Lebensdaten
erwähnt 1793, gestorben 1812
Beruf/Funktion
preußischer Major ; russischer Oberstleutnant
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 129234982 | OGND | VIAF: 33071246
Namensvarianten
  • Tiedemann, Carl Ludwig Heinrich von
  • Tiedemann, Karl Ludwig Heinrich von
  • Tiedemann, Carl Ludwig Heinrich von

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Zitierweise

Tiedemann, Karl Ludwig Heinrich von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd129234982.html [20.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Tiedemann: Karl Ludwig Heinrich v. T., preußischer Major und demnächst russischer Oberstlieutenant, ward am 3. April 1793 zum Fähnrich beim preußischen Infanterieregimente Nr. 55, damals v. Holwede und am 3. September 1794 zum Secondlieutenant ernannt. In dieser Eigenschaft gehörte er zu denjenigen Offerieren, welche Scharnhorst seit 1801 zu Berlin in den Kriegswissenschaften unterrichtete und zwar war er einer der Lieblingsschüler des Meisters. Als dieser am 27. März 1802 dem Könige die besten der von seinen Hörern eingelieferten Ausarbeitungen überreichte, waren die von T. darunter, und als er in einem vom 29. November 1803 datirten „Verzeichniß der Officiere, welche sich in dem hiesigen Lehrinstitut durch Fähigkeit und Kenntnisse ausgezeichnet haben“ seine Schüler in vier Classen theilte, zählte er zur ersten nur Clausewitz und T.; von ihnen sagt er: „zeichnen sich durch Fähigkeiten, Beurtheilung, Fleiß und Kenntnisse ganz besonders aus“. Die Folge hat gezeigt, daß er Recht hatte. Am 28. Januar 1806 rückte T. zum Premierlieutenant auf, am 12. April des nämlichen Jahres wurde er zum Stabscapitän von der Armee ernannt. Am Kriege von 1806/7 nahm er als Generalstabsofficier theil, eine am 30. August 1806 aufgestellte Liste der letzteren nennt als solchen „den interimistisch zu Generalstabsdiensten angestellten Stabscapitän der Armee v. T.“ bei dem westpreußischen Corps des Herzogs Eugen von Württemberg; ein späterer, aber vor Beginn der Feindseligkeiten, von Scharnhorst unterzeichneter „Vorläufiger Entwurf zur Vertheilung der Generalstabsofficiere bei den Divisionen“ sagt, daß T. zum Dienste des Generalstabes bei der Armee gebraucht werden könne, er sei beim Reservecorps überflüssig, weil dort schon vier Generalstabsofficiere vorhanden wären. Im Juni 1807 befand T. sich als solcher beim russischen General Kamenskoi, dem Führer der Reservedivision des L'Estocq’schen Corps. Diesen bestimmte er am 8. Juni in Mehlsack auf eigene Verantwortung Bennigsen, der eine Schlacht annehmen wollte, zu Hülfe zu eilen, und demnächst vermochte er, in Verein mit Grolman, Kamenskoi, sowie Grolman's Vorgesetzten, den General v. Rembow, mittelst verwegenen Gewaltmarsches rechtzeitig die Walstatt von Heilsberg zu erreichen. Auch auf letzterer bewährte er sich. Am 19. Juli 1807 ward er wirklicher Capitän, am 20. October 1809 Major. In der Zeit der Wiederaufrichtung Preußens nach dem Tilsiter Frieden war er einer der thätigsten und einsichtigsten unter den Vorkämpfern für die im Heerwesen zu schaffenden Neuerungen und einer von denen, welche sobald als möglich wieder zum Schwerte zu greifen wünschten. Er gehörte zu den Eingeweihten und zu den Vertrauten der leitenden Staatsmänner. Schon im Herbst|1808, als Oesterreich zwischen Krieg und Frieden schwankte, war er mit einer Sendung zum Grafen Götzen in Schlesien und nach Wien beauftragt, welche Preußens Stellungnahme betraf (M. Lehmann, Knesebeck und Schön, Leipzig 1875, S. 52). Als am 15. October 1810 die Kriegsschule zu Berlin, die Vorgängerin der jetzigen Kriegsakademie, eröffnet wurde, lehrte T. dort Taktik und Strategie, auch war er Mitglied der Studiendirection der Anstalt. 1811 begleitete er Scharnhorst auf seiner russischen Reise. Dieser wünschte ihn zum Nachfolger von Boyen, der, als Preußen 1812 auf die Seite Frankreichs trat, nach Rußland ging, an die Spitze der 1. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements treten zu sehen, damit diese hochwichtige Stellung ein ganz zuverlässiger und im Sinne der franzosenfeindlichen Partei wirkender Officier erhielte, aber T. war entschlossen, ebenfalls nicht in der preußischen Armee zu bleiben, wenn diese dem Kaiser Napoleon Heeresfolge leisten würde. Er erbat seinen Abschied, welcher ihm am 8. Mai 1812 bewilligt ward, trat in russische Dienste, wurde zum Oberstlieutenant ernannt und dem Gouverneur von Riga, General Essen, beigegeben. Es war eine unerquickliche Verwendung, denn sie stellte ihn seinen eigenen Landsleuten gegenüber und verleitete ihn, im Gefechte bei Schlock am 5. August unter dem Schutze der Parlamentärflagge eine Abtheilung der letzteren zum Verlassen ihrer Fahne und zum Eintritte in die russisch-deutsche Legion aufzufordern, wodurch er mit Recht Yorck's Zorn und das Mißfallen seiner früheren Kameraden erregte. Boyen, der ihn in seinen „Erinnerungen“ einen der edelsten und bestunterrichteten Officiere des preußischen Heeres nennt, entschuldigt Tiedemann's Handlungsweise mit den eigenthümlichen politischen Verhältnissen, welche damals vorlagen und bald nachher Yorck bewogen, einen Schritt ganz ähnlicher Art zu thun, wie er T. gegenüber verdammt hatte. Aber vergebens bemühte dieser sich um einen anderen Wirkungskreis, namentlich in den Reihen jener Legion hätte er sich einen solchen gewünscht. Er sollte die Zeit, in welcher diese vor den Feind kam, nicht erleben. Das Treffen bei Dahlenkirchen am 22. August 1812 brachte ihm den Tod. Ob er denselben auf der Walstatt gefunden oder ob er einige Tage nachher in Riga gestorben ist, steht nicht fest. Gneisenau beklagte tief sein Hinscheiden. — T. hat über die von ihm in Riga geübte Thätigkeit ein vom 20. Juni bis zum 20. August reichendes Tagebuch geführt, welches nebst einigen anderen, ihn betreffenden Schriftstücken durch Max Lehmann im Augusthefte 1877 der „Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine“ (Berlin) veröffentlicht ist.

    • Literatur

      Akten der preußischen Geheimen Kriegs-Kanzlei zu Berlin. — M. Lehmann, Scharnhorst, Leipzig 1886/87.

  • Autor/in

    B. Poten.
  • Zitierweise

    Poten, Bernhard von, "Tiedemann, Karl Ludwig Heinrich von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 38 (1894), S. 280-281 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129234982.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA