Lebensdaten
1835 – 1909
Geburtsort
Großbodungen Kreis Worbis (Eichsfeld)
Sterbeort
Großbodungen Kreis Worbis (Eichsfeld)
Beruf/Funktion
Sozialpolitiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 138373620 | OGND | VIAF: 89923729
Namensvarianten
  • Meyeren, Wilhelm von

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Zitierweise

Meyeren, Wilhelm von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd138373620.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Gottlieb (1804–56), Dr. med., Sanitätsrat u. Kreisphysikus in G., S d. prakt. Arztes Carl Christian Ludwig Friedrich (1776–1850) u. d. Christiane Charlotte Müller (1770–1834);
    M Johanna Friederike Wilhelmine (1810–88), T d. Pfarrers N. N. Müller;
    Magdeburg 1863 Therese Natalie Fritze (1835–1917);
    1 S Gottlieb (1864–1930), Min.dir. im preuß. Handelsmin., Vors. d. Zentralverbandes dt. Arbeiterkolonien.

  • Biographie

    M. wurde nach dem Studium der Rechtswissenschaften 1861 zum Gerichtsassessor am Stadt- und Kreisgericht in Magdeburg ernannt, wo er als Referendar unter der Ägide des Appellationsgerichtspräsidenten Ludwig v. Gerlach, des politischen Wortführers des preuß. Hochkonservativismus, ausgebildet worden war. 1862-65 arbeitete M. beim ev. Konsistorium der Provinz Sachsen und beim Ev. Oberkirchenrat in Berlin, um danach in den preuß. Verwaltungsdienst überzuwechseln. Nach seiner Versetzung an das Oberpräsidium in Posen wurde er 1872 Regierungs- und Oberpräsidialrat. 1873 erfolgte seine Ernennung zum Geh. Regierungsrat und Vortragenden Rat im Preuß. Staatsministerium, wo er bis November 1875 tätig blieb. Seine neue Stelle brachte ihm jedoch nur Verdruß, weil er sich die Abneigung Bismarcks zugezogen hatte. Als der Reichskanzler wieder preuß. Ministerpräsident wurde, sah sich M. genötigt, aus dem Verwaltungsdienst auszuscheiden. An das Oberverwaltungsgericht abgeschoben, mußte M. dort 14 Jahre lang auf eine Beförderung warten. Erst 1889 wurde er Senatspräsident und 1891 Wirkl. Geh. Oberregierungsrat.

    Seit Ende 1873 war M. Mitglied des Zentralausschusses für die Innere Mission (ZA), dem er bis zu seinem Tode angehörte. Schon lange vor seiner Wahl zum Vizepräsidenten dieses Gremiums (1881) hatte er dort Leitungsfunktionen inne, die auf den vielbeachteten Kongressen für Innere Mission deutlich zutage traten. Auf dem Stuttgarter Kongreß 1879, wo er als Wortführer des ZA debütierte, beklagte er die Ausbreitung des Materialismus und Nihilismus, denen er „die Pflege der Autorität und Pietät“ als das Gebot der Stunde entgegenstellte, das durch ein sittliches Haus- und Familienwesen, die konfessionelle Schule sowie die Sittlichkeit „aller Herrschaften“ vom Brotherren bis zum Fürsten verwirklicht werden sollte. Von J. H. Wicherns Tod (1881) bis April 1887, als mit Bernhard Weiß ein neuer Präsident die Vereinsführung übernahm, hatte M. die Geschäfte des ZA allein zu leiten. In dieser Zeit trat er zu Theodor Lohmann in engere Beziehung, der ebenfalls dem ZA angehörte und dem er sich weltanschaulich und persönlich verbunden fühlte. M. förderte eifrig die von Lohmann betriebene sozialreformatorische Ausrichtung der Inneren Mission, obwohl er der sozialen Agitation des Hofpredigers Adolf Stoecker eher kritisch gegenüberstand. Die Thesen der von Lohmann ausgearbeiteten grundlegenden Denkschrift des ZA von 1884 über die sozialpolitischen Aufgaben der Inneren Mission fanden in M. einen engagierten Verfechter. Das zeigte seine maßgebliche|Beteiligung an der Gründung des „Ev.-Kirchlichen Hilfsvereins“ im Mai 1888, aber auch darin, daß er 1895/96 dem ZA-Präsidenten Weiß entgegentrat, als dieser – in Übereinstimmung mit Kaiser Wilhelm II. und dem Ev. Oberkirchenrat – versuchte, mit Stoecker zugleich das dezidiert sozialpolitische Engagement der Inneren Mission zu diskreditieren. In diesem Konflikt erwies sich der Einfluß M.s als stärker als der des Präsidenten, was Weiß 1896 zur Resignation veranlaßte. Nochmals übernahm M. daraufhin für ein halbes Jahr kommissarisch die Leitung des ZA und veranlaßte in dieser Zeit die Ausarbeitung eines aktuellen „Nachworts“ zur Denkschrift von 1884. Darin hielt die Innere Mission an ihren sozialpolitischen Reformforderungen und ihrem Anspruch auf sozialpolitische Betätigung allen Reglementierungsversuchen zum Trotz fest. Nachdem im Sommer 1896 der Präsident des Reichsversicherungsamtes Otto Gaebel zu seinem Nachfolger gewählt worden war, zog sich M. aus der Arbeit des ZA mehr und mehr zurück. Seit 1900 fungierte er auch als Präses des Provinzialsynodal-Vorstandes für die Provinz Brandenburg und Berlin.|

  • Auszeichnungen

    D. theol. (Berlin 1902);
    WGR (1904).

  • Werke

    Mithrsg.: Entscheidungen d. Kgl. Preuß. Oberverwaltungsgerichts, 1877-97 (30 Bde.);
    Zahlr. Reden auf d. Kongressen d. Inneren Mission (Verhandlungsprotokolle).

  • Literatur

    W. Petermann, Die Mitgll. d. Preuß. Oberverwaltungsgerichts 1845-1942, in: Neue Forschungen z. Brandenburg-Preuß. Gesch. 1, 1979, S. 178;
    B. Weiß, Aus 90 Lebensj. 1827-1918, 1927, S. 194 f., 219 f., 234, 237;
    M. Gerhardt, Ein Jh. Innere Mission, Die Gesch. d. Central-Ausschusses f. d. Innere Mission d. Dt. Ev. Kirche, 1948, I, S. 310, II, S. 7, 23, 84, 100, 102 f.;
    L. Machtan u. F. Tennstedt (Hrsg.), Hintergründe d. dt. Sozialstaatwerdung, Aus d. Privatkorr. v. Th. Lehmann, I (1850–1883), 1991;
    |

  • Quellen

    Qu.: Die Aufgabe d. Kirche u. ihrer inneren Mission gegenüber d. wirthsch. u. soz. Kämpfen d. Gegenwart, Denkschr. 1884, Nachwort 1896 (Berlin-Dahlem, Geh. StA Preuß. Kulturbes.).

  • Autor/in

    Lothar Machtan
  • Zitierweise

    Machtan, Lothar, "Meyeren, Wilhelm von" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 389-390 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138373620.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA