Lebensdaten
1784 – 1841
Geburtsort
Perugia
Sterbeort
Innsbruck
Beruf/Funktion
Komponist ; Kapellmeister ; Musiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 11931715X | OGND | VIAF: 49488291
Namensvarianten
  • Morlacchi, Francesco
  • Morlacchi, Francesco Giuseppe Baldassare
  • Morlacchi, Franz

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Zitierweise

Morlacchi, Francesco, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11931715X.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Alessandro (1760–1818), Salz- u. Tabakmagazin-Verwalter, Violinist an d. Kathedrale v. P., S d. Francesco Antonio (* 1705) u. d. Francesca di Pascuccio Miniconi (* 1734);
    M Virginia Terenzi (1766–1834);
    um 1808 Anna Fabrizi ( 1855);
    3 S.

  • Biographie

    Nach früher musikalischer Unterweisung in Perugia studierte M. 1803/04 in Loreto bei N. Zingarelli und 1805 in Bologna bei Padre Mattei am Liceo Filarmonico Komposition. Sein Diplom zum Studienabschluß erhielt er aufgrund einer Kantate zur Krönung Napoleons als König von Italien. Aufgenommen in die Bologneser Akademie, dehnte er seine Kompositionstätigkeit 1807 auf die Oper aus und errang fortan regelmäßig Opernerfolge, zunächst in Florenz, Bologna, Parma, Verona, Livorno und Rom. Dank der Bemühungen der Sängerin Maria Marcolini, einer Nichte des Hofrats und Ministers bei Kg. Friedrich August von Sachsen Camillo Marcolini, wurde M. 1810 an die Italienische Oper nach Dresden berufen, zunächst als Assistent des Kapellmeisters Josef Schuster. Ein Jahr später wurde er Kapellmeister auf Lebenszeit. Nach der Aufführung seines Oratoriums „La Passione“ in Perugia 1816 wurde M. von Papst Pius VII. mit dem Titel eines „Conte Palatino e Lateranense“ zum „Cavaliere dello Sperone d'Oro“ ernannt. Mit der Spaltung der Dresdner Hofoper (1817) in eine weiterhin von M. geführte ital. und eine neue, von C. M. v. Weber geleitete deutsche Oper begann eine in der Literatur zuweilen überzeichnete Phase des Rivalisierens und Befehdens zwischen M. und Weber, die sich allerdings nach dem Ausscheiden des Opernintendanten H. Gf. Vitzthum v. Eckstädt 1819 grundsätzlich zugunsten eines freundschaftlichen Verhältnisses beider Kapellmeister wandelte. In den 1826 begründeten Palmsonntagskonzerten der Hofkapelle zugunsten der Pensionskasse für Witwen und Waisen der Kapellmitglieder führte M. Oratorien in großer Besetzung auf, darunter bereits 1833 Bachs „Matthäuspassion“ und 1834 Händels „Messias“. 1832 fusionierten die ital. und die deutsche Oper des sächs. Hofes, und es gab fortan nur noch deutsche Opernvorstellungen. M. blieb dennoch bis zu seinem Tode Kapellmeister und dirigierte weiter eigene Opern und solche anderer ital. Komponisten, die allerdings nun in deutscher Sprache aufgeführt wurden. Nach den Dresdner Hofakten galt M. als „ein Zögling der Bologneser Jesuitenschule, … ein feiner, elegant aussehender Italiener von viel Talent für das Machwerk, großem Fleiße, bedeutender Kenntnis der äußeren Technik seiner Kunst“.

    Mit seinen zahlreichen Opern führte M. die ältere ital. Tradition der Opera buffa und der Opera seria in der Nachfolge des von ihm hochgeschätzten Paisiello nahezu ungebrochen fort, obwohl seine ital. Zeitgenossen (Rossini, Donizetti, Bellini) bereits einen neuen Operntypus vorbereiten halfen. Abgesehen von dramatischen Zuspitzungen, die mit effektvollen musikalischen Mitteln zum Ausdruck gebracht werden, vermochten M.s Opern und Kirchenmusikwerke, deren partielle Opernhaftigkeit sie wenigstens sporadisch vor flachem Gleichmaß bewahrt, nicht die kompositorischen Entwicklungen seiner Zeit zu beeinflussen. M.s historisch bedeutsame Leistung liegt weniger auf dem Gebiet der Komposition als in seiner Kapellmeistertätigkeit begründet (sein Dresdner Nachfolger wurde 1842 Richard Wagner). Hier erwarb er sich Verdienste durch eine breite Repertoire-Auswahl, die erfolgreiche wie auch unbekannte Opern einbezog, sowie durch repräsentative Konzertprojekte. Daß die über einhundertjährige Glanzzeit der ital. Oper am Dresdner Hof in seiner Amtszeit zu Ende ging, lag im Trend der Zeit und zeichnete sich analog auch an anderen deutschen Höfen ab.

  • Werke

    W-Verz. Verz. sämtl. Compositionen d. Kapellmeisters Rr. M. bis 1822, in: Allg. musikal. Ztg. 5, 1823;
    A. Mezzanotte, Catalogo delle Opere musicali del celebre Maestro Cavaliere M. perugino, 1843;
    B. Brumana, G. Ciliberti u. N. Guidobaldi, Catalogo delle composizioni musicali di F. M., 1987.

  • Literatur

    ADB 22;
    G. B. Rossi-Scotti, Della vita e delle opere del Cav. F. M., 1860;
    Max M. v. Weber, Carl M. v. Weber, e. Lb., 1862;
    H. Schnoor, Dresden, 400 J. Dt. Musikkultur, 1949;
    In Memoriam F. M. (mit Nachruf v. W. Fischer), 1952;
    G. Ricci des Ferres-Cancani, F. M., un maestro italiano alla Corte di|Sassonia, 1956 (P);
    W. Becker, Die dt. Oper in Dresden unter d. Leitung v. C. M. v. Weber, 1817–1826, 1962;
    R. Sabatini, F. M., 1977 (P);
    B. Brumana u. G. Ciliberti, F. M. e la musica del suo tempo, 1986;
    G. Stefan u. H. John (Hrsg.), Die ital. Oper in Dresden v. J. A. Hasse bis F. M., 1989;
    MGG IX (P);
    New Grove.

  • Porträts

    Zeichnung v. M. Rigotti;
    Zeichnung v. R. Pasterini di Reggio;
    Porträt v. B. Piceller, 1810 (Perugia, Konservatorium);
    Lith. v. C. Brand (Dresden, Dt. Fotothek);
    Porträt v. C. Vogel v. Vogelstein, um 1825;
    Kupf. v. G. Bernardoni, 1829;
    Grabdenkmal mit Halbrelief (Perugia, Kathedrale S. Lorenzo);
    Büste (Perugia, Konservatorium);
    Büste in gr. Medaillon v. R. Angelotti (Perugia, Teatro omonimo).

  • Autor/in

    Michael Märker
  • Zitierweise

    Märker, Michael, "Morlacchi, Francesco" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 152-153 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11931715X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Morlacchi: Francesco M. wurde zu Perugia am 14. Juni 1784 geboren. Vom siebenten Lebensjahre an unterrichtete ihn der Vater, welcher ein geschickter Geiger war, im Violinspiel. In der Theorie, sowie im Clavier- und Orgelspiel unterwies ihn bis zu seinem 18. Jahre der Neapolitaner Luigi Caruso, Capellmeister an der Kathedrale von Perugia und Luigi Mazetti, ein Onkel seiner Mutter, Organist an derselben Kirche; eine allgemeine wissenschaftliche Ausbildung suchte er durch den Besuch des in seiner Vaterstadt befindlichen Gymnasiums zu erreichen. Vor Vollendung seines 18. Jahres componirte er bereits ein größeres Weck, das Oratorium „Gli Angeli al sepolcro“, welches so viel Aufmerksamkeit erregte, daß sich im Grafen Pietro Baglioni ein Protector fand, der M. zur weiteren Ausbildung zu Zingarelli sendete, welcher damals noch Capellmeister an der Kirche Santa Casa in Loreto war. Die Art des Unterrichts dieses Lehrers sagte des jungen Künstlers Ungeduld jedoch nicht zu, so daß er zunächst nach Perugia zurückkehrte, 1805 aber nach Bologna ging, um bei P. Stanislao Mattei gründlich den Contrapunkt zu studiren. Im J. 1806 zur Krönung Napoleon's zum König von Italien, erhielt er den Auftrag, eine Cantate zu componiren, welche auch im Theater zu Bologna zur Aufführung kam. Verschiedene Kirchencompositionen folgten diesem Werke bis zum Jahre 1807, worauf er im Februar desselben Jahres in der Pergola zu Florenz die Farce „Il Poeta in Campagna“ mit vielem Beifall zur Aufführung brachte. Von Bologna zurückgekehrt, componirte M. ein 16stimmiges „Miserere“, welches, in der dortigen Kirche aufgeführt, die Zustimmung der Kenner erhielt. Das folgende Werk: die Buffo-Oper „Il Ritratto“ verschaffte ihm ziemlich bedeutenden Ruf als Operncomponist, der durch die Musik zu dem Melodrama „Il Corradino“, 1808 in Parma aufgeführt, noch erhöht wurde. Es folgten nun die Opern: „Enone e Paride", „Oreste“, „Rinaldo d'Asti“, „La Principessaper ripiego", „Il Simoncino“, „Le Aventure di una giornata“ und „Le Danaide“. Der Beifall, den die letztere Oper erhielt, verschaffte ihm 1810 einen Ruf nach Dresden. Durch Vermittelung des Grafen Marcolini wurde er durch Rescript vom 7. September 1810 auf ein Jahr als Königl. Capellmeister mit 1300 Thalern Gehalt und 300 Thalern Gratification für jede neu componirte Oper angestellt. Doch schon durch Rescript vom 6. Juli 1811, wurde er mit 1500 Thalern jährlicher Gage lebenslänglich engagirt. M. hat diese Stellung 31 Jahre lang behauptet, ohne daß sein Einfluß erlahmte. Das Institut hat ihm Manches zu danken und Ausdauer und Eifer, die nöthigsten Eigenschaften eines Capellmeisters, ließen ihn die Pläne, welche er nach reiflicher Ueberlegung gefaßt hatte, auch durchführen. Während des russischen Generalgouvernements im J. 1813 war es ihm und dem damaligen Director der Capelle und des Theaters, dem bekannten Freiherrn von Racknitz, zu verdanken, daß keines der Institute aufgelöst wurde. Beide scheuten keine Mühen und Opfer, eine solche Maßregel zu verhüten, ja Racknitz schickte M., als die Sachen am bedrohlichsten stünden, selbst zu Kaiser Alexander nach Frankfurt am Main, um das Schlimmste abzuwenden, was auch gelang. — Von den segensreichsten Folgen war die im J. 1826 durch M. erfolgte Gründung einer Unterstützungscasse für die Wittwen und Waisen von Mitgliedern der k. s. musikalischen Capelle, ein Unternehmen, welches jetzt nach beinahe 60 Jahren glänzend fundirt dasteht und viele Thränen der Sorge und Noth getrocknet hat. Ein besonderes Geschick entfaltete M. in Gewinnung tüchtiger Kräfte für Theater und Capelle in Dresden. Alle diese Verdienste haben diejenigen, welche er sich als Componist erworben hat, überdauert. Seine zahlreichen Werke sind längst vergessen, da dieselben, wenn auch flüssig und sangbar geschrieben, doch nur zu den flüchtigen Erzeugnissen des Tages gehören. Deutscher Sinn und deutsche Musik blieben nicht ganz ohne Einfluß auf ihn, wovon seine zahlreichen Kirchencompositionen, Messen, Cantaten u. s. w. Zeugniß geben, welche meist handschriftlich in Dresden aufbewahrt werden. Von seinen Opern sind noch folgende zu nennen: „Raoul de Crequi", „La capricciosa pentita", „Il Barbiere di Seviglia", „La Simplicetta di Pirna", „Donna Aurora“, „Tebald oed Isolina“, „La Gioventù di Enrico IV.", „L'Ilda d' Avenello", „Laodicea", „Il Saraceni in Sicilia", „Il Colombo", „Il Disperato per eccesso di buon cuore", „Gianni di Parigi", „Il Renegato“, „Francisca, da Rimini“ (unvollendet). In Dresden wurde eine große Anzahl seiner Cantaten und Gelegenheitscompositionen aufgeführt; dazu gehört ein Requiem, welches zu seinen besten Werken gerechnet wird und 1827 in der katholischen Hofkirche zum Anniversarium Friedrich August des Gerechten gesungen wurde. Ein Verzeichniß der Compositionen Morlacchi's bringt Fétis im 6. Band seiner Biographie des Musiciens (Paris 1864, p. 201 ff.). M. besuchte während seiner Dresdener Stellung oft Italien, von wo aus ihm stets Auftrüge zur Komposition neuer Opern gemacht wurden und wo er sich steter Ehrenbezeugungen zu erfreuen hatte. In Parma hatte man, nachdem seine Oper „Corradino“ dort aufgeführt war, die Büste des Komponisten in Marmor ausführen lassen und im Theater aufgestellt; sie trug die Inschrift: „Orphaea mutescit lyra, Morlacchique Camoenae suspiciunt genium“. 1816 wurde er Mitglied der Akademie der schönen Künste in Florenz. 1815 hatte man ihn in seiner Vaterstadt nach der Aufführung der Oper „Le Danaide“, und des Oratoriums „La Passione“ förmlich gekrönt; wegen der letzteren Composition erhielt er vom Papst den Orden „des goldenen Sporen“. — Der Meister starb nach längerem Leiden auf einer Reise nach Italien, wo er Heilung erhoffte, am 28. October 1841 in Innsbruck. Die dankbaren Mitglieder der königl. Capelle haben ihm auf dem dortigen Kirchhof eine Gedenktafel gewidmet. In Perugia erschien 1842 von Antonio|Mezzanotti „Elegie funebre del Cavaliere Francesco Morlacchi, Perugino“, 1861 von einem Landsmann Morlacchi's, dem Grafen Giovanni Battista Rossi-Scotti ein Lebensabriß des Verstorbenen unter dem Titel „Della vita e delle opere da Cav. Francesco Morlacchi di Perugia“ (Perugia, Vincenzo Bastelli, 4). Im November 1884 wurde in Perugia durch verschiedene Festlichkeiten und Anbringen einer Gedenktafel am Geburtshause Morlacchi's das 100jährige Geburtsfest desselben gefeiert.

  • Autor/in

    Fürstenau.
  • Zitierweise

    Fürstenau, Moritz, "Morlacchi, Francesco" in: Allgemeine Deutsche Biographie 22 (1885), S. 320-322 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11931715X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA