Lebensdaten
1788 – 1851
Beruf/Funktion
österreichischer Feldmarschalleutnant
Konfession
katholisch?
Normdaten
GND: 139109668 | OGND | VIAF: 84635422
Namensvarianten
  • Wohlgemuth, Ludwig Freiherr von
  • Wohlgemuth, Ludwig von

Orte

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Zitierweise

Wohlgemuth, Ludwig Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139109668.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Wohlgemuth: Ludwig Freiherr von W., k. k. Feldmarschalllieutenant. Geboren am 25. Mai 1788 zu Wien als Sohn eines Oberlieutenants, erhielt W. seine Erziehung in der Theresianischen Militärakademie zu Wiener Neustadt, trat am 6. November 1805 als Fähnrich in das Infanterieregiment Graf Wenzel Colloredo-Waldsee Nr. 56 (jetzt FM. Leopold Graf Daun), wurde im Februar 1809 Unterlieutenant, im October desselben Jahres Oberlieutenant, machte, trotzdem er schon im J. 1806 als Correpetitor der Mathematik an die Wiener Neustädter Militärakademie berufen worden war, den Feldzug von 1809 im III. Armeecorps (FML. Fürst Hohenzollern), den von 1813 und 1814 in der Hauptarmee mit, trat erst nach dem Pariser Frieden die Stelle als Lehrer der Mathematik definitiv an und bekleidete sie, im October 1815 zum Capitänlieutenant bei Lindenau-Infanterie Nr. 29 (jetzt FM. Gideon Freiherr v. Laudon) befördert, bis zu seiner Vorrückung zum wirklichen Hauptmann im August 1821. Während seiner Dienstleistung im Regiments wurde er wiederholt, theils als Atlatus des Generalcommandoadjutanten in Brünn, theils zu sonstigen Generalstabsdiensten verwendet, wie er denn auch nach seiner, im April 1831 erfolgten, Beförderung zum Major und Landwehrbataillonscommandanten im Infanterieregimente Hohenlohe Nr. 17 (jetzt FZM. Milde v. Helfenstein), bei den durch FM. Radetzky eingeführten jährlichen größeren Feldübungen in Italien diese Dienste versah. Im Decbr. 1834 zum Oberstlieutenant bei Erzherzog Stephan-Infanterie Nr. 53 (jetzt Erzherzog Ludwig Salvator), am 16. März 1836 zum Obersten im Infanterieregimente Koudelka Nr. 40 (jetzt FML. Freiherr von Handel-Mazzetti) befördert, commandirte er dieses Regiment bis zu seiner am 6. Januar 1844 erfolgten Beförderung zum Generalmajor und Brigadier beim I. Armeecorps in Mailand.

    Der vier Jahre später beginnende Krieg in Italien sollte W. Gelegenheit geben, seine hervorragende militärische Begabung zu bethätigen. Bei Ausbruch des Aufstandes in Mailand, am 18. März 1848, besetzte W. mit einem Infanterieregimente, ½ Escadron Husaren und ½ Batterie die Wallumfassung zwischen Porta Tenaglia und Porta Tosa, verstärkte die Wachen der Thore Tenaglia, Comasina, Nuova und Orientale, sowie der wichtigsten zunächst dieser Strecke gelegenen Gebäude, bemächtigte sich des Broletto nach Zerstörung mehrerer Barricaden und gewaltsamen Vertreibung der dort eingedrungenen Volkshaufen und behauptete sich da während der fünftägigen Straßenkämpfe, trotz der wiederholten energischen, mit überlegenen Kräften durchgeführten Angriffe der Aufständischen. Während des Rückzuges des FM. Radetzky gegen die Adda, bildete W. die Nachhut, führte am 31. März der bedrängten Festung Mantua in drei, statt in vier Tagen 7 Bataillone, 3 Escadronen und 18 Geschütze zu Hülfe und wurde dann beauftragt, mit 3 Bataillonen, 2 Escadronen und 1 Cavallerie-Batterie, im Ganzen 3000 Mann, die Vorposten von Goito bis Valeggio zu beziehen. Bon diesen Truppen standen am 8. April in Goito auf dem rechten Mincioufer 1 Compagnie des 4. Jägerbataillons, gegenüber am linken Ufer 5 Compagnien desselben Truppenkörpers, 1 Compagnie Grenzer, ½ Escadron Husaren und 4 Geschütze; in Marengo 3½ Compagnien Grenzer und 2 Geschütze, in Marmirolo 1½ Compagnie, in Pozzolo 1 Bataillon Grenzer. Bei Tagesanbruch rückte der piermontesische Corpscommandant Bava selbst mit|13½ Bataillonen, 12 Escadronen und 16 Geschützen, 10 000 Mann, von Cà Bozzelli gegen Goito vor und versuchte wiederholt, den Ort zu stürmen. Es gelang ebenso wenig, als der Versuch, durch eine Furt die rechte Flanke der Oesterreicher zu umgehen. Trotz der Ungunst seiner Stellung leistete W. dem Feinde einen mehr als dreistündigen Widerstand und erst als ihn die allmählich entwickelten Kräfte des Gegners von dessen bedeutender Ueberlegenheit überzeugten, ordnete er den Rückzug auf Marengo an. Die Tapferkeit und Kampflust seiner Truppen nahm übrigens solchen Einfluß auf die piemontesischen Anordnungen, daß weder eine Verfolgung, noch eine Umgehung über Isola stattfand, durch welch letztere Wohlgemuth's Rückzug sehr gefährdet worden wäre. Obgleich dieser Kampf von Mantua aus unbenützt blieb, so war er doch von erheblicher Wirkung für das I. Armeecorps, welches dadurch Zeit gewann, sich zu sammeln, an den Mincio zu rücken und einem feindlichen Uebergang bei Pozzolo vorzubeugen.

    Am 10. April zog FM. Radetzky sein Heer zur Behauptung der Etsch nach Verona zurück und W. erhielt den Auftrag, mit 4 Bataillonen, 2 Escadronen Husaren und 1½ Batterien nach Pastrengo zu rücken, um „feindliche Unternehmungen gegen Verona oder Peschiera durch flankirende Demonstrationen zu lahmen, ohne sich in bedeutende Gefechte einzulassen und einen etwaigen Angriff der österreichischen Armee durch Flankenwirkung zu unterstützen“. In den bald nach dem Beziehen der Vorpostenausstellung folgenden Kämpfen bei Pastrengo am 28., 29. und 30. April, bewährte sich die kühne und geschickte Gefechtsführung Wohlgemuth's so sehr, daß ihm ein großer Theil an diesem Siege der Oesterreicher zugeschrieben werden muß.

    Am 29. Mai nahm W. theil an der Einnahme der verschanzten Linien bei Curtatone, am 30. an dem Treffen von Goito, am 10. Juni an der Einnahme von Vicenza. Vor der Schlacht bei Custoza, 24. Juni, stand die Brigade W. bei Salionze zur Deckung des Brückenschlages, unternahm dann einen Angriff auf Mozambano und warf den Gegner aus dem Orte. W. ließ ihn kräftig verfolgen, die Brücke über den Mincio herstellen und rückte bis Borghetto vor. Von da aus setzte er sich mit eingelangten Verstärkungen in den Besitz von Valeggio und begünstigte dadurch die Entscheidung des folgenden Tages. Während der Vorrückung der Armee von Verona gegen die feindliche Stellung bei Sommacampagna, 22. Juli, commandirte W. die Vorhut und zeichnete sich dabei sowohl durch geschickte Führung, als auch durch persönliche Tapferkeit aus, indem er bei dem Bajonettangriff auf den stark verbarricadirten Ort sich an die Spitze der 1. Divisionscolonne der Oguliner Grenzer stellte und mit dieser und den Plänklern des 4. Bataillons von Kaiserjägern die Barricade erstieg und durch sein Beispiel hier auf dem Hauptpunkte der feindlichen Stellung zum Durchbruch des Centrums den Ausschlag gab.

    Für seine Verdienste in diesem Feldzuge war W. bereits durch die Verleihung des Commandeurkreuzes vom Leopoldorden ausgezeichnet worden, nun erhielt er im Capitel 1848 für die Waffenthaten bei Goito und Pastrengo das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens und wurde am 3. December 1848 in den Freiherrnstand erhoben, nachdem ihm schon im Januar 1846 der Adel verliehen worden war. Bei seiner am 1. December 1848 erfolgten Beförderung zum Feldmarschalllieutenant wurde W. zwar zur Dienstleistung in Ungarn bestimmt, blieb jedoch vorläufig noch in Italien.

    In der Aufstellung zwischen Lago maggiore und Lago di Como wurde W. beauftragt, mit seiner, durch eine Husarendivision verstärkten Brigade, die rechte Flanke der über Pavia vorrückenden Armee zu decken. Am 20. März 1849 erreichte er Rosate und erhielt hier die Weisung, die Cavallerie und Artillerie über Pavia dem I. Armeecorps nachzusenden, mit der Infanterie aber bei Bereguardo den|Ticino zu übersetzen und dann in der Richtung von Garlasco dem Corps zu folgen. Am 21. März bei Bereguardo angelangt und im Begriffe, seine Truppen den Ticino übersetzen zu lassen, vernahm W. gegen Mittag Kanonendonner in der Richtung von Gambolo. Ohne die gänzliche Ueberschiffung seiner Truppen abzuwarten und ohne sich durch den Befehl zum Marsche auf Garlasco beirren zu lassen, eilte er mit den übersetzten 16 Compagnien dem Geschützdonner nach. Zur Deckung von Rücken und Flanke ließ er 2 Bataillone und 2 Compagnien zurück. In der Nähe von Borgo San Siro stieß W. auf die Reserveartillerie und Munition des I. Armeecorps in einem engen Defilée, das er nun so rasch als möglich passirte, denn schon kamen ihm Versprengte der Bedeckung entgegen. W. sammelte sie vor Borgo San Siro und verwendete sie nebst 3 Compagnien der eigenen Truppen zur Besetzung der Häusergruppe von Torrazza, während er mit dem Rest, 13 Compagnien, dem Feinde entgegenrückte, der sich unter Chrzanowsky's eigener Führung entwickelte. Vier Angriffe des weit überlegenen Gegners wies W. zurück, dann machte er mit 11 Compagnien einen kräftigen Gegenstoß, der die Italiener zum Rückzug und zum Freigeben der Straße nach Vigevano zwang. Durch diesen Erfolg rettete M. nicht nur den Reservepark des Heeres, sondern verhinderte auch das Festsetzen der piemontesischen Armee zwischen dem Ticino und dem österreichischen Hauptcorps, was für den Ausgang des Feldzuges nicht unbedenklich gewesen gewesen wäre.

    Mit der Siegesnachricht von Novara nach Wien gesendet, erhielt W. für diese neuerlichen Verdienste den Orden der eisernen Krone I. Classe, nachträglich aber im Capitel 1850 das Comrnandeurkreuz des Maria Theresien-Ordens. Am 11. April 1849 in Neutra angelangt, übernahm W. ein selbständiges aus drei Brigaden gebildetes Corps mit dem Auftrage, die Granlinie zu decken. Wenngleich die Ausführung dieser Aufgabe unmöglich wurde, so gelang es W. doch, sich ungehindert auf Neutra zurückzuziehen und die Wag zu behaupten. In der zweiten Periode des ungarischen Feldzuges führte er das Commando über das IV. Armeecorps und siegte im Verein mit den Russen bei Pered, 21. Juni. Die Einnahme von Raab, 28. Juni, die beiden Schlachten von Komorn, 2. und 11. Juli, die er durch sein Eingreifen entschied, bildeten den Schluß seines ausgezeichneten kriegerischen Wirkens, da er am letztgenannten Schlachttage die Bestimmung als Civil- und Militärgouverneur in Siebenbürgen erhielt. Zwei Jahre bekleidete er diese ebenso ehrenvolle als schwierige Stellung, und seiner Energie, gepaart mit Leutseligkeit und Unparteilichkeit, gelang es, die Gegensätze der einander feindselig gegenübergestandenen Nationalitäten auszugleichen und als er, einem höheren Rufe nach Wien folgend, am 24. Februar 1851 Hermannstadt verließ, dessen Ehrenbürgerrecht ihm verliehen worden war, folgten ihm die Sympathien der meisten Bewohner. In Pest angelangt, erkrankte W. an einem veralteten Lungenübel, das ihn am 18. April dahin raffte. W. war mit einer geborenen Freifrau von Strada vermählt.

    • Literatur

      Die Acren des k. u. k. Kriegs-Archivs. — Strack, die Generale der österreichischen Armee. Wien 1850. —
      Hirtenfeld, Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder. Wien 1857. —
      Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. — Svoboda, Die Theresianische Militär-Akademie zu Wiener Neustadt und ihre Zöglinge. Wien 1894.

  • Autor/in

    Oskar Criste.
  • Zitierweise

    Criste, Oscar, "Wohlgemuth, Ludwig Freiherr von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 43 (1898), S. 717-719 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139109668.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA