Lebensdaten
1867 – 1944
Geburtsort
München
Sterbeort
Colonia Avigdor (Argentinien)
Beruf/Funktion
jüdischer Verbandsfunktionär ; Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde in München
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 133450899 | OGND | VIAF: 43027932
Namensvarianten
  • Neumeyer, Alfred

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Zitierweise

Neumeyer, Alfred, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd133450899.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Leopold (1828–1921) aus Oberndorf (Württ.), Textilkaufm. in M.;
    M Fanny Müller (1843–90) aus Buttenwiesen;
    Om Hermann Müller, 1883-94 Vors. d. jüd. Gde. in M.;
    B Karl (s. 2);
    1893 Elise Lebrecht (1872–1944), T e. Lederfabr. in Ulm;
    3 S, 1 T, u. a. Alexander (* 1910), Jurist u. Landwirt (s. L);
    N Alfred (s. 3).

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Max-Gymnasiums studierte N. 1886-89 in München und Berlin Jura (Dr. iur. 1889) und schlug dann die Richterlaufbahn ein. 1899 wurde er 2. Staatsanwalt, 1902 Landgerichtsrat in München, 1910 Staatsanwalt beim Oberlandesgericht Augsburg. Besondere Verdienste erwarb er sich durch seine entscheidende Mitwirkung an der Revision der bayer. Judengesetze (Bemerkungen zu e. Abänderung d. Edikts v. 10. Juni 1813, d. Verhältnisse d. jüd. Glaubensgenossen im Kgr. Bayern betr., 1914). 1919 kehrte N. als Oberlandesgerichtsrat nach München zurück und war hier von 1929 bis zu seiner Amtsenthebung durch die Nationalsozialisten 1933 Richter am Obersten Landesgericht.

    Am 20.4.1920 gründete N. in Nürnberg den Verband Bayer. Israelit. Gemeinden, formulierte dessen Satzung und leitete ihn über 20 Jahre lang. Er schuf damit das Vorbild für die Gründung ähnlicher Verbände in den übrigen deutschen Ländern. In Verhandlungen mit den Landesregierungen wurde u. a. erreicht, daß die Steuern nunmehr von Staats wegen eingezogen und den Gemeinden zur Bewältigung ihrer Aufgaben überlassen wurden, was vor allem den kleinen finanzschwachen Gemeinden entgegenkam. 1920-41 war N., der u. a. mit dem BVP-Politiker Wilhelm Merck (1867–1929) und dem Physiker Max Planck eng befreundet war, gleichzeitig Präsident der Israelit. Kultusgemeinde München. Dank seiner beruflichen Stellung vermochte er in den Jahren der Weimarer Republik seine Glaubensbrüder vielfach vor den Anfeindungen der Nationalsozialisten zu schützen. Das bayer. Schlachtgesetz von 1930, das den Juden das Schächten untersagte, konnte er jedoch nicht verhindern. 1932-38 im Hauptvorstand des „Centralvereins deutscher Staatsbürger jüd. Glaubens“, spielte N. 1933 bei der Gründung der „Reichsvertretung der Juden in Deutschland“ eine bedeutende Rolle. Gegenüber den neuen Machthabern konnte er sich allerdings nicht mehr behaupten. So vermochte er 1938 weder den Abbruch der Münchener Haupt-Synagoge im Juni noch die Auswüchse während des Novemberpogroms zu verhindern. Dank seiner Verbindungen zu einflußreichen Persönlichkeiten gelang es ihm jedoch, über die Reichszentrale für jüd. Auswanderung zahlreichen Juden, im Febr. 1941 auch sich selbst und seiner Familie, die Emigration zu ermöglichen. Der Weg führte ihn über Frankreich und Spanien nach Argentinien, wo sein Sohn seit 1938 eine Farm betrieb. Hier schrieb er seine „Erinnerungen“ nieder.

  • Werke

    Weitere W u. Vfg. d. Verbandes Bayer. Israelit. Gemeinden, in: Bayer. Israelit. Gemeindeztg. Nr. 3 v. 17.3.1926, S. 69-73;
    Der Verband, in: Israelit. Fam.bl. Nr. 12 v. 25.3.1937, S. 17;
    Erinnerungen (ungedr., München, Hss.abt. d. Bayer. Staatsbibl.).

  • Literatur

    E. Hamburger, Juden im öff. Leben Dtld.s 1848-1918, 1968, S. 49;
    A. Paucker, Der jüd. Abwehrkampf, 1968;
    K. J. Herrmann (Hg.), Das dritte Reich u. d. dt.-jüd. Organisationen, 1969;
    H. Lamm (Hg.), Vergangene Tage, Jüd. Kultur in München, 1982 (P);
    Alexander Neumeyer (S), in: Gesch. u. Kultur d. Juden in Bayern, Ll., hg. v. M. Treml u. a., 1988, S. 235-42 (P);
    W. Weigand, Jüd. Leben unter d. Bedrohung d. Antisemitismus, ebd., Aufss., S. 455-68;
    M. Zimmermann, Die dt. Juden 1914-1945, 1997;
    BHdE I.

  • Autor/in

    Franz Menges
  • Zitierweise

    Menges, Franz, "Neumeyer, Alfred" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 171-172 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd133450899.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA