Lebensdaten
1801 – 1865
Geburtsort
Naumburg (Saale)
Sterbeort
Schwerin
Beruf/Funktion
Schulmann ; Philologe
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 117331503 | OGND | VIAF: 32771157
Namensvarianten
  • Wex, Friedrich Karl
  • Wex, Karl
  • Wex, Friedrich Karl
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Wex, Karl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117331503.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Wex: Friedrich Karl W., verdienter Schulmann und Philolog, geboren am 27. August 1801 zu Naumburg, am 8. August 1865 zu Schwerin in Mecklenburg. W. besuchte die Domschule seiner Vaterstadt und studirte von 1821—1825 in Halle Theologie, orientalische Sprachen (besonders unter Wilh. Gesenius), classische Philologie (besonders unter Karl Reisig) und Mathematik (unter dem Hofrath Joh. Friedr. Pfaff, dem er im April 1825 die Grabrede [gedruckt Halle 1825] hielt); auch war er daselbst einige Jahre Mitglied des philologischen und des pädagogischen Seminars. Am 10. September 1825 wurde er nach öffentlicher Vertheidigung seiner Dissertation „De loco mathematico in Platonis Menone“ (adiectae sunt in Platonis atque Sophoclis quaedam dicta symbolae criticae, Halis 1826) zum Dr. philos. promovirt. Bald darauf erhielt er einen Ruf als ordentlicher Lehrer an das Gymnasium zu Kleve, wurde aber noch vor Antritt dieser Stellung zum Adjuncten in Pforta ernannt, wo ihn der Rector Consistorialrath Dr. Karl David Ilgen am 3. April 1826 einführte. Der von Reisig in W. geweckten Liebe zur tragischen Muse der Griechen entsprang hier seine Ausgabe von Sophokles' Antigone ("Sophoclis Antigona ex codicibus emendatior atque explicatior edita“, Lipsiae, tom. I. 1829, tom. II. 1831), eine Leistung „von wissenschaftlichem Werth“. Schon Ostern 1830 wurde W. als Director an das Gymnasium in Aschersleben berufen, welches er|3½ Jahre leitete. Während dieser Zeit gab er ein „Gesangbuch für Gymnasien“ (nebst Melodien, Aschersleben 1830, 2. Aufl. 1847), eine „Epistola critica ad Guilielmum Gesenium“ (Lipsiae 1831) und „Emendationum Livianarum promulsio“ (Ascaniae 1832) heraus. Von Michaelis 1833 bis an seinen Tod wirkte W. als Director des großherzoglichen Gymnasium Fridericianum zu Schwerin.

    Als W. dieses Amt übernahm, war das Gymnasium die einzige öffentliche Lehranstalt in Schwerin; sonst gab es dort nur Privatschulen. Es sollten jedoch von jener Schule die 3 unteren Classen abgetrennt werden, um den Stamm zu einer unter eigenem Rector stehenden Realschule zu bilden. Dies konnte Michaelis 1835 ins Werk gesetzt werden. Dadurch vernothwendigte sich aber für das Gymnasium eine neue Lehrverfassung, welche nun von W. mit großer Umsicht entworfen (sie ist ausführlich dargelegt in dem Schulprogramm vom Jahre 1836) und mit genauer Sachkenntniß durchgeführt wurde. (Die übrigen 4 Classen wurden damals um eine vermehrt, wozu im J. 1855 noch 2 hinzukamen.) Noch verdienter machte sich W. durch die Wiederherstellung einer strengen Schulzucht, ohne welche das in den dreißiger Jahren überall neu erwachende wissenschaftliche Leben auf dem Schweriner Gymnasium keine Früchte gezeitigt hätte. Besonders gerühmt wird W. als „ein Mann von seltener Pflichttreue und stets regem Lehreifer“. Außer den Directoratsgeschäften übernahm er eine nicht geringe Zahl von Unterrichtsstunden. In den letzten Jahren seines Lebens ertheilte er wöchentlich 13 Stunden, davon 11 in Prima und 2 in Secunda: in Prima gab er den gesammten Lateinunterricht mit Ausnahme des Horaz, erklärte die griechischen Tragiker sowie den Thukydides und hielt die deutschen Declamationsübungen ab; in Secunda erklärte er den Livius. Von welchen Grundsätzen W. sich im Unterrichte leiten ließ und die ganze Anstalt geleitet wissen wollte, geht aus der Rede hervor, die er bei seiner Einführung am 5. October 1833 gehalten hat (gedruckt Schwerin 1833). Er verlangt „die formelle harmonische Entwickelung der gesammten Geisteskräfte"; nie dürfe der eine Unterrichtsgegenstand auf Kosten des andern erhoben werden. Ohne damit der Oberflächlichkeit das Wort zu reden, wendet er sich nur gegen die Richtung, „welche die größtmögliche Masse von Kenntnissen und eine Fülle todter Gelahrtheit in dem Kopfe des Knaben anzuhäufen sucht, vielleicht nur um bei vorkommenden Prüfungen die Gedächtnißfertigkeit der Schüler zur Schau zu stellen"; denn „nicht auf die Masse dessen, was gelehrt wird, kommt es an, sondern auf das Wie, auf die Methode im einzelnen“. „Der Lehrer, der den Stoff gehörig für seine Jugend bearbeitet, der darauf sinnt, wie er die Knaben für den Unterricht gewinne, der mit sanfter Geduld den sich regenden Keim des geistigen Lebens hervorzulocken und zu entwickeln sucht, der seine Anforderungen genau abwägt und begrenzt, der durch lobende Anerkennung des Geleisteten dem Knaben Lust und Muth macht: der wird durch seinen Unterricht den jugendlichen Geist wirklich beschäftigen, die jugendliche Lebendigkeit rege erhalten und auf die Wissenschaft hinlenken.“ W. übte in erforderlichen Fällen strenge, aber unparteiische Gerechtigkeit. Den Grundzug seines Charakters bildete jedoch die Liebe zur Jugend, deren Heil er stets im Auge behielt, deren geistige und sittliche Bildung, deren reine Freuden er mit väterlicher Gesinnung zu fördern und zu erhöhen bestrebt war. Hierdurch erzeugte er auch in den Herzen seiner Schüler die Regungen der Liebe und Ergebenheit. Seine allgemeine Beliebtheit zeigte sich besonders am 4. August 1853 bei Gelegenheit des 300jährigen Jubiläums des Gymnasiums, als er zum Ehrenbürger der Haupt- und Residenzstadt Schwerin ernannt wurde, sowie nach seinem Tode durch das ihm auf dem neuen Friedhofe in Form eines Obelisken errichtete Sandsteindenkmal.

    Die Werke und Programme, welche W. in Schwerin schrieb, bewegen sich größtentheils auf dem Gebiete der classischen Philologie. Am meisten beschäftigte ihn Tacitus, besonders dessen Agricola-Biographie, von welcher W. eine sehr werthvolle kritische und eine Schulausgabe veranstaltete: „Taciti Agricola, ex codicibus recensuit et enarravit“ (Brunsv. 1852) und „Tacitus' Agricola nach kritisch berichtigtem Texte erklärt“ (Brschw. 1852); vorauf gingen die Programme: „Beiträge zur Kritik und Erklärung von Tacitus' Agricola“ (1840), „Emendantur et explicantur duo difficillimi loci ex Taciti Agricola“ (1841) und „Prolegomenon in Taciti Agricolam cap. I, III“ (1845); später erschienen noch die Programme: „Enarratio capitis II Germaniae Taciti“ (1853) und „Spicilegium in Cornelio Tacito“ (1859). Auch die in Pforta begonnenen Sophoklesstudien setzte W. fort, gleich sein erstes größeres Werk, welches er von Schwerin aus in Druck gab, war eine metrische Uebersetzung der Antigone (Lpzg. 1834); ihr folgten die Programme: „Probe einer Uebersetzung des Oedipus auf Kolonos“ (1837), „Beiträge zur Kritik des Oedipus auf Kolonos“ (1837); „Spicilegium in Sophoclis Oedipo Colonesio“ (1853) und „Sophokleische Analekten“ (1863). Ferner schrieb W. über Thukydides und Sallustius („Commentatio de difficilioribus aliquot Sallustii atque Thucydidis dictis“, Progr. 1833; „Thucydidea“, Progr. 1851). Dazu kommen Beiträge zu R. Zimmermann's Zeitschrift f. die Alterthumswissenschaft (Darmstadt 1839, Nr. 144 u. 145), zum Rheinischen Museum (II 146, III 276, IV 346, XII 627 zu Plautus, XII 631 zu Livius), zum Philologus (VIII [1853] 571: „Zu Sophokles' Ajax") und zu den Jahrbüchern für Philologie und Pädagogik (Bd. 71, 123 zu Livius; 73, 669; 87, 692 u. 89, 381 zu Platon; 83, 207, 275, 859; 85, 228; 91, 268 zu Cicero; 89, 728 „Berichtigung betr. Tacitus' Agricola 22"). Der orientalischen Philologie gehören an die beiden Werke: „Meletemata de punicis Plautinis“ (Lips. 1839) und „Herr Professor Ewald als Punier gewürdigt“ (Schwerin 1843), sowie die Programme: „De punicae linguae reliquiis in Plauti Poenulo“ (2 Theile, 1838, 39). (Vgl. auch das Rheinische Museum II, 131 und IX, 312.) Ein dritter Theil von Wex' Schriften hat auf Mecklenburg Bezug, nämlich die im Programm vom Jahre 1835 abgedruckte lateinische Rede auf das Regierungsjubiläum des Großherzogs Friedrich Franz I., die Jubiläumsschrift „Zur Geschichte der Schweriner Gelehrtenschule“ (1853) und das Programm „Wie ist Mecklenburg deutsch zu schreiben und wie lateinisch zu benennen?“ (1856).

    • Literatur

      Wex, Rede ..., 1833, S. 7, 10, 11. — Ders., Z. Gesch. d. Schweriner Gelehrtenschule, 1853, S. 60, 81, 82. —
      Schweriner Schulprogr. v. Mich. 1865, S. 46—48. —
      Schweriner Schulprogr. v. Mich. 1866, S. 30—32, 44. — F. Latendorf, Die Lehrer u. d. Abiturienten d. Fridericianums von 1834—1874. Schwerin 1875, S. 2, 7. — Konr. Bursian, Gesch. d. class. Philol. München 1883, S. 964.

  • Autor/in

    Heinrich Klenz.
  • Zitierweise

    Klenz, Heinrich, "Wex, Karl" in: Allgemeine Deutsche Biographie 42 (1897), S. 263-265 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117331503.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA