Lebensdaten
1890 – 1967
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Bern
Beruf/Funktion
Psychiater
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118840606 | OGND | VIAF: 3267930
Namensvarianten
  • Michaelis, Edgar
  • Michaëlis, Edgar

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Zitierweise

Michaelis, Edgar, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118840606.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Emanuel (1860-n. 1940), Zahnarzt, jüd. Gemeindevorsteher, emigrierte nach Omaha (Nebraska), S d. N. N. Schuftan, Kaufm. aus Mirosław, Namensänderung bei d. Übersiedlung nach Berlin;
    M Julianna Horwitz ( 1932) aus Koschmin (Posen);
    Breslau 1916 Käthe (1890–1960), Konzertpianistin, T d. Louis Guttmann, Fabrikbes. in Breslau; Schwager Arthur Guttmann (* 1881), Dir. d. Forschungsinst. d. Ver. dt. Eisenportlandzementwerke, Honorarprof. f. chem. Technologie an d. TH Aachen (s. Rhdb.; Kürschner, Gel.-Kal. 1931); kinderlos.

  • Biographie

    M. absolvierte das Franz. Gymnasium in Berlin und studierte Medizin in Berlin und Freiburg (Breisgau). Er promovierte 1915 in Gießen. 1914-17 bildete er sich in Gießen (bei Robert Sommer) und in Berlin zum Psychiater aus. 1917/18 leistete M. als „Zivilarzt“ militärischen Lazarettdienst in Thorn. 1919 ließ er sich als Nervenarzt in Berlin nieder.

    M.s Psychologie wurzelte im philosophischen Idealismus Kants und Schillers und vor allem in der romantisch-idealistischen Psychologie von C. G. Carus, dessen „Vorlesungen über Psychologie“ (gehalten in Dresden 1829/30) er 1931 neu herausgab. Für M. war, wie für Carus, das geistige Streben nach dem Höheren ein elementarer Wesenszug der menschlichen Seele. Von diesem Standpunkt aus veröffentlichte M. 1925 seine Kritik an Freud in dem Buch „Die Menschheitsproblematik der Freudschen Psychoanalyse – Urbild und Maske“ (²1931). Er wirft ihm darin vor, in unzulässiger Weise die Psyche und ihre Pathologie auf die Triebe, namentlich die Sexualität, und deren Verdrängung zu reduzieren; ebenso unzulänglich sei seine Herleitung der Kultur und der Religion aus Mechanismen der Triebunterdrückung. Die Einseitigkeit der Freudschen Lehre erklärte M. daraus, daß Freud selber seine ursprüngliche, kindliche „Idealität“ verdrängt habe. Diese gewagte Hypothese wurde mit autobiographischen Äußerungen Freuds gestützt. Das Buch fand zwar viele Leser, unter seinen Fachkollegen isolierte sich M. aber damit.

    Seit seiner Jugend hatte M. sich innerlich dem Christentum zugewandt. Doch erst nachdem seine Mutter gestorben war, trat er 1933 mit seiner Frau zum ev.-luth. Bekenntnis über. Für das nationalsozialistische Regime blieb er natürlich trotzdem ein Jude, bekam Berufsverbot und wurde nach der „Reichskristallnacht“ 1938 von der Gestapo drei Wochen in Haft gehalten. Dank der unermüdlichen Bemühungen seiner Frau und auch dank der Hilfe des Zürcher Psychiaters Alphonse Maeder konnte das Ehepaar im Dezember 1939 in die Schweiz emigrieren. Hier war M. zunächst vollständig auf fremde Unterstützung angewiesen. Erst 1950 erhielt er im Kanton Waadt, wo er lebte, die Bewilligung, psychologische Beratungen zu erteilen, und 1951 folgte die Niederlassungsbewilligung für Lausanne. Seit 1958 verfügte er endlich dank einer Wiedergutmachungsrente der Bundesrepublik Deutschland über ein gesichertes Einkommen. In M.s Schriften der 1950er Jahre dominiert sein christliches Denken. Als idealistisch denkender Psychiater ging M. im 20. Jh. einen einsamen Weg, der durch Judenverfolgung und Exil für den höchst sensiblen Mann noch viel schwerer wurde.

  • Werke

    Weitere W Freud, son visage et son masque, 1932;
    Freud u. d. Rel., in: Der Morgen 4, 1928, S. 139-50;
    Satan – d. vierte Person d. Gottheit? Zu C. G. Jungs Deutung d. Buches Hiob, in: Zeitwende 25, 1954, S. 368-78.

  • Literatur

    A. Merlo, E. M. (1890-1967), Kritiker Freuds, Leben u. Werk, 1988 (W-Verz., P).

  • Autor/in

    Huldrych M. Koelbing
  • Zitierweise

    Koelbing, Huldrych M., "Michaelis, Edgar" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 431-432 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118840606.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA