Lebensdaten
gestorben 1581
Sterbeort
Innsbruck
Beruf/Funktion
Baumeister
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 137876017 | OGND | VIAF: 522147724921864592322
Namensvarianten
  • Luchese, Hans
  • Luchese, Giovanni
  • Luchese, Hans
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Zitierweise

Luchese, Giovanni, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137876017.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Steinmetzfam. im Ticino-Tal in d. Lombardei;
    Dominika Avostallise aus Prag;
    3 S (* Pambio im Tessin), u. a. Alberto (Joh. Albrecht) ( 1600), als Nachf. L.s Hofbaumeister in Tirol (bis 1600), baute u. a. Schloß Thurneck (Rotholz), Hofburg in Brixen, Ballspielhaus im Hofgarten in Innsbruck, Ausbauten im Schloß Ambras, Adamo, Steinmetz;
    E (S d. Alberto) Bartlme (Bartolome), Hofbaumeister in I., Franz, 1613 als Hofmaler in I. gen. (u. a. Altarbild in d. Schneeburg in Mils b. Hall).

  • Biographie

    Bereits seit 1539 in kaiserl. Diensten als Maurer in Prag nachweisbar, gehört L. zu jenen Begabungen, die aus dem Maurerhandwerk mit der Zeit als ausführende Baumeister und Architekten hervorgingen. Während der Bauarbeiten des von Erzhzg. Ferdinand selbst entworfenen Schlosses „zum Goldenen Stern“ im Tiergarten zu Prag (1556) rückte L. zum Polier auf, vollendete 1561-63 das Mauerwerk für das Lusthaus (Belvedere) der Prager Burg und wurde vom Erzhzg., der seine Fähigkeiten bald sehr schätzte, 1561 und 1563 nach Italien geschickt, um weitere Meister und Maurer zur Unterstützung der Bauten in Prag anzuwerben. Als er 1564 nach Innsbruck kam, um Pläne für einen Umbau des 1563 neu erworbenen Schlosses Ambras auszuarbeiten, wurde ihm eine feste Anstellung in Aussicht gestellt. Der energische L. entwickelte sofort eine eifrige Bautätigkeit (Entwurf zum Kapellenneubau, 1567 Ballhaus). Die mittelalterliche ehemals Andechser Burg Ambras wurde im Sinne des neuen Stils bis 1567 unter Mitarbeit des Sohnes Albrecht (1564 Werkmeister) zu einem klaren, nüchternen Renaissancebau umgestaltet. 1570/71 wurde dem Schloß der repräsentative „Span. Saal“ vorgelagert, lange Zeit der größte weltliche Saalbau im deutschen Raum. Der|Stil des Ambraser Kornkastens, in Gesamtform und Details, wie die die Hallengewölbe tragenden Säulen, läßt auch die Mitarbeit L.s am Umbau des Maximilianschen Bilderhauses (1565–71) vermuten. Erzhzg. Ferdinand II. schenkte L. sein ganzes Vertrauen, setzte sich für ihn immer wieder in Schreiben an seinen Vater ein und betraute ihn neben Kontrollaufgaben an den Schlössern Wisberg und Imst sogar mit der Inspektion für den eventuellen Ankauf von Schlössern. Seit 1565 widmete sich L. auch Bauaufgaben an der Hofburg zu Innsbruck. 1565 wurde der „Große Saal“ ausgeführt, 1575 der nördliche Teil der Burg „auf den Graben“ angebaut. 1577 erfolgte der erste Kapellenbau der sog. „Silbernen Kapelle“, als zweijochiger Raum mit Kreuzrippengewölben in Konzession an die ausgehende Gotik im typischen tiroler Mischstil. Seit 1567 schuf L. den Neubau der Damenstiftskirche in Hall (bis 1569 Rohbau, bis 1576 Ausstattung); die Ausführung besorgte er zusammen mit seinem Sohn Albrecht. In diesem Projekt wird zum ersten Mal in Tirol versucht, gotische Reminiszenzen zu vermeiden; die nüchterne, im Profil ausgewogene Halle wird von einem weiten, von tiefen Stichkappen gegliederten Tonnengewölbe überspannt, das plastische Gesims faßt den Raum zusammen. Elemente des Saaltypus sind übernommen, die Kirche kann als erster Tiroler Renaissancebau gelten. Von besonderer Schönheit ist die Empore mit roten Hagauer Marmorpfeilern und Gesimsen über drei Rundbögen. 1568 übernahm L. zusammen mit seinen Söhnen Adamo und Albrecht den Erweiterungsbau der Jesuitenkirche zu Innsbruck, wie eine archivalische Notiz von 1572, als der Neubau eingestellt wurde, bezeugt. 1569 wurde L. in der Nachfolge P. Uschals zum Innsbrucker „Hofbaumeister“ ernannt. 1570-72 erbaute er das fürstliche Lusthaus im Tiergarten auf der Langen Wiesen im Westen von Innsbruck. Wie sehr Erzhzg. Ferdinand II. v. Tirol seinen Hofbaumeister schätzte, geht aus den vielen Anerkennungen hervor, wie dem Wappenbrief von 1566 und der Schenkung eines Hauses nahe der Hofburg 1569. – L. war ein welscher Baumeister, der in Tirol die neue Kunst der Renaissance realisierte, aber noch spätgotische deutsche Elemente mitverwendete. Mit ihm hatte die neue italienische Baukunst über die deutsche Tradition in Tirol die Vormachtstellung errungen.

  • Werke

    Weitere W Komturei d. Dt. Ritterordens in Chomutovè, 1560;
    Umbau d. Hl.-Blutkapelle, Pfarrkirche Seefeld, 1573/74;
    Lusthaus im Achental;
    Ferklehen bei Kematen;
    Purenhof ober Arzl.

  • Literatur

    H. Hörtnagl, Das erzfürstl. Lusthaus auf d. Langen Wiesen b. Innsbruck, in: Mitt. d. Ver. f. Heimatschutz, Festnr., 1923, S. 13 ff.;
    K. Fischnaler, Innsbrucker Chronik V, 1934, S. 144;
    E. Morpurgo, L'opera del genio Italiano all'estero T. I, Gli artisti in Austria, 1937, S. 64 f., 133;
    H. Hammer, Kunstgesch. d. Stadt Innsbruck, 1952, S. 159, 161, 165 f.;
    C. Albasini, Brixner Burgen, 1969, S. 31;
    E. Egg, Die Baumeister d. Damenstiftskirche zu Hall, in: Btrr. z. Kultur- u. Kunstgesch. Tirols, 1962, S. 143-49 (P);
    ders., Kunst in Tirol, 1970, S. 129, 132;
    ders., Die Hofkirche in Innsbruck, 1974, S. 88;
    R. Feuchtmüller, Kunst in Österreich I, 1972, S. 221, 223;
    M. Forcher, Innsbruck in Gesch. u. Gegenwart, 1973, S. 143 f., 157;
    K. Smrha, Vlaššti stavitelé v Praze a jegich druzi 1530-1620, in: Uměni, 24, 1976, S. 159-84;
    Ausst.-kat., Barock in Innsbruck, 1980, S. 65;
    J. Felmayer, Die profanen Kunstdenkmäler d. Stadt Innsbruck außerhalb d. Altstadt, 1981, S. 203, 494, 547, 683;
    G. Pfaundler, Tirol Lex., 1983, S. 239;
    B. Schneider, Die Innsbrucker Jesuitenkirche, Diss. Innsbruck 1985, S. 14 (ungedr.);
    ThB.

  • Porträts

    Grabstein (Innsbruck, Tiroler Landesmus. Ferdinandeum).

  • Autor/in

    Sybille-Karin Moser
  • Zitierweise

    Moser, Sybille-Karin, "Luchese, Giovanni" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 275-276 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137876017.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA