Lebensdaten
um 1529 – 1582
Sterbeort
Augsburg
Beruf/Funktion
Komponist ; Kapellmeister
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 101383568 | OGND | VIAF: 22503547
Namensvarianten
  • Cleve, Johannes de
  • Cleve, Joannes de

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Cleve, Johannes de, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd101383568.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Unbekannt, ob mit der in Antwerpen u. Gent blühenden Malerfamilie van Cleve verwandt; vielleicht aus Cleve oder Bergen op Zoom;
    1565.

  • Biographie

    Als Tenorist (1553-64) der Wiener Hofkapelle Ferdinands I. wurde C. um 1560 beauftragt, Sänger in den Niederlanden anzuwerben, was seine Vertrautheit mit dem dortigen Milieu beweist. Nach dem Tode Ferdinands I. (1564) war er Hofkapellmeister bei dessen Sohn Erzherzog Karl II. in Graz, schied aber 1570 von diesem Amt unter Zubilligung einer lebenslänglichen Pension. 1576 ist er in Wien und seit April 1579 in Augsburg nachweisbar, wo er ohne festes Amt bis zu seinem Tode lebte. Die weite Verbreitung seiner mit Ausnahme einiger Widmungsmotetten durchwegs geistlichen Werke bezeugt das hohe Ansehen dieses der Spätrenaissance angehörenden Meisters. Seine Hauptbedeutung liegt ähnlich jener Orlando di Lassos auf dem Gebiete der Motette; sein Beitrag zu dieser Gattung erstreckt sich auf viele geistliche und liturgische Texte, insbesondere Psalmen. Obwohl C. den für die Lasso-Generation charakteristischen, dichtgefügten 5- und 6stimmigen Satz kennt und ausgiebig pflegt, so sind doch rund die Hälfte seiner Werke bloß vierstimmig. Hierin offenbart sich seine konservative Gesinnung ebenso wie in der Vorliebe für linear-konstruktive Gestaltung, altniederländische Kanontechnik und Cantus-firmus-Arbeit. Auch in seinen 4stimmigen Chanson- und Liedmessen, die sich durch einfachere Faktur auszeichnen, macht sich die Neigung zu polyphoner Belebung bemerkbar. Für die Geschichte des mehrstimmigen Meßpropriums ist er durch 14 4stimmige, imitatorisch-polyphon gearbeitete Zyklen (Introitus, Alleluja, Communio) für die Hauptfeste des Kirchenjahres und das Commune Sanctorum wichtig. Zufolge ihrer Cantus-firmus-Technik bilden sie ein Seitenstück zu den zwanzig 4stimmigen Tenor-Cantus-firmus-Sätzen, die C. für die „Gesang Postill“ (2 Teile, 1569/74) des Grazer Stadtpfarrers Andreas Gigler, den ältesten Notendruck Steiermarks, geschrieben hat. Eine Gesamtwürdigung seines Schaffens steht noch aus.

  • Werke

    Weitere W Cantiones sacrae 4, 5 et 6 v., L. I et II, Augsburg 1559;
    Cantiones seu harmoniae sacrae 4, 5, 6, 7 et 10 v., ebenda 1579;
    in Sammelwerken v. Susato (1553), Montanus (1555 und 1558), Voctus, Joanellus u. Gardano (1568) Motetten u. 1 Messe;
    zahlr. hs. Qu.;
    Neudr.: 2 Messen u. zahlr. Motetten, in: R. J. v. Maldeghem, Trésor musical, Brüssel 1865-93;
    Motetten, in: F. Commer, Collectio operum musicorum Batavorum saec. XVI., 1840 ff.;
    Missa „Vous perdes temps“, in: H. Federhofer, Musik alter Meister, H. 1, 1949;
    Faks.-Ausg. v. Giglers Gesang Postill, Graz 1950;
    Introitus, Alleluja u. Communio f. d. Fronleichnamsfest, in: H. Federhofer, Niederländ. u. ital. Musiker d. Grazer Hofkapelle Karls II. 1564-1590, = DTÖ, Bd. 90, 1954.

  • Literatur

    L. v. Köchel, Die kaiserl. Hofkapelle in Wien v. 1543-1867, Wien 1868;
    F. Bischoff, Btrr. z. Gesch. d. Musikpflege in Steiermark, in: Mitt. d. Hist. Ver. f. Steiermark, H. 37, 1889, S. 133 ff.;
    H. Leichtentritt, Gesch. d. Motette, 1908;
    P. Wagner, Gesch. d. Messe I, 1913;
    H. Kretzschmar, Führer durch d. Konzertsaal II/1, ⁵1921;
    H. Osthoff, Die Niederländer u. d. dt. Lied, 1938;
    H. Federhofer, Zur Neuausg. d. vierstimm. A cappella-Messe „Vous perdes temps“ v. J. de C., in: Aus Archiv u. Chronik, Bll. f. Seckauer Diözesangesch., 2, 1949, S. 52 ff.;
    H. J. Moser, Die Musik im früh-ev. Österr., 1954, S. 54 ff.;
    Eitner II, S. 471;
    H. Osthoff, in: MGG II (W, L);
    Ch. van den Borren, in: Revue belge de musicologie 8, Antwerpen 1954, S. 135 f.

  • Autor/in

    Hellmut Federhofer
  • Zitierweise

    Federhofer, Hellmut, "Cleve, Johannes de" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 289-290 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd101383568.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA