Lebensdaten
1866 – 1954
Geburtsort
Triest
Sterbeort
Schalchen/Chiemsee
Beruf/Funktion
Anatom
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 11712219X | OGND | VIAF: 78822136
Namensvarianten
  • Mollier, Siegfried
  • Mollier, S.

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Zitierweise

Mollier, Siegfried, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11712219X.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    B Richard (s. 1);
    München 1894 Hedwig (1875–1951), T d. Heinrich Riemerschmid (1836–83), Chemiker u. Fabr. in München, u. d. Marie Lachner (1844–1915);
    Gvm d. Ehefrau Franz Lachner (1803-90), Komp. (s. NDB 13); Schwager Richard Riemerschmid (1868–1957), Architekt (s. Vollmer);
    3 S, 1 T.

  • Biographie

    Nach Schulbesuch und Abitur in München begann M. im Wintersemester 1884/85 hier das Medizinstudium, das er 1889 durch die ärztliche Prüfung abschloß. Im selben Jahr promovierte er als 2. Assistent des Münchener Anatomischen Institutes bei Nicolaus Rüdinger zum Dr. med. Seine anatomischen Lehrer waren Karl v. Kupffer in der Gewebelehre und Entwicklungsgeschichte sowie Nicolaus Rüdinger (1832–96), der Begründer der Münchener makroskopischen Schule. 1890 wurde M. zum 1. Assistenten und Prosektor bei Johannes Rüdinger ernannt. 1893 habilitierte sich der 26jährige mit einer Arbeit „Über das Ichthyopterygium“ für das Fach Anatomie. 1897 wurde M. Prosektor bei J. Rückert, nachdem er im Wintersemester 1896 die Vertretung des verstorbenen N. Rüdinger übernommen hatte. Für die Studierenden der Schönen Künste hielt er 1897-1938 das Kolleg „Anatomie für Künstler“. 1901 erfolgte seine Ernennung zum planmäßigen ao. Professor. 1902 wurde M. auf den Lehrstuhl seines Lehrers Kupffer für Histologie und Embryologie berufen. Nach Rückerts Tod 1923 übernahm M. die Gesamtleitung der Anatomischen Anstalt in der Pettenkoferstraße, an deren Neuaufbau 1905-07 er schon mitgewirkt hatte.

    In M.s Dissertation bestätigten sich die damals angezweifelten Rückertschen Ansichten über die Vornierenentwicklung bei Amphibien. Unverrückbare Tatsache ist seither, daß das Ektoderm sich am Aufbau der Vorniere nicht beteiligt. M. wollte zeitlebens Nachweise für die Idee erbringen, daß und wie konstruktive Formen in der Anatomie aus ihrer Funktion heraus verstehbar zu erklären sind. Die von seinem Lehrer übernommenen plastischen anatomischen Demonstrationen gestaltete M. zu einer „Plastischen Anatomie“ aus, ein erstmals 1924 erschienenes ausgefeiltes, bahnbrechendes Werk, das auch heute noch nicht nur für Kunstschüler, sondern auch für Mediziner seinen Führungsanspruch behauptet. Epochemachend waren seine genauen Funktionsanalysen über die Bewegungsabläufe des menschlichen Schultergürtels, die Öffnungsbewegung des Mundes sowie den Aufbau der vorderen Bauchwand. Im Zusammenhang mit der Mechanik des Schultergürtels stellte M. erstmals 1898 sein „Muskelklavier“ vor, wobei er die 16 wirksamen Muskelzugrichtungen am Schultergürtel durch Schnüre ersetzte, die ihre Bewegungsausschläge auf Hebel übertrugen, so daß Veränderungen des Schultergürtels am Gelenkphantom anschaulich reproduziert werden konnten. Hinsichtlich der Öffnungsbewegung des Mundes stellte M. fest, daß die Halswirbelsäule die Bewegungen des Schädels im Kiefergelenk erlaubt, so daß zervikale Synostosen etc. kaum Behinderungen bewirken können. Seine ganzheitliche Betrachtung der vorderen weichen Bauchwand gipfelt in der Feststellung, daß eine gegenseitige Verklammerung und Zusammenschaltung in Rectusscheide, Linea alba abdominis sowie Inscriptiones tendineae gegeben ist.|

  • Auszeichnungen

    ao. Mitgl. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (1908), o. Mitgl. (1911).

  • Werke

    u. a. Über d. Entstehung d. Vornierensystems b. Amphibien (Diss. München 1889), in: Archiv f. Anatomie u. Physiol., 1890, S. 209-35;
    Die paarigen Extremitäten d. Wirbeltiere I, Das Ichthyopterygium, in: Anatom. Hh. 3, 1894, S. 1-160;
    dass. II, Das Cheiropterygium, ebd. 5, 1895, S. 435-529;
    dass. III, Die Entwicklung d. paarigen Flossen d. Störs, ebd. 8, 1897, S. 1-74;
    Über d. Entwicklung d. fünfzehigen Extremität, Vorläufige Mitt. z. 5. SB d. Ges. f. Morphol. u. Physiol., 1894, S. 1-17;
    Die Mechanik d. Schultergürtels. Vorläufige Mitt. z. 9. Verh. d. Anatom. Ges. 12, 1898, S. 144 f.;
    Über d. Statik u. Mechanik d. menschl. Schultergürtels unter normalen u. patholog. Verhältnissen, in: FS z. 70. Geb.tag v. Carl v. Kupffer, 1899;
    Über Knochenentwicklung, in: SB d. Ges. f. Morphol. u. Physiol. 26, 1910, S. 1-18;
    Die Öffnungsbewegung d. Mundes, in: Roux' Archiv f. Entwicklungsmechanik 119, 1929, S. 531-12;
    Die Konstruktion d. vorderen weichen Bauchwand d. menschl. Körpers, in: Zs. f. Anatomie 93, 1930, S. 623-44;
    Plast. Anatomie, ²1938.

  • Literatur

    Alm. d. Kgl. Bayer. Ak. d. Wiss. z. 150. Stiftungsfest, 1909, S. 306 (W-Verz.);
    T. v. Lanz, in: Ärztebl. Bayern 2, 1935, S. 75;
    ders. in: Münchener med. Wschr. 97, 1955, S. 642 f.;
    ders., in: Anatom. Anz. 106, 1959, S. 130-43;
    B. Romeis, in: Jb. d. Bayer. Ak. d. Wiss., 1955, S. 172-78;
    G. Egerer, Personalbibliogrr. v. Professoren u. Dozenten d. Anatomie an d. Med. Fakultät d. Univ. München im ungefähren Zeitraum v. 1870 bis 1945, Diss. Erlangen-Nürnberg 1970, S. 130-34.

  • Porträts

    Phot. in: Geist u. Gestalt, Biogr. Btrr. z. Gesch. d. Bayer. Ak. d. Wiss. III, 1959, Nr. 194.

  • Autor/in

    Klemens Dieckhöfer
  • Zitierweise

    Dieckhöfer, Klemens, "Mollier, Siegfried" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 2-3 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11712219X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA