Lebensdaten
1895 – 1993
Geburtsort
Laupheim
Sterbeort
New York
Beruf/Funktion
Medizinerin ; Publizistin
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 118824481 | OGND | VIAF: 71516770
Namensvarianten
  • Einstein, Hertha (geborene)
  • Nathorff, Hertha
  • Einstein, Hertha (geborene)
  • mehr

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Zitierweise

Nathorff, Hertha, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118824481.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Arthur Emil Einstein (1865–1940), Zigarrenfabr. in L.;
    M Mathilde Einstein (1865–1940);
    Ov Alfred Einstein (1880–1952). Musikforscher; Verwandte Albert Einstein (1879–1955), Physiker (beide s. NDB IV), Carl Lämmle, Filmproduzent in d. USA, Gründer d. Fa. Universal Pictures;
    Berlin 1923 Erich Nathorff (1889–1954), Dr. med., Arzt;
    1 S Heinz (Henry) (1925–88), Ing.

  • Biographie

    N. besuchte das Gymnasium in Ulm und studierte, unterbrochen durch eine zeitweilige Tätigkeit als Krankenschwester während des 1. Weltkriegs, seit 1914 Medizin in München, Heidelberg, Freiburg (Breisgau) und Berlin (Staatsexamen 1919). Nach der Promotion in Heidelberg (1920) und Assistentenjahren in Freiburg war sie 1923-28 leitende Ärztin im Frauen- und Kinderheim des Roten Kreuzes in Berlin-Lichtenberg, dann in freier Praxis und gleichzeitig am Krankenhaus Charlottenburg als Leiterin der Familien- und Eheberatungsstelle tätig. Standespolitisch in der Medizinischen Gesellschaft und der Berliner Ärztekammer engagiert, wurde sie als erste Frau in den Gesamtausschuß der Berliner Ärzte gewählt. Im Zuge der nationalsozialistischen Rassenpolitik verlor N. 1934 die Kassenzulassung und im Herbst 1938 die ärztliche Approbation, während ihr Ehemann, ehemals leitender Klinikarzt in Berlin-Moabit, die Erlaubnis als „Krankenbehandler“ für ausschließlich jüd. Patienten erhielt. Bis zum Novemberpogrom 1938, bei dem er als „Aktionsjude“ verhaftet und ins KZ Sachsenhausen eingeliefert wurde, arbeitete sie als seine Sprechstundenhilfe. Beim Versuch, seine Freilassung zu erwirken, um ihre Geldmittel betrogen und mit dem Tode bedroht, organisierte sie mit Hilfe amerikan. Verwandter seit November 1938 die Emigration und schickte den 14jährigen Sohn mit einem Kindertransport nach England voraus. Im April 1939 gelang dem Ehepaar die Ausreise nach London, Anfang 1940 die Weiterreise nach New York. – Während ihr Mann sich auf das amerikan. medizinische Examen vorbereitete, sorgte N. als Krankenpflegerin, Dienstmädchen, Barpianistin und Küchenhilfe für den Lebensunterhalt der Familie. In der 1942 wiedererrichteten Praxis blieb sie Helferin. Der Verlust des Arztberufs und damit der beruflichen Selbständigkeit gehörte zu den quälenden Erfahrungen des Exils. Durch Kurse am Alfred Adler Institut für Individualpsychologie ausgebildet, war sie nach dem Tod ihres Mannes als Psychotherapeutin an der Poliklinik der Alfred Adler Mental Hygiene|Clinic tätig, vor allem aber sozial und kulturell engagiert.

    Mit ihren Tagebuchaufzeichnungen aus der NS-Zeit gewann sie 1940 einen Preis im Manuskriptwettbewerb der Harvard University zum Thema „Mein Leben in Deutschland“. In der Folgezeit publizierte sie Beiträge über medizinische und psychologische Probleme, Kurzgeschichten und Gedichte in amerikan. deutschsprachigen Periodica (Aufbau, New Yorker Staatszeitung, Die Welt u. a.) und hielt Vortrage in den deutschen Programmen New Yorker Radiostationen. Bald nach der Ankunft in den USA organisierte sie Kurse für Emigranten in Kranken- und Säuglingspflege und kulturelle Veranstaltungen. Im sozialen Leben des deutschsprachigen Exils spielte sie u. a. als Vorsitzende der Frauengruppe und zuletzt als Ehrenmitglied des Präsidiums des New World Club, als Gründerin des Open House für ältere Menschen deutscher Sprache und Kultur eine wichtige Rolle.|

  • Auszeichnungen

    Bundesverdienstkreuz am Bande (1967), Award for Creative Literature d. Ges. f. dt.-amerikan. Stud., Cleveland, Ohio (1973).

  • Werke

    Das Tagebuch d. H. N., Berlin – New York, Aufzeichnungen 1933 bis 1945, hrsg. u. eingel. v. W. Benz. ²1988;
    Stimmen d. Stille, 1966 (Gedichte). |

  • Nachlass

    Nachlaß: Dt. Bibl., Frankfurt/Main; Zentrum f. Antisemitismusforschung d. TU Berlin.

  • Literatur

    W. Benz, Emigration als Schicksal, Das Leben d. jüd. Ärztin H. N., in: SZ v. 16.5.1987, Beil. (P);
    M. Koerner, Central Park West, New York, in: Das Exil d. kleinen Leute, Alltagserfahrung dt. Juden in d. Emigration, hrsg. v. W. Benz, 1991, S. 215-31;
    H. N. z. Gedenken, in: Aufbau (New York) v. 2.7.1993;
    BHdE II;
    R. Wall, Verbrannt, verboten u. vergessen. Kleines Lex. dt.sprachiger Schriftstellerinnen 1933–45, 1988.

  • Autor/in

    Wolfgang Benz
  • Zitierweise

    Benz, Wolfgang, "Nathorff, Hertha" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 747-748 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118824481.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA