Lebensdaten
1550 – 1611 oder 1612
Geburtsort
Schwerin
Sterbeort
Schwerin
Beruf/Funktion
Komponist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119368684 | OGND | VIAF: 95372059
Namensvarianten
  • Menckin, Thomas
  • Mancinus, Thomas
  • Menckin, Thomas
  • mehr

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Mancinus, Thomas, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119368684.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    B Georg, Prorektor in Wismar;
    - N.N.;
    2 S Thomas, Organist, Jacob, Lautenist, beide in d. Wolfenbütteler Hofkapelle.

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Lateinschule immatrikulierte sich M. 1567 an der Univ. Rostock. Sein Förderer, Hzg. Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin, berief ihn am 1.1.1572 zum Schulkantor und Hofmusiker in Schwerin. 1576 trat M. als Komponist und Kapellmeister in die Dienste des Herzogs von Mecklenburg-Güstrow, kehrte aber nach einem halben Jahr nach Schwerin zurück, da sein dortiger Nachfolger den Ansprüchen nicht genügte. 1579-81 war M. Tenorist der Hofkapelle in Berlin. Spätestens 1583 trat er in die Dienste des in Gröningen residierenden Bischofs von Halberstadt, des späteren Hzg. Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel; Weihnachten 1583 wurde er zum Kapellmeister ernannt. Als der Vater des Bischofs, Hzg. Julius, 1587 an eine Neugründung seiner Kantorei dachte, beauftragte er M. mit dem Aufbau des Kollegiums, wobei dieser als erster Musiker am Wolfenbütteler Hof den Titel eines Kapellmeisters führte. Die Anzahl der Kantoreimitglieder stieg von acht auf 17 (1590), dazu kamen noch 12 Trompeter und Pauker. 1604 wurde M. von Michael Praetorius abgelöst; nun wurde ihm die Verwaltung der Wolfenbütteler Bibliothek anvertraut.

    Aus dem überlieferten Werkbestand sind die beiden schlichten, für M. atypischen Choralpassionen durch moderne Ausgaben am bekanntesten geworden. Die wenigen erhaltenen Werke zeigen ihn als Komponisten mit solider handwerklicher Schulung. Sein hinsichtlich der Durchimitierung nunmehr locker gehandhabter Satz gibt sich eher retrospektiv; auffällige, gesuchte harmonische Effekte (Querstände) sowie eine verhältnismäßig stufenarme Kadenz-Disposition weisen bereits auf die Gestaltungsmittel des 17. Jh. hin; die weltlichen Lieder zeigen italienischen Einfluß.

  • Werke

    Das erste Buch Newer … Weltl. Lieder, 4-5stg., 1588;
    Duum vocum canticularum liber, 1597;
    Cantio funebris Quicquid erit tandem, 5stg., 1602 (Neuausg. v. W. Reich, in: Das Erbe Dt. Musik 79, 1975);
    Epicedium O Domine, qui redigis hominem, 6stg., 1609;
    Passio Domini nostri, 4stg., 1620 (je eine nach Matthäus u. Johannes, vor 1602 entstanden;
    Neuausgg.: Matthäus-Passion, als „Celler Passion 1637“, hrsg. v. F. Schmidt, 1929, Johannes-Passion, in: Hdb. d. dt. ev. Kirchenmus. I, 3-4, 1935 ff.). – Hrsg.: Musica Divina, 1602.

  • Literatur

    ADB 20;
    W. Gurlitt, M. Praetorius, 1915;
    R. Gerber, Das Passionsrezitativ bei H. Schütz u. s. stilgesch. Grundlagen, 1929;
    W. Flechsig, T. M., 1933;
    M. Ruhnke, Btrr. zu e. Gesch. d. dt. Hofmusikkollegien im 16. Jh., 1963, S. 54-91 (W-Verz.);
    MGG VIII (W, L, P);
    Riemann.

  • Autor/in

    Thomas Röder
  • Zitierweise

    Röder, Thomas, "Mancinus, Thomas" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 8 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119368684.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Mancinus: Thomas M., ein Componist des 16. Jahrhunderts, der nach einem Bilde zu urtheilen ums Jahr 1550 in Schwerin i. M. geboren ist. Von 1572—1578 war er Cantor an der dortigen Fürstenschule, ging dann nach Berlin und 1584 als „Musikus“ in braunschweigische Dienste. Zuerst berief ihn der kunstliebende Heinrich Julius, damals noch Erbprinz und Bischof von Halberstadt; 1587 zu Michaelis aber ward er von dessen Vater Herzog Julius als Kapellmeister in Wolfenbüttel angestellt. Im J. 1604 wurde er mit 200 Thaler pensionirt und erhielt die dortige Bibliothekarstelle. Fr. Chrysander theilt in seinen Jahrbüchern für musikalische Wissenschaft I, 148 und 150, auch im Archiv für Landeskunde, Schwerin 1854, Heft 4—6 mit, daß sich in den Akten obiger Bibliothek (soll heißen des Wolfenbütteler Archivs) zahlreiche Nachrichten über ihn finden, die aber sein früheres Verhältniß zur Musik nicht berühren. Mancinus' beide Söhne, Thomas jun. und Jacob, waren um 1606/7 ebenfalls Mitglieder derselben Kapelle. M. hat ein Heft Lieder zu 4 und 5 Stimmen (Helmstädt 1588), eine Passion (Wolfenbüttel 1620) und mehrere Gelegenheitsgesänge im Druck hinterlassen, die sich auf den Bibliotheken in München, Göttingen, Berlin und Königsberg befinden. Eine 6stimmige Ode ("Cantio nova") auf den nachmaligen König Christian IV. von Dänemark (also jedenfalls vor 1588), seit 1590 Heinrich Julius' Schwager, findet sich in prachtvoller druckähnlicher Handschrift auf gr. Royalpapier in der Kopenhagener kgl. Bibliothek. Der Satz ist namentlich harmonisch sehr schön. M. nennt sich hier noch „Chori musici magister domini Henrici Julii Episcopi Halberstadensis“. Die Passion|isi noch ganz im alten choralartigen und psalmirenden Tone abgefaßt und flößt uns kein weiteres Interesse ein, dagegen ist das Buch „Neue lustige und höfliche weltliche Lieder“ werthvoller. Es enthält 6 italienische Lieder. 26 deutsche und 2 lateinische. Die Sprache hat auf die Art der Composition keinen Einfluß und sie sind sämmtlich in der damals beliebten Art componirt: kleine winzige Motive, die sich in schneller Folge eins an das andere reihen, ein leicht geschürzter Contrapunkt, der sich fast der Homophonie nähert und viele kleine Noten, auf die Silbe für Silbe schnell ausgesprochen werden, vielleicht eine Erbschaft der schnellzüngigen Italiener. Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts hatten die Deutschen für ihr Lied einen bestimmten Typus. Die alte Volksweise oder eine selbst erfundene Melodie, die denselben innigen, oft schwärmerischen Ton der alten Weisen zu treffen wußte und deren manche später zu vortrefflichen Choralmelodien wurden, bildete im Tenor die Grundidee des Tonsatzes, um die sich dann die anderen Stimmen in langathmigen Perioden und in contrapunktisch geführter Weise wie Ranken legten. Mit 1550 bricht diese Behandlung wie plötzlich ab. Die alten Weisen verstummen, obgleich die Texte noch lange wiederkehren, oft recht verstümmelt, und an die Stelle tritt ein kurzathmiges, nur kleine Motive enthaltendes, wenig contrapunktisch geführtes Gewebe von Stimmen, das sich auch oft in harmonische Wohlklänge auflöst. Ich habe an anderer Stelle versucht, diesen totalen Umschlag in der Behandlung einer Compositionsform den damals in Deutschland lebenden berühmten Niederländern zuzuschreiben, die sich des deutschen Liedes bemächtigten, wie Lassus, Le Maistre, Regnart u. A., denen sich auch die Italiener Scandelli und Pinelli anschlossen, worauf denn der Deutsche, stets bereit das Auswärtige dem Einheimischen vorzuziehen, die neue Art sich bald zu eigen machte. Hierbei wirkte noch mit, daß um 1550 der letzte der berühmten Componisten Deutschlands aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts starb und keiner da war, der die Erbschaft anzutreten im Stande war. So fiel sie unbehindert den Niederländern zu, bis H. Leo Haßler sie ihnen wieder entrang (um 1600), indem er das deutsche Lied, wenn auch in neuer Form und neuem Geiste, so doch in deutscher Weise wieder herstellte. Mancinus' Tod fällt zwischen den 8. October 1611 und den 20. Mai 1612, so daß die Passion, welche 1620 erschien, erst nach demselben veröffentlicht worden ist.

  • Autor/in

    Rob. Eitner.
  • Zitierweise

    Eitner, Robert, "Mancinus, Thomas" in: Allgemeine Deutsche Biographie 20 (1884), S. 163-164 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119368684.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA