Lebensdaten
1839 – 1907
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Mallnitz (Kärnten)
Beruf/Funktion
Geologe ; Alpenvereinsgründer ; Bergsteiger ; Paläontologe
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117118753 | OGND | VIAF: 76618348
Namensvarianten
  • Mojsisovics Edler von Mojsvár, Edmund von
  • Mojsisovics von Mojsvár, Edmund von
  • Mojsisovics, Edmund von
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Zitierweise

Mojsisovics, Edmund von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117118753.html [07.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Georg (österr. Adel 1858, 1799-1861), Dr. med., Chirurg in W. (s. ADB 22; Wurzbach 18; ÖBL; BLÄ), S d. Pfarrers Johann ( 1847);
    M Hermine (1820–67), T d. ungar. Reichstagsabg. Johann v. Alitisz u. d. Elisabeth v. Beigler;
    B August (1848–97), Prof. f. Zool. u. vgl. Anatomie an d. TM Graz (s. ÖBL);
    Wien 1869 Charlotte (1847–1923), T d. George Voelcker u. d. Sophie Finney; kinderlos;
    N Roderich (1877–1953), Dr. iur., Komp. u. Musikschriftst. (s. Wi. 1935; Teichl; Riemann), Edgar (* 1881), Dr. phil., Romanist (s. Wi. 1935).

  • Biographie

    M. besuchte das Wiener Schottengymnasium und studierte seit 1858 Jura an der Univ. Wien. 1864 schloß er sein Studium in Graz mit dem juristischen Doktorexamen ab. Von Jugend an ein Naturfreund und begeisterter Bergsteiger, unternahm er in den Alpen eine Reihe von Hochtouren und kam in Kontakt mit führenden Alpinisten seiner Zeit. Zusammen mit Paul Grohmann und Guido v. Sommaruga trat M. 1862 mit einem Aufruf zur Gründung eines österr. Alpenvereins an die Öffentlichkeit; der Verein sollte die „Kenntnis der Alpen … fördern“ und ihre „Bereisung“ (zu Fuß) erleichtern. Der Gründungsaufruf hatte Erfolg, und M. wurde im Vorstand mit der Funktion des Schriftführers betraut. In dieser Eigenschaft gab er zusammen mit Grohmann zwei Jahrgänge der „Mitteilungen des Österr. Alpenvereins“ (1863/64) und den 1. Band des Vereinsjahrbuchs (1865) heraus, worin er auch eine Reihe eigener Aufsätze und Tourenberichte veröffentlichte. Aufgrund interner Unstimmigkeiten legte M. dann jedoch sein Vorstandsamt nieder und bemühte sich, einen gleichartigen Verein auf breiterer Grundlage zu etablieren, was schließlich 1869 zur Gründung des „Deutschen Alpenvereins“ führte. 1873 vereinigten sich beide Vereine zum „Deutschen und Österr. Alpenverein“. M. war 1886-92 Vorsitzender der Sektion „Austria“ in Wien und machte sich während dieser Zeit um die Erschließung des Dachsteingebietes verdient.

    Angeregt durch sein Interesse für den Alpinismus, begann M. noch während seines Jurastudiums auch geologische Vorlesungen zu hören. 1865 erhielt er die Genehmigung, sich in diesem Fach als Privatdozent zu habilitieren, zog es jedoch vor, als Volontär in die k. u. k. Geologische Reichsanstalt in Wien einzutreten. 1867 wurde er dort Praktikant, 1869 Hilfs-, 1870 Chefgeologe und Bergrat; 1879 erfolgte die Beförderung zum Oberbergrat, 1892 wurde M. Vizedirektor der Anstalt. Seine Hauptarbeitsfelder waren das Salzkammergut, die Kalkalpen Vorarlbergs (Rätikon) sowie das Karwendelgebirge in Nord- und die Dolomiten in Südtirol. Im Auftrag des Finanzministeriums nahm er zudem noch die alpinen Salzlagerstätten Österreichs auf.

    Die inhaltliche Erforschung der genannten Kalkgebirge konzentrierte sich auf die Triasbildungen, die vor M. schon von F. v. Hauer, D. Stur und F. v. Richthofen untersucht worden waren. Hierbei verbanden sich geologische mit paläontologischen Forschungen, da die von M. angestrebte Systematik der alpinen Triasschichtungen sich notwendig auch auf die Bestimmung von Fossilien zu stützen hatte. Eine von ihm eingeführte Nomenklatur der Schichtglieder konnte sich nicht durchsetzen und auch seine Interpretationen des Fundmaterials blieben nicht unwidersprochen, wobei Einwände allerdings in erster Linie von den Gegnern der von M. unterstützten Evolutionslehre Charles Darwins kamen. Einen großen Teil seiner Forschungsbefunde faßte M. in drei Hauptwerken zusammen: 1873-1902 erschien „Das Gebirge um Hallstatt. Eine geologisch paläontologische Studie aus den Alpen“; in der Untersuchung „Die Dolomit-Riffe in Südtirol und Venetien“ (1878/79) legte er neues Material vor, um seine These, wonach die Dolomiten Reste|triadischer Korallenriffe seien, zu untermauern. Für die Kenntnis der Triasfauna von grundlegender Bedeutung ist seine Arbeit „Die Cephalopoden der mediterranen Triasprovinz“ (1882). M. wurde, insbesondere im Ausland, zunehmend als Autorität auf dem Gebiet der Triasforschung anerkannt, und er erhielt Proben außereurop. Ursprungs zur Bestimmung übersandt, was Anlaß zu Publikationen über arktische und antarktische Triasfaunen gab. Neben M.s Triasforschungen treten andere Arbeiten in den Hintergrund; bei der Besetzung Bosnien-Herzegowinas durch Österreich aufgrund des Berliner Vertrags 1878 wurde er mit einer geologischen Rekognoszierung des Okkupationsgebietes betraut. Das Ergebnis war die „Geologische Übersichtskarte von Bosnien und der Herzegowina“ im Maßstab 1: 576 000, die, nebst einem Begleitband, von M. zusammen mit E. Tietze und A. Bittner erstellt wurde und 1880 erschien. Aufgrund eines sich verschlimmernden Krebsleidens ließ sich M. 1900 in den Ruhestand versetzen und verbrachte seine letzten Lebensjahre auf seinem Landgut in Mallnitz. Sein beträchtliches Vermögen von mehr als einer Million Kronen vermachte er der Wiener Akademie der Wissenschaften mit der Auflage, die Zinsen zur Förderung geologischer und naturkundlicher Forschungen zu verwenden.|

  • Auszeichnungen

    Korr. Mitgl. d. Wiener Ak. d. Wiss. (1883). wirkl. Mitgl. (1891);
    Hofrat (1900);
    Dr. h. c. (Cambridge 1904).

  • Werke

    Weitere W u. a. Über d. triad. Pelecypodengattungen Daonella u. Halobia, 1874;
    Über d. Ausdehnung u. Struktur d. südosttirol. Dolomitstöcke, 1875;
    Die Hallstätter Entwicklung d. Trias, 1892;
    Über d. chronolog. Umfang d. Dachsteinmassivs, 1896;
    Arkt. Triasfaunen, in: Mémoires de l'Académie Impériale des Sciences de St. Pétersbourg, Serie VII, 33, 1886, Nr. 6 (mit A. Bittner u. K. Teller);
    Über einige arkt. Triasammoniten d. nördl. Sibirien, ebd. 36, 1889, Nr. 5;
    Btrr. z. Kenntnis d. obertriad. Cephalopodenfauna d. Himalaya, 1896.

  • Literatur

    E. Tietze, in: Verhh. d. K. K. Geolog. Reichsanstalt 1907, S. 321-31;
    C. Diener, in: Mitt. d. Dt. u. Österr. Alpenver. 20, 1907, S. 245-47;
    Alm. d. Wiener Ak. d. Wiss. 1908, S. 286-94 (P);
    BJ XII;
    Pogg. III-V;
    ÖBL.

  • Autor/in

    Claus Priesner
  • Zitierweise

    Priesner, Claus, "Mojsisovics, Edmund von" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 718-719 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117118753.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA