Lebensdaten
vermutlich 1745 – nach 1798
Beruf/Funktion
Schauspieler
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 139085262 | OGND | VIAF: 95675469
Namensvarianten
  • Wahr, Carl
  • Wahr, Karl
  • Wahr, Carl

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Wahr, Karl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139085262.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Wahr: Karl W, Schauspieler, stammte aus Petersburg, wo er im Jahre 1745 geboren sein soll. Er widmete sich der theatralischen Laufbahn und trat im Alter von neunzehn Jahren zuerst in der Truppe des Herrn v. Kurz auf, der damals unter dem Namen des „großen Bernardon“ in Süddeutschland, Oesterreich, am Rhein und in Frankfurt a. M. spielte (s. A. D. B. XVII, 426). W. gab bei diesen Vorstellungen die Hauptrollen und debutirte z. B. in München und Prag. Sein Ruf muß sich rasch verbreitet haben, da er im September 1770 von dem Grafen Kohary für seine Wiener Theaterunternehmung engagirt wurde. Im J. 1771 übernahm er die Leitung der Bühne in Wiener-Neustadt und erklärte sich sofort für die Pflege des regelmäßigen Dramas, während er die Hanswurst- und Stegreifkomödie bekämpfte. Von Wiener-Neustadt aus trat W. in Beziehungen zu dem Fürsten Esterházy, in dessen am Neusiedlersee gelegenen Schlosse er in den Jahren 1772, 1776 und 1777 mit seiner Truppe wiederholt auftrat. Für sie schrieb Josef Haydn, der damals fürstlicher Capellmeister war, die Musik zu Hamlet, Lear und Götz von Berlichingen. Im Winter pflegte W. damals in Preßburg zu spielen, wo der Graf Georg Csásky ein neues steinernes Theatergebäude hatte aufführen lassen. Besonders glanzvoll verliefen die Vorstellungen, die W. im Winter von 1775 auf 1776 in Salzburg gab, wo ihm der Erzbischof Hieronymus Fürst Colloredo im Ballhaus eine Bühne hatte errichten lassen. Auch in Salzburg ließ sich W. die Pflege des regelmäßigen Dramas angelegen sein, so daß ihm nachgerühmt wurde, daß er „der erste und einzige Provinztheaterdirector der österreichischen Erblande sei, der nie eine Burleske gegeben habe“. Auch seine eigenen Leistungen gefielen dem Publicum ausnehmend; er kam bald in den Ruf, einer der besten deutschen Schauspieler seiner Zeit zu sein. Von Salzburg kehrte W. nach Preßburg zurück und spielte dann auch vorübergehend in Ofen. Im Sommer 1779 kam er zum ersten Mal mit seiner Truppe nach Prag, wo er die Leitung des Kotzentheaters übernahm und sie so lange fortführte, bis Franz Anton Graf v. Nostiz-Rieneck mit ihm eine Convention abschloß, nach der W. mit seiner Truppe in gräfliche Dienste trat und mit ihr in das vom Grafen auf dem Karolinenplatze erbaute Nationaltheater übersiedeln sollte. Nach der Eröffnung dieses Nationaltheaters im April 1783 gehörte W. zwar noch dem neugebildeten Directionsausschuß an, mußte sich aber in die artistische Leitung mit drei weiteren Mitdirectoren theilen. In diesem Verhältniß blieb er bis zum Jahre 1784, in dem Graf Nostiz die Gesellschaft auflöste, weil sie sich der Concurrenz der auf der Kleinseite spielenden Bondini’schen Gesellschaft nicht gewachsen gezeigt hatte. Während Bondini die Pachtung des Nationaltheaters übernahm, sah sich W. zu privatisiren genöthigt und hielt sich drei Jahre lang in Prag und in Elbogen unbeschäftigt auf. Nach Ablauf dieser Zeit suchte der Graf, der W. im J. 1784 nicht gerade gnädig entlassen hatte, ihn aufs neue für sein Unternehmen zu gewinnen. Im April 1788 kam ein Contract zwischen ihm und W. zu Stande, nach dem W. das Theater von Ostern 1788 bis Ostern 1791 in Pacht übernahm. W. legte in einer eigenen Denkschrift seine Erwägungen dar, die ihn bestimmt hatten, noch einmal die Leitung des Prager Nationaltheaters zu übernehmen und ließ dabei das Publicum einen vollen Einblick in die bisherigen, wenig günstigen finanziellen Verhältnisse des Theaters thun. Aber obwol man in Prag seinem Unternehmen mit Sympathie entgegenkam, und obwol es W. gelang, tüchtige Kräfte zu engagiren und ein gutes Repertoire zu schaffen, so sollte doch seine zweite Direction gleichfalls nur von kurzer Dauer sein. Der Tod der Erzherzogin Elisabeth und des Kaisers Josef II. im J. 1790 hatte wegen der allgemeinen Landestrauer die Theatersperre zur Folge. W. mußte sein Personal entlassen und sah nach den getroffenen Abmachungen seinen Contract mit dem|Grafen aufgehoben. Nach längeren Verhandlungen, die für W. ungünstig verliefen, ging das Theater von Ostern 1791 an den italienischen Opernimpresario Guardasoni über, und W. mußte froh sein, daß ihm das Theater wenigstens für die Wintersaison von 1790 auf 1791 noch überlassen blieb. Als im April 1798 nach dem Tode des Grafen Anton Nostiz sein Sohn Friedrich das Nationaltheater an die böhmischen Stände verkaufte, wurde W. unter der Direction des Ritters v. Steinsberg Regisseur und wirkte als Schauspieler in Helden- und Charakterrollen mit. Seit dieser Zeit aber wird sein Name nicht mehr genannt; wir wissen nicht, wo und wann er gestorben ist. Als Schauspieldichter verfaßte er zwei Lustspiele, die den Titel: „Uebereilung als Pflicht“ und „Die Freunde“ führen.

    • Literatur

      Vgl. Wurzbach LII, 142—144. — O. Teuber, Geschichte des Prager Theaters I, 358—363; II, 46 fg., 92 fg., 248 fg., 320 u. 340. Prag 1883 bis 1885. — C. F. Pohl, Joseph Haydn II, 2 S. 11, 12. Leipzig 1882.

  • Autor/in

    H. A. Lier.
  • Zitierweise

    Lier, Hermann Arthur, "Wahr, Karl" in: Allgemeine Deutsche Biographie 40 (1896), S. 595-596 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139085262.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA