Lebensdaten
1757 – 1810
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Dichter
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119101343 | OGND | VIAF: 41956599
Namensvarianten
  • Ratschky, Josef Franz
  • Ratschky, Joseph Franz
  • Ratschky, Franz Joseph von
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Zitierweise

Ratschky, Josef Franz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119101343.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joseph (1726–86), Rechnungsbeamter in W.;
    M Johanna Popp (1725–93);
    1785 Klara Junker (1756–1831);
    8 K.

  • Biographie

    Aus bescheidenen Verhältnissen stammend, besuchte R. das Jesuitengymnasium, absolvierte 1773-76 das Philosophicum an der Univ. Wien und trat anschließend als Amtsschreiber in den Staatsdienst. Gefördert u. a. von Joseph v. Sonnenfels (um 1732/33-1817), wurde er 1783 Hofkonzipist, 1786-91 Präsidialsekretär der oberösterr. Landesregierung in Linz, 1796 Hofsekretär in Wien, 1806 Hofrat, 1807 Staats- und Konferenzrat. 1782-86 Mitglied der von Ignaz v. Born (1742–91) geleiteten Wiener Freimaurerloge „Zur wahren Eintracht“, war er 1795 in die Wiener Jakobinerprozesse verwickelt und wurde verwarnt.

    R.s literarische Aktivitäten sind im Kontext seiner Mitarbeit am aufklärerischen Reformprogramm des Josephinismus zu sehen. 1777 gründete er mit seinem Jugendfreund Gottlieb v. Leon (1757–1830) den „Wiener[ischen] Musenalmanach“, den er in den 80er Jahren gemeinsam mit Aloys Blumauer (1755–98) redigierte. Hier veröffentlichte er die meisten seiner Gedichte: formal an der Aufklärungslyrik der Jahrhundertmitte (Gleim, Uz) orientierte, scherzhafte und oft satirische Texte, die er auch im „Teutschen Merkur“, in Heinrich Christian Boies (1744–1806) „Dt. Museum“, im „Hamburger Musenalmanach“ und nach 1800 im „Österr. Taschenkalender“ erscheinen ließ. In den 80er Jahren verfaßte er darüber hinaus einige z. T. am Wiener Burgtheater aufgeführte Dramen. Im folgenden Jahrzehnt verteidigte R. gemeinsam mit anderen Josephinern (z. B. Johann Baptist v. Alxinger, 1755–97) in der „Österr. Monathsschrift“ die Aufklärung gegen den Vorwurf, sie sei mitschuldig am Ausbruch der Franz. Revolution; nach 1800 bekämpfte er publizistisch die Romantik, so etwa in dem 1804 gegründeten „Literarischen Wochenblatt“.

    R.s Hauptwerk ist das 1793-95 erschienene komische Epos „Melchior Striegel“ (2. überarb. Ausg. 1799, neu hg. v. W. Kriegleder 1991), ein an Samuel Butlers „Hudibras“ und Alexander Popes „Dunciad“ geschulter Text, der einerseits die Franz. Revolution der Lächerlichkeit preisgibt, indem er ihre wichtigsten Ereignisse in das österr. Dorf Schöpsenheim verlegt, andererseits aber auch die Verschwörungstheoretiker verspottet, die die Revolution dämonisieren. Die Komik von R.s „heroisch-epischem Gedicht“ wird durch eine fulminante Reimtechnik und durch die satirische Verwendung eines den Text scheinbar ernst nehmenden gelehrten Pseudo-Kommentars verstärkt. Die von einigen Zeitgenossen (z. B. Seume) geschätzte, von anderen aus politischen Gründen abgelehnte „Striegliade“ kann als eines der witzigsten Werke der Spätaufklärung gelten.

  • Werke

    Weitere W Gedichte, 1785, neue vermehrte u. verbesserte Aufl. 1791;
    Klaudians Gedicht wider den Rufin, 1801;
    Neuere Gedichte 1805;
    Der verpachtete Parnaß, Wiener Rokoko-Gedichte, hg. v. H. Kindermann u. M. Dietrich, 1952 (P).

  • Literatur

    ADB 27;
    R. Bauer, Ein „mock-heroic poem“ in dt. Sprache, J. F. R.s, Melchior Striegel', in: FS f. Heinz Politzer z. 65. Geb.tag, hg. v. W. Kudszus u. H. C. Seeba, 1975, S. 59-77;
    W. Kriegleder, J. F. R, Eine Monogr., Mit bisher unveröff. Hss., Diss. Wien 1985;
    E. Rosenstrauch-Königsberg, Lit. d. Aufklärung, 1765–1800, 1988, S. 334 ff.;
    M. Mouseler, Kom. Aspekte in J. F. R.s „Melchior Striegel“, in: Komik in d. österr. Lit., hg. v. W. Schmidt-Dengler u. a., 1996, S. 88-103;
    Wurzbach (Bibliogr.);
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Killy;
    Reinalter;
    Hist. Lex. Wien.

  • Autor/in

    Wynfrid Kriegleder
  • Zitierweise

    Kriegleder, Wynfrid, "Ratschky, Josef Franz" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 184 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119101343.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Ratschky: Josef Franz R., Dichter und Schriftsteller, geboren am 21. August 1757 in Wien, erhielt auch seine ganze Ausbildung in der Residenz und wurde nach vollendeten Studien zuerst bei dem k. k. Handgrafenamte, später im J. 1783 bei der k. k. vereinigten böhmisch-österreichischen Hofkanzlei angestellt, woselbst er die Stellung eines Concipisten bekleidete. Schon während des Anfanges seiner Beamtenlaufbahn war R. poetisch und schriftstellerisch thätig und erregte hierdurch insbesondere die Aufmerksamkeit J. v. Sonnenfels', welcher sich des strebsamen jungen Mannes annahm. In der That hatte er auf dieser Laufbahn auch später besonders günstiges Fortschreiten zu verzeichnen, 1787 wurde er Präsidial-Secretär bei dem Regierungspräsidenten zu Linz, später Commissär beim Lottoamte in Wien und 1796 Hofsecretär daselbst. Im J. 1804 bekleidet er den Posten eines Directors des k. k. Cameral-Lottogefälls, im J. 1806 wurde er zum Hofrathe, 1807 zum k. k. Staats- und Conferenzrathe befördert, als welcher er am 31. Mai 1810 plötzlich starb. R. leistete in seiner Stellung als Beamter Ausgezeichnetes und wurde schon von Kaiser Joseph II., insbesondere aber von Kaiser Franz I. sehr geschätzt. Für das litterarische Leben Oesterreichs zu Ende des 18. und zu Anfang des 19. Jahrhunderts ist R. eine Persönlichkeit von großer Bedeutung. Er war es, welcher 1777 den „Wiener Musen-Almanach“ begründete, das erste ähnliche Unternehmen in Oesterreich, er redigirte diesen Almanach von 1777 bis 1779, ferner im Verein mit Alois Blumauer von 1781 bis 1792 und vereinigte in demselben die besten zeitgenössischen deutschen Poeten seines weiteren Vaterlandes. Im Jahrgange 1777 des Almanachs publicirte R. selbst ein ländliches Spiel: „Weiß und Rosenfarb", seine erste dramatische Arbeit, der er später noch das Schauspiel: „Bekir und Gulroni“ (1780), sowie das Lustspiel: „der Theaterkitzel“ (1781) folgen ließ. Nachdem der Musen-Almanach eingegangen war, erscheint R. auch als der Mitherausgeber der „Oesterreichischen Monatsschrift“ (1794), sowie des Taschenbuchs „Apollonion“ (1807—1809). — R. selbst trat sowohl in diesen Almanachen als auch in zwei Sammlungen: „Gedichte“ (1785) und „Neuere Gedichte“ (1805) als lyrischer Poet auf, als welcher er zweifellos den bedeutendsten österreichischen Talenten jener Zeit beizuzählen ist. Bei der Beurtheilung der Gedichte Ratschky's ist allerdings kein allzustrenger Maßstab anzulegen, doch besaß er eine leichte fließende Versification und viel Witz, welcher sich in diesen Poesien in allerdings oft derber Weise geltend macht.|Allerdings huldigt er auch in dieser Richtung dem Zeitgeschmacke und scheint sich vielfach G. A. Bürger u A. Blumauer, dem er auch persönlich nahe stand, zum Muster genommen zu haben. Als Poet der „Aufklärungsperiode" unterließ er es auch nicht, verschiedene Freimaurergedichte den Sammlungen einzuverleiben. Fabeln, leichte Liebeslieder, doch auch Elegien und kräftige patriotische Lieder, endlich gewandte Uebersetzungen aus den classischen Sprachen, aus dem Französischen und Englischen sind der Hauptinhalt dieser Sammlungen von Ratschky's Poesien. In den Jahren 1793—94 erschien: „Melchior Striegel; ein heroisch-episches Gedicht für Freunde der Freiheit und Gleichheit“, eine humoristisch-satyrische Dichtung, reich an verschiedenen Anspielungen auf die Zeitverhältnisse, allerdings auch mit so manchen lasciven Wendungen, die sich überhaupt in verschiedenen Poesien Ratschky's geltend machen. Sein Schriftchen: „Kontroverspredigt eines Layen über die Frage: warum sind die Mönche theils verachtet, theils verhaßt?“ (Wien 1782) zeugt die Stellungnahme des Autors in dem Aufklärungsstreite, welche übrigens auch sonst in seinen Schriften hervortritt. R. war auch Mitarbeiter an Wieland's „Deutschem Merkur“ und an andern hervorragenden periodischen Schriften, welche außer Oesterreich erschienen. Er zählte zu den gebildetsten und geistvollsten österreichischen Schriftstellern seiner Zeit.

    • Literatur

      Goedeke, Grundriß der deutschen Dichtung, II. Bd., S. 606. — Wurzbach, Biogr. Lexikon, XXV. Bd. — Ueber Ratschky's Anteilnahme an dem Wiener Musen-Almanach vgl. Schlossar, Oesterr. Cultur- und Literaturbilder. Wien 1879 (Aufsatz über die „Wiener Musen-Almanache“ S. 14 ff.).

  • Autor/in

    A. Schlossar.
  • Zitierweise

    Schlossar, Anton, "Ratschky, Josef Franz" in: Allgemeine Deutsche Biographie 27 (1888), S. 369-370 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119101343.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA