Lebensdaten
um 1525 , erwähnt 1612 – 1603
Beruf/Funktion
calvinistischer Theologe
Konfession
calvinistisch
Normdaten
GND: 1056124881 | OGND | VIAF: 98062649
Namensvarianten
  • Strycker, Hermann
  • Moded, Hermann
  • Strycker, Hermann
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Orte

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Zitierweise

Moded, Hermann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1056124881.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Moded: Hermann M. oder Strycker, einflußreicher calvinistischer Kirchenlehrer, von niederer Herkunft, zu Zwolle um 1525 geboren. Seine erste wissenschaftliche Bildung verdankte er dem Johann Willemß, späteren Schulrector zu Zütphen, dann trat er in den Franciscanerorden ein. Um 1550 aber verließ er sein Kloster, nachdem Luther's und Erasmus' Schriften ihm bekannt geworden waren und hielt sich bis 1556 zu Köln auf, als Student und später als Lehrer am Collegium „Die neue Krone“. In Folge seiner Hinneigung zu den Ansichten der Reformatoren verlor er jedoch sein Lehramt und floh nach Wesel und Soest, wo er eine sichere Zufluchtsstätte fand. Als unverträglicher Lutheraner suchte er die Aufnahme der landstüchtigen Anhänger Zwingli's und Calvin's in das herzogliche Gebiet von Cleve zu hindern. Bald nachher trat er als Lehrer an der Universität zu Kopenhagen auf, erhielt aber zugleich mit den anderen deutschen Theologen schon 1559 von König Friedrich II. seinen Abschied. Nun begann er seine langdauernde Fahrt durch die Niederlande zur Ausbreitung der neuen Religionsansichten. Mit großer Verwegenheit und unermüdeter Beharrlichkeit arbeitete er besonders zu Antwerpen und in Flandern, ungeachtet der manchmal drohenden Lebensgefahren und trotz der Gefangenschaft, welcher er bald zu Utrecht, bald zu Zwolle verfiel. Allmählich hatte er sich auch, nachdem er mit Guido de Brez in Verbindung getreten war, dem Calvinismus zugewendet und wußte vermöge seiner begeisterten und leidenschaftlichen Beredsamkeit der Reformation zahllose Anhänger zu gewinnen. Dennoch wagte er es bisher nur heimlich zu predigen. Am 14. Juni 1566 aber trat er bei Oudenarde|zum ersten Male öffentlich auf und setzte nun seine Predigten in den folgenden Wochen zu Gent, Deinse, Brügge, Eeclo und Zevecote unerschrocken fort, bisweilen vor zehntausend Zuhörern. Wiewohl er nicht direct am Bildersturm betheiligt war, welcher zu Antwerpen während seines dortigen Aufenthaltes am 20. Aug. ausbrach, vielmehr ihn zu beschwichtigen suchte, konnte er doch dem Vorwurf nicht entgehen, diese Ausschreitungen durch seine leidenschaftliche Predigt verursacht zu haben, und wenn er auch die Gewaltthätigkeiten mißbilligte, den Erfolg hat er gewiß nicht bedauert! In den folgenden Monaten wirkte er zu Gent, Mastricht, Hasselt und in der Umgegend. Besonders war er 1567 die Seele der calvinistischen Partei, welche, als ihr die Gewissensfreiheit vom spanischen Könige entzogen ward, zum bewaffneten Widerstand griff und auch vom Prinzen von Dramen nicht in den Schranken der Ordnung gehalten werden konnte. Darum war M. den Katholischen dermaßen verhaßt, daß Herzog Alba einen hohen Preis auf seine Verhaftung setzte. Er wurde zu Zwolle gefangen, wußte sich aber der schon über ihn verhängten Erdrosselung am 7. Juni durch die Flucht aus dem Kerker zu entziehen. Er entkam nach England, wo er an der Gemeinde zu Norwich als Prediger wirkte. 1568 wohnte er zu Wesel und 1571 zu Emden den dort zur Constituirung der reformirten Kirche gehaltenen Synoden bei und kehrte 1572 nach den Niederlanden zurück. Bis 1576 war er zu Zierikzee als erster Prediger mit der Reformation der zeeländischen Inseln Schouwen, Beveland und Flakkee beschäftigt, hatte dort aber heftige Streitigkeiten mit dem bekannten Jacob Simonß de Ryk, Befehlshaber zu Middelburg, welche vom Prinzen von Oranien nur dadurch beendet wurden, daß er M. als Hofprediger in seine Dienste nahm. Seine Herrschsucht, sein Uebereifer und seine Zudringlichkeit machten ihn am Hofe wenig beliebt, weshalb die Prinzeß Charlotte ihn spottend in „Immoded“ umtaufte. 1578 treffen wir ihn an der Spitze der calvinistischen Partei zu Gent, wo er sich ebenso wie Johann von Hembyze und Petrus Dathenus als leidenschaftlicher Widersacher der von der Genter Pacification beabsichtigten kirchlichen Duldung zeigte und sogar den Prinzen von Oranien des heimlichen Papismus verdächtigte. Nach zwei Jahren trat er jetzt als Prediger zu Utrecht auf. Dort hatten sich schon die Calvinisten oder Consistorialen, wie sie genannt wurden, der freieren Gemeinde des trefflichen Predigers Jacob Duifhuis (Bd. V S. 452) gegenüber erhoben. An ihrer Spitze strebte M. von nun an nach der Auflösung dieser St. Jacobsgemeinde und der Alleinherrschaft des reformirten Lehrbegriffs. Zur Erreichung dieses Zweckes scheute er selbst hinterlistige und unwürdige Mittel nicht, und es gelang ihm endlich auch, mit Hülfe des Grafen Leicester 1586 die Aufhebung dieser Gemeinde durchzusetzen. Aber es galt ihm nun auch den Katholischen die Religionsfreiheit, welcher sie sich vermöge der Utrechter Union erfreuten, wieder zu entreißen. Daher versuchte er die Staaten der Provinz in calvinistischem Geiste zu stimmen, scheiterte aber dabei an dem Widerstande des Statthalters Grafen von Neuenar und Meurs, trotz aller Winkelzüge und unedlen Mittel, deren er sich nicht schämte. Als er aber, nach Leicester's Abreise seine kräftigste Stütze verloren hatte, verleugnete er die Leicester’sche Fraction, welche er bisher nach Kräften gefördert hatte, und schloß sich jetzt den Staatsgesinnten an. Durch diese auffällige Umkehr aber und durch zahlreiche andere niedrige Intriguen, büßte er doch endlich alle Achtung ein. Als daher der Kirchenrath ihn zur Verantwortung rief, wagte er nicht zu erscheinen, sondern verließ heimlich die Stadt. Der ehemalige Kämpfer für Religionsfreiheit war sittlich zu Grunde gegangen, seitdem er sich den Sieg des calvinistischen Dogma's zum Ziel gesteckt hatte. Nach seiner Abreise aus Utrecht verlor er alle Bedeutung für die niederländische Kirche. Die holländischen Staaten übertrugen ihm die Besorgung einiger Geschäfte in der Umgegend|Münsters und Kölns. Durch die Vermittelung des Emdener Kirchenrathes versühnte er sich mit der Gemeinde zu Utrecht, nachdem er seine Schuld anerkannt hatte. Im Anfange des 17. Jahrhunderts wirkte er in Zeeland und besonders zu Middelburg. 1612 lebte er noch und seine letzten Jahre brachte er muthmaßlich zu Emden zu, wo er auch in hohem Alter gestorben sein soll. Von seiner Hand erschien 1603 zu Middelburg ein „Grondich bericht van de yerste beginselen der wederdoopers secten“, eine äußerst heftige und unduldsame Schrift. Auch verfaßte er 1567 eine „Apologie ofte beantwoordinghe H. Modedts, teghens de calumnien ende valsche beschuldigingen gestroyt tot lasteringhe des H. Evangelies ende synen persoon door de vyanden der christelycker religie“. Dieses selten gewordene Büchlein ist von Dr. Brutel de la Rivière wieder abgedruckt in seiner Dissertation: Herman Moded, Haarl. 1879.

    • Literatur

      Glasius, Godgel. Nederl. und van der Aa, Biogr. Woordenb. Eine populäre Lebensskizze von meiner Hand erschien zu Amsterdam 1883.

  • Autor/in

    van , Slee.
  • Zitierweise

    Slee, Jacob Cornelis van, "Moded, Hermann" in: Allgemeine Deutsche Biographie 22 (1885), S. 44-46 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1056124881.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA