Veterani, Friedrich Graf von
Veterani, Friedrich Graf von
- Lebensdaten
- um 1650 – 1695
- Geburtsort
- Herzogtum Urbino
- Beruf/Funktion
- österreichischer Feldmarschall ; Feldmarschall
- Konfession
- katholisch?
- Normdaten
- GND: 124825907 | OGND | VIAF: 121555079
- Namensvarianten
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- Veterani, Friedrich Graf von
- Veterani, Friedrich, Graf von
- Veterani, Federico
- Veterani, Friedrich von
- Vetherani, Friedrich Graf von
- Vetherani, Friedrich, Graf von
- Vetherani, Federico
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Biographie
Veterani: Friedrich Graf v. V., kaiserlicher Feldmarschall, geboren um 1650 in dem Herzogthum Urbino, † 1695. Ueber den Geburtsort, die Erziehung und die Jugendjahre dieses hervorragenden Generals fehlen leider sichere Ueberlieferungen. In jungen Jahren scheint er schon in den Dienst des Kaisers getreten zu sein, worauf eine vom 12. Februar 1682 datirte Bestallung den Rückschluß gestattet. Nach dieser wird ihm „in gnädigister Anseh- und Erwägung dessen bißhero geleisten Kriegsdiensten, in solchen erwiesenen tapferen Valors, und daher erlangten guten Kriegserfahrenheit, auch auf das sonderbare gnädigiste Vertrauen, so Wir in seine Person gesezt, ein Regiment zu Pferd von einigen aus Unsern alten Reiter-Regimentern darzu gebenden Compagnien zu formieren, und selbiges als Unser Kays. Obrister zu commandieren. gnädigist aufgetragen“. Während der Belagerung von Wien (1683) hatte V. die letzte Donaubrücke mit 1000 Kürassieren zu vertheidigen. Hier hielt er die heftigen Anfälle der Janitscharen auf und es gelang ihm die Brückenschanze, die einmal schon verloren war, wiederzugewinnen.
Im folgenden Feldzuge, den er unter Caraffa machte (1684), fand er Gelegenheit sich sehr hervorzuthun, indem er von Neuhäusel aus, mehrere von Tökely und den Tataren eingeschlossene Regimentscantonnirungen befreite, diese Regimenter wieder thätig machte, und sich in Verbindung mit dem Hauptquartiere zu Preßburg erhielt. Unter General Schulz griff er Tökely's Lager vor Eperies an, welches genommen ward, und in welchem auch die geheime Correspondenz des Empörers in die Hände der Kaiserlichen fiel. Auch bei der im folgenden Jahre geglückten Einnahme von Eperies gehört V. das Hauptverdienst, sowie er auch bei der Eroberung von Tokay mitwirkte. Soweit sein Weg als Oberster. Generalfeldwachtmeister am 12. September 1685, ward er mit vier Regimentern|zu Pferd und einem zu Fuß in Winterquartiere in die Marmaros verlegt. Er jagte die Szekler mit andern siebenbürgischen übelgesinnten Landleuten auseinander und schritt zur Belagerung von Szegedin. Hier rückte V. mit kaum 4000 Pferden einem sich nähernden feindlichen Corps entgegen, welches er angriff und in Unordnung brachte, jedoch entdeckte, daß er allerdings die Avantgarde zurückgeworfen, nun aber auf den Großvezir stieß, der etwa 18 000 Mann Spahis und Janitscharen mit 20 Kanonen heranführte. Verwundert aber nicht verloren — sein eigener Ausdruck — ging er gerade auf den Feind, dieser wich scheinbar, um ihn an seine Infanterie und unter die Kanonen zu locken, doch V. ordnete seine Truppen, hielt eine Geschützsalve und Gewehrfeuer aus, stürzte sich auf den Feind, nahm dessen Kanonen, jagte die Janitscharen, die nicht auf der Walstatt blieben, in einen nahen Morast und verfolgte die Reiterei bis an den Damm desselben. Als man von Szegedin mit reicher Beute zurückkehrte, capitulirte der Pascha, und selbst der Vezir schickte nach einigen Tagen Briefe für den Hofkriegsrath, worin er um Frieden ansuchte.
Mit denselben Truppen wurde V. im J. 1687 zur Hauptarmee berufen, wo er meistens um die Person des Herzogs von Lothringen war, bei dem Rückzuge nützliche Dienste leistete, später die Blokade von Erlau deckte, dann dem Herzog voraus nach Siebenbürgen ging, Lebensmittel für die Armee aufbrachte, die meisten Städte durch Unterhandlung, Kronstadt aber durch Beschießung einnahm und während seines Interimcommandos (1687—88) das Land bis Orsova vollends vom Feinde säuberte. Am 13. Juli 1688 war er bereits „wegen der hiezu tauglichen Capacität und von langen hero praestierten ersprießlichen Diensten, absonderlich während diesem Türkenkrieg bei allen vorgefallenen Occasionen und unter andern in specie bey dem unweit Szegedin mit den Türken vorbei gangenen glücklichen Treffen, erwiesenen absonderlichen Valors, beiwohnenden guten Conduite unnd in Kriegswesen erlangten Erfahrenheit“ zum Feldmarschalllieutenant befördert worden. Nach ruhigen Winterquartieren wurde V. beordert zu dem Prinzen von Baden zu stoßen, der gegen Belgrad vorrückte. Im Gefechte bei Jagodin war er es, der zuerst den Feind zurückwarf. Bei Nissa zerstreute er die Tataren, die über das Gepäck hergefallen waren, that auch zum weitern Erfolg dieser Schlacht, wo ein fast zugrundegerichtetes Heer über einen doppelt so starken, verschanzten Feind den Sieg davontrug, wesentlich bei. In Widdin drang er zuerst ein, wurde aber durch einen Musketenschuß aus dem Kastelle verwundet: doch mußte sich der Platz bei fortgesetzter Belagerung ergeben (1689). Noch nicht von seiner Wunde genesen, übernahm er, nach Piccolomini's Tode das Commando in Nissa. Er würde, wenn er nicht reiten könnte, das Gewehr auf der Schulter dort ankommen — so sagte er, kam aber auch, durch Sturm auf der Donau und andere Unfälle aufgehalten, nicht viel besser dort an. Seine Entschlossenheit rettete jedoch diesen Platz, der fast verloren war, und von dem es damals abhing, daß Belgrad nicht auch verlassen werden mußte, daß Kanizsa sich ergab, Temesvár eingeschlossen blieb, die Walachei und Siebenbürgen sich ruhig hielten. Inzwischen wurden Nissa und Widdin soviel als möglich hergestellt und die Fortificirung von Orsova vorgeschlagen. Durch die Beute, welche bei den häufigen Streifungen gemacht wurde, erhielt V. die Truppen guten Muthes; seinen eigenen Antheil verwendete er stets zum Besten des Dienstes.
Abberufen zur Hauptarmee des Prinzen Ludwig von Baden, übergab V. das Commando von Nissa an Guidobald Stahremberg. Er hielt Siebenbürgen, welches fast verloren schien, nahm im J. 1691 die Festung Lippa und richtete sein Augenmerk auf den durch eine in ihrer Art einzige Vertheidigung so berühmt gewordenen Posten an der Donau, der von ihm den Namen der veteranischen Höhle führt. Schon am 16. August 1690 war V. vom Kaiser zum|General der Cavallerie befördert worden, besonders weil „selber in verwichener Campagna bei den mit dem Erbfeind vorbeigangenen glücklichen Treffen, sich vornemblich wohl segnaliret, nach Endigung derselben die sich gethane Confusiones in Servien durch seine angewandte gute Vernunft und Direction wider in ordnung gebracht, vermittels gebrauchter herzhafften Standhaftigkeit, Fleiß und Eifers, den Feind in vorigen Schranken erhalten, und noch in mehrere Consternation gesezt, sonsten auch die ihm anvertrauten Plätze und Posten in guten Defensions stand vermittels angewendten großen Fleisses gebracht, auch all' und jedes zu Unserem gnädigsten Wohlgefallen eingerichtet und exequirt hat“. Er befestigte Orsova und Karansebes, erhielt sich in der Verbindung mit der Hauptarmee und deckte seine Plätze, in denen er vom Feinde sehr bedroht war (1692 bis 1693). Kaiser Leopold bestätigte ihn im Obercommando dieses Landes, und ernannte ihn zum Feldmarschall „in gnädigster Wahrnehmung und Consideration der Uns und Unserem Hochlöblichen Ertzhaus von langen Jahren her praestirten treu ersprießlichen Kriegsdiensten, beiwohnenden besondern Kriegsexperienz, tapfern Valors, und vortrefflichen Qualitäten, die er bei den vorgefallene Occasionen jederzeit, absonderlich bei den ihme anvertrauten und mit Unserer gnädigsten Satisfaction vertretenen Commando in Sibenbürgen rühmlich erwiesen“ (17. Mai 1694). Die Operationen der Armee, deren Oberbefehl Caprara führte, beschränkten sich darauf, daß man den Feind im Schach hielt; nur die Einnahme von Gyula hatte V. von Siebenbürgen aus unterstützen können. V. war aus Wien mit dem Befehle zurückgekommen, die Belagerung von Temesvár zu unternehmen, wovon jedoch wieder abgesehen werden mußte (1695). Er suchte nun der Hauptarmee sich zu nähern, die über die Theiß dem Feinde entgegen gehen sollte. Inzwischen gingen Bocsan und Lippa verloren, und V. blieb nichts übrig, als mit seinen sieben Regimentern Reiterei, etwa 6500 Mann, und mit 800 Mann Fußvolk, vor Lugos im Hazeker Thale eine vortheilhafte Stellung zu nehmen, in welcher er die Annäherung der Armee erwartete. Statt ihrer rückte jedoch der Sultan mit 28 000 Janitscharen und Arnauten, 27 000 Spahis und 30 000 Tataren an. Zweimal waren die Feinde auf dem rechten Flügel mit Verlusten zurückgetrieben worden. Während V. auf den linken Flügel eilte, gewannen sie jedoch die Oberhand und bemächtigten sich der Geschütze; nochmals gelang es ihm das Gefechtsverhältniß zu seinen Gunsten zu wenden, und die Kanonen wieder zurückzugewinnen, aber jetzt drangen auch die Türken von allen Seiten ein, der Feldherr selbst erhielt zwei Säbelhiebe und einen Schuß, oder nach andern Berichten, einen Lanzenstich in die Brust, und mußte nach starker Blutung auf eine Kalesche gebracht werden. Jedoch verließ er das Gefechtsfeld nicht und gab die Befehlsführung nicht aus der Hand. „Ich habe nie meine Leute verlassen“, sagte er denen die ihn fortbringen wollten, „ein jeder bekomme erst soviel, als ich davon getragen habe, und dann sehe man, wem der Sieg sein wird“. Aus dem Kampfgetümmel ward er, von einer Cavallerieescorte umgeben, geführt, jedoch gerieth seine Kalesche an einen Morast, den man zu Wagen nicht passiren konnte, man setzte daher den schwerverwundeten Feldmarschall nochmals zu Pferd, er wurde aber, nachdem seine Begleitung niedergehauen worden, vom Feinde umringt und dem verwundeten General nun von den auf ihn andringenden Barbaren der Kopf abgeschlagen, welcher dem Sultan überbracht wurde. Dieser befahl, den Leichnam des kaiserlichen Feldherrn sofort zu bestatten. Die gesammte Infanterie war auf dem Platze geblieben, und nur einem kleinen Theile der Cavallerie gelang es, sich hinter dem Troß in Sicherheit zu bringen. Auf beiden Seiten hatte man verzweifelt gefochten, indem auch die Türken namhafte Verluste erlitten hatten. — Feldherrnblick,|rascher Muth und Fassung im Unglücke waren V. in hohem Maaße eigen, und seine lehrreichen Denkwürdigkeiten sind eine der vorzüglichsten kriegshistorischen Quellen für den Zeitraum, den sie umfassen (Memorie del Maresciallo Conte Federico Veterani dall'anno 1683 sino all'anno 1694. Vienna et Lipsia 1771. 8). Wegen der Offenheit seines Charakters und seiner Kriegserfahrung schätzte ihn sein Kaiser. Der Soldat, den er versorgte, und der Landmann, den er nicht bedrückte, liebten und verehrten ihn.
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Literatur
Acten des k. u. k. Kriegsarchivs. — Erinnerungsblätter für die Sammlung von Bildnissen berühmter, österreichischer Feldherren in der Theresianischen Militärakademie zu Wr. Neustadt (von Prof. Adam, als Manuscript gedruckt vor 1805).
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Autor/in
C. v. Duncker. -
Zitierweise
Duncker, Carl von, "Veterani, Friedrich Graf von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 39 (1895), S. 655-658 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124825907.html#adbcontent