Wilhelm von Rubruk
- Lebensdaten
- um 1210 oder 1215 – nach 1257
- Geburtsort
- Rubrouck bei Cassel (Französisch-Flandern, Dép. Nord)
- Beruf/Funktion
- Franziskaner ; Asienreisender ; Verfasser eines Reiseberichts
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 118955373 | OGND | VIAF: 56621539
- Namensvarianten
-
- Rubruk, Wilhelm von
- Rubruquzis, Wilhelm von
- Ruysbroek, Wilhelm von
- Rubruquis, Wilhelm von
- Ruisbroek, Wilhelm
- Ruysbroeck, Wilhelm von
- Wilhelm von Ruysbroeck
- Wilhelm von Ruysbroek
- Guilelmus de Ruysbroek
- William Rubruquis
- Willem van Ruysbroek
- Willelmus de Rubruk
- William von Roebruk
- William of Rubruck
- William Rubruquis
- Guilelmus de Rubruc
- Wilhelm von Rubruck
- Willem van Ruysbroeck
- Guillaume de Rubrouck
- Gulielmus de Rubruquis
- Guillaume de Rubruquis
- Willem van Ruusbroec
- Guillaume de Rubroeck
- Frère Guillaume
- Rubruqu
- Wilhelm von Rubruk
- Rubruk, Wilhelm von
- Rubruquzis, Wilhelm von
- Ruysbroek, Wilhelm von
- Rubruquis, Wilhelm von
- Ruisbroek, Wilhelm
- Ruysbroeck, Wilhelm von
- Wilhelm von Ruysbroeck
- Wilhelm von Ruysbroek
- Guilelmus de Ruysbroek
- William Rubruquis
- Willem van Ruysbroek
- Willelmus de Rubruk
- William von Roebruk
- William of Rubruck
- Guilelmus de Rubruc
- Wilhelm von Rubruck
- Willem van Ruysbroeck
- Guillaume de Rubrouck
- Gulielmus de Rubruquis
- Guillaume de Rubruquis
- Willem van Ruusbroec
- Guillaume de Rubroeck
- Frère Guillaume
- frere guillaume
- Rubruqu
- Wilhelm
- William
- Guilelmus
- Guillaume
- Wilhelmus
- Lubuluke, Weilian
- Lubuluke, Weilan
- Rübruig, Viliyam
- Rübrüg, Viliyam
- Gilʹom, de Rubrik
- Gilʹom, de Rubruk
- Gilʹome, de Rubruk
- Willelmus, de Rubruk
- Rubruk, Uilʹjam
- Rubruk, Guglielmo di
- Ruysbroek, Guilelmus de
- Rubruquis, William
- Ruysbroek, Willem van
- Rubruk, Willelmus de
- Rubruck, William of
- Rubruc, Guilelmus de
- Wilhelm, von Rubruk
- Guilelmus, de Rubruc
- William, of Rubruck
- Rubruck, Wilhelm von
- Guilelmus, de Ruysbroek
- Guillaume, de Rubrouck
- Guillaume, de Rubruquis
- Guillaume, de Rubruk
- Wilhelmus, de Rubruc
- Guilelmus, Rubrocus
- Guilelmus, Ruysbrockius
- Ruysbroeck, Willem van
- Rubrouck, Guillaume de
- Guilelmus, de Rubruquis
- Rubruquis, Gulielmus de
- Rubruquis, Guillaume de
- Guilelmus, Rubruquensis
- Wilhelmus, Rubruquensis
- Ruusbroec, Willem van
- William, de Rubruquis
- Wilhelmus, de Rubruk
- Vil'gel'm, de Rubruk
- Rubruquis, Willem de
- Gil'om, de Rubruk
- Guilelmus, de Rubruck
- Vilhelm, av Rubruk
- Rubruk, Gil'om de
- Rubruk, Vilhelm av
- Rubruk, William of
- Guillaume, de Rubrique
- Guillaume, de Ruysbroeck
- Guillaume, de Ruysbroek
- Wilhelm, von Rubruck
- Willem, de Rubruquis
- Willem, van Ruysbroek
- Ruysbroeckli Willem
- Uilʹjam, Rubruk
- Guglielmo, di Rubruk
- Willem von Rubruk
- Wiliyam Ruibruig
- Ruibruig
- Viliyam Ru̇bru̇g
- Viliyam Rübrüg
- Gijum de Rubrug lam
- Gijum, de Rubrug
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- Гийум, де Рубрук
- Рубрук, Гийум, де
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- Rubruk, William oph
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Wilhelm von Rubruk
| Franziskaner, Verfasser eines Reiseberichts, * um 1210/15 Rubrouck bei Cassel (Französisch-Flandern, Dép. Nord), † nach 1257.
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Biographie
W.s Lebenslauf ist nur aus seinem Reisebericht bekannt. Er studierte wahrscheinlich in Paris, sprach neben seiner Muttersprache Flämisch Französisch, Latein sowie wohl etwas Arabisch und verfügte über ein gewisses Maß an Bildung. Im Gefolge Kg. →Ludwigs IX. von Frankreich (reg. 1226–70) kam er nach Zypern, Ägypten und ins Hl. Land. 1253 erhielt er den Auftrag, einen Brief des Königs an einen mongol. Fürsten zu überbringen. Als Gesandter reiste er nach Osten und führte Gespräche v. a. geistlichen Inhalts mit dem →Khan Sartaq und dessen Vater, →Khan Batu, sowie mit dem Großkhan →Möngke in Karakorum. W., der darauf bestand, nicht als Gesandter, sondern als Missionar und Seelsorger für gefangene dt. Christen betrachtet zu werden, blieb sechs Monate am Hof des Großkhans.
Höhepunkte seines Aufenthalts waren ein Religionsgespräch mit Nestorianern, Muslimen und Buddhisten sowie Audienzen bei Möngke. Zum Abschied erhielt er ein Schreiben an den franz. König, das den mongol. Anspruch auf die Weltherrschaft zum Ausdruck brachte. Im Sommer 1255 traf W. in der Levante ein, wo er von seinem Ordensoberen den Auftrag erhielt, als Lektor nach Akkon zu gehen und von dort Kg. Ludwig schriftlich zu berichten. Nach 1257 verliert sich seine Spur.
W.s Bericht in Form eines Briefs ist eine Reiseerzählung, die in 38 unterschiedlich langen Kapiteln seine Erlebnisse zwischen Konstantinopel und Karakorum wiedergibt und seine Annäherung an die Lebensweise der Mongolen sowie seinen Umgang mit religiöser Vielfalt unter mongol. Herrschaft zeigt. W. berichtet von der Landschaft, der Geographie, seinen Schwierigkeiten mit dem Klima, dem Dolmetscher und seinen Gastgebern. Auch gewährt er Einblicke über Zentralasien hinaus; er war der erste Europäer, der von Sprache, Schrift, Medizin und Papiergeld in China wußte. Der Text, in den Abschriften als Itinerar überschrieben, erfuhr mit nur sechs|Textzeugen aus dem 13.–15. Jh. eine geringe Verbreitung (drei Hss. in Cambridge, je eine in Leiden, London u. New Haven). Nur der Philosoph →Roger Bacon machte sich die empirischen Erkenntnisse seines Ordensbruders zu eigen. 1598 wurde der Reisebericht erstmals gedruckt.
Heute gilt W. als früher Vertreter einer auf „teilnehmender Beobachtung“ basierenden Ethnographie. Sein Werk wird als bedeutendes kulturgeschichtliches Zeugnis geschätzt, dessen Präzision und Einfühlsamkeit beim Vergleich mit den Vorgängern (u. a. →Johannes v. Plano Carpini) und Nachfolgern (v. a. →Marco Polo) hervortreten.
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Werke
|Itinerarium, in: Sinica Franciscana I, hg. v. A. van den Wyngaert, 1929, S. 145–332;
W. v. R., Reise z. d. Mongolen 1253–1255, übers. u. erl. v. F. Risch, 1934;
Guillaume de Rubrouck, Voyage dans l’Empire mongol, 1253–1255, hg. u. komm. v. C. u. R. Kappler, 1985 u. 1993;
The Mission of Friar William of Rubruck, his Journey to the Court of the Great Khan Möngke, 1253–1255, übers. v. P. Jackson, 1990;
Viaggio in Mongolia (Itinerarium), hg. v. P. Chiesa, 2011. -
Literatur
|ADB 29;
F. Reichert, Begegnungen mit China, Die Entdeckung Ostasiens im MA, 1992;
F. Schmieder, Europa u. d. Fremden, Die Mongolen im Urteil d. Abendlandes v. 13. bis in d. 15. Jh., 1994;
P. Jackson, William of Rubruck in the Mongol Empire, Perception and Prejudices, in: Z. v. Martels (Hg.), Travel Fact and Travel Fiction, 1994, S. 54–71;
M. Münkler, Erfahrung d. Fremden, Die Beschreibung Ostasiens in d. Augenzeugenberr. d. 13. u. 14. Jh., 2000;
P. Bruns, „Doch wegen der Ehre d. Kreuzes standen wir zus. …“, Östl. Christentum im Itinerar d. W. v. R., 1253–1255, in: Zs. f. KGesch. 113, 2002, S. 147–71;
ders., „Exposui … per interpretem meum“, Beobachtungen z. Dolmetscherwesen im Itinerar d. Franziskaners W. v. R., in: M. Schulz (Hg.), Sprachl. Aspekte d. Reisens in MA u. Früher Neuzeit, 2014, S. 27–39;
S. Khanmohamadi, The Look of Medieval Ethnography, William of Rubruck’s Mission to Mongolia, in: New Medieval Literatures 10, 2008, S. 87–114;
A. J. Watson, Mongol Inhospitality, or How to Do More with Less?, Gift Giving in William of Rubruck’s Itinerarium, in: Journ. of Medieval Hist. 37, 2011, S. 90–101;
T. Behrens, Ein gescheiterter interkultureller Vermittler?, W. v. R.s Reise z. d. Mongolen 1253–1255, in: Frühma. Stud. 51, 2017, S. 193–266;
M. Gosman, in: J. Speake (Hg.), Literature of Travel and Exploration, Bd. 3, 2003, S. 1034–36;
Repert. Fontium;
Lex-MA;
BBKL 13;
Henze, Entdecker. -
Autor/in
Folker Reichert -
Zitierweise
Reichert, Folker, "Wilhelm von Rubruk" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 162-163 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118955373.html#ndbcontent
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Rubruk, Wilhelm von
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Biographie
Rubruk: Wilhelm von R. (Rubruquis, Ruysbroek), Asienreisender, führt seinen Namen wahrscheinlich nach einem Orte Rubruk, der im 12. und 13. Jahrhundert öfter in Urkunden genannt wird und im heutigen französischen Norddepartement als Rubrouk sich findet. Er selbst bezeichnet als seine Muttersprache das Deutsche, scheint aber auch das Französische ganz beherrscht zu haben und ist höchst wahrscheinlich ein Flamänder gewesen, der lange genug in Frankreich gelebt hatte, um von Paris, der Seine u. a. als bekannten Dingen in seiner Reisebeschreibung zu sprechen. Um 1220 oder etwas später geboren, kam Wilhelm früh in die Nähe Ludwig's des Heiligen; er gehörte vielleicht zu den Mönchen, welche denselben 1248 auf seinem Kreuzzuge nach Damiette begleiteten und der Belagerung anwohnten. In seiner Schrift erwähnt er Geschenke des Königs und der „domina regina“, vielleicht Blanca's von Castilien. Wir finden ihn im Franciskanerkloster zu Akkon, von wo der König ihn 1253 als Gesandten an Sertak abberief. Zurückgekehrt, gehörte er wieder der palästinensischen Ordensprovinz an, wohnte am 15. August 1255 ihrem Capitel in Tripoli bei, kam wieder nach Akkon und scheint dann nach Frankreich zurückgekehrt zu sein, wo er mit Roger Bacon in Berührung kam. Seine weiteren Schicksale und sein Todesjahr sind unbekannt. Der Bericht über seine Reise, den er bald nach der Rückkehr einem seiner Ordensbrüder in Akkon lateinisch und in Form eines Briefes an König Ludwig dictirte, ist glücklicherweise vollständig erhalten. Wilhelm von R. reiste mit zwei geistlichen Genossen, einem jugendlichen Sklaven und einem Dolmetsch. Er hatte am Palmsonntag 1253 noch zum Volke in der Sophienkirche zu Constantinopel gepredigt, als er wenige Wochen darauf am 7. Mai sich nach Soldaia (Sudak) am Nordrande des Schwarzen Meeres einschiffte, von wo die Reise zu Land über das Küstengebirge der Krim zu den Mongolen führte, deren erste Wanderhorde am dritten Tage erreicht wurde. Der Weg ging in ostnordöstlicher Richtung gegen die Wolga. Als der Don Passirt worden war, trafen sie am 31. Juli auf das Zeltlager des Mongolenfürsten Sertak, an welchen die Reisenden einen Brief des Königs Ludwig überbrachten, worauf sie von hier einen Abstecher zu Batu, Sertak's Vater, dem Herrscher von Kiptschak, machten. Dieser wiederum erklärte, daß das Verlangen der Gesandtschaft, eine christliche Mission unter den Mongolen zu begründen, nur von dem Großchan von Karakorum gewährt werden könne, worauf Wilhelm mit einem seiner geistlichen Gefährten und dem Dolmetsch weiterreiste, während der Rest der Gesandtschaft bei Sertak blieb. Zuerst mit der großen Karawane Batu's wolgaabwärts, dann nördlich vom Kaspi- und Aralsee in durchweg östlicher Richtung über den Jaik (Ural), bei herannahendem Winter unter großen Strapazen ("de fame et siti, frigore et fatigatione non est numerus") nach einer Stadt Kentschak, die wahrscheinlich am Talas, östlich vom heutigen Balkasch lag, und jenseits deren bald die Grenze Mangu's überschritten ward. Die Reisenden befanden sich jetzt im Gebirge des Alatau und kreuzten Zuflüsse des Ili und diesen selbst und verweilten längere Zeit in einer von Mohammedanern bewohnten Stadt Kailak, wohl in der Nähe des heutigen Kopal. Diesen Ort verlassend, trafen sie in geringer Entfernung am 30. November ein nestorianisches Dorf, in dessen Tempel sie seit lange zum ersten Male wieder christlichen Gottesdienst genossen. Am 27. December wurde das Lager des Großchanes Mangu erreicht, welches damals südlich vom Altai und, nach Wilhelm's Angabe, etwa zehn Tagereisen südwestlich von Karakorum lag, und nach ihrem Empfange wanderten die Mönche langsam mit der ungeheueren Karawane Mangu's, bis am Palmsonntag 1254 die Hauptstadt des mächtigsten Reiches jener Zeit erreicht ward. Wie Wilhelm von R. den zahlreichen hier gefangenen Abendländern am heiligen Osterfeste das Sacrament reicht, wie eine freimüthige Aeußerung über seinen katholischen alleinseligmachenden Glauben, den Mangu nicht habe, zu einer großen Disputation mit Nestorianern, Mohammedanern und Buddhisten in der Pfingstnacht 1254 führt, die große Reichsversammlung der Mongolen im Sommer desselben Jahres erzählt der Bericht in anziehender Weise. Aber der Hauptzweck der Reise wurde nicht erreicht: keine christliche Mission im Mongolenlande geduldet und der Brief des Königs Ludwig mit einer anmaßenden Aufforderung zur Unterwerfung beantwortet. Als Wilhelm von R. unter Zurücklassung seines kranken Gefährten am 10. Juli 1254|Karakorum verließ, gestand er sich mit schwerem Herzen seinen Mißerfolg ein; er hob selbst hervor, daß von sechs Seelen, die er dem Christenthum durch Taufe gewonnen, drei Kinder eines gefangenen Deutschen, an denen er die Taufe vollzog, nicht seiner Missionsthätigkeit zuzurechnen seien. Auf seinem Rückwege, der im Ganzen etwas nördlicher lag als der Hinweg, begegnete er Sertak's Lager noch einmal und wurde freundlich in demselben aufgenommen, passirte auch das Lager des verstorbenen Großkhans Kuyak in der dsungarischen Pforte, und kam am 16. September 1254 am Ostufer der Wolga in dem Hoflager Batu's an, wo er seine Gefährten heil wieder fand. Ueber Sarai an der Achtuba, Derbend, dann am Südfuß des Kaukasus hin, über Nachdijwân, Erzerum, Konia gelangte die Gesandtschaft am 17. Juni 1255 nach Nikosia auf Cypern. Wie wir gesehen haben, wohnte Wilhelm schon am 15. August 1255 einem Capitel seines Ordens in Tripoli an. Der Reisebericht beschreibt den Hinweg viel eingehender als den Rückweg, zeugt von guter Beobachtung, freier Umfassung der fremden Völker und gründlicher Kenntniß der damals maßgebenden geographischen Werke des Isidorus und Solinus. Peschel nennt ihn ein Meisterstück des Mittelalters, Yule zieht ihn den die gleiche Gegend schildernden Erzählungen Marco Polo's vor, v. Richthofen stellt ihn hoch über Plan Carpin. Das Original des Berichtes scheint verloren zu sein, man kennt nur Copien verschiedenen Werthes, deren älteste aus dem 13. und dem Anfang des 14. Jahrhunderts stammen. Eine kritische Ausgabe haben Michel und Wright in den Memoires der Pariser Geographischen Gesellschaft 1839 veröffentlicht.
-
Literatur
Yule, Cathai CCXI. —
v. Richthofen, China I, S. 602. —
C. M. Schmidt, Z. f. Erdkunde 1885. -
Autor/in
F. Ratzel. -
Zitierweise
Ratzel, Friedrich, "Rubruk, Wilhelm von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 29 (1889), S. 432-434 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118955373.html#adbcontent