Lebensdaten
1870 – 1939
Geburtsort
Conerow (Pommern)
Sterbeort
Kassel-Wilhelmshöhe
Beruf/Funktion
Archivar ; Historiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117179418 | OGND | VIAF: 45073615
Namensvarianten
  • Müsebeck, Ernst Friedrich Christian
  • Müsebeck, Ernst
  • Müsebeck, Ernst Friedrich Christian
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Zitierweise

Müsebeck, Ernst, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117179418.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus vorpommer. Bauernfam., die ihre Abstammung bis 1497 zurückführt;
    V Johann ( 1888), Landwirt;
    M Luise Eggert ( 1894), T e. Ankerschmieds in Wolgast;
    Kassel 1901 Agnes (* 1878), T d. Peter Wilhelm Pfeiffer (1845–1914), aus Hanau, Gen.sup. in Kassel (s. NDB 13*), u. d. Sophie Kunz (1848–1909).

  • Biographie

    Nach der Reifeprüfung in Stettin 1890 und einem Studium der Geschichte und Germanistik in Greifswald, Halle und Marburg absolvierte M. seit 1894 die Marburger Archivschule. 1896 promovierte er mit einer Dissertation über „Die Feldzüge des Großen Kurfürsten in Pommern und Rügen 1675-77“. 1898 nahm er als Hilfsarbeiter den Dienst am Marburger Staatsarchiv auf und vertiefte in staatl. Archiven in Breslau und Schleswig seine Kenntnisse; 1900/01 war er zum Dienst am Kaiserl. Bezirksarchiv in Metz beurlaubt. 1906 in Marburg zum kgl. Archivar ernannt, wechselte M. 1908 zum Preuß. Geheimen Staatsarchiv Berlin-Dahlem, wo er 1918 zum Geheimen Staatsarchivar aufrückte. Zum 15.12.1920 wurde M. mit der Leitung der Archivabteilung des 1919 gegründeten Reichsarchivs betraut. Von Anfang an konzipierte er eine Umgestaltung der primär militärgeschichtlich und kriegswissenschaftlich orientierten Institution zu einer „archivalischen Zentralstelle für die Gesamtheit der obersten Reichsbehörden“. Ergänzend zu deren Akten ließ M. auch nichtstaatliche Dokumente sammeln, übernahm Teile der Überlieferung des Reichskammergerichts und des Deutschen Bundes und veranstaltete Archivalienausstellungen. Die politischen Umstände und Zielvorgaben, besonders die Dominanz militärischer Belange unter dem Blickwinkel einer Revision des Versailler Vertrages, erlaubten aber keine vollständige Umsetzung seiner weitergespannten kulturellen und nationalen Ziele. Dennoch ist der zivile Ausbau des Reichsarchivs und der enorme Aufschwung seiner Archivabteilung als Hauptergebnis von M.s Tätigkeit zu bewerten. Nach einer ohne sein Mitwirken durchgeführten Umorganisation erlitt er 1931 einen Nervenzusammenbruch. 1932 trat er zwar nochmals seinen Dienst an, doch überforderte den gesundheitlich bereits angegriffenen M. die 1934 übertragene kommissarische Leitung des Reichsarchivs. 1935 wurde er in den Ruhestand versetzt.

    Bis zu seiner Anstellung im Reichsarchiv publizierte M. primär landes-, geistes- und religionsgeschichtliche Untersuchungen. Die aus seiner patriarchalisch-pietistischen Erziehung resultierenden Impulse führten ihn früh zur Beschäftigung mit Ernst Moritz Arndt. In weiteren Forschungen wandte er sich Schleiermacher, Fichte, den Freiheitskriegen, der deutschen Burschenschaft und der deutschen Einheitsbewegung zu. Als Leiter der Archivabteilung des Reichsarchivs konzentrierte er sich darauf, auf der Grundlage des Provenienzprinzips einen flexibel der Verwaltungsgeschichte anpaßbaren Archivkomplex aufzubauen, und befaßte sich intensiv mit archivwissenschaftlichen Grundsatzfragen sowie einer Erneuerung des Berufsbildes des Archivars.

  • Werke

    Hist. Schrr.: Christentum, Kirche, Persönlichkeit, 1902;
    E. M. Arndt u. d. kirchl.-rel. Leben seiner Zeit, 1905;
    Carl Candidus, e. Lb. z. Gesch. d. rel.-spekulativen Idealismus u. d. elsäss. Geisteslebens vor 1870, 1909;
    Freiwillige Gaben u. Opfer d. preuß. Volkes in d. J. 1813–15, 1913;
    Das Verhalten d. preuß. Regierung im Fichteschen Atheismusstreit, in: HZ 115, 1913, S. 278-310;
    Ernst Moritz Arndt, e. Lb., I (1769–1815), 1914;
    Das preuß. Kultusministerium vor 100 J., 1918;
    Schleiermacher in d. Gesch. d. Staatsidee u. d. Nat.bewußtseins, 1927;
    Hrsg.: Ein Jh. dt. Gesch. 1815 bis 1919, Reichsgedanke u. Reich, 1928 (mit Kaiser, Goldschmidt u. Thimme);
    Wandlungen des rel. Bewußtseins in d. dt. akadem. Jugend während d. Weltkrieges, 1936. – Archivwiss. Schrr.: Der systemat. Aufbau d. Reichsarchivs, in: Preuß. Jbb. 191, 1923, S. 294-318;
    Die nat. Kulturaufgaben d. Reichsarchivs, in: Archiv f. Pol. u. Gesch. 3, 1924, S. 393-408;
    Publikation v. Inventaren üb. Archivbestände z. neuesten Gesch., ebd. 7, 1926, S. 310-27;
    Der Archivar, Merkbl. f. Berufsberatung d. dt. Zentralstelle f. Berufsberatung d. Akademiker, Neuausg., B 5, 1926;
    Wesen u. Wert v. Archivalienausstellungen, in: Minerva-Zs., hrsg. v. G. Lüdtke, 3, 1927, S. 72-77;
    Gesch.vereine u. örtl. Weltkriegschroniken, ebd., Sp. 192;
    Der Einfluß d. Weltkrieges auf d. archival. Methode, in: Archival. Zs. 38, 1929, S. 135-50;
    Grundsätzliches z. Kassation moderner Aktenbestände, in: Archivstud. (FS Lippert), 1931, S. 160-65;
    Ansprache am 2.8.1934 im Reichsarchiv, in: Wissen u. Wehr 15, 1934, S. 503-07.

  • Literatur

    Mitt.bl. d. Gen.dir. d. (Preuß.) Staatsarchive, 1940, 1 Ziff. 1 A, S. 2;
    H. Rogge, in: Der Archivar 9, 1956, Sp. 327-36;
    K. Demeter, Das Reichsarchiv, 1969 (P);
    E. Henning, Ch. Wegeleben, Archivare beim Geh. StA in d. Berliner Kloster- u. Neuen Friedrichstr. 1874-1924, in: Jb. f. brandenburg. Landesgesch. 29, 1978, S. 53;
    M. Herrmann, Das Reichsarchiv (1919–1945), Eine archiv. Institution im Spannungsfeld d. dt. Pol., Diss. Berlin 1993 (P);
    W. Vogel, Der Kampf um d. geistige Erbe, Zur Gesch. d. Reichsarchividee u. d. Reichsarchivs als „geistiger Tempel dt. Einheit“, 1994 (P);
    Rhdb. (P);
    Kürschner, Gel.-Kal. 1931;
    Kosch, Biogr. Staatshdb.;
    W. Leesch, Die dt. Archivare, II, 1992.

  • Autor/in

    Matthias Herrmann
  • Zitierweise

    Herrmann, Matthias, "Müsebeck, Ernst" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 560-561 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117179418.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA