Lebensdaten
1805 – 1876
Beruf/Funktion
Schulmann ; Entomologe
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 121168255 | OGND | VIAF: 25452312
Namensvarianten
  • Suffrian, Christian Wilhelm Ludwig Eduard
  • Suffrian
  • Suffrian, Christian Eduard
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Suffrian, Christian Wilhelm Ludwig Eduard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121168255.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Suffrian: Christian Wilhelm Ludwig Eduard S., Schulmann und Entomologe des 19. Jahrhunderts. Er wurde am 21. Januar 1805 in Minden in Westfalen geboren, wo der Vater, Joh. Christ. Ed. S., damals als Zollinspector und Kreiscalculator angestellt war. Wiederholte Versetzungen desselben in andere amtliche Stellungen führten die Familie in den nächsten Jahren nach Herford und in andere verschiedene westfälische Städte; den ersten Unterricht empfing der Sohn von 1810 an auf dem Gymnasium in Herford.+) Korrekturgeändert aus: S. 135. Zum Artikel Suffrian [d. Red.]: S. besuchte auf dem Gymnasium in Herford 1810 nur 5 Monate lang die unterste Classe bis zur Versetzung seines Vaters. — Als Fr. Thiersch seine berühmte Schulreise durch Baiern hielt, machte er einen Abstecher über den Rhein nach Westfalen zu seinem Bruder Bernhard, dem Gymnasialdirector in Dortmund, und wohnte dort dem naturwissenschaftlichen Unterrichte des Oberlehrers Suffrian bei; die Bewunderung, welche ihm derselbe einflößte, dem er nichts Bekanntes an die Seite stellen konnte, hat er in seinem bekannten Buche über die Gelehrten Schulen ausführlich ausgesprochen. Von Dortmund berief ihn der Oberpräsident v. Vincke zur völligen Umgestaltung des alten, nach nassauischem Muster angelegten Pädagogiums in Siegen in eine höhere Bürgerschule (dies die ältere Bezeichnung der späteren Realschule I. O.). Die neue Anstalt wurde ein Vorbild für zahlreiche, dasselbe Ziel verfolgende Schulen. Suffrian wurde seitdem oft vom Ministerium mit pädagogischen Reisen und Berichten beauftragt. Eine Geringschätzung der Unterrichtsfächer des Gymnasiums lag ihm durchaus fern; bei seinem staunenswerthen Gedächtniß war er in der ganzen Weltgeschichte ungewöhnlich zu Hause, sein deutscher Unterricht in den oberen Classen war ausgezeichnet, er pflegte mit einem Freunde abendlich seinen geliebten Homer zu lesen. Von seinem außerordentlichen organisatorischen Talent zeugt der eingehende Aufsatz von ihm über Provinzial-Schulkonferenzen in Schmid's Encykl. des Unterrichtswesens VI, 424—453, eine der werthvollsten Arbeiten in diesem Werke. Hölscher. Nach dem 1812 in Höxter erfolgten Tode des Vaters zog die Mutter mit den Kindern nach Driburg bei Paderborn, übergab aber 1814 den Sohn ihrem Vater Dunker in Minden zur Erziehung. In Minden besuchte S. das Gymnasium bis 1818, kam dann nach dem inzwischen erfolgten Tode des Großvaters in das Haus seines Oheims, des Oberbergrathes Dunker, in Halle und trat hier in die lateinische Hauptschule der Francke’schen Stiftungen ein. Bereits Ostern 1821 bestand er — 16jährig — die Abgangsprüfung und widmete sich nun auf der Hallischen Universität vorwiegend mathematisch-naturwissenschaftlichen Studien, hörte aber auch theologische, philologische und geschichtliche Vorlesungen. Seine Hauptneigung richtete sich damals auf Astronomie; Ostern 1822 wurde er der Gehilfe Winkler's an der Sternwarte, und hat diese Stellung bis zu seinem Abgange von Halle im Herbst 1825 beibehalten. Am 22. December 1824 promovirte er mit einer Dissertation „Ueber die Berechnung der geographischen Länge der Stadt Minden in Westfalen mit beigelegten Formeln zur Berechnung|der Mondlänge und -breite“, und wurde darauf zu Ostern 1825 zunächst als Hilfslehrer am Pädagogium in Halle angestellt. Schon im Herbste dieses Jahres nahm er jedoch eine Berufung an das Gymnasium in Aschersleben an; zunächst war er Collaborator, wurde aber schon 1826 dritter, und 1830 zweiter Oberlehrer. Vornehmlich durch die Bekanntschaft mit den damals in Aschersleben wohnenden eifrigen Sammlern, dem Apotheker Hornung und dem Theologen A. Lüben (später Seminardirector in Bremen), wurde S. damals der Entomologie, speciell der Käferkunde zugeführt, in der er den Ruf eines hervorragenden Systematikers und eine entscheidende Autorität sich erworben hat. 1833 wurde er als Oberlehrer an das Gymnasium in Dortmund berufen, aber schon im September 1836 als Director an die Realschule in Siegen versetzt. Die Organisation, welche er dieser Anstalt gab, ist für die übrigen westfälischen und rheinischen Realanstalten vorbildlich geworden und hat die Grundlage für die im J. 1859 erfolgte allgemeine Regelung des Realschulwesens in Preußen gebildet. S. hatte von dem Werthe der realistischen, namentlich der mathematischnaturwissenschaftlichen Bildung eine sehr hohe, vielleicht zu hohe und einseitige Meinung und hat lange Zeit hindurch, in erster Linie den Behörden gegenüber, die Anschauung vertreten, welche den Schülern der Realanstalten den Zutritt auch zu den Universitäten öffnen wollte; später fühlte er sich durch die Uebertreibungen und Ueberstürzungen der Realschulagitation verletzt und abgestoßen; da sein besonnener und mäßigender Rath unbeachtet blieb, zog er sich mehr und mehr zurück, so daß er bei seinem Tode den Realschulmännern als einer der Ihrigen kaum noch bekannt war. — Der Ruf, den er in Siegen als Director sich erworben, führte im Sommer 1848 seine Berufung an die Spitze des Gymnasiums und der Realschule in Minden herbei; von hier aus war er 1849 Mitglied der durch den Minister v. Ladenberg berufenen Landesschulconferenz, wurde aber bereits 1850 zum evangelischen Provinzialschulrath der Provinz Westfalen ernannt. Mit diesem Amte, welches er in ungewöhnlich ernster Auffassung seiner Amtspflichten (s. L. Wiese, Lebenserinnerungen) 26 Jahre hindurch geführt hat, verband er den Vorsitz in der wissenschaftlichen Prüfungscommission in Münster, und seit 1873 die Leitung des höheren Schulwesens im Fürstenthum Lippe. Seit 1870 Geheimer Regierungsrath, konnte er, mit Orden und Ehren überhäuft, im December 1874 sein Doctorjubiläum, im April 1875 sein Dienstjubiläum feiern; Ostern 1876 trat er in den Ruhestand und starb in Münster am 18. August 1876. — Bis an seinen Tod blieb sein lebhaftes wissenschaftliches Interesse der Entomologie zugewandt; wie er einer der Gründer und zuletzt Ehrenpräsident der Deutschen entomologischen Gesellschaft war, so enthalten die verschiedenen entomologischen Zeitschriften, namentlich die Stettiner, eine große Reihe umfangreicher Aufsätze aus seiner Feder; seine große Käfersammlung, welche er bei seinem Tode der Universität Halle vermacht hat, galt bei den Fachleuten als die entscheidende Vergleichsstelle bei Artbestimmungen, wie der Erwerb der maßgebenden „Suffrianischen Typen“ für alle Museen eifrig erstrebt wurde (Dohrn). Suffrian's nachgelassener wissenschaftlicher Briefwechsel ging an den Herausgeber der Stettiner entomologischen Zeitung, Dr. C. A. Dohrn, über.

    • Literatur

      Raßmann, Münsterländische Schriftsteller, 1866, S. 336—338. — C. A. Dohrn, Nekrolog Suffrian's in der Stettiner entomologischen Zeitung von 1877, S. 106—117. An beiden Stellen sind sich ergänzende umfangreiche Schriftenverzeichnisse beigebracht. Die Zeitschriften für Realschulwesen haben nach Suffrian's Tode Mittheilungen über ihn nicht gebracht.

  • Autor/in

    R. Hoche.
  • Zitierweise

    Hoche, Richard; Hölscher, "Suffrian, Christian Wilhelm Ludwig Eduard" in: Allgemeine Deutsche Biographie 37 (1894), S. 135-136 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121168255.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA