Lebensdaten
um 1420 – 1482
Geburtsort
Mainz
Sterbeort
Posen
Beruf/Funktion
Rabbiner ; jüdischer Theologe
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 138419620 | OGND | VIAF: 89963482
Namensvarianten
  • Menz, Moses ben Isaak
  • Mintz, Moses ben Isaak
  • Maharam, Moses ben Isaak (genannt)
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Zitierweise

Minz, Moses ben Isaak, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd138419620.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Mainzer Gelehrten- u. Rabbinerfam., v. der sich e. Zweig nach 1462 in Italien niederließ, bes. in Padua. Später kam es zu Verbindungen mit d. Fam. Katzenellenbogen. – V Isaak, Rabbiner in M.;
    M N. N.;
    Vt (od. B) Juda ben Elieser Halevi („Mahari“, um 1408-1506), Rabbiner u. Talmudgelehrter in Padua, Abraham ben Juda Halevi ( 1525), Nachfolger seines Vaters als Rabbiner in Padua (beide s. Enc. Jud. XII. 1971);
    Minlan N. N.

  • Biographie

    M. wurde von seinem Vater, in Regensburg von Israel Bruna und Jona ben Schalom sowie von Israel Isserlein und Jakob Weil in den Talmud eingeführt. Auf ausgedehnten Reisen studierte er in verschiedenen Gemeinden die religiösen Gebräuche der Juden. 1453 trat er als Richter zwischen den jüd. Gemeinden von Würzburg und Heidingsfeld auf, um die drohende Vertreibung der Juden aus Würzburg abzuwenden. Hierauf ging er nach Mainz, wo die Juden 1462 von Erzbischof Adolf v. Nassau ausgewiesen wurden. M. verlor einen Großteil seiner Bücher und seiner Sammlung von Gutachten. Er wandte sich zunächst nach Landau und Ulm, bevor er 1469 Rabbiner in Bamberg wurde. Nachdem er sowohl die synagogalen Zustände als auch die sozialen Einrichtungen der Gemeinde geordnet hatte, ging er nach Nürnberg, 1474 schließlich nach Posen. Im Alter trug er sich mit dem Gedanken, in das Land seiner Vorfahren auszuwandern.

    M., der letzte bedeutende Vertreter talmudischer Gelehrsamkeit des Mittelalters in Deutschland, erfreute sich bei seinen Glaubensbrüdern hohen Ansehens. In zahllosen Streitfragen wandte man sich an ihn. Seine Talmudschule zog viele Schüler an, u. a. Joseph ben Moses ( um 1490). M.s Sammlung von 119 Gutachten, erstmals 1617 in Krakau im Druck erschienen (wieder 1802, 1833, 1851), bezieht sich in erster Linie auf das Zivil- und Eherecht. Die Belegstellen aus älteren Responsen werden zitiert und interpretiert. Anleitungen für den Gottesdienst, den religiösen Unterricht und die Kleidung sind ebenso enthalten wie Überlegungen zu sozialen, wirtschaftlichen und politischen Fragen. Insofern vermittelt diese Sammlung ein unmittelbares Bild von den Lebensumständen und Bräuchen der deutschen Juden am Ausgang des Mittelalters. Neben den Rechtsgutachten Jakob Möllins, Jakob Weils und Israel Isserleins waren jene M.s für die Festlegung des aschkenasischen Ritus und Brauchtums in Deutschland von großer Bedeutung.

  • Literatur

    ADB 21 (unter „Mose ben Eleasar ha-Lewi Minz“);
    A. Ciscato, Gli ebrei in Padova 1300-1800, 1901 (Neudr. 1985);
    Joseph ben Moses, Leket Yosher (hrsg. v. J. Freimann) II, 1904;
    J. S. Menczel, Btrr. z. Gesch. d. Juden v. Mainz im 15. Jh., 1933;
    M. Szulwas, Die Juden in Würzburg während d. MA, 1934;
    S. Tal, in: Sinai 40, 1957, S. 228-47 u. 278-92;
    R. Flade, Die Würzburger Juden, Ihre Gesch. v. MA bis z. Gegenwart, 1987;
    M. Breuer, Die Responsenlit. als Gesch.qu., in: Gesch. u. Kultur d. Juden in Bayern, hrsg. v. M. Treml u. a., 1988, S. 29-37;
    Wininger IV, 1928;
    Jüd. Lex. IV/1, 1930;
    Enc. Jud. 1971.

  • Autor/in

    Franz Menges
  • Zitierweise

    Menges, Franz, "Minz, Moses ben Isaak" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 552-553 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138419620.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Minz: Mose b. Eleasar ha-Lewi M., jüdischer Ritualistiker im 15. Jahrhundert. Er nennt Israel Bruna und Jona b. Schalom, beide in Regensburg, seine Lehrer und gehörte 1452 zu den Schülern des damals besonders angesehenen Talmudgelehrten Isserlein b. Petachha in Neustadt. Auch in Luckau und in Bamberg verlebte er einen Theil seiner Jugendzeit. Nachdem er einige Jahre als Rabbiner in Landau fungirt hatte, wurde er um das Jahr 1456 in gleicher Eigenschaft nach Mainz berufen. Die von dem Erzbischof Adolf II. decretirte Ausweisung der Juden aus Mainz (1469) nöthigte ihn, sich nach einer anderen Stelle umzusehen. Er wurde zum Rabbiner der jüdischen Gemeinde in Bamberg erwählt, die damals in einem verwahrlosten Zustande sich befand, so daß er vollauf damit zu thun hatte, das Armenwesen zu regeln und die Würde des öffentlichen Gottesdienstes wiederherzustellen. Nachdem er noch kurze Zeit als Rabbiner in Nürnberg gewirkt Hütte (1473), folgte er 1474 einem Rufe nach Posen, wo er, da die Absicht, nach Palästina auszuwandern wol kaum zur Ausführung gekommen ist, sein Leben beschloß. Von den Schriften Minz's hat sich bloß die von ihm selbst geordnete Sammlung der von ihm ertheilten Gutachten erhalten, deren practische Brauchbarkeit er durch wörtliche Anführung der aus älteren Responsen angeführten Belegstellen, die er mit gewandter Dialektik zu interpretiren verstand, zu erhöhen suchte. Dieselben sind übrigens auch als geschichtliche Documente anzusehen, die einen tieferen Einblick in die Culturzustände und geschichtlichen Verhältnisse der Juden im Ausgange des Mittelalters gewähren.

    • Literatur

      Wiener in Frankl's Monatsschrift für Gesch. und Wissenschaft des Judenthums Jahrg. 17, S. 350 A.; Berliner das. Jahrg. 18, S. 321; Brüll, Jahrb. f. jüd. Gesch. u. Litteratur, 7, S. 31, vgl. Resp. Is. Bruna 12, 245, 257.

  • Autor/in

    Brüll.
  • Zitierweise

    Brüll, Adolf, "Minz, Moses ben Isaak" in: Allgemeine Deutsche Biographie 21 (1885), S. 776-777 unter Minz, Mose ben Eleasar ha-Lewi [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138419620.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA