Lebensdaten
1890 – 1980
Geburtsort
Wittingen Kreis Gifhorn (Lüneburger Heide)
Sterbeort
Essen
Beruf/Funktion
Teerchemiker
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 140035508 | OGND | VIAF: 103348902
Namensvarianten
  • Lüer, Hans
  • Lüer, Hans
  • Lüer, Johannes Georg Gustav

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Zitierweise

Lüer, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd140035508.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Kurt (s. 1);
    - Essen 1922 Hildegard, T d. Bergrats Wilke in Essen;
    2 S, u. a. Günther, Dr.-Ing., Geschäftsführer.

  • Biographie

    L. besuchte Realgymnasien in Hannover, Berlin-Charlottenburg und Perleberg und studierte Chemie an den Universitäten Freiburg i. Br., Berlin und München. 1916 promovierte er in Berlin bei Ernst Beckmann mit einer Arbeit aus der organischen Chemie zum Dr. phil. 1919 begann er seine Tätigkeit bei der von seinem Vater geleiteten Gesellschaft für Teerstraßenbau in Hannover. Er arbeitete in ihrem kleinen Versuchslabor und hörte daneben Vorlesungen über Tiefbau bei Josef Brix und Robert Otzen an der TH Hannover. Nach Essen übergesiedelt, stellte er in der Städt. Bauprüfungsanstalt unter Karl Dammann Versuchsmischungen und -körper aus den verschiedensten Arten und Körnungen von Mineralien her. In einem Versuchslabor der Gesellschaft für Teerstraßenbau in Sturmshof b. Bottrop experimentierte er mit verschiedenen Teer-Mineralmassen. Hier entdeckte er auch die Hochofenschlacke als Straßenbaustoff. Im Labor der Gesellschaft für Teerverwertung in Duisburg-Meiderich setzte er die Suche nach neuen Straßenteeren fort. So schuf L. die Grundlagen für seine Verfahren zur Herstellung teerbetonartiger Massen und zur Einschlämmung feinkörniger Teer-Mineralmassen in Straßendecken. Sie kamen unter seiner Leitung sofort zur Anwendung.|1923 wurde L. Leiter der Kunststraßenbau GmbH in Essen und als Nachfolger seines Vaters 1924 Geschäftsführer der dortigen Gesellschaft für Teerstraßenbau. Im selben Jahr hielt er einen Vortrag über die deutschen Teerstraßen-Bauweisen vor dem Verband Leitender Gemeindebeamter in Mayen/Eifel. Hier sollte der Nürburgring als Reichs-Versuchsstraße entstehen, dessen 20 km-Nordschleife 1925/26 als Teerstraße ausgeführt wurde. Beim Bau, an dem die Gesellschaft für Teerstraßenbau mit zwei Fertigungsanlagen von 150 t Tagesleistung beteiligt war, kamen L.s „Essener Asphalt“ (feingemahlene, mit Teer gemischte Hochofenschlacke) und die Verschleißschicht zur Anwendung. Dieser Einsatz auf dem Nürburgring stellte den Beginn des deutschen Teerstraßenbaus im Großen dar. L. gründete im Inland Niederlassungen und Tochtergesellschaften, die mit eigenen Fabrikationsanlagen Straßenteere herstellten, und vergab Lizenzen ins Ausland. Er richtete in seiner Gesellschaft neue Abteilungen für Dichtungswesen, Bautenschutz, Gußasphalt sowie Guß- und Walzgußteer ein. 1933 führte er die gefärbte Bitumenmasse und die linoleumartige Spachtelmasse ein. Seine vielseitigen Erfahrungen mit Bitumen- und Teerstraßen kamen dem deutschen Straßenbau dadurch zugute, daß sie außer in Patenten seit 1926 auch in Richtlinien, Merkblättern und Vorschriften des Ausschusses „Teerstraßen“ veröffentlicht wurden. L. war Mitglied der Studiengesellschaft für Automobilstraßenbau (Stufa) seit ihrer Gründung 1924 und übernahm 1926 ihren Vorsitz. Auch im Deutschen Normenausschuß (DNA) wirkte er durch seine Bearbeitung der DIN-Normen 1995/96 und 4301 maßgebend mit.

    L. unternahm mehrere Reisen, um den Teerstraßenbau im Ausland kennenzulernen, so 1924 nach England und 1925 in die Schweiz, wo ein großer Teil der Landstraßen Teerbeläge besaß. Als Mitglied der Internationalen Straßenteer-Konferenz setzte er seine Auslandsstudien fort. Nach Umwandlung der Stufa in die Forschungsgesellschaft f. d. Straßenwesen (Strafo) durch Fritz Todt (1934) behielt L. den Vorsitz im Ausschuß „Teerstraßen“. Er unternahm 1937 eine Reise in die USA und nach Kanada, um die dortigen hochentwickelten Straßenbauweisen und -maschinen zu studieren. Seine Eindrücke ließen L. für die verstärkte Verwendung von Teerbelag auf Autobahnen eintreten.

    Nach dem 2. Weltkrieg arbeitete L. im Forschungsbeirat der Strafo sowie in den Arbeitsgruppen Asphalt und Teerstraßen, Untergrundforschung und Bodenverfestigung. 1949 schuf er den Arbeitsausschuß „Metallhüttenschlacke“ und leitete seit 1950 die neue Arbeitsgruppe „Hochofenschlacke im Straßenbau“. Er war außerdem Mitglied der Zentralstelle für Asphalt- und Teerforschung und wirkte im Vorstand der Bundes-Fachabteilung Straßenbau des Hauptverbandes der Deutschen Bau-Industrie. Die Gesellschaft für Teerstraßenbau machte er aus den kleinen Anfängen unter seinem Vater zu einem führenden deutschen Straßenbau-Unternehmen. Er verhalf dem Bitumen- und Teerbau seit den 50er Jahren auch auf Kreisstraßen und Gemeindewegen zu weiterer Verbreitung.|

  • Auszeichnungen

    Ehrensenator d. TH Stuttgart (1955).

  • Werke

    Über Perjodide in d. Cumarinreihe, Diss. Berlin 1916;
    Btrr. z. Teerstraßenbauforschung, 1928;
    Der Teerbeton d. Ges. f. Teerstraßenbau mbH Essen, 1930;
    Vergleich d. versch. Feststellungen üb. d. Spanne zw. Tropf- u. Erstarrungspunkt, in: Asphalt u. Teerstraßenbautechnik 30, 1930;
    Teerstraßenbau unter bes. Berücksichtigung d. Hochofenschlacke, 1931;
    Ges. f. Teerstraßenbau mbH Essen, 1932;
    Stampfbare Teer-Feinkornbeläge, 1934;
    Auswertung v. Teerbeton-Unterss., 1937;
    Hochofen- u. Metallhüttenschlacke im Straßenbau I u. II, 1952, 1962 (mit W. Lorenz). -
    DRP 331 676 v. 1919 (Herstellung stampfasphaltartiger Masse aus Bitumen u. Mineral f. d. Straßenbau), 373 852 V. 1921 (Teeren v. Straßen), 396 795 v. 1921 (Anschluß d. Pflasters an d. Straßenoberbau), 631 289 v. 1932 (Verfahren z. Herstellung v. bituminösen oder teerigen Stampf- oder Walzbelagmassen), 640 931 v. 1933 (Herstellung e. farbigen Belagmasse f. Straßenbauzwecke).

  • Literatur

    Straßenbau-Jb. 1939/40, S. 53 f. (P);
    W. Lorenz, in: Straßen- u. Tiefbau 4, 1950, S. 207-09 (L, P);
    Der Tiefbau 7, 1965, S. 837;
    Industriekurier 18, 1965, Nr. 123 S. 10, v. 10.8. (P);
    Rhdb. (P).

  • Autor/in

    Hans Christoph Graf von Seherr-Thoß
  • Zitierweise

    Seherr-Thoß, Hans Christoph Graf von, "Lüer, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 459-460 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd140035508.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA