Lebensdaten
1876 – 1943
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Hatzfeld (Banat)
Beruf/Funktion
Volkstumspolitiker ; Schriftsteller
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 129624683 | OGND | VIAF: 171082902
Namensvarianten
  • Möller, Karl von
  • Möller, Karl von
  • Moeller, Karl von
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Zitierweise

Möller, Karl von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd129624683.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Soldatenfam., die väterlicherseits urspr. aus Niederdtld., mütterlicherseits aus Frankreich kam. – V Karl August M. (* n. 1815) aus Hermannstadt (Siebenbürgen), Soldat, dann Beamter b. d. Siebenbürg. Landesreg., später in W., S d. Karl, Unterlt. aus Kaschau (Slowakei), u. d. Karoline Regine Burg, Apothekers-T aus Hermannstadt;
    M Anna Esterle, Schloßgärtners-T aus Saar (Mähren); Vorfahre Johann Sachs v. Harteneck ( 1703), Sachsengraf, als Anführer d. siebenbürg. Sachsen 1703 in Hermannstadt hingerichtet;
    1927 Grete Jung, Bauern-T aus H., wanderte nach 1945 mit ihren Kindern nach Australien aus;
    2 S.

  • Biographie

    M., der im Wiener Vorort Hernals aufwuchs, wurde schon früh „Schönerianer“; dieser nationalistischen Richtung blieb er zeitlebens verhaftet. Nach dem Gymnasium besuchte er die Kadettenschule und die Generalstabsakademie. Als Kadettenschüler kam er erstmals nach Siebenbürgen, wo er seinen Onkel, den Stadtpfarrer von Kronstadt, besuchte. Als Generalstäbler lernte er Bosnien mit seinem Völkergemisch und seiner innenpolitischen Brisanz kennen. Entscheidend wurde sein Aufenthalt in der Hauptstadt des damals noch ungeteilten Banats, Temeswar, wohin er als Major und Generalstabschef der Banaler Infanteriedivision versetzt wurde. Mit dieser Division zog er 1914 ins Feld. Als Oberst und Regimentskommandant schlug er Ende 1918 räterepublikanische Aufstände in Oberungarn nieder. Er fiel daher bei der Regierung Károlyi in Ungnade und wurde in den Ruhestand versetzt.

    M. ließ sich im Banat, das ihm ans Herz gewachsen war, nieder und widmete sich fortan dem Selbstbehauptungskampf der dortigen Deutschen. 1919 wurde er für kurze Zeit Bürgermeister von Temeswar, wo er den „Deutschen Kulturverband“ mitbegründete, und zog als Abgeordneter der „Deutschen Volkspartei“ in den rumän. Senat (Oberhaus) in Bukarest ein, dem er bis 1926 angehörte. Am 13.3.1921 schloß sich seine Partei mit der erfolgreicheren „Schwäb. Autonomiepartei“ Kaspar Muths zur „Deutsch-Schwäb. Volksgemeinschaft“ zusammen. Sie gehörte dem „Verband der Deutschen in Rumänien“ an und wurde durch die „Deutsche Partei“ parlamentarisch vertreten. Als Chefredakteur der „Banater Deutschen Zeitung“ stellte sich M., der mit der nationalsozialistischen Bewegung in Deutschland sympathisierte, wirkungsvoll in den Dienst der „Volksgemeinschaft“ und des „Deutschen Volksrates“. Der „Deutsche Volksrat“, zu dessen führenden Mitgliedern er gehörte, setzte sich in erster Linie für Schulrechte und die Sicherung des muttersprachlichen Unterrichts ein. 1932 gründete M. in Temeswar die Zeitschrift „Der Stürmer“, 1933/34 leitete er das Kulturamt der Deutschen in Rumänien in Hermannstadt. Danach zog er sich nach Hatzfeld, in die Heimat seiner Frau, zurück.

    Erst mit 46 Jahren trat M. als Schriftsteller hervor. 1922 feierten die „Schwaben“ die 200jährige Wiederkehr ihrer Einwanderung ins Banat. M. schrieb ihnen in leidenschaftlicher, pathetischer Sprache das Festspiel „Schwaben“, das von deren Ansiedelung und Überlebenskampf im Banat handelt. Bewußt knüpfte er dabei an die Tendenz von Müller-Guttenbrunns Romanen an. 1936 erschien der Roman „Die Werschetzer Tat“. Historischer Anknüpfungspunkt sind die Ereignisse des Jahres 1788 an der „porta orientalis“, der Stadt Werschetz im heutigen serb. Banat: 40 000 (meist deutsche) Familien waren damals vor den Türken geflohen, 147 Dörfer waren verwüstet worden. Die Ehre Österreichs rettete der Bauer und Grobschmied Johann Jakob Hennemann, der bis zum Entsatz durch kaiserliche Truppen mit nur 70 deutschen und fünf serb. Bürgern die Stadt Werschetz durch Vortäuschung einer größeren Besatzung heldenhaft fünf Wochen lang verteidigte. „Die Grenzen wandern“ (1937) ist ein Zeitroman der Donauschwaben, in dessen Mittelpunkt Hatzfeld steht: Durch die Pariser Vorortverträge wird das Banat dreigeteilt. Geburtenbeschränkung, Korruption, Auswanderung und Assimilation bedrohen das Volkstum von innen; angesichts dieser Entwicklung schließen sich die Schwaben eng zusammen. Ein modernes Heldenepos ist der Roman „Die Salpeterer“ (1938), der das Schicksal der gegen den Grundbesitzer, das Stift St. Blasien im Schwarzwald, rebellierenden „Hotzenwälder“ schildert; sie wurden aus Vorderösterreich ins Banat zwangsumgesiedelt. Der Prinz Eugen-Roman „Der Savoyer“ (1939) vermittelt die Vision vom „Hl. Römischen Reich deutscher Nation“, das gerade vielen Auslandsdeutschen als eine Art „verlorenes Paradies“ erschien. Im Roman „Die Lothringerin“ (1942) schwankt die Hauptgestalt zwischen zwei Kulturkreisen, geht aber schließlich mit ihrem Mann ins Banat (viele „Donauschwaben“ stammen aus Lothringen) und findet in den Pionierleistungen der Kolonisten ihre Erfüllung. Im postum erschienenen Roman „Das steinerne Schachbrett“ (1944) wird deutlich, daß die Donauschwaben eigentlich nur Schachfiguren in der Reichspolitik waren.

    Schwingt in M.s Werk auch eine resignierende Einsicht in die politische Ohnmacht mit, so wird – mit Hinweis auf den Pioniergeist und die kulturellen Leistungen der Vorfahren – doch immer wieder an den Behauptungswillen appelliert und zur Pflege des Volkstums aufgerufen. M. wollte mit seinen Schriften den Überlebenskampf der Banater Schwaben unterstützen, indem er ihnen half, ihre Identität zu bewahren, und indem er national gesinnte Kreise in Deutschland und Österreich auf die Probleme der Auslandsdeutschen aufmerksam machte.|

  • Auszeichnungen

    Leopold-Orden (1916);
    Kurt-Faber-Preis u. Westmarkpreis (1938).

  • Literatur

    R. Werbelow, K. v. M., Deutscher u. Dichter im Banat, in: Westmark 5, 1937/38, S. 246-51;
    O. Bischoff, Der Westmarkpreisträger K. v. M., in: Ostdt. Mhh. 19, 1938, S. 369-74;
    M. Kausch, Schicksalswende im Leben d. Banater dt. Volkes I, 1939;
    M. Petri, Donauschwäb. Dichterbuch, 1939;
    dies., Das Schrifttum d. Südostschwaben in seiner Entwicklung von d. Anfängen bis zur Gegenwart, 1940;
    K. v. M., Blut u. Herkunft, in: Neue Lit. 8, 1941, S. 192-95;
    A. Scherer, Schöpfer. Donauschwaben, 1957, S. 9 (P);
    ders., Einführung in d. Gesch. d. donauschwäb. Lit., 1960, S. 21;
    K. K. Klein, Litgesch. d. Deutschtums im Ausland, 1979, S. 402-04;
    W. Engel, Dt. Lit. im Banat (1840–1939), 1982;
    F. Lennartz, Dt. Schriftsteller d. 20. Jh. im Spiegel d. Kritik II, 1984, S. 1224-26;
    H. Freihoffer, in: Ostdt. Gedenktage 1986, 1985, S. 167-69;
    A. P. Petri, Biogr. Lex. d. Banater Dt.tums, 1992;
    Kosch, Lit.-Lex.³.

  • Autor/in

    Anton Scherer
  • Zitierweise

    Scherer, Anton, "Möller, Karl von" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 646-647 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129624683.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA