Merhart, Gero
- Lebensdaten
- 1886 – 1959
- Geburtsort
- Bregenz
- Sterbeort
- Bernegg bei Kreuzlingen (Thurgau)
- Beruf/Funktion
- Prähistoriker ; Prähistoriker ; Paläontologe
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 120175010 | OGND | VIAF: 42662752
- Namensvarianten
-
- Merhart von Bernegg, Gero
- Merhart, Gero
- Merhart von Bernegg, Gero
- Merhart, Gero von
- Bernegg, Gero Merhart von
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Biografische Lexika/Biogramme
- * Antragsstellende der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft/Deutschen Forschungsgemeinschaft (GEPRIS Historisch – Forschungsförderung von 1920 bis 1945) [2021]
- Historisches Lexikon für das Fürstentum Liechtenstein online [2013]
- Marburger Professorenkatalog online [2017]
- * Hessische Biografie [2004-]
- * Neue Deutsche Biographie (NDB) [1994] Autor/in: Kossack, Georg (1994)
Literatur(nachweise)
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
Objekt/Werk(nachweise)
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Genealogie
Aus Konstanzer Patriziergeschl., d. 1767 d. Reichsadel erhielt;
V →Walter (1857–1919) aus Rastatt, k. u. k. Major, S d. bad. Majors →Franz Xaver (1819–68) u. d. Anna Pigott (1827–80);
M Carolina (Cary) (1864–1927), T d. Karl Boromäus Bayer (1835–1902) aus Bregenz;
⚭ Zürich 1922 Barbara (1886–1931), T d. Dr. iur. →Hans Konrad Nüscheler (1856–87) aus Zürich;
1 S. -
Biographie
Nach dem Abitur am Jesuitenkolleg in Feldkirch bezog M. 1907 die Univ. München. Da Urgeschichte damals in Deutschland kein Promotionsfach war und in München nur propädeutisch in Verbindung mit Anthropologie gelehrt wurde, wählte M. Geologie als Hauptfach, in dem er zusammen mit Geographie und Anthropologie 1913 mit einer Arbeit über „Kreide und Tertiär zwischen Hochblanken und Rhein“ (1926) promoviert wurde. Zwischenzeitlich studierte er in Wien bei →Moritz Hoernes und →Hugo Obermaier sowie in Zürich bei Jacob Heierli und erwarb dort das notwendige Grundwissen in prähistorischer Archäologie. Bis August 1914 war M. Assistent in der Anthropologisch-Prähistorischen Staatssammlung in München. Bei Kriegsbeginn zog er als Leutnant d. Res. ins Feld nach Galizien, wo er wenige Monate später in russ. Kriegsgefangenschaft geriet. Seit 1919 konnte er im Museum der Russischen Geographischen Gesellschaft in Krasnojarsk arbeiten. Außer der Inventarisation der archäologischen Funde betrieb er Feldforschung zwischen Jenisseisk und Abakan. Die reichen Ergebnisse dieser Arbeit stellte M. 1921 in einer Habilitationsschrift „Bronzezeit am Jenissei“ (1926) dar, die er 1924 der Innsbrucker Fakultät vorlegte. Er übernahm dort als unbezahlter Privatdozent das ehrenamtliche Fachdirektorat der urgeschichtlichen Abteilung im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, das er bis 1943 innehatte. Damals entstanden grundlegende Arbeiten zur Urgeschichte der in antiken Quellen genannten Stammesverbände in Alttirol. 1927 ging M. als Direktorialassistent an das Römisch-Germanische Zentralmuseum nach Mainz, 1928 wurde er auf die erste o. Professur des Faches in Marburg/Lahn berufen, 1938 aus politischen Gründen beurlaubt und 1942 pensioniert. Wegen seiner unbestechlichen Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus konnte er nach dem Krieg den Boden für den Wiederaufbau seines Fachs in der Bundesrepublik bereiten. Seit 1945 vertrat M. seinen Marburger Nachfolger Wolfgang Dehn und zog sich nach dessen Rückkehr 1949 als Senioratsherr auf den Familiensitz Bernegg zurück.
Während knapper 14 Jahre im Lehramt hatte M. in Forschung und Ausbildung maßgeblich zur Etablierung der Urgeschichte als selbständiger Disziplin beigetragen. Er systematisierte das Wissen seiner Zeit über die dingliche Überlieferung des schriftlosen Altertums, prüfte sie mit kritischer Methode auf ihren Quellenwert, differenzierte die Bodenfunde nach Form, Funktion, Zeitstellung und Verbreitung und erarbeitete eine vergleichende Chronologie zwischen dem mediterranen Kulturraum und Zentraleuropa. Die Ergebnisse stellte er exemplarisch dar, wobei die Geschichte der früheisenzeitlichen Hallstattkultur ein bevorzugtes Thema war. Naturwissenschaftlich-positivistisch eingestellt und von der historischen Methode Droysens und Bernheims geprägt, hat er mit seiner ausgefeilten Grundlagenforschung einer ganzen Generation von Prähistorikern thematisch und methodologisch erprobte Wegegewiesen.
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Werke
Weitere W Autobiogrr.: Kriegstagebuch, 1. T., 31.7.-3.10.1914, 1986;
Daljóko, Bilder aus sibir. Arbeitstagen (Privatdr.), 1960. – Wiss. W: Latènefunde aus Tirol, in: Wiener Prähist. Zs. 13, 1926, S. 65-81;
Archäologisches z. Krage d. Illyrer in Tirol, ebd. 14, 1927, S. 65-118;
Hallstatt u. Italien, Ges. Aufsätze z. frühen Eisenzeit in Italien u. Mitteleuropa (hrsg. v. G. Kossack), 1969 (W-Verz.). -
Literatur
O. Menghin, in: Veröff. d. Mus. Ferdinandeum Innsbruck 29, 1959, S. 147-55;
G. Kossack, in: I. Schnack (Hrsg.), Marburger Gelehrte in d. ersten Hälfte d. 20. Jh., Lb. aus Hessen I, 1977, S. 332-36 (P);
ders., in: Marburger Stud. z. Vor- u. Frühgesch. 7, 1986, S. 1-16. – Festschrr.: Marburger Stud., hrsg. v. E. Sprockhoff, 1938;
Prähist. Zs. 34/35, 1949/50, T. 1, 1950, T. 2, 1953;
Marburger Stud. z. Vor- u. Frühgesch. 7, Gedenkschr. f. G. v. M., 1986. -
Autor/in
Georg Kossack -
Zitierweise
Kossack, Georg, "Merhart, Gero" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 134 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd120175010.html#ndbcontent