Lebensdaten
1802 – 1866
Geburtsort
Eger
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 116428384 | OGND | VIAF: 37666964
Namensvarianten
  • Charles, Jean (Pseudonym)
  • Braun von Braunthal, Karl Johann
  • Braunthal, Johann Karl Ritter von
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Braun von Brauntal, Karl Johann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116428384.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Georg Adam (1770–1827), Tuchfabrikdirektor, S eines Tuchmachers in Eger und der Katharina;
    M Barb. Ernst (1768–1815);
    1) um 1832 Maria (1808–37), T des kaiserlich königlichen Kabinettskuriers Jos. Beck, 2) Amalia; 1 T.

  • Biographie

    In Wien aufgewachsen und seine Studien vollendend, mit 14 Jahren verwaist, verbrachte B. die Jahre 1826-29 als Erzieher in Breslau und ging nach Berlin, wo er zur evangelischen Kirche übertrat. 1830-37 lebte er in Wien und gab dort den „Österreichischen Musenalmanach“ (1837) heraus, übersiedelte nach Dresden, wurde 1845 Archivar des Fürsten Colloredo-Mansfeld auf Schloß Opocno (Böhmen) und kehrte|1850 wieder nach Wien zurück, wo er bis 1855 in der Bibliothek der Polizei-Hofstelle tätig war. Er lebte dort bis zu seinem Tode als freier Schriftsteller.

    B. hat sich auf allen literarischen Gebieten umgesehen, z. T. mit starkem Publikumserfolg, als (religiöser) Lyriker wenig originell aber nicht unecht, als Dramatiker eigenwillig und mit unrecht vergessen (Faust 1836 - Don Juan 1842). Als Autor gesellschaftskritischer Romane mit grellen, auch erotischen Effekten, ist er der einzige österreichische Weggefährte des „Jungen Deutschland“ (Donna Quixote, oder Leben und Meinungen einer scharfsinnigen Edlen aus Jungdeutschland, 1844 u. a.). Traurige Berühmtheit erlangte der menschlich nicht sympathische Literat durch seine (Zensur-) Affaire mit Anastasius Grün (Spaziergänge eines Wiener Poeten) und seine eitle kritische Ablehnung Goethes, Schillers, Lessings und Mozarts. B. schrieb auch das Textbuch zu Conradin Kreutzers „Nachtlager von Granada“ (1844).

  • Literatur

    ADB III (W);
    Wiener Ztg. v. 30.11.1866;
    I. Klein, Krit. Stud. II, 1891;
    K. Glossy, in: Jb. d. Grillparzer-Ges. XXII, Wien 1912, S. 123 f., u. XXI, ebenda 1912, S. 51;
    E. Weiss, B. v. B.s Faust, = Progr. Mährisch-Ostrau, Mährisch-Ostrau 1913;
    Wurzbach II (W);
    Brümmer I. ⁶1913, S. 334 (W);
    Nagl-Zeidler-Castle II, III;
    H. Giebisch-L. Pichler-K. Vancsa, Kleines Österr. Lit.-Lex., Wien 1948;
    Kosch, Lit.-Lex. I (W).

  • Autor/in

    Kurt Vancsa
  • Zitierweise

    Vancsa, Kurt, "Braun von Brauntal, Karl Johann" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 557-558 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116428384.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Braun: Johann Karl Ritter B. von Braunthal, geb. zu Eger 1802, 26. Nov. 1866, studirte zu Wien, lebte 1826—29 zu Breslau als Erzieher des jungen Grafen Schafgotsche und veröffentlichte während dieser Zeit seine ersten größeren litterarischen Arbeiten. Deren günstige Aufnahme veranlaßte ihn, seine Stelle aufzugeben und nach Berlin zu gehen, wo er zur|evangelischen Kirche übertrat. Schon im folgenden Jahre kehrte er nach Wien zurück. Mit den verschiedensten litterarischen Arbeiten beschäftigt, gerieth er hier 1837 in einen so erbitterten Streit mit Anastasius Grün, bei dem sich die Meinung des Publicums dem letzteren zuwandte, daß B. Wien abermals verließ und nach Dresden ging. Seit 1845 lebte er als Archivar in Opoczno in Böhmen; von dort 1850 wieder nach Wien zurückgekehrt, fand er eine Anstellung bei der Bibliothek der Polizei-Hofstelle, die er aber schon 1855 wieder aufgab. In seinen lyrischen und epischen Gedichten: „Die Himmelsharfe", geistl. Dichtungen (1826); „Phantasie- und Thierstücke", Gedichte (1836); „Gedichte, neue Folge“ (1839); „Lieder eines Eremiten“ (1840) etc. zeigt sich B. im ganzen von der günstigsten Seite als Dichter. Seine Dramen: „Loda“ (1826); „Graf Julian“ (1832); „Faust“ (1836); „Ritter Shakespeare" (1836); „Don Juan" (1842) u. andere zeigen neben Schönheiten im Einzelnen doch zu große Schwächen und Fehler. Seine Romane, in denen er mit Keckheit in Stil und Form die jungdeutschen Auffassungen der Gesellschaft auf die Spitze treibt, machten durch ihre Excentricität Aufsehen und wurden bei ihrem Erscheinen viel gelesen. Sie verhüllen oft cynische Unsittlichkeit in blendendes Gewand. Wir nennen: „Die ästhetisch gebildete Dame" (1830); „Der Abenteurer“ (1845); „Die Erbsünde“ (1848); zu den minder guten gehören: „Napoleon I.“ und „Napoleon II.“, „Tagebuch der Amelie“, „Die Seherin von Venedig", „Die Ritter vom Gelde“ etc. In seinem „Dichterleben aus unserer Zeit“ gibt er allerlei interessante Nachrichten über sich selbst, fällt aber zugleich die unsinnigsten absprechenden Urtheile über Goethe, Schiller, Lessing u. A. Seine schwächsten Erzeugnisse sind wol seine Novellen. Auch der Text zu Kreuzer's Oper: „Das Nachtlager von Granada“ ist von B. Er schrieb theilweise unter dem Pseudonym Jean Charles. |

    • Literatur

      Vgl. Unsere Zeit 1867. Bd. 1. 391 ff.

  • Autor/in

    Rud. Falkmann.
  • Zitierweise

    Falkmann, Rudolf, "Braun von Brauntal, Karl Johann" in: Allgemeine Deutsche Biographie 3 (1876), S. 274-275 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116428384.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA