Lebensdaten
1626 – 1680
Geburtsort
München
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Mediziner ; Polyhistor
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118040065 | OGND | VIAF: 799181
Namensvarianten
  • Thiermair, Franz Ignaz
  • Thiermaier, Franz Ignaz
  • Thiermair, Franciscus Ignatius
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Zitierweise

Thiermair, Franz Ignaz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118040065.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Thomas ( 1661), bayer. Leibarzt in M.;
    M Anna v. Klein;
    B Johann Jakob (1620–94), Domherr zu Freising, 2 Schw Anna Franziska ( 1634), Elisabeth ( 1634).

  • Biographie

    T. studierte in Padua Medizin und erwarb den med. Doktortitel. Nach kurzer Tätigkeit als niedergelassener Arzt in Padua kehrte er nach Deutschland zurück und übernahm 1656 an der Univ. Ingolstadt, die damals in Forschung und Lehre zurücklag, die Dozentur für theoretische Medizin. 1661 wurde T. von Kf. Ferdinand Maria auf den Ingolstädter Lehrstuhl für Anatomie berufen. Hier reformierte er den anatomischen Unterricht sowie den gesamten medizinischen Studiengang. Insbesondere gelang es ihm, zur Behandlung Verwundeter sowie zur Ausbildung der Studenten in klinischer Medizin ein Hospital errichten zu lassen. 1664 folgte die Ernennung zum kfl. Leibarzt und Mitglied des Münchner Medizinalkollegiums, verbunden mit seiner Übersiedlung nach München.

    T.s Hauptwerk ist die Schrift „Consilia et Scholia medica“ (1673), eine Verschmelzung eigener Erfahrungen auf den Gebieten der Pathologie und Therapie mit älteren Beobachtungen anderer Autoren. Sein Bestreben war es, die Erkenntnisse der physiologischen und anatomischen Forschungen aus der ersten Hälfte des 17. Jh. für die Therapie zu nutzen. 1674 befaßte sich T. in einer Schrift mit den gesundheitsfördernden Wirkungen der Heilquelle in Moching (heute: Ampermoching) bei Dachau, die er selbst einer Prüfung unterzogen hatte. Des weiteren arbeitete T. über die Vermeidung und Heilung von Fieberkrankheiten (Instructio succincta de modo vitandi febres epidemicas in praesens grassantes pro sanis, infectis et infectorum curam gerentibus, 1678) und schrieb eine pharmazeutische Abhandlung über die korrekte Auswahl und Zubereitung von Heilmitteln (Tractatus pharmaceuticus, in quo medicamenta tam interna quam externa, eligendi praeparandi et componendi ratio brevissime ostenditur, 1661).

    T. überblickte die gesamte Heilkunde, die zu seiner Zeit noch nicht in einzelne Spezialgebiete zersplittert war. Er publizierte teils eklektisch, teils innovativ über verschiedene heilkundliche Themen. Modern war sein Betonen der eigenen Beobachtung und Erfahrung in Diagnose und Therapie. Über sein Wirken als Leibarzt ist wenig bekannt.

  • Werke

    W Kurtze Beschreibung V. d. Ursprung, Beschaffenheit, Wirckung u. Gebrauch deß nit unlängst erfundenen Gsund-Bads: gen. Maria-Brunn, in d. Chur-Fürst. Land-Gericht Dachaw, Ober Lands Bayrn, nächst Moching gelegen, 1674;
    Kurtzer Underricht in jetzt besorgl. unnd gefährl. Seuchen, 1679.

  • Literatur

    L ADB 38;
    J. v. Kerschensteiner, Malachias Geiger u. F. I. T., e. Münchener Ärztebild aus d. 17. Jh., in: Münchener Med. Wschr. 33, 1886, S. 119–22 u. 135 f.;
    E. R. Stockbauer, Ärztebiogrr. aus d. Elenchus quorundam Bavariae medicorum d. Münchener Hofbibliothekars Andreas Felix v. Oefele, Diss. Erlangen-Nürnberg 1968;
    BLÄ;
    Biogr. Lex. LMU.

  • Porträts

    P Kupf. v. J. Georgi, 1651 (London, Wellcome Library, Iconographic collections).

  • Autor/in

    Werner E. Gerabek
  • Zitierweise

    Gerabek, Werner E., "Thiermair, Franz Ignaz" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 133 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118040065.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Thiermair: Franz Ignaz Th., hervorragender Arzt des 17. Jahrhunderts, wurde etwa im ersten Drittel desselben als Sohn des kurfürstlichen Leibarztes Thomas Th. aus einem alten Eichstätter Geschlecht geboren. Er studirte in Padua, promovirte und prakticirte anfangs daselbst unter Leitung einiger älterer Aerzte. Dann kehrte er in seine Heimat zurück und übernahm 1656 das Lehramt der theoretischen Medicin an der Universität zu Ingolstadt, an der übrigens damals traurige Zustände herrschten. 1661 wurde Th. vom Kurfürsten auch der Lehrstuhl der Anatomie übertragen. In dieser Stellung erwarb er sich durch gründliche Reform des anatomischen Unterrichts und durch einige Neuerungen im medicinischen Studiengange ein großes Verdienst. Namentlich drang er auf Errichtung eines Hospitals, in dem die kranken Soldaten verpflegt werden und die Studierenden klinischen Unterricht erhalten sollten. Es gelang ihm mit Hülfe seines Collegen, des Leibarztes Pistorini, seine in einem besonderen Gutachten als Mitglied des Medicinal-Collegiums dem Kurfürsten unterbreiteten Pläne durchzuführen. 1664 wurde er als Leibarzt nach München berufen. Aus den weiteren Lebensschicksalen Thiermair's ist nur noch soviel bekannt, daß er schriftstellerisch thätig war. Er publicirte als sein Hauptwerk „Scholia et consilia medica“ (München 1673), eine Zusammenstellung eigener Erfahrungen und vergleichend compilatorische Betrachtung über ältere Beobachtungen aus den Gebieten der Pathologie und Therapie, wobei sich das Bestreben des Verfassers kundgibt, die Ergebnisse der anatomischen und physiologischen Forschungen aus|der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts besonders bei der Behandlung zu verwerthen. Ferner schrieb er: „Kurzer Unterricht in besorglich und gefährlichen Seuchen“ etc. (München 1678) und „Kurze Beschreibung von dem Ursprung, Beschaffenheit, Wirkung und Gebrauch des Gesundbades genannt Mariabrunn in dem kurfürstlichen Landgericht Dachau“ (München 1679). — Eine lesenswerthe Biographie Thiermair's, dessen Todesjahr unbekannt geblieben ist, verdanken wir der Feder des Obermedicinal- und Geheimraths Joseph v. Kerschensteiner in München.

    • Literatur

      Vgl. Biogr. Lex. etc. V, 652.

  • Autor/in

    Pagel.
  • Zitierweise

    Pagel, Julius Leopold, "Thiermair, Franz Ignaz" in: Allgemeine Deutsche Biographie 38 (1894), S. 3-4 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118040065.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA