Lebensdaten
1593 – 1664
Geburtsort
Someren (Nordbrabant)
Sterbeort
Bamberg
Beruf/Funktion
katholischer Theologe ; Jesuit
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 128724870 | OGND | VIAF: 69988702
Namensvarianten
  • Huechtens, Henricus Marcellius (ursprünglich)
  • Marcellius, Henricus
  • Huechtens, Henricus Marcellius (ursprünglich)
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Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Marcellius, Henricus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd128724870.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Marcellus Huechtens, Offizier auf span. Seite im Krieg gegen d. niederländ. Nordprovinzen.

  • Biographie

    M. besuchte das Jesuitengymnasium in Emmerich und trat 1613 der Gesellschaft Jesu bei. Nach dem Noviziat in Trier und Paderborn erfuhr er in Paderborn, Hildesheim, Münster, Fulda, Würzburg, Speyer und Mainz die übliche Ordensausbildung, lehrte, seit 1619 Magister, Mathematik, Ethik und Philosophie und empfing 1625 die Priesterweihe. Seine Oberen, zu denen er oft ein gespanntes Verhältnis hatte, drängte er wiederholt erfolglos, ihn als Missionar nach England oder Indien zu senden. Kriegsbedingtes Exil in Chalons und Reims (1631–38), in dessen Verlauf er 1635 die feierlichen Gelübde ablegte, nützte er zur Herausgabe des umfangreichen „Armamentarium scientificum“ (2 Bde., 1635), einer Sammlung primär philosophischer und theologischer, aber auch naturwissenschaftlicher und juristischer Axiome und Zitate, die zu systematischer, begrifflich klarer Arbeitsweise anleitete. Diese Methodenlehre weiterentwickelnd, wandte sich M. in seiner Bamberger Zeit (seit 1643; nach Aufenthalten in Molsheim, Mainz, Würzburg) der Frage der kirchlichen Wiedervereinigung zu. Die diesbezüglichen Haupttitel „Protestatio christiana“ (1644, ²1645 dt., ³1646) und „Sapientia pacifica filiorum Dei“ (3 Bde., 1657–59) summieren sich mit seinen anderen Abhandlungen zu einem Gesamtwerk früher ökumenischer Bemühungen. Dem diente auch die „Theologia scripturae divinae“ (1658), eine Zusammenstellung von Bibelzitaten für alle theologischen Traktate. In weitgehender Überwindung kontroverstheologischer Abgrenzung und sprachlicher Schärfe war M. bestrebt, den nicht endgültig festgelegten Teil der Protestanten, den er in der Mehrheit wähnte, von der Wahrheit des kath. Dogmas zu überzeugen. Er würdigte ev. Einigungsmodelle wie dasjenige Georg Calixts und verband eine biblische und an den Kirchenvätern orientierte Argumentation mit der Stringenz scholastischer Schlußverfahren. Auf diese Weise suchte er Tradition und kirchliches Amt als Postulate der Schrift zu erweisen und das exklusive reformatorische Schriftprinzip zu widerlegen. Protestantischerseits gewann gegenüber vereinzelten positiven Reaktionen auf M. die ablehnende Haltung der luth. Orthodoxie die Oberhand. Vor allem aus dem Umkreis des Coburger Theologen und späteren Generalsuperintendenten Johann Christoph Seld erschienen jahrelang Gegenschriften, unter ihnen Selds „Antimarcellius“ (1649). Von Eigenständigkeit, Bildung und irenischer Gesinnung M.s, der 1648 bei Eröffnung der Bamberger Akademie zum Doktor der Theologie promoviert wurde und dort bevorzugt Exegese lehrte, zeugt auch sein Wirken als Berater und Beichtvater zweier Fürstbischöfe. So unterstützte er, der an diversen überkonfessionellen Kontakten beteiligt war, durch theologische Gutachten die einflußreiche Friedenspolitik des Bamberger Bischofs Melchior Otto Voit v. Salzburg im Vorfeld des Westfäl. Friedens.

  • Werke

    Weitere W u. a. Protestationis christianae apologia qua … concordiae christianae methodus proponitur, 1645;
    Principia generalia concordiae christianae, 1648;
    De augustissimo corporis et sanguinis Dominici sacramento, 1656;
    im 19. Jh. mehrere Neuaufl. d. Theologia scripturae divinae, u. a. 1837 u. 1858 franz., 1839 b. Migne u. d. T. Cursus scripturae I, 1894 engl.

  • Literatur

    J. Ch. Seld, Topica Marcelliana, 1648 (weitere Titel v. Seld u. Zeitgenossen s. Sommervogel);
    J. H. Jäck, Pantheon d. Literaten u. Künstler Bambergs VII, 1815 (W-Verz.);
    Sommervogel V, IX (W-Verz., Teilbibliogr.);
    Dict. de Théologie Catholique IX (W);
    Dict. de Spiritualité X (W, Teilbibliogr.);
    H. Schieber, Diss. Augsburg (in Vorbereitung; W-Verz., L).
    – Eigene Archivstud.

  • Autor/in

    Hans Schieber
  • Zitierweise

    Schieber, Hans, "Marcellius, Henricus" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 108-109 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd128724870.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA