Wagner, Karl Wilhelm Ulrich
Wagner, Karl Wilhelm Ulrich
- Lebensdaten
- 1793 – 1846
- Geburtsort
- Braunschweig
- Beruf/Funktion
- Arzt ; Hochschullehrer
- Konfession
- evangelisch?
- Normdaten
- GND: 117113816 | OGND | VIAF: 54917609
- Namensvarianten
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- Wagner, Karl Wilhelm Ulrich
- Wagner, Wilhelm
- Wagner, Carl Wilhelm Ulrich
Biografische Lexika/Biogramme
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Biographie
Wagner: Karl Wilhelm Ulrich W., Arzt und hervorragender preußischer Medicinalbeamter, wurde am 21. Januar 1793 zu Braunschweig als Sohn des bedeutenden, später in Marburg lebenden Philologen Karl Franz Christian W. (s. S. 525) geboren und war ein Neffe des berühmten Arztes und preußischen Staatsmedicinalbeamten Ernst Horn (s. A. D. B. XIII, 135). Seine Vorbildung erhielt W. ausschließlich von seinem Vater und erlangte, Dank diesem Umstande, eine große Vollkommenheit in alten und neuen Sprachen. Das eigentliche Fachstudium begann er bereits 1809 auf dem Collegium anat. chirurg. in Braunschweig, setzte nach der Auslösung dieses Instituts unter der westfälischen Regierung, 1810, das Studium in Marburg fort, wohin inzwischen sein Vater versetzt war und beendigte dasselbe (von 1812 ab) in Göttingen, wo er 1813 die medicinische Doctorwürde erlangte. Bald darauf trat er in den braunschweigischen Militärdienst als Regimentsarzt bei der Cavallerie (1814), wurde nicht lange danach Brigadearzt und nach der Schlacht von Waterloo 1815, obwol erst 22 Jahre alt, sogar Generalstabsarzt des braunschweigischen Armee-Contingents. Nachdem er 1816 die bereits zwei Jahre früher von der Göttinger Facultät mit einem Preise gekrönte Abhandlung: „Commentatio de foeminarum in graviditate mutationibus nec non de causis, quibus fiat, ut integra eorum valetudo cum hisce mutationibus consistat“ publicirt hatte, bestand er in demselben Jahre das Staatsexamen in Braunschweig, unternahm darauf eine größere wissenschaftliche Reise und erwarb 1818 zu Marburg die philosophische Doctorwürde, zu welchem Zwecke er als Dissertation eine in Göttingen gedruckte Arbeit betitelt: „Commentatio de coremorphosi sistens brevem methodorum ad pupillae artificialis conformationem hucusque adhibitarum adumbrationem novique ad iridodialysin instrumenti descriptionem“ nachlieferte. Dieser Arbeit folgten noch zwei größere selbständige Publicationen: „Versuch einer Darstellung und Kritik der italienischen Lehre vom Contra-Stimulus“ (Berlin 1819) und die Schrift: „De medicorum juribus atque officiis tractatus. Pars I sistens disquisitionem historicam de medicorum apud diversas gentes statu atque conditione“ (ebd. 1819). 1819 habilitirte sich W. als Privatdocent der Medicin in Berlin, widmete sich mit Vorliebe der operativen Chirurgie bezw. Augenheilkunde, wurde 1820 außerordentlicher Professor und wandte sich von jetzt ab ausschließlich der Staatsarzneikunde zu. Nachdem er 1821—22 eine größere Studienreise zu diesem Zwecke nach Großbritannien gemacht und die Resultate derselben in einer bemerkenswerthen Schrift „Ueber die Medicinal-Anstalten und den jetzigen Zustand der Heilkunde in Großbritannien und Irland“ (Berlin 1825) niedergelegt, auch noch einen kleineren diesbezüglichen Aufsatz: „Ueber den Nutzen und die zweckmäßige Einrichtung praktischer Unterrichts-Anstalten für Physiker“ (in Horn's Archiv f. med. Erfahrung 1823) publicirt hatte, erhielt er 1826 die ordentliche Professur der Staatsarzneikunde an der Berliner Universität. 1828 wurde er Criminal-, 1829 Stadtphysicus, sowie später Rath im Medicinal-Collegium der Provinz Brandenburg. Beim Ausbruch der bekannten großen Choleraepidemie des Jahres 1831 wurde er in amtlicher Eigenschaft zum Studium derselben nach den östlichen Grenzen Preußens geschickt. Auf Grund der bei diesem Anlaß, sowie bei der Thätigkeit als Choleraarzt in Berlin gemachten Beobachtungen und Erfahrungen veröffentlichte er einige verdienstvolle Abhandlungen, so die Schrift: „Die Verbreitung der Cholera im Preußischen Staate, ein Beweis ihrer Contagiosität“ (Berlin 1832) und im Verein mit seinem Oheim E. Horn, mit dem er auch das „Cholera-Archiv“ zusammen herausgab: „Wie hat man sich ver der Cholera zu schützen?“ (ebd. 1831). In Anerkennung der von ihm geleisteten öffentlichen Dienste wurde W. 1833 zum Mitglied der wissenschaftlichen Deputation für das Medicinalwesen und Geheimen Medicinalrath ernannt. Bereits ein Jahr vorher hatte er einen seit 10 Jahren gehegten Lieblingsplan, nämlich die Gründung einer besonderen praktischen Unterrichtsanstalt für die Staatsarzneikunde an der Königl. Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, durchgesetzt; über dieses Institut veröffentlichte er 1833 einen Bericht, sowie von 1834—36 drei weitere Jahresberichte. 1841 wurde er zum Regierungs-Medicinal-Rath beim Polizei-Präsidium ernannt. Infolge der außerordentlich vielseitigen und angestrengten Thätigkeit Wagner's als Arzt, akademischer Lehrer und Staatsbeamter (auch als Dirigent eines von ihm gegründeten poliklinischen Instituts) begann seine Gesundheit zu leiden, sodaß er nach längerem Kränkeln bereits am 4. December 1846 starb. W. war ein außerordentlich tüchtiger, gewissenhafter, berufstreuer Arzt und Beamter, der als Schriftsteller gleichfalls eine namhafte und fruchtbare Thätigkeit entfaltet hat. Er war Mitarbeiter an Horn's Archiv, am Berliner medicinisch-encyklopädischen Wörterbuch, sowie an zahlreichen Journalen, in denen er außer den obengenannten Schriften noch viele kleinere Arbeiten und Artikel veröffentlicht hat, deren bis zum Jahre 1845 reichendes Verzeichniß das bekannte Callisen’sche Schriftstellerlexicon enthält.
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Literatur
Vgl. noch Biogr. Lexicon von Hirsch-Gurlt VI, 163.
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Autor/in
Pagel. -
Zitierweise
Pagel, Julius Leopold, "Wagner, Karl Wilhelm Ulrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 40 (1896), S. 524-525 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117113816.html#adbcontent