Lebensdaten
erwähnt 1000, gestorben 1025
Sterbeort
Worms
Beruf/Funktion
Bischof von Worms
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118666088 | OGND | VIAF: 268252439
Namensvarianten
  • Burchard I. von Worms
  • Burchard
  • Burchard I.
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Burchard I., Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118666088.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Wahrscheinlich aus dem Hause der Grafen v. Reichenbach-Ziegenhain;
    B Franko, Freund Kaiser Ottos III., Bischof v. Worms (998/99).

  • Biographie

    B., „nicht ganz geringer Abkunft, im Lande Hessen“, wurde zuerst in Koblenz (Sankt Florin) canonice erzogen, dann auf andere Schulen gesandt und begab sich hierauf nach Mainz zu EB Willigis (975–1011), der ihn als „Stadtkämmerer“ (camerarius urbis; camerae magister ac civitatis primos) und Propst in Sankt Victor einsetzte; mit Willigis erneuerte er das Stift. Vom Kaiser Otto III. erhielt er im Frühjahr 1000 das Bistum Worms. Um die Jahreswende 1001/02 führte er das Wormser Aufgebot über die Alpen; nach Tuscien kam ihnen die Kunde entgegen, daß der Kaiser tot war, und nötigte zur Umkehr. Herzog Heinrich von Bayern gewann die Stimme B.s für seine deutsche Königswahl dadurch, daß er ihm die Wormser Stadtburg des Herzogs Otto von Kärnten schenkte, den er anderweitig entschädigte. B. schleifte sie und errichtete an ihrer statt Sankt Paul; die Stiftskirche trug die Inschrift OB LIBERTATEM CIVITATIS, nämlich von der gesetzlosen Gewalt, die die Stadt verwüstet hatte. Er erneuerte die Stifter Nonnenmünster und Sankt Andreas; der Neubau des Münsters (Sankt Peter) wurde im|Beisein des Kaisers geweiht (1018). Heinrichs Nachfolger Konrad war von B. erzogen; wenige Wochen nach dem ersten Empfang des jungen Königs ist B. in Worms gestorben. Für seine Kirche schrieb er das „Recht der Wormser Stiftsleute“ und sammelte mit Bischof Walther von Speyer und Olbert, dem späteren Abt von Gembloux, als Helfern die berühmt gewordenen 20 Bücher Canones, sein ‚Decretum'.

  • Werke

    Lex familiae Wormatiensis ecclesiae, hrsg. v. L. Weiland, in: MG Const. I, 1893, S. 639-44;
    Decretorum libri XX, Köln 1548, Paris 1549;
    Migne, PL CXL, Sp. 537-1058;
    Super questiuncula de quadragesimali ieiunio Moysi et Heliae, in: Vita Burchardi, c. 19 (s. L);
    Epistola, in: Alpertus, De diversitate temporum, prol., hrsg. v. A. Hulshof, 1916.

  • Literatur

    ADB III; Vita Burchardi ep. Wormat., hrsg. v. G. Waitz, in MG SS IV, 1841, S. 829-46;
    Migne, PL CXL, Sp. 505-36, hrsg. v. H. Boos, in: Qu. z. Gesch. d. Stadt Worms III, 1893, 97-126 u. XXVI f., dt., in: Wormatia sacra, 1925;
    M. Uhlirz, Jbb. d. Dt. Reiches unter Otto III., 1954;
    S. Hirsch, Jbb. d. Dt. Reiches unter Heinrich II., 3 Bde., 1862-74;
    H. Breßlau, Jbb. d. Dt. Reiches unter Konrad II., 2 Bde., 1879/84;
    H. G. Gengler, Das Hofrecht d. Bischofs B. v. W., 1859;
    H. Boos, Qu. z. Gesch. d. Stadt Worms I, 1886;
    ders., Gesch. d. rhein. Städtekultur I, ²1897, S. 235-309;
    Hauck III; A. M. Koeninger, B. I. v. W. u. d. dt. Kirche seiner Zeit, 1905;
    C. Rodenberg, Die Stadt Worms in d. Gesetze d. Bischofs B., in: Hist. Aufsätze K. Zeumer dargebr., 1910;
    Manitius II;
    P. Fournier-G. Le Bras, Hist. des collections canoniques en occident I, 1931, S. 364-421;
    O. Meyer, Überlieferung u. Verbreitung d. Dekrets Bischof B.s v. W., in: ZSRGK 24, 1935;
    A. Michel, Pseudo-Isidor, d. Sentenzen Humberts u. B. v. W. im Investiturstreit, in: Studi gregoriani 3, 1948;
    Wattenbach-Holtzmann;
    LThK;
    Dict. Hist. Géogr. X, 1938, Sp. 1245 f. (L).

  • Autor/in

    Walther Bulst
  • Zitierweise

    Bulst, Walther, "Burchard I." in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 28-29 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118666088.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Burchard, Bischof von Worms (Burchardus Wormatiensis), geb. in Hessen, 20. Aug. 1025. Er entstammt einem vornehmen Geschlecht, aus dem Worms mehrere Bischöfe empfing, Hanno 950—974, Hildebold 975—993 und 993 Burchards Bruder, Franco, früher Abt von Lorch, der zu Rom 996 sterbend dem Kaiser Otto III. seinen Bruder zum Nachfolger empfahl. Dieser hatte seine Studien bei den Benedictinern in Coblenz und in Lobbes(-Laubach) wie es heißt unter Albertus, dem spätern Abt von Gembloux ( 1048) gemacht; unter Erzbischof Willegis (975—1011) kam er als Cleriker nach Mainz, ward hier Stadtkämmerer, dann Propst des St. Victorstiftes und erhielt 997 die Priesterweihen. Otto III. hatte nach Franco's Tode erst den Erpo, der aber schon zu Rom starb, dann Razo zum Bischof von Worms ernannt. Auch dieser starb, ehe er Deutschland erreichte. Da fiel des Kaisers Wahl — das Jahr steht nicht sicher fest — auf B., den rechten Mann für die schlimmen Zeiten, denn die Zustände des Bisthums waren sehr zerrüttet, die Stadt von den Ungarn fast ganz zerstört und die Bevölkerung entsittlicht. — Mit eigenem Beispiel voranleuchtend, führte er alsbald den Clerus zu kirchlich strengem Leben zurück. Er wußte das Immunitätsgebiet wie die Einnahmen des Bisthums zu vergrößern und durch königl. Privilegien zu sichern. In fünf Jahren umgab er das zerstörte Worms aufs neue mit Mauern und Gräben, so daß die geflüchteten Bewohner zurückkehren konnten. So entstand auch das Innere der Stadt bald wieder aus den Trümmern; doch hatte B. dabei einen schweren Kampf mit dem seine Autorität anfeindenden rheinfränkischen Grafen Otto zu bestehen, dessen in der Stadt liegende Burg jedoch endlich König Heinrich II. für das Stift zu erwerben wußte (Oct. 1002). B. errichtete an der Stätte der niedergerissenen Burg die Paulskirche mit einem wohldotirten Collegiatstift. Dies, sagt ein altes Verzeichniß der Wormser Bischöfe (herausgegeben von Dr. W. Wiegand, Worms 1855), sei das initium potestatis episcopalis. Auch vollendete er den Bau des Domes, der Taufkirche St. Johannes und der Martinskirche, erweiterte das Kloster Mariä Münster, in welchem seine Schwester Mechthildis Aebtissin war, das Cyriacsstift zu Neuhausen etc. Die Stadt Worms theilte er in vier Parochien. Mit fester Hand wußte er den Landfrieden zu handhaben. Auch an den allgemeinen Reichsgeschäften hatte er Theil. So machte er den letzten Zug Otto's III. nach Italien mit, von dem man nach des Kaisers Tod unter so großen Gefahren heimkehrte. Bei Heinrich II., zu dessen Erhebung er wesentlich beitrug, wie bei Konrad II. stand er in Gunst und hohem Ansehen. Für alle Zeiten aber hat ihm sein Werk: „Decretorum libri XX.“ (D. Burchardi Worm. Episc. Decret. libri XX. ed. Colon. ex offic. Melch. Novessiani, 1548 fol.) einen Platz in der Litteratur des canon. Rechtes gesichert. Als die bis dahin vollständigste Sammlung für das canonische Recht wurde es Fundgrube für alle späteren, ist von Gratian in großem Maßstabe benutzt und auch von Gratian an fast die einzige Sammlung, die neben dessen Decretum gebraucht wurde. — Ferner verfaßte er die „Leges et statuta familiae s. Petri“ (von H. F. Gengler herausgegeben als „Hofrecht des B. Burchard von Worms“, Erlangen 1859). — Im Juli. 1025 befand sich Kaiser Konrad II. in Worms; schon unwohl geleitete B. ihn bis Trebur; bald nach der Rückkehr beschloß er am 20. Aug. sein frommes und thatenreiches Leben. Nur drei Denare fand man bei seinem Tode in einem Handschuh; die außerordentlich großen Geldmittel, über welche er verfügt hatte, waren nur für das Wohl seiner Diöcese da.

    • Literatur

      Hauptquelle ist die um 1030 oder bald nachher verfaßte Vita anonymi, aus der älteren Ausg., da Handschriften fehlen, neu edirt bei Pertz, Monumenta IV. 829 sqq.; vgl. Giesebrecht, Kaisergesch. I. (3. Aufl.) S. 786; Wattenbach, D. Geschichtsqu. (3. Aufl.), I. 284. Mabillon, Ann. Bened. IV. 193. 201. Oudinus II. 525. Baronius ad a. 1025. Schulte, Quellen S. 310.

  • Autor/in

    v. Schulte u. Weigand.
  • Zitierweise

    Schulte, von; Wiegand, "Burchard I." in: Allgemeine Deutsche Biographie 3 (1876), S. 563-564 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118666088.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA