Lebensdaten
1815 – 1876
Sterbeort
Karlsbad
Beruf/Funktion
Feldzeugmeister
Konfession
katholisch?
Normdaten
GND: 124514707 | OGND | VIAF: 60018695
Namensvarianten
  • Ramming, Wilhelm Freiherr von
  • Ramming von Riedkirchen, Wilhelm
  • Ramming, Wilhelm
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Quellen(nachweise)

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Ramming, Wilhelm Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124514707.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Ramming: Wilhelm Freiherr R. von Riedkirchen, Feldzeugmeister, Ritter des Ordens der eisernen Krone erster Classe, Ritter des Militär-Maria-Theresien-Ordens und Leopold-Ordens, Besitzer des Militärverdienstkreuzes, Geheimer Rath, lebenslängliches Herrenhausmitglied des Reichsrathes und Inhaber des Infanterieregiments Nr. 72. R. ward als Sohn des 1822 in den Adelstand erhobenen Oberstlieutenants Wilhelm von R. zu Nemoschitz in Böhmen im J. 1815 geboren. Schon als Zögling der Wiener-Neustädter-Mlitär-Akademie zeigte R. so vorzügliche Eigenschaften und Talente, daß er 1834 als einer der ausgezeichnetsten zum Unterlieutenant im 7. Kürassierregimente befördert wurde. Nach fünf Jahren zum Oberlieutenant im Generalquartiermeisterstabe ernannt, erklomm er in diesem Corps alle Rangstufen bis zum General. 1848 als Hauptmann dem von Feldmarschalllieutenant Baron Welden befehligten Reservecorps zugetheilt, wohnte er der Beschießung von Palmanuova und dem Zuge gegen die Insurgenten im venetianischen Gebirge zur Eröffnung der Strada d'Allemagna bei. Diese letztere Operation leitete R. mit solcher Umsicht, daß sie mit Schnelligkeit vollbracht, der Feind auf dem Monte Mauria geschlagen und Pieve di Cadore ohne ferneren Widerstand besetzt werden konnte. Diese That lohnte der Kaiser mit dem Orden der eisernen Krone III. Classe. Bei der Einnahme von Treviso, bei der Beschießung von Ferrara und im Gefechte bei Bologna war R. thätig, und für die bei Treviso an den Tag gelegte Umsicht fand R. durch Verleihung des Militärverdienstkreuzes erneuert Anerkennung|seiner vorzüglichen Leistungen. Im Februar 1849 zum Major im Generalquartiermeisterstabe befördert, blieb R. während des Feldzuges gegen Piemont als Chef des Generalstabes beim Reservecorps (Haynau) und hatte Gelegenheit, die Erstürmung von Brescia und die Belagerung von Malghera mitzumachen. Feldmarschalllieutenant Haynau lernte bei diesen Anlässen Ramming's hervorragende Eigenschaften kennen; und als das Obercommando in Ungarn in seine Hände gelegt wurde, erbat er sich vom Kaiser R. als Generalstabschef. Beim Antritte dieses wichtigen Postens wurde R. (Juni 1849) zum Oberstlieutenant im Regimente Erzherzog Rainer befördert. Nunmehr kam Ramming's Talent erst vollends zur Geltung, denn seine Verdienste sind mit den Erfolgen des Sommerfeldzuges in Ungarn identisch. Dieser geniale Officier wußte nämlich die strategischen Manöver, die Dispositionen zu den Schlachten und deren taktische Anordnungen mit genauer Zeitberechnung auszuarbeiten und legte so den Keim zu den Erfolgen. Eines der schwierigsten Manöver, nämlich die Concentrirung der kaiserlichen Armee (bei Ungarisch-Altenburg 26. Juni), gelang nur dadurch, daß der Feind, infolge geschickt eingeleiteter Demonstration an der Waag, vollkommen getäuscht, dann plötzlich eine Macht von zwei Armeecorps über den Neuhäusler-Donau-Arm und über den Hauptstrom übergesetzt wurde, und so die ganze kaiserliche Armee in überraschend schneller Weise bei Ungarisch-Altenburg concentrirt werden konnte, um Raab anzugreifen. Bei diesem von Haynau angeordneten Manöver, für welches R. alle Dispositionen bis ins Detail ausarbeitete, hatte er hauptsächlich durch die beantragte Marschrichtung eines Theils der Brigade Benedek von Trentschin auf Freystadtl und durch das Herabziehen mehrerer Bataillone längs der Waag zur vollständigen Täuschung Görgey's beigetragen, welch' letzterer mit 30 000 Mann bei Neuhäusel stand. Dieser muhte bei den erwähnten Demonstrationen einen Uebergang der Kaiserlichen bei Freystadtl und Szered vermuthen und entdeckte daher den schwierigen Flankenmarsch und die Ueberschreitung des Stromes nicht. Bei Kenntniß der Sachlage hätte er Beides leicht wirksam zu hindern oder zu erschweren vermocht. Diese erste so völlig gelungene Operation kann mit Recht als die Grundlage für die glückliche Kriegführung in Ungarn betrachtet werden. Auch bei der Einnahme von Raab führten die von R. entworfenen Dispositionen zum Ziele. Er hatte drei Uebergangspunkte über die Raab bestimmt, von welchen zwei mit Erfolg benützt werden konnten, und wodurch die strategische Umgehung der Stellung von Raab durch das III. Armeecorps und die tactische Umgehung über Csanak durch die Brigade Schneider bewirkt wurde; der dritte, bei Raba-Patona beabsichtigte Raabübergang scheiterte an der Beschaffenheit der Flußufer, welche früher nicht untersucht werden konnten. Auf dem Schlachtfelde selbst wurde von Haynau die Disposition für das Reservecorps abgeändert und auf Ramming's Vorschlag demselben die Richtung über Lesvár gegen Raab angewiesen, dadurch ward die vom Feinde befestigte Stellung an der Abdadrücke umgangen und dem I. Armeecorps die Möglichkeit eröffnet, bei Abda über den Fluß zu gehen und in Raab einzurücken. Gleich großes Verdienst hatte R. an dem combinirten strategischen Manöver, mittelst welchem die Armee von Pest an die Theiß rückte und den Punkt Szegedin, mit diesem aber die ganze Theißlinie ohne Schwertstreich gewann. Dadurch konnte das ganze Land zwischen Donau und Theiß vom Feinde gereinigt, die Südarmee unter dem Banus von Kroatien aus ihrer schlimmen Lage befreit und mit ihr die Verbindung hergestellt werden. Bei diesem von so großem Erfolge begleiteten Manöver hatte R. die Operationen des III. Armeecorps über Kun-Szt.-Miklós auf Theresiopel und Kanizsa, dann den Uebergang des I. Armeecorps über die Theiß bei Alpár, mit dessen entscheidender Operation auf Makó, vorgeschlagen und die bezüglichen Dispositionen verfaßt. In der Schlacht von Szöreg (5. August), welche die erste entscheidende des Feldzuges war, hatte R. das Dorf Szöreg als den Schlüsselpunkt der feindlichen Stellung erkannt und demgemäß, auf Haynau's Befehl, die Dispositionen zur Schlacht entworfen. Bei der Vorwärtsbewegung von Szegedin gegen Temesvar hatte das I. Armeecorps die Richtung auf Arad, das Reservecorps die Richtung auf Vinga, das Gros der Armee (III. Armeecorps, Cavalleriedivision Wallmoden, russische Division Panutine und Geschützreserve) directe Richtung auf Temesvar erhalten. Da R. voraussah, daß der Feind sicher zwischen Kis-Vecskerek und Temesvar hinter dem Beregszobache einen Kampf annehmen werde, um die Aufhebung der Belagerung von Temesvar zu decken und um sich seinen ferneren Rückzug nach den Gebirgsthälern zu ermöglichen, so machte dieser geniale Officier am Tage vor der Schlacht von Temesvar den Vorschlag, das Reservecorps nicht auf Vinga, sondern auf Hodony und Szent András zu dirigiren. Haynau genehmigte den Antrag und durch diese veränderte Marschrichtung war es möglich, daß das Reservecorps am 9. August an der Schlacht Theil nehmen konnte. Durch diese Marschrichtung wurde aber zugleich die feindliche Stellung unerwartet in die Flanke gefaßt, so daß das rechtzeitige Anlangen und kühne Auftreten des von Feldmarschalllieutenant Fürsten Franz Lichtenstein befehligten Reservecorps unleugbar die siegreiche Entscheidung dieser Schlacht herbeigeführt hatte. Aber nicht allein die geistigen Vorzüge waren es, welche R. zu großem Ruhme gereichen, er hatte auch in allen feindlichen Gelegenheiten, bei Szered, Raab, Komorn, Szegedin, Szöreg und Temesvar, Muth und Tapferkeit an den Tag gelegt. Für den Erfolg in der Schlacht bei Temesvar wurde R. das Ritterkreuz des Leopoldordens, für seine großen Verdienste als Chef des Generalstabes die Beförderung zum Oberst außer der Rangstour im Generalquartiermeisterstabe (October 1849) und im Capitel vom Jahre 1850 das Ritterkreuz des Maria-Theresien-Ordens zu Theil. R., als thätiger Zeuge des Feldzuges in Ungarn 1849, war wohl vor allen Anderen berufen, über diesen Krieg eine vollständige, genaue und wahrheitsgetreue Darstellung zu liefern. Das von ihm verfaßte bezügliche Werk ist ein ebenso werthvoller als belehrender Beitrag zur österreichischen Kriegsgeschichte. Am 4. Juni 1851 in den Freiherrnstand erhoben, blieb R. bis zum Jahre 1855 im Generalquartiermeisterstabe und zwar als Director des kriegsgeschichtlichen Bureaus und, nach seiner am 17. Mai 1854 erfolgten Beförderung zum Generalmajor als Generalstabschef der III. Armee in Ungarn. 1855 zum Truppenbrigadier ernannt, machte er in dieser Eigenschaft den Feldzug 1859 im III. Armeecorps mit. Für seine damaligen hervorragenden Leistungen bei Magenta, welches seine Brigade wiederholt angriff, ward ihm der Orden der eisernen Krone zweiter Klasse verliehen. Dem Armeeobercommando am 16. Juni zugetheilt, wurde R. am 28. desselben Monats zum Feldmarschalllieutenant und Souschef des Generalstabes beim Armeeobercommando ernannt. Nach dem Friedensschlusse übernahm er den Befehl über eine Division des III. Armeecorps, wurde 1860 Inhaber des 72. Infanterieregiments, kam 1861 als Stellvertreter des Chefs des Generalquartiermeisterstabes nach Wien und 1862 in Zutheilung zum Kriegsministerium. Die schon damals erschütterte Gesundheit Ramming's nöthigte denselben, in den zeitlichen Ruhestand zu treten. 1864 reactivirt, wurde er mit dem Commando des VI. Armeecorps in Pest betraut und 1865 zum Geheimen Rath ernannt. Während des Feldzuges in Böhmen führte R. das VI. Corps und bestand das blutige Treffen bei Wysokow (Nachod) (27. Juni). In der Schlacht bei Königgrätz, Benedek zur ausschließlichen Disposition gestellt, hatte R. mit seinem decimirten Corps wiederholte verlustreiche Angriffe auf die bereits in Chlum und Rosberitz eingedrungenen preußischen Garden auszuführen. Nach dem Friedensschlusse kam R. als commandirender General nach Prag, später nach Hermannstadt und endlich nach Brünn, wurde|1868 Feldzeugmeister, 1873 Mitglied des Herrenhauses und 1874, bei seinem Scheiden aus dem activen Dienst, Kapitän der ersten Arcierenleibgarde und mit dem Orden der eisernen Krone 1. Classe ausgezeichnet. In Karlsbad, wo er Heilung seiner Leiden suchte, ereilte R. plötzlich, am 1. Juli 1876, der Tod und mit ihm wurde einer der begabtesten Führer des österreichischen Heeres zu Grabe getragen.

    • Literatur

      Hirtenfeld, Der Militär-Maria-Theresien-Orden. — v. Löbell, Jahresberichte.

  • Autor/in

    R. v. R.
  • Zitierweise

    R., R. v., "Ramming, Wilhelm Freiherr von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 27 (1888), S. 215-218 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124514707.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA