Lebensdaten
1852 – 1928
Geburtsort
Sachsenberg (Waldeck)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Fabrikant
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 121575586 | OGND | VIAF: 67326478
Namensvarianten
  • Müller, Adolph
  • Müller, Adolph
  • Müller, Adolf
  • mehr

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Müller, Adolph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121575586.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Waldecker Kaufm.fam.;
    V Carl (1819–85), Kaufm.;
    M Elwine Krauskopf (1822–76).

  • Biographie

    Schon während seiner kaufmännischen Lehre in den 1870er Jahren interessierte sich M. für Fragen der Technik. Er verließ Waldeck und war als Reisender in verschiedenen Stellungen in Rheinland und Westfalen tätig. 1885 lernte er in Trier auf einer Verkaufsreise für die Kölner elektrotechnische Firma Spiecker & Co. Henri Tudor (1859–1928) aus dem luxemburg. Rosport kennen. Diesem war es gelungen, eine Dynamomaschine mit einem von ihm modifizierten Bleiakkumulator zu koppeln und damit Schwankungen des elektrischen Stroms auszugleichen. M. erkannte die Bedeutung von Tudors Erfindung für die Stromspeichertechnik, die mit fortschreitender Urbanisierung und Elektrifizierung für alle Bereiche der Wirtschaft immer wichtiger wurde. 1886 testete er erfolgreich im Elektrizitätswerk Echternach den Einsatz von Tudors Akkumulatoren. Diese waren durch Platten mit gerippter Oberfläche gekennzeichnet, die eine verbesserte Haftung des Bleidioxids bzw. des Bleisulfats gewährleisteten und daher eine größere Zahl von Ladungen und Entladungen erlaubten, was wiederum die Lebensdauer des Akkumulators erhöhte.

    Ein Jahr später ließ sich M. in Hagen, am Rande des rhein.-westfäl. Industriebezirks, nieder und vertrieb als Generalvertreter Tudors Patent. 1888 konnte er mit Unterstützung von Unternehmern des Hagener Raumes, u. a. des Bankiers Ernst Osthaus, Theodor Müllensiefens und Hermann Harkorts, die Produktion in Wehringhausen bei Hagen am Diecker Hammer aufnehmen. An der Firma Büsche & Müller und ihrem Startkapital von 270 000 Mark war M. selbst nur mit 10 000 Mark beteiligt. Der Verkauf von 80 Anlagen zu einem Gesamtbetrag von 400 000 Mark ließ das Unternehmen schon im ersten Jahr zu einem großen Erfolg werden. Die TH Hannover empfahl die Akkumulatoren für Beleuchtungsanlagen als unübertroffen. Nachdem Tudor, der die Serienfertigung in Hagen überwacht hatte, nach Luxemburg zurückgekehrt war, gewann M. einen technisch versierten Kompagnon in Johannes Einbeck, einem Maschinenbauer, der u. a. bei Borsig in Berlin gearbeitet hatte, und gründete 1889 mit ihm die Firma Müller & Einbeck. M. fand nun Zugang zu deutschen Großunternehmen. 1890 gelang es ihm, Siemens & Halske und die AEG dazu zu bringen, auf die Entwicklung eigener Akkumulatoren zu verzichten. Im Gegenzug beteiligten sich beide Konzerne an einer Aufstockung des Kapitals von M.s Unternehmen, das seit Oktober 1890 als Accumulatoren-Fabrik AG (AFA) firmierte. Das Gesellschaftskapital betrug 4,5 Mill. Mark. Den ersten Aufsichtsrat bildeten Georg v. Siemens von der Deutschen Bank als Vorsitzender, Carl Fürstenberg, Emil Rathenau und Wilhelm v. Siemens. Noch im Jahr ihrer Gründung kaufte die AORG das erste ausländische Akkumulatorenwerk in Wien auf. Mit Unterstützung seiner Finanziers verfolgte M. einen expansiven Geschäftskurs. 1893 reiste er erstmals in die USA, 1894 lieferte er Batterien an die Edison-Gesellschaft in Boston. Innovativ war u. a. der Einsatz der Batterien im Verkehrwesen (1897 Bau von Automobil-Vorspannungen). In Ludwigshafen und Hagen wurden Omnibusse bzw. Straßenbahnen damit ausgestattet. Die AORG kaufte 1897 sogar die Hagener Straßenbahn AG auf.

    Nach Ablauf der Akkumulatoren-Patente von A. Faure drängten seit 1896 Mitbewerber auf den Markt, die einen heftigen Preiswettbewerb entfachten. M. brachte 1900 die fünf führenden Anbieter zu einem Kartell zusammen, aus dem die AORG aber 1902 wieder ausschied. Mit der Übernahme weiterer Betriebe im In- und Ausland forcierte das Unternehmen sein Wachstum. Bereits 1897 wurde das Hauptbüro nach Berlin verlegt, wo auch weitere Produktionsstätten entstanden. Die wichtigste war das 1904 fertiggestellte Werk in Oberschöneweide. Zu dieser Zeit verfügte die AORG bereits über neun Akkumulatorenwerke in Deutschland. In Österreich-Ungarn wurden vor dem 1. Weltkrieg vier Werke übernommen, ebenso viele in Rußland und in der Schweiz. Mehrere Tochtergesellschaften übernahmen Spezialaufträge, z. B. die mit dem Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerk (RWE) 1906 gegründete Elektromontana GmbH. Aus dem Werk in Oberschöneweide entwickelte sich als Produktionsstätte für Kleinstakkumulatoren die VARTA, von der die AORG 1962 den Namen übernahm. Gemeinsam mit Hugo Stinnes und dem Hagener Oberbürgermeister Cuno zeichnete M. 1906 für die Gründung des Kommunalen Elektrizitätswerks Mark in Hagen verantwortlich. Zu diesem Zeitpunkt hatte er den Schwerpunkt seiner Tätigkeit weitgehend von Hagen nach Berlin verlegt. Zwischen beiden Orten pendelte er im Schlafwagen hin und her. Von der Öffentlichkeit kaum bemerkt, führte er das Unternehmen durch die schwierigen Kriegsjahre, in denen die AORG u. a. Batterien für Unterseeboote produzierte, und die Inflationszeit. Neue Absatzgebiete eröffneten sich in der Radio- und der Automobilindustrie. 1923 wurde M. von Günther Quandt, dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats, an der Spitze des Unternehmens abgelöst. Um seine Waldecker Heimat hat er sich mit großzügigen Stiftungen verdient gemacht.|

  • Auszeichnungen

    Dr.-Ing. E. h. (TH Hannover 1915);
    Ehrenbürger v. Sachsenberg (1918).

  • Werke

    25 J. d. Accumulatoren-Fabrik AG, 1888–1913, 1913.

  • Literatur

    L. Bing, Ein Mensch u. sein Werk, Ein Gedenkbl. f. A. M., in: Waldeckischer Landeskal. 1937, S. 92-95 (P);
    B. Nadolny, in: W. Treue, VARTA, Ein Unternehmen d. Quandt-Gruppe, 1888–1963, 1963 (P);
    Wenzel. – Auskünfte d. Stadt Lichtenfels (Waldeck).

  • Autor/in

    Wilfried Reininghaus
  • Zitierweise

    Reininghaus, Wilfried, "Müller, Adolph" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 342-343 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121575586.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA