Lebensdaten
1793 – 1879
Geburtsort
Leipzig
Sterbeort
Dresden
Beruf/Funktion
Botaniker
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 115358471 | OGND | VIAF: 3198169
Namensvarianten
  • Reichenbach, Heinrich Gottlieb Ludwig
  • Reichenbach, Ludwig
  • Reichenbach, Heinrich Gottlieb Ludwig
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Reichenbach, Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd115358471.html [18.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Reichenbach: Heinrich Gottlieb Ludwig R. wurde am 8. Juni 1793 als ältester Sohn des Conrectors an der Thomasschule Joh. Friedr. Jac. R. geboren. Nachdem er schon mit dem 17. Jahre die Schule absolvirt hatte, studirte er in Leipzig Medicin und Naturwissenschaften und erwarb 1815 in der philosophischen, 1817 in der medicinischen Facultät die Doctorwürde. Neben seiner Thätigkeit als praktischer Arzt habilitirte er sich als Privatdocent und wurde 1818 zum außerordentlichen Professor ernannt und 1820 als ordentlicher Professor der Naturgeschichte an der chirurgisch-medicinischen Akademie nach Dresden berufen. Er wurde zugleich Director des zoologischen Museums und des botanischen Gartens, den er erst begründete. Die beiden letzten Functionen behielt er bis zu seinem Tode bei, während er die Professur infolge der Aufhebung der chirurgisch-medicinischen Akademie 1862 verlor. Seine literarische Thätigkeit begann R. zunächst auf dem Gebiete der Botanik mit der Herausgabe einer pharmaceutischen Flora von Leipzig 1817 und einer Monographie der Gattung Aconitum und Myosotis 1820. Dann folgte ein Magazin der ästhetischen Botanik mit 96 Tafeln Abbildungen 1821—1826. Gestützt auf eine außerordentliche Pflanzenkenntniß stellte er darauf in seinem „Conspectus regni vegetabilis per gradus naturales evoluti tentamen“ ein eigenes natürliches Pflanzensystem auf. Dasselbe steht auf dem Boden der Oken’schen Naturphilosophie und bezweckt „die Organisationsstufe oder das Entwicklungsmoment der einzelnen vollendeten Pflanzen in der Gesammtheit des Pflanzenreiches nachzuweisen“. Darnach zerfällt das Pflanzenreich in drei Stufen: Faserpflanzen, Stockpflanzen und Blüthen-Fruchtpflanzen, welche nach Art und Weise des Keimens in vier Unterabtheilungen zerfallen. Trotzdem dieses System nicht in der Natur begründet ist, sondern nur auf philosophischer Grundlage beruht und daher unhaltbar ist, fand es doch in Deutschland viele Anerkennung, zumal R. infolge umfassender Specialkenntnisse, die Stellung vieler Familien richtig erkannte. Bemerkenswerth sind von seinen botanischen Werken noch: „Iconographia botanica“, 1823—32, welche auf 1000 Kupfertafeln von ihm selbst gezeichnete mustergültige Abbildungen liefert, eines der bedeutendsten botanischen Kupferwerke der damaligen Zeit; und die „Icones florae germanicae et helveticae“, 12 Bände mit 2800 theils von ihm selbst, theils von seinem Sohne gezeichneten Abbildungen 1834—1870. Alle seine systematischen Werke zeichnen|sich, ganz abgesehen von den trefflichen Abbildungen, durch die vortreffliche Beschreibung und durch zahlreiche neue Gattungen und Arten aus. Im ganzen schrieb R. gegen 200 größere oder kleinere botanische Schriften mit ungefähr 6000 von ihm selbst gezeichneten Abbildungen. Auch auf zoologischem Gebiete entwickelte R. eine fruchtbare Thätigkeit. Sein erstes bedeutenderes zoologisches Werk ist: „Regnum animale, Naturgeschichte der Raub-Säugethiere“ mit 79 Tafeln 1834—36. Ihm folgte: „Deutschlands Fauna“. Bd. 1: Die Säugethiere, mit 100 Abbildungen; Bd. 2: Die Vögel, mit 726 Abbildungen, 1842, Sein bedeutendstes zoologisches Werk ist: „Die vollständige Naturgeschichte des In- und Auslandes“, 1836—54. Säugethiere 4 Bde. mit 286 Tafeln; Vögel 6 Bde. mit 834 Tafeln. Außerdem schrieb R. noch verschiedene kleinere zoologische Schriften. Während an den Abbildungen der botanischen Werke fast durchweg nichts zu tadeln ist, sind die zoologischen Abbildungen meist zu klein. Die letzten Jahre seines Lebens wurden R. durch Streitigkeiten verleidet, welche er in der Leopoldinisch-Karolinischen Akademie der Naturforscher hatte, indem nach Carus' Tode eine Spaltung eintrat und R. die Präsidentschaft gegen Behn mit großer Zähigkeit aufrecht erhielt. R. starb am 17. März 1879. Er war zweifellos einer der bedeutendsten Systematiker der alten Schule und seine zahlreichen Schriften trugen nicht unerheblich zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse bei.

  • Autor/in

    W. Heß.
  • Zitierweise

    Heß, Wilhelm, "Reichenbach, Ludwig" in: Allgemeine Deutsche Biographie 27 (1888), S. 667-668 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd115358471.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA