Lebensdaten
1821 – 1885
Geburtsort
Donzdorf
Beruf/Funktion
katholischer Theologe ; Christlicher Archäologe
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 100863744 | OGND | VIAF: 11875197
Namensvarianten
  • Schwarz, Franz Joseph
  • Schwarz, Franz J.
  • Schwarz, Franz Jos.
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Schwarz, Franz Joseph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100863744.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Schwarz: Franz Joseph S., Dr. phil. und päpstlicher Hausprälat, hervorragender Kenner, Forscher und Schriftsteller auf dem Gebiete der kirchlichen Kunst, insbesondere der Baukunst, geboren am 30. August 1821 zu Donzdorf Oberamts Geislingen, als Stadt- und Stiftspfarrer von Ellwangen am 1. Juli 1885, studirte in Tübingen katholische Theologie, trug mit seiner Abhandlung: „Neue Untersuchungen über das Verwandtschaftsverhältniß der synoptischen Evangelien mit besonderer Berücksichtigung der Hypothese vom schöpferischen Urevangelisten“ im J. 1843 den Preis davon, wurde im J. 1845 zum Priester geweiht, widmete sich frühzeitig, indeß anfänglich mehr aus Zufall, der kirchlichen Kunst und war einer der ersten, welche in der Diöcese Rottenburg das Interesse für die hauptsächlich durch den sogenannten „Finanzkammerstil“ in Verfall gerathene religiöse Kunst wieder wachriefen und sich deren eifrige Pflege zum Ziele setzten. Er war einer der Gründer und in der Folgezeit langjähriger Vorstand|des Rottenburger Diöcesankunstvereins und griff auch praktisch in die kirchliche Bauthätigkeit ein durch die Construirung zahlreicher stilgerechter Altäre und anderer Werke der kirchlichen Kunst, sowie durch die Erbauung der kathol. Pfarrkirchen zu Geislingen a. Staig und Göppingen, deren Bedeutung in der bis ins einzelnste harmonischen Durchführung und namentlich in der Verbindung von Wohlfeilheit und Sparsamkeit mit imponirender architektonischer und ästhetischer Wirkung liegt. Die erste Vereinsgabe war die mit seinem Kunstgenossen Pfarrer Friedr. Laib (in Stuttgart, 1855, in 2. Auflage 1858, neuestens 1867 zu Zürich) herausgegebene „Formenlehre des romanischen und gothischen Baustils“, welche die Kenntniß der so lange verkannten, so schwer mißverstandenen Stile in weite Kreise trug und mit welcher er erstmals und zwar gleich mit bedeutendem Erfolge schriftstellerisch hervortrat. In rascher Aufeinanderfolge erschienen von ihm in Gemeinschaft mit Laib und seinem Cursgenossen Dr. Florian Rieß (s. A. D. B. XIX, 582), die von ähnlich klärendem Erfolge begleiteten „Studien über die Geschichte des christlichen Altars“ (Stuttgart 1857), sowie die kleine aber inhaltsreiche Schrift: „Beiträge zur Wiederbelebung der monumentalen Malerei“ (ebendas. 1860). Ein wichtiges Ereigniß war die Schaffung eines eigenen Organs für den Verein, des von S. und Laib, zuerst mit Rieß, dann mit dem bekannten Kunstkenner Dr. Bock, schließlich allein in den Jahren 1857 bis 1870 in 27 Bänden mit 324 Mustertafeln und Vorlagen etc. (zu Stuttgart, bei Bonz & Co.) herausgegebenen „Kirchenschmuck“, eines Archives für kirchliche Kunstschöpfungen und christliche Archäologie und einer reichen Fundgrube aus diesem Gebiete, welchen er im J. 1883 in dem „Archiv für christliche Kunst“ wieder aufleben ließ. Im J. 1867 ließ er mit Laib eine interessante „biblia pauperum“ nach dem in der Lyceumsbibliothek zu Constanz befindlichen Originale (Zürich, im Verlage von Leo Wörl) erscheinen, welcher eine Volksausgabe „Armenbibel“ mit 28 Bildern von Professor Klein (2. Auflage, Freiburg i. B. bei Herder, 1884) folgte. Außerdem war er sonst noch litterarisch thätig und lieferte in verschiedene Zeitschriften Beiträge. Seine letzte größere litterarische Leistung war sein epochemachendes Werk über „Die ehemalige Benediktinerabteikirche zum heil. Vitus in Ellwangen“ (Stuttgart, Bonz u. Co., 1882). Dazu kam eine gewaltige, freilich nicht in die Augen springende consultatorische, in Begutachtung von Plänen und Beantwortung von Tausenden von Anfragen und Ansuchen aus allen Gebieten der kirchlichen Kunst bestehende und weit über die Grenzen der Rottenburger Diöcese hinausgehende Praxis; die großartigen Restaurationen der Kathedralen zu Feldkirch und Eichstätt, der Klosterkirche von Mehrerau u. s. w. sind nicht zum wenigsten sein Werk. Von sehr förderndem und nachhaltigem Einflusse wurde seine Thätigkeit auf eine Reihe von Künstlern und Kunsthandwerkern, vor allem auf den hochbegabten, leider zu frühe (im J. 1889) gestorbenen Kunstmaler Franz X. Kolb aus Ehingen, diesen Meister der polychromen Kirchenmalerei, den Architekten J. Cades und viele andere. Fügen wir noch an, daß S. auch sehr musikverständig und bis zum Jahre 1875 Vorstand des Diöcesankirchenmusikvereins war. Ebenso war S. ein tüchtiger Theologe, für die Theologie namentlich vorzugsweise nach Anlage und Neigung geschaffen, und Kanzelredner: in kirchenpolitischen Fragen gehörte er der strengen Richtung an und war an der Gründung einer kathol. Presse in Württemberg im J. 1848 mit Rieß zuvörderst betheiligt. Er soll auch den seiner Zeit vielbesprochenen „Rottenburger Wirren" nicht fern gestanden sein und zählte im J. 1870 zu den Gründern des „Katholischen Wochenblatts“ und des „Ipf“ in Ellwangen, bezw. Bopfingen. Dieser seiner Haltung war wohl auch seine Nichtbestätigung zum Decan des Landcapitels Ellwangen, sowie die staatliche Nichtanerkennung der ihm vom Papste verliehenen Würde zuzuschreiben, — Gegensätze, welche sich indeß mit der Zeit milderten.

    • Literatur

      Nachruf in Nr. 8 von 1885 des Archivs für christliche Kunst, S. 77 bis 80; und Kathol. Volkskalender von 1885 (Stuttgart, Actiengesellschaft „Deutsches Volksbl.") S. 35 mit Holzschnittporträt.

  • Autor/in

    P. Beck.
  • Zitierweise

    Beck, P., "Schwarz, Franz Joseph" in: Allgemeine Deutsche Biographie 33 (1891), S. 233-235 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100863744.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA