Lebensdaten
erwähnt um 1505 , gestorben 1532
Sterbeort
Lüneburg
Beruf/Funktion
Abt in Lüneburg
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 137323565 | OGND | VIAF: 81530052
Namensvarianten
  • Marenholte, Boldewin von
  • Marenholte, Balduin von
  • Marenholtz, Balduin von
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Zitierweise

Marenholtz, Boldewin von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137323565.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hans ( 1505), auf Dieckhorst, S d. Cord u. d. Rixa v. Alvensleben;
    M N. N. (v. d. Asseburg ?).

  • Biographie

    M. leistete am 29.4.1492 in St. Michaelis Profeß. Vermutlich kehrte er erst kurz vor seiner Wahl zum Abt (1505) von seinen Theologiestudien in Italien ins Kloster zurück. Die Konfirmation der Wahl durch den Bischof von Verden erfolgte am 8.12.1505, die Infulierung jedoch erst ein Jahr später. – M. scheint nicht nur ein begabter Theologe gewesen zu sein, sondern überhaupt ein Förderer der Wissenschaft. Auch in weltlichen Dingen erwies er sich als erfahren. Er präsidierte dem 1506 gegründeten Landgericht in Uelzen, vermittelte Verträge zwischen weltlichen Fürsten und verhandelte selbst erfolgreich für sein Kloster (z. B. mit der Stadt Lüneburg).

    In die Regierungszeit M.s fiel die Reformation von St. Michaelis. 1522 und 1525 weigerte er sich noch, dem Landesherrn Hzg. Ernst ein Verzeichnis der Klostereinkünfte zu liefern, mußte aber 1528 zwei ev. Prediger in St. Michaelis anstellen. Aus religiösen Gründen verschlechterte sich 1530 nicht nur das Verhältnis des Klosters zum reformwilligen Landesherrn, sondern auch zur Stadt Lüneburg, die ihren Bürgern den Besuch des kath. Gottesdienstes in St. Michaelis verbot. Ihren Höhepunkt fand die Auseinandersetzung in der von M. initiierten Antwort auf Stephan Kempes Schrift „Artickel uth H. Pomerani Schriften von Ampte und Denst yn den Kercken“: „dat Provebok“ enthielt die|Entgegnung des bekannten Theologen Konrad Wimpina, das Stephan Kempe seinerseits mit des „Prove-Esels Provebok“ beantwortete. Obwohl M. 1532 noch ein kaiserl. Generalprivileg für St. Michaelis und die lüneburg. Nonnenklöster erlangte, war die Reformation seines Klosters nicht mehr aufzuhalten. Nur zwei von den 14 Kommendisten und Weltpriestern waren noch katholisch, und am 9.12.1532 nahmen der Prior Herbord v. Holle, sein späterer ev. Nachfolger, und fast alle Kapitularen das Abendmahl in beiderlei Gestalt. M. starb, vom Schlage gerührt, zwei Tage später.

  • Literatur

    ADB 20;
    L. A. Gebhardi, Kurze Gesch. d. Klosters St. Michaelis in Lüneburg, 1857;
    A. v. Weyhe-Eimke, Die Aebte d. Klosters St. Michaelis zu Lüneburg, 1862;
    A. Wrede, Die Einführung d. Ref. im Lüneburgischen durch Hzg. Ernst d. Bekenner, 1887;
    D. Brosius, Die lüneburg. Klöster in d. Ref., in: Ref. vor 450 J., Eine lüneburg. Gedenkschr., 1980.

  • Autor/in

    Uta Reinhardt
  • Zitierweise

    Reinhardt, Uta, "Marenholtz, Boldewin von" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 146-147 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137323565.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Balduin II. (v. Marenholz), gewöhnlich Boldewyn genannt, seit 1504 Abt zu St. Michaelis in Lüneburg, 11. Dec. 1532, ein gelehrter Theolog und Jurist, versuchte vergeblich sich der Reformation entgegenzustellen, wußte aber durch rechtzeitige Geldspenden an die Lüneburger Herzöge und ein feines politisches Vorschieben des mächtigen Rathes von Lüneburg die Einziehung des reichen Klosters, auf welches Landesherrn und Stadt ihr Auge warfen, zu hintertreiben. Wesentlich auf seinen Ruf kam Heinrich der Mittlere, der 1521 resignirt hatte, 1527 aus Frankreich zurück, um die Bestrebungen Herzog Ernsts, die lutherische Lehre im Herzogthum Lüneburg durchzuführen, zu hindern. Als die Lüneburger Bürgerschaft 1530 den Rath zwang, die Reformation anzunehmen, was dieser mit Hülfe des Urban Regius und des Hamburger Pastors Stephan Kempe ins Werk setzte, ließ Boldewyn Gegenschriften durch Konrad Wimpina und Johann Mensing verfassen, wogegen Kempe dann 1531 die Schrift „Uppe des Abbates van S. Michael tho Luneborch und sines Proveesels Provebock Antworth Stephani Kempen“ ausgehen ließ. Am Michaelistage 1532 hielt der Abt die letzte katholische Messe in der Kirche zu St. Michaelis, schon am 9. Dec. empfing der Prior Herbord von Holle mit den Conventualen in derselben Kirche das heil. Abendmahl in beiderlei Gestalt nach lutherischem Ritus, der dazu gerufene Abt wurde im Zorn vom Schlage gerührt und starb 2 Tage darauf. Er war der 39. Abt des Klosters, welches so sehr als eine Adelsversorgung galt, daß nach 1530 eine Anzahl braunschweigischer und altmärkischer Adliger den Abt aufforderten, dasselbe dem Adelsinteresse zu erhalten. So ruht auf ihm indirect die Gründung der späteren Ritterakademie; wie alle Aebte zu St. Michaelis war auch er Landrath und Präsident des herzoglichen Landgerichts zu Uelzen, welches später als Hofgericht nach Celle verlegt wurde.

    • Literatur

      Vergl. Bertram, Evang. Lüneburg. L. A. Gebhardi, K. Geschichte des Klosters St. Mich. in Lüneburg. Gebhardi, De re litteraria coenob. St. Mich.

  • Autor/in

    Krause.
  • Zitierweise

    Krause; Krause, "Marenholtz, Boldewin von" in: Allgemeine Deutsche Biographie (), S. [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137323565.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Marenholte: Boldewin oder Balduin v. M. (Marenholtz), der letzte katholische Abt, der 39. in der Reihe, des berühmten Klosters St. Michaelis zu Lüneburg, leistete Profeß am 29. April 1492 und wurde schon 1504 Abt. Er hatte in Italien studirt, war ein eifriger Theolog und durchaus wissenschaftlicher Mann von großer Energie, widersetzte sich daher in Gemeinschaft mit dem patrizischen Rathe auf das Hartnäckigste der andringenden Reformation, und als der Rath den aufstehenden Bürgern nachgab, auch ferner allein den Forderungen Herzog Ernsts, des Bekenners. Schon 1527 hatten die Prälaten versucht gegen den letzteren den der Acht wegen nach Frankreich gegangenen Herzog Heinrich den Mittleren wieder in die Höhe zu bringen. Als aber aller Widerstand nichts half und sogar die Conventualen unter dem Propst Herbord von Holle nachgaben, um dem Adel wenigstens die Klostereinkünfte zu retten, und in der Klosterkirche von dem schon früher eingeräumten lutherischen Prediger zu St. Michaelis, Andreas Garding (Allg. D. Biogr. VIII, 371) sich das Abendmahl in beiderlei Gestalt reichen ließen, warf der hinzugerufene Abt die Chorschlüssel zornig vom Lector herab und starb, sofort vom Schlage getroffen, am 11. December 1532. Für die Stadt und das Kloster hatte er 1530 eine segensreiche Wasserleitung, die „Abtswasserkunst“, mit den Bürgern geschaffen. Seine Tüchtigkeit und seine|moralische Ehrenhaftigkeit sind unanfechtbar, auch das Zeugniß des strengen Lutheraners Lucas Lossius (Allg. D. Biogr. XIX, 220) spricht für ihn. Unverdient ist daher in einem Romane neuerer Zeit, „Junker Ludolf's Gedenkbüchlein. Ein Beitrag zur Geschichte der Reformation in Lüneburg von A. v. d. Elbe; Bremen 1878“, sein Name hart verunglimpft. In der Reformationsgeschichte Norddeutschlands ist er bekannt durch seinen Streit mit dem Hamburger Prediger Stephan Kempe (Allg. D. Biogr. XV, 599), dessen für Lüneburg aufgesetzte Schrift „Artickel uth H. Pomerani Schriften vom Ampte und Denst yn den Kercken summert“ er an Wimpina und D. Johannes Mensing zur Widerlegung sandte. Ersterer schrieb eine deutsche Entgegnung an den Rath: „Vorlegung Articulorum“ etc., letzterer richtete seine Verwerfung an Kempe selbst, und der Abt lieferte die erstere unter dem Titel „Dat Provebock“ (Beweisbuch) dem Rathe ein. Kempe erließ darauf unter deutlicher Anspielung an den Eselnamen im „Reineke de Vos“, Boldewyn, die grimme Antwort: „Up des Abbates van Sunte Michael tho Luneborch und sines Pröwe-Esels Pröwebock Antworth Stephani Kempen etc. — Das „Provebock“ galt 1755 für verloren, die „Antworth“ war in der Bibliothek der Lüneburger Ritterakademie, sie ist auch wieder abgedruckt in Staphorst, Hamburgische Kirchengeschichte I, S. 172 f.

    Jo. Lud. Lev. Gebhardi, De re literaria Coenobii S. Michaelis. Lüneburg 1755. Ludw. Albr. Gebhardi, Kurze Gesch. des Kl. St. Michaelis in Lüneburg. v. Weyhe-Eimcke, Aebte des Kl. St. Mich. Bertram, Evang. Lüneburg.

  • Autor/in

    Krause.
  • Zitierweise

    CC-BY-NC-SA