Lebensdaten
wohl vor 700 – 748
Beruf/Funktion
bayerischer Herzog
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 136731686 | OGND | VIAF: 81027407
Namensvarianten
  • Oatilo
  • Uatilo
  • Otilo
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Zitierweise

Odilo, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136731686.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus d. Geschl. d. Agilolfinger (s. NDB I);
    V (wahrsch.) Gottfried ( 709), alemann. Herzog;
    B (wahrsch.) Wilihari ( n. 712), Lantfrid ( 730), Theudebald ( n. 744), alle alemann. Herzöge;
    740/41 Chiltrud ( 754), T d. fränk. Hausmeiers Karl Martell ( 741, s. NDB XI) u. d. Chrotrud ( 725); Schwager Grifo ( 753, s. NDB VII), Pippin d. J. ( 768), Karlmann ( 754), fränk. Hausmeier (s. NDB XI);
    K u. a. Tassilo III. (741-n. 794), letzter agilolfing. Herzog Bayerns.

  • Biographie

    Nach dem Tod Hzg. Hugberts wurde O. mit Unterstützung Karl Martells, der mit O.s Nichte Swanahild verheiratet war, 736 dessen Nachfolger. Vermutlich war er zuvor Herzog in einem Teil Alemanniens gewesen. 739 wirkte O. eng mit dem päpstl. Legaten Bonifatius zusammen, als dieser die bayer. Kirche in die vier Diözesen Salzburg, Regensburg, Freising und Passau einteilte und drei neue Bischöfe weihte. Möglicherweise war diese Maßnahme ein Anlaß für einen gegen O. gerichteten Aufstand, der ihn 740/41 zwang, für einige Monate bei Karl Martells Sohn Pippin im Frankenreich Zuflucht zu suchen. Damals kam es zu einer Verbindung zwischen ihm und Chiltrud, der der 741 geborene Tassilo entstammte. Gegen den Willen ihrer Brüder Karlmann und Pippin heiratete O. nach dem Tod Karl Martells (22.10.741) wahrscheinlich noch 741 die Mutter seines Sohnes. Die Auseinandersetzungen um die Nachfolge des verstorbenen Hausmeiers hatten O. seinen Schwagern entfremdet, da er dabei wohl Grifo, den Sohn Swanahilds, unterstützte. 743 besiegten ihn seine Schwager am Lech, obwohl er päpstl., alemann., sächs. und aquitan. Unterstützung erhielt. Ein 744 mit Karlmann abgeschlossener Friedensvertrag stärkte seine Position wieder, wenn er damals vielleicht auch den bayer. Nordgau an die Franken abtreten mußte. In seinem Dukat gründete O. eine Reihe von z. T. bedeutenden Klöstern wie Niederaltaich und Mondsee. Durch einen Sieg über die Awaren konnte er 742 die von diesen bedrängten slaw. Karantanen von sich abhängig machen und dabei die Grundlagen für ihre Christianisierung legen. Trotz einiger schwerer Rückschläge gelang es O. in seiner zwölfjährigen Regentschaft, sein zuvor durch jahrzehntelange schwere innere Auseinandersetzungen erschüttertes Herzogtum zu konsolidieren und so die Voraussetzungen für die glanzvolle, erst 788 durch das Eingreifen Karls d. Gr. beendete Herrschaft seines Sohnes Tassilo zu schaffen.

  • Literatur

    ADB 24;
    J. Jarnut, Stud. üb. Hzg. O., in: MIÖG 85, 1977, S. 273-84;
    ders., Genealogie u. pol. Bedeutung d. agilolfing. Herzöge, ebd. 99, 1991, bes. S. 2-5, 12-16;
    K. Reindel, Das Za. d. Agilolfinger, in: Hdb. d. bayer. Gesch. I, ²1981, bes. 163-66;
    M. Becher, Zum Geb.j. Tassilos III., in: ZBLG 52, 1989, S. 3-12;
    J. Jahn, Ducatus Baiuvariorum, 1991, bes. S. 123-334;
    H. Wolfram, Grenzen u. Räume, 1995, bes. S. 84-86, 110 f.;
    Lex. MA.

  • Autor/in

    Jörg Jarnut
  • Zitierweise

    Jarnut, Jörg, "Odilo" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 419 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136731686.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Oatilo: (so die urkundliche, dialektische Form, wobei o a wahrscheinlich als ein Laut zu sprechen, wie er in der heutigen Mundart erhalten ist), Baiernherzog aus dem Hause der Agilolfinger, vielleicht ein Sohn Herzog Tassilo's II., regierte c. 737—743 und 744—748. Nach dem Tode des Herzogs Hugbert erhob ihn Karl Martell auf den Herzogsstuhl des 10—12 Jahre vorher neuerdings von den Franken unterworfenen Landes. Dieser Ursprung seiner Gewalt hinderte indeß O. nicht, die fränkische Oberhoheit bald abzuschütteln, so daß Karl Martell bei der Reichstheilung von 741 über Baiern nicht verfügen konnte. Nach Karl Martell's Tode floh dessen Tochter Hiltrud auf Anstiften ihrer Mutter Swanahilt, die einen Aufstand erregte, zu O., der sie gegen den Willen ihrer Brüder, der Hausmaier Pippin und Karlmann, zur Ehe nahm und alle Feinde des fränkischen Reichs, den Alemannenfürsten Theodebald, die Aquitanier und Sachsen, ja selbst Slaven zu einem mächtigen Bündnisse gegen die Franken vereinigte. Am Lech, durch den Fluß geschieden, standen sich 743 das fränkische und das bairische Heer kampfbereit gegenüber. Vergebens knüpfte ein päpstlicher Legat, Namens Sergius, auf Oatilo's Wunsch im fränkischen Lager Friedensunterhandlungen an, vergebens gebot er Pippin unter Berufung auf den Willen des Papstes, die Baiern in Ruhe zu lassen. Pippin setzte bei Nacht über den Lech, warf seine getheilten Truppen den überraschten Baiern in Flanke und Rücken und erfocht einen vollständigen Sieg. O. entkam aus der Schlacht, floh mit geringem Gefolge bis an den Inn zurück, gerieth aber bald doch in die Gefangenschaft der Sieger und ward nach Frankreich abgeführt. Schon im folgenden Jahre gaben ihm seine Schwäger Pippin und Karlmann das Herzogthum zurück, wahrscheinlich aber ward damals, damit eine neue Auflehnung um so leichter bewältigt werden könnte, ein kleines Gebiet, der westliche Theil der bairischen Striche nördlich der Donau, vom Herzogthum getrennt und mit Ostfranken vereinigt. Unter diesem Herzoge und durch ihn hat der Ausbau der kirchlichen Macht in Baiern gewaltige Fortschritte gemacht. Auf seinen Wunsch kam Bonifaz in das Land und mit seiner und der bairischen Großen Zustimmung erfolgte die Eintheilung der bairischen Kirche in vier bischöfliche Sprengel. Eine Reihe stattlicher Klöster verdankten O. ihr Dasein: Niedernburg in Passau, (Nieder-) Altaich, Mönchsmünster, Osterhofen, ndsee. Auch bei der Stiftung des Klosters in Eichstätt durch Wilibald erscheint er betheiligt und außerhalb|Baierns, im Schwarzwälder Kinzigthale, wird die Stiftung des Klosters Gengenbach auf ihn zurückgeführt. Oatilo's Tod muß zwischen 23. Juli und 13. December 748 angesetzt werden. Die Ruhestätte cheinen er und seine Gemahlin im Kloster Osterhofen gefunden zu haben, wo zu Aventins Zeit noch ihre Grabmäler standen.

    • Literatur

      Breysig und Hahn, Jahrbücher d. fränk. Reichs. — Büdinger, Oesterreich. Gesch. I. — Riezler, Gesch. Baierns, I.

  • Autor/in

    Riezler.
  • Zitierweise

    Riezler, Sigmund Ritter von, "Odilo" in: Allgemeine Deutsche Biographie 24 (1887), S. 83-84 unter Oatilo [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136731686.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA