Lebensdaten
um 1630 – 1695
Geburtsort
Magdeburg
Sterbeort
Dresden
Beruf/Funktion
sächsischer Oberst ; Baumeister ; Ingenieur
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 122518802 | OGND | VIAF: 74736599
Namensvarianten
  • Starke, Johann Georg
  • Starcke, Johann Georg
  • Starke, Johann Georg
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Zitierweise

Starcke, Johann Georg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd122518802.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N., Hptm. in M.;
    M N. N.;
    Dresden 1665 Johanna Charitas, T d. Gabriel Mö(h)lich, kfsl. sächs. Ballettmeister in D., wohl 1619 Instrumentist an d. Hofkapelle in D. (s. Eitner).

  • Biographie

    Kenntnisse der Militärbaukunst erwarb S. im Armeedienst und im Dienst mehrerer Fürsten durch Fachbücher und das Studium von Kupferstichen, Tusche- und Bleistiftzeichnungen von Stadt- und Festungsbauten (die sich umfangreich in seinem Nachlaßinventar nachweisen lassen). Am 12. 3. 1663 trat er als Ingenieur und Festungsbaumeister in den Dienst des Kf. Johann Georg II. von Sachsen (1613–80, reg. seit 1656) mit einem Jahresgehalt von 400 Reichstalern. Zur Aufbesserung seiner Einkünfte wurden ihm im Kriegsfall das Kommando über eine Kompanie Fußvolk, in Friedenszeiten eine entsprechende Zulage gewährt; eine weitere Vergütung von 200 Reichstalern erlangte er durch die Ernennung zum Geheimen Kammerdiener des Kurfürsten. Noch im Jahr seiner Dresdner Dienstannahme reiste S. für zwei Jahre zu Studienzwecken nach Italien, weitere Reisen folgten 1671 nach Prag, 1672 nach Belgien „aliasque Regiones exteras . . .“. 1671 rückte S. in die Position des Oberlandbaumeisters auf (verbunden mit der Ernennung zum Hauptmann). Sein Tätigkeitsfeld umfaßte damit das Zivilbauwesen, die Überwachung, Planung und Aufsicht über Reparatur und Neubau von Gebäuden, die Ausstattung von Hoffestlichkeiten, aber auch Planungen für die städtebauliche Umgestaltung Schneebergs (nicht erhalten, nicht realisiert).|Auch unter Kf. Johann Georg III. (1647–91, reg. seit 1680) behielt S. seine Ämter. Nach dem Tod Wolf Caspars v. Klengel (1630–91), des Leiters des Dresdner Hofbauamtes, wurde ihm 1691 die Leitung des Oberbauamtes übertragen. S. hatte nun die Aufsicht über sämtliche Zivilgebäude Sachsens sowie über die Festungen Stolpen, Senftenberg und Torgau inne. Außerdem war er Inspekteur der kursächs. Stein- und Marmorbrüche, der bauamtlichen Ziegelscheune und Schmiede. Verbunden war diese Position mit dem militärischen Rang eines Obersten im Generalstab. 1689 begleitete er noch als Generalquartiermeister (seit 1676) Kf. Johann Georg III. auf dessen Frankreichfeldzug.

    S. erhielt zuletzt ein Jahresgehalt von 2232 Talern. Er leistete sich einen aufwendigen Lebensstil mit einem Wirtschaftshof auf dem Lande, einem Garten mit Lusthaus vor den Toren der Stadt, einem Weinberg, mehreren Häusern in Dresden und einem Wohnhaus an der Pirnaischen Straße. Sein Nachlaß legt Zeugnis vom Lebensstil eines Hofmannes ab, wenn auch ein auffällig hoher Buchbesitz zu verzeichnen ist. Zahlreiche Schuldscheine in den Finanzunterlagen bezeugen aber auch, daß S.s Einkünfte kaum ausreichten, diesen Lebensstil zu finanzieren. Persönlich galt er als schwieriger Vorgesetzter und „wilder Kopf“ mit cholerischem Temperament.

    S.s Bauten sind großenteils untergegangen, ebenso wie die Akten des sächs. Bauamtes, die ein Brand 1728 vernichtete. Dennoch ist S. als prägende Figur für die höfische Baukunst Sachsens von 1663 bis 1695 anzusehen. Zu seinen wichtigsten Bauten gehören u. a. das Lusthaus im Ital. Garten (1665–68, im Siebenjährigen Krieg fast vollständig zerstört) und das Palais im Großen Garten (1676–91, erhalten). S. vollzog den Wandel in der Baukunst des sächs. Barock von der Orientierung an den ital. Bauten des Cinquecento insbesondere nach dem Vorbild der Villen Palladios, wie noch am Lusthaus im Ital. Garten, hin zur Aufnahme franz. Formen, gepaart mit zeitgenössischer röm. Architektur, wie am zehn Jahre jüngeren Palais im Großen Garten. Als Ursachen dieser Umorientierung lassen sich die politische Situation nach dem 30jährigen Krieg, der Aufstieg Frankreichs zur Großmacht und der Anspruch Sachsens, nun im Kreise dieser europ. Mächte Platz zu nehmen, benennen – ein Anspruch, der auch architektonisch zum Ausdruck gebracht werden sollte. Unter S. entwickelte sich die Dresdner höfische Architektur zum Vorboten des Hochbarocks im Dt. Reich.

  • Werke

    Weitere W Reit- u. Schießhaus, 1618/20–73 /77 (anläßl. d. Zwingerbaus abgerissen); Komödienhaus am Schloß (1888 nach zahlr. Umbauten abgerissen) sowie Bauten am Dresdner Residenzschloß: Portal zw. gr. u. kl. Schloßhof, Engl. Treppe u. d. südöstl. Wendelstein im Schloßhof (im 2. Weltkrieg allesamt schwer oder ganz zerstört, werden diese Bauten z. Zt. restauriert oder wieder aufgebaut); Entwürfe (nicht überliefert) f. mehrere Palais u. Wohnhausfassaden in Dresden.

  • Literatur

    ADB 35;
    W. Bachmann, Oberlandbaumeister J. G. S., in: Dresdner Anz., Wiss. Beil., 3. u. 4, 1933;
    H. Marx, „Erster Architekt d. Königs“, Leben, Aufgaben u. Werke, in: ders. (Hg.), Matthäus Daniel Pöppelmann, Der Architekt d. Dresdner Zwingers, 1990, S. 11;
    ders., „Muschel u. Blumenpracht im schlechten Stil“, Pöppelmanns Ruhm u. Nachruhm, ebd., S. 35;
    ders., Stil, Kontinuität u. Verwandlung, ebd., S. 53;
    K. Mertens, Das kursächs. Oberbauamt u. seine Architekten, ebd., S. 132–37;
    M. Schlechte, Schloß Moritzburg, ebd., S. 219–24;
    St. Delang, Das Schloss im Barockza., in: Das Dresdner Schloss, Monument sächs. Gesch. u. Kultur, hg. v. d. Staatl. Kunstslgg. Dresden, 1992, S. 92–95;
    J. Menzhausen, Das Dresdner Schloß im Barock, in: Dresdner Hh. 38, 1994, S. 32–41;
    H. Lorenz, Barocke Festkultur u. Repräsentation im Schloß zu Dresden, ebd., S. 48–56;
    F. Löffler, Das alte Dresden, 131997;
    K. Reeckmann, Anfänge d. Barockarchitektur in Sachsen, J. G. S. u. seine Zeit, 2000;
    G. Passavant, Wolf Caspar v. Klengel, 2001;
    J. Kremeier, Die Reisen d. Wolf Caspar v. Klengel, d. Bauten d. J. G. S. u. d. Palais im Großen Garten, Bemm. z. Architektur Dresdens in d. zweiten Hälfte d. 17. Jh., in: Frühneuzeit-Info 14, 2003, H. 1, S. 103–29;
    ThB (L);
    Dict. of Art.

  • Autor/in

    Eva-Maria Seng
  • Zitierweise

    Seng, Eva-Maria, "Starcke, Johann Georg" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 66-67 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd122518802.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Starke: Johann Georg St., sächsischer Oberst und Oberlandbaumeister, hatte an der baulichen Neugestaltung Dresdens unter dem Kurfürsten Johann Georg III. wesentlichen Antheil. Er gilt als der Erbauer des Palais im Großen Garten, das als eines der wichtigsten Denkmale für die Geschichte des Barockstiles in Deutschland anzusehen ist. Diese Annahme beruht auf einer Notiz P. J. Marperger's, der damals (1679) in Dresden lebte und in seiner „Historie und Leben der berühmtesten Europaeischen Baumeister“ (Berlin 1711, 8°, S. 452) ausdrücklich erwähnt, daß St. „das Lust-Hauß im Großen Garten“ erbaut, Johann Friedrich Karger aber, den Andere für den Urheber des Palais halten, die Nebenbauten daselbst errichtet habe. Steche erklärt in seinem Aufsatz über das Palais in der Wissenschaftlichen Beilage der Leipziger Zeitung 1886 Nr. 103, daß St. den Bau unter Berathung mit dem Oberlandbaumeister Wolf Kaspar v. Klengel gemeinsam mit Karger ausgeführt habe (1679—1680), und berichtet dann weiter, daß St. seit dem Jahre 1663 auf Kosten des Kurfürsten Italien und die Niederlande bereist und namentlich Venedig besucht habe, um die dortigen Bauten zu studiren. Die sonstigen Nachrichten, die wir über St. besitzen, sind sehr dürftig. Wiederum gemeinsam mit Karger, der ein gelernter Gärtner war, legte er den Rischischen und Zinzendorfischen Garten in Dresden an. Als Kurfürst Johann Georg IV. die große Treppe im Residenzschlosse zu Dresden, die den Namen „Englische Treppe“ erhielt, erbauen ließ, hatte St. gemeinsam mit dem Oberlandbaumeister Beyer die Leitung der Arbeiten. Außerhalb Dresdens hatte St. die von Johann Georg III. angeordnete Aufnahme eines Grundrisses von Schneeberg auszuführen, die vermuthlich dazu dienen sollte, die Stadt neu und regelmäßiger aufzubauen. Da jedoch der Kurfürst starb, zerschlug sich das Project. Auch sind die Pläne Starke's noch nicht wieder aufgefunden worden. Sonst hören wir von St., daß er „ein wilder Kopf“ gewesen sei und sich im J. 1673 mit dem Oberst Hans Heinrich Kuffen duellirt habe. Wann er gestorben ist, steht ebensowenig fest wie Tag und Jahr seiner Geburt. Die Angaben schwanken zwischen 1692, 1693 und 1695.

    • Literatur

      Vgl. [hasche,] Magazin der Sächs. Geschichte I, Dresden 1784, S. 147; II, ebendas. 1785, S. 654. — Füeßli, Allgemeines Künstlerlexikon II, 8, Zürich 1814, S. 1714. —
      Archiv für die Sächs. Geschichte X, Leipzig 1872, S. 100. —
      Cornelius Gurlitt. Geschichte des Barockstiles und des Rococo in Deutschland, Stuttgart 1889, S. 78. — R. Steche, Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 8. Heft, Dresden 1887, S. 29.

  • Autor/in

    H. A. Lier.
  • Zitierweise

    Lier, Hermann Arthur, "Starcke, Johann Georg" in: Allgemeine Deutsche Biographie 35 (1893), S. 494 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd122518802.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA