungen aufzuweisen, er ist aber geschichtlich wichtig durch sein Ansehen bei Hofe und den Einfluß, den er zeitweise auf militärische und politische Geschehnisse ausgeübt hat. Seine Fähigkeiten blieben hinter seiner Geltungssucht und Ruhmgier zurück, an diesem Zwiespalt krankte seine ganze Entwicklung. Zum Gegenspieler Wallensteins fehlte ihm die Kraft. Mit großem Elan warf er sich auf jede neue Aufgabe, aber immer wieder erlahmte er nach kurzer Zeit, sobald er auf sich selbst gestellt war. Er verstand es, als Grandseigneur mit gewinnenden Formen aufzutreten, nichts war ihm verhaßter, als sich unter- und einordnen zu müssen, seinen eigenen Verwandten war sein Hochmut unerträglich. Mindestens viermal hat er beleidigt seinen Posten verlassen, weil er sich nicht genügend anerkannt sah: so ließ er mitten im Krieg 1619 sein Kommando im Stich, weil ihm Bucquois Anordnungen nicht paßten. 1621 nach Bucquois Tode zur Donau-Armee versetzt, machte er sich Hoffnung, dessen Nachfolger zu werden, geriet aber sofort in Kompetenzstreitigkeiten und ging nach Wien zurück. Am bekanntesten ist sein heimliches Entweichen aus Wallensteins Heer im Februar 1626, dessen tieferer Grund wahrscheinlich die Einsicht in die Unmöglichkeit war, Wallenstein überholen zu können. Zweimal war ihm die Chance gegeben, sich in selbständigem Kommando zu bewähren: 1621 gegen Batthyáni: er eroberte Güns, als aber bei weiterem Vorrücken stärkere gegnerische Truppen heranzogen, trat er kampflos den Rückzug an. 1629/30 in Italien: endlich hatte er ein großes Kommando, wovon er sein Leben lang geträumt hatte und bei dem ihm Wallenstein freie Hand ließ; da zeigte sich aber, daß ihm Weitblick und Umstellungsfähigkeit abgingen, die wechselnde politische und strategische Lage richtig einzuschätzen und danach zu handeln. Eigensinnig und eigenmächtig hielt er an den überholten Gedanken einer Bekämpfung Venedigs fest, statt sofort, wie es Wallenstein wollte, alle Kräfte nach Piemont und Savoyen zu werfen, um das Vordringen der Franzosen zu verhindern. Als er dann viel zu spät im Juli 1630 vorrückte, verzettelte er sich in einem Prestigezwist mit Spinola und wurde von Richelieu und Mazarin fast mühelos überspielt. Wallenstein, der von seinen militärischen Fähigkeiten nicht viel hielt, verstand es, nach Vernarbung des Zwistes von 1626 seine Eigenheiten und Eitelkeiten geschickt zu umspielen und ihn so zu einem brauchbaren, ja unentbehrlichen Werkzeug seiner Ziele bei Hofe und im Felde zu machen; C. übernahm das Kontributionssystem, verschleppte die vom Hofe angeordnete Heeresverminderung, stützte Wallensteins „mecklenburgische Sach“ und Friedenspolitik gegenüber Dänemark, lehnte das Restitutionsedikt ab und hielt an Wallensteins altem Plan einer Bekämpfung Venedigs so unbelehrbar fest, daß er darüber schließlich mit seinem überlegenen Lehrmeister 1629 erneut in eine Spannung geriet. Bei Hofe verstand er es, sich mit dem Nimbus eines erfahrenen militärischen Sachkenners zu umgeben. Ferdinand II. setzte großes Vertrauen in ihn und verwandte ihn, wie schon vorher Matthias, mehrfach zu wichtigen Missionen. Wenn Caraffa meinte, er wisse keinen, der ihn an Urteil, Wissen und Erfahrung in politischen und militärischen Angelegenheiten übertreffe, dürfte er damit die Ansicht Wiener Hofkreise wiedergeben. Tiefer blickte der kluge P. Lucas Fanini, der Beichtvater der Kaiserin Eleonore, wenn er ihn einen verschlossenen Melancholiker nennt, der nicht von seiner Ruhmsucht loskommt; nicht viel anders lautet das Urteil Siris, das zweifellos auf Mazarin zurückgeht. Es dürfte in der Tat richtig sein, daß sein Tod, wie Siri sagt, weder für die Interessen des Kaisers noch für das Heer einen Verlust bedeutete.

  • Literatur

    ADB IV;
    Gualdo Priorato, Scena d'Huomini illustri d'Italia, Venedig 1658;
    V. Siri, Memorie recondite VII, Ronco 1669;
    F. Ch. v. Khevenhüller, Konterfet Kupfferstich II, Leipzig 1721 (P);
    P. v. Chlumecky, Regg. d. Archive im Markgrafenthume Mähren I, 1856 (Briefwechsel);
    J. Bühring, Venedig, Gustav Adolf u. Rohan, 1885 (wichtig);
    H. Hallwich, Gestalten a. Wallensteins Lager, 1885;
    ders., Wallensteins., Dame“, in: Festschr d. Ver. f. Gesch. d. Dt. in Böhmen, Prag 1902;
    ders., 5 Bücher Gesch. Wallensteins, 1910. - Qu.: Briefe u. Akten im Mähr. Landesarchiv Brünn, vgl. d. Übersicht v. B. Bretholz, in: Archivalien z. neueren Gesch. Österreichs I, 1913, S. 290 ff.;
    Fam.archiv: Schloß San Salvadore bei Conegliano. - Zulängliche Biogr. fehlt.

  • Porträts

    Gualdo Priorato, Historia di Ferdinando terzo, Wien 1672.

  • Autor/in

    Arno Duch
  • Zitierweise

    Duch, Arno, "Collalto, Rambaldo Graf von" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 320-322 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116637005.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Collalto: Rambold XIII. Graf v. C., Herr von Pirnitz, Deutsch Rudoletz, Tscherna etc., kaiserl. königl. österreichischer Feldmarschall, geh. Rath und Kämmerer, Ritter des goldenen Vließes, Inhaber zweier Regimenter und Hofkriegsraths-Präsident. Geboren zu Mantua 1575 und gestorben zu Chur 19. Dec. 1630. Nachdem C. seine Erziehung in Venedig erhalten, und von hier aus|ungekannten Gründen verbannt worden war, trat er in kaiserl. Dienste. Seine ersten Sporen erwarb er sich unter den Generalen Eggenberg und Basta, war im Beginne des dreißigjährigen Krieges Oberst und wurde zu mehreren diplomatischen Sendungen verwendet, namentlich bei der wichtigen Verhaftung des Cardinals Klesl. Dadurch zog er sich jedoch die Unzufriedenheit eines Theiles des Hofes zu, so daß er seine Entlassung nahm. Nach dem Tode Matthias' neuerdings in seine frühere Würde eingesetzt, focht er unter Bucquoi in Böhmen, bekleidete sodann die Stelle eines Gesandten auf dem Neusohler Landtag und nahm darauf bis 1628 auf den verschiedensten Kriegsschauplätzen Antheil an dem Kriege, widmete sich aber auch eben so eifrig dem ihm seit 1624 obliegenden Geschäfte eines Hofkriegsraths-Präsidenten. — Als das berüchtigte Restitutionsedict vorbereitet ward, forderte Kaiser Ferdinand II. Collalto's Gutachten darüber. Er gab dies dahin ab: das Edict sei zwar an sich gut, seine Einführung aber werde neuen Streit herbeiführen. Nach dem Ausbruche des sogenannten Mantuanischen Erbfolgestreites war C. bestimmt das kaiserl. Heer in Italien zu commandiren, der Feldherr mußte jedoch erkrankt zu Marignano am Lago maggiore zurückbleiben, während seine beiden Untergenerale Gallas und Aldringer die Festung (18. Juli 1630) erstürmten. Auf der erbetenen Heimkehr nach Deutschland erlag C. der Halsschwindsucht. Er stand als treuer Anhänger des Kaisers wie als Freund Wallenstein's zwischen beiden mit bewundernswerthem Takt und suchte mit großer Klugheit die so häufig zu Tage tretenden Gegensätze zu versöhnen.

    • Literatur

      Hirtenfeld, Oesterr. Milit. Lex. S. 727.

  • Autor/in

    v. Janko.
  • Zitierweise

    Janko, Wilhelm Edler von, "Collalto, Rambaldo Graf von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 4 (1876), S. 404-405 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116637005.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA