Lebensdaten
1809 – 1885
Beruf/Funktion
württembergischer General
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 138331944 | OGND | VIAF: 89887697
Namensvarianten
  • Reitzenstein, Karl Bernhard Freiherr von
  • Reitzenstein, Karl Bernhard von
  • Reitzenstein, Carl Bernhard Freiherr von
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Reitzenstein, Karl Bernhard Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd138331944.html [23.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Reitzenstein: Karl Bernhard Freiherr v. R., württembergischer General, geboren am 18. Mai 1809 zu Oberkotzau bei Hof in Baiern, am 15. October 1885 in Stuttgart, war der Sohn eines württembergischen Officiers und trat schon mit 15 Jahren als Regimentszögling (Avantageur) in das 5. Infanterieregiment ein. Im J. 1829 rückte er zum Unterlieutenant, im J. 1836 zum Oberlieutenant, im J. 1846 zum Hauptmann, im J. 1857 zum Major, im J. 1860 zum Oberstlieutenant, im J. 1865 zum Oberst vor. Als solcher zog er an der Spitze des 8. Infanterieregiments im J. 1866 in den Feldzug gegen Preußen und erhielt zur Anerkennung seines tapferen Verhaltens bei Tauberbischofsheim das Ritterkreuz des württembergischen Militär-Verdienstordens. Im J. 1868 bekam er als Generalmajor die in Stuttgart liegende 1. Infanteriebrigade, bestehend aus dem 1. Infanterieregiment, Königin Olga, dem 7. Infanterieregiment und dem 2. Jägerbataillon; er führte dieselbe als 1. württembergische Feldbrigade in den Krieg von 1870. Vor Paris, welches die Brigade, ohne in ein Gefecht gekommen zu sein, erreichte, trat in ihren Verband noch die 1. württembergische Artillerieabtheilung und das 4. württembergische Reiterregiment ein. Dieselbe hatte die Vorposten der württembergischen Felddivision an der Marne zwischen Brie — Le Plant — und Champigny zu stellen, einen durch das Feuer der Pariser Forts sehr erschwerten Dienst, welchen v. R. mit der größten Sorgfalt überwachte. Der Ausfall der Franzosen unter Ducrot am 30. November 1870, welcher zur Schlacht von Villiers (bei den Franzosen von Champigny) führte, traf mit seinem Hauptstoß auf die durch v. R. behütete Stellung. Daß dieser mit großer Ueberzahl und wuchtiger Energie gemachte Angriff von den Württembergern unter treuester Unterstützung durch die Sachsen ausgehalten und nach zähem Ringen zurückgewiesen wurde, ist das Verdienst v. Reitzenstein's. In seiner trefflichen Darstellung dieser Schlacht sagt der württemb. Major G. v. Niethammer: „Ein Bild eiserner Ruhe und persönlicher Todesverachtung leitete Generalmajor v. R. auch in den gefährlichsten Lagen die Schlacht mit fester, sicherer Hand. Fest entschlossen, keinen Fuß breit des ihm anvertrauten Postens aufzugeben, leistete er allen Angriffen des Feindes den zähesten Widerstand, durch sein persönliches Beispiel seine erschöpften Truppen zum freudigen Ausharren bis zum letzten Augenblicke ermunternd. Als gegen Mittag die Gefahr die höchste Stufe erreicht hatte, wagte General v. R., trotz der geringen Zahl der ihm zu Gebot stehenden Kräfte, aus der zuwartenden Vertheidigung herauszutreten. Mit ruhiger Ueberlegung warf er, unter Beihülfe der Sachsen, dem eben zum allgemeinen Hauptangriffe sich anschickenden Feinde einen Theil seiner Truppen entgegen und erreichte durch diese kühne That einen zweifachen Erfolg. Auf das äußerste überrascht verloren die Franzosen durch den unerwarteten Gegenangriff ihrem eigenen Geständnisse nach Fassung und Selbstvertrauen, um so mehr, als sie aus dem angriffsweisen Vorgehen auf die Ankunft|starker Rückhalte schließen zu müssen glaubten. Diese Eindrücke entschieden die Schlacht.“ Auch in der Schlacht von Champigny (oder der zweiten Schlacht bei Villiers) am 2. December führte v. R. seine tapfere Brigade mit gleicher Kaltblütigkeit und Umsicht Der commandirende General des 2. (pommer’schen) Armeecorps, von welchem ein Theil an diesem Tage mit den Württembergern und Sachsen zusammen focht, sagte auf dem Schlachtfelde von Villiers zu dem General: „Das Mißlingen des feindlichen Durchbruchs ist Ihr Welk; es ist die Frucht der Arbeit Ihrer tapferen Brigade.“ Es sollte v. R. auch an weiterer Anerkennung nicht fehlen. Am 31. December empfing er von seinem Könige das Commenthur-Kreuz des Militär-Verdienstordens, am 1. Januar 1871 zu Versailles aus der Hand des Kronprinzen Friedrich Wilhelm das eiserne Kreuz I. Classe und aus dem Munde König Wilhelm's persönlichen Dank. Der König von Sachsen, dessen Truppen rühmlichsten Antheil an der Ehre dieser Tage genommen hatten, ehrte ihn mit dem Militär-St. Heinrichs-Orden, andere Fürsten mit ähnlichen Auszeichnungen, die Stadt Stuttgart am 29. Juni beim Einzug der heimkehrenden Truppen mit ihrem Ehrenbürgerrecht. Am 4. März 1872 wurde er mit der Führung der neugebildeten 26. (1. königl. württembergischen) Division betraut und am 6. August dieses Jahres zum Generallieutenant und Commandeur der Division ernannt. Ein erhebendes Fest war die Feier seines 50jährigen Dienstjubiläums am 6. Mai 1874, wozu ihm sein König das Großkreuz des Militär-Verdienstordens verlieh. Am 29. Juni desselben Jahres trat er in den Ruhestand über. v. R. war verheirathet mit Eleonore, geb. Freiin Holzschuher v. Zanlach, welche ihn überlebt hat. Der einzige Sohn, Freiherr Karl v. R., ist Major z. D. und Stallmeister S. Maj. des Königs Karl von Württemberg.

    • Literatur

      Vgl. außer dem Nekrolog der Schwäbischen Chronik, Ig. 1885, S. 814: Das deutsche Generalstabswerk, Th. 2, Bd. 1, S. 541 ff. — E. v. Schmid, Antheil der königl. württembergischen 1. Feldbrigade am Kriege gegen Frankreich 1870—71. Stuttgart 1874, und desselben: Die zweite Schlacht bei Villiers am 2. December 1870. Stuttgart 1881. — G. v. Niethammer, Die Schlacht bei Villiers am 30. November 1870. Stuttgart 1881 und in 2. Aufl. ebendaselbst 1887. —
      G. Schubert, Das XII. (königl. sächs.) Armeecorps während der Einschließung von Paris im Kriege 1870—71. Dresden 1875. —
      E. Niepold, Die Kämpfe zwischen der Seine und Marne vom 30. November bis zum 4. December 1870. (Erweiterter Abdruck aus der Allgemeinen Militär-Zeitung.) Darmstadt und Leipzig 1875. — Ducrot. La défense de Paris, 1870—1871, T. 2, S. 193 ff.

  • Autor/in

    Wintterlin.
  • Zitierweise

    Wintterlin, "Reitzenstein, Karl Bernhard Freiherr von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 28 (1889), S. 177-178 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138331944.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA