Lebensdaten
vor 1550 – um 1595
Geburtsort
Freiberg (Sachsen)?
Beruf/Funktion
Bildhauer
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 137872003 | OGND | VIAF: 86043880
Namensvarianten
  • Lorentz, Samuel

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Zitierweise

Lorentz, Samuel, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137872003.html [27.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Andreas (um 1530 - um 1588), Baumeister, Steinmetz u. Bildhauer, Inh. e. größeren Werkstatt in F.;
    M Margareta N. N.;
    B Uriel (um 1550–85), Bildhauer in F., Mitarbeiter L.s (s. W);
    - N. N.; vermutl. K Samuel (erw. 1600/02), Bildhauer, Uriel, Bildhauer (s. zu allen ThB).

  • Biographie

    L. lernte vermutlich in der väterlichen Werkstatt. Die Abweichung vom Œuvre des Vaters sowie seine ausgeprägte Neigung zu Porträt und menschlicher Figur lassen auf eine weitere Ausbildung außerhalb Freibergs schließen. Zunächst arbeitete L. vermutlich als Steinmetz, worauf seine Mitwirkung am Taufstein der Johanniskirche in Plauen 1569/70 deutet. In den 70er Jahren war er wohl der wichtigste Mitarbeiter seines Vaters. Ein Konsolstein mit Engelsköpfchen im Freiberger Schloß Freudenstein beweist seine Mitwirkung am Neubau (1565–77). Seit 1578 schuf L. gemeinsam mit dem Vater und seinem Bruder Uriel zahlreiche Werke, darunter besonders drei von beiden Brüdern signierte Epitaphe. Stilistisch läßt sich das Werk beider durch verschiedenartige Ornamentik annähernd unterscheiden, denn nach dem Tod Uriels 1585 treten kräftig gearbeitete Fruchtgehänge, reichere Umrißbildung und eine gewisse heitere Beschwingtheit als Grundauffassung wieder zurück. Nach einem Unfall des Vaters 1583 übernahm L. die Leitung der Werkstatt. 1587 besaß er einen Steinbruch in Grillenburg (Kr. Freital). Bei den Streitigkeiten zwischen den Freiberger Bildschnitzern und Bildhauern verklagte 1588 Franz Ditterich L. und seine Freunde. Als diese Auseinandersetzungen 1596 erneut aufbrachen, war L. vermutlich bereits tot.

    Die Eigenständigkeit der Freiberger Lokalschule belegen am deutlichsten die L. zugeschriebenen figürlichen Grabdenkmäler. Sie zeigen neben betonter Religiosität eine wache und selbstbewußte Haltung der Dargestellten, Ursprünglichkeit des Ausdrucks und starke Tendenz zur Porträthaftigkeit. Im Formalen dominiert eine starke Bindung an die Fläche bei malerischer Gesamtauffassung. Der Reiz der Platten liegt im Kontrast der kernigen Figuren und der Zartheit in der Detailbehandlung. Im Epitaphschaffen versuchte L. seit 1578, durch klaren tektonischen Gesamtaufbau, Drehung der Oberkörper im Profil gesehener Adoranten zum Betrachter und durch deren allmähliche Lösung vom Reliefgrund, den Anspruch der Auftraggeber auf Repräsentation mit seinen gestalterischen Prinzipien zu verknüpfen. Den Höhepunkt dieser Entwicklung bilden die Epitaphe für Ester v. Schleinitz ( 1584) in Cavertitz Kr. Oschatz und für Hans Ernst v. Schönburg ( 1586) in der Stadtkirche Unser lieben Frauen in Penig Kr. Rochlitz. L.s bedeutendste Werke liegen in den Jahren 1586–91. Seine Bemühungen um Ebenmaß und Harmonie erfassen nun das gesamte Kunstwerk, bei Betonung zarter und malerischer Elemente. Nach 1591 verhärtet sich sein Stil. Der Sakramentsaltar von 1592 in der Schloßkirche von Zwickau-Planitz spiegelt mit seinem bewußten Rückgriff auf die „Polemik“ eines Lucas Cranachd. Ä. und auf Kompositionsdetails der Dresdner Waltherschule den zweiten und endgültigen Sieg der Stände in Sachsen gegenüber territorialstaatlichen Zentralisationsbestrebungen wider. Die Persönlichkeiten L.s und seines Vaters bilden den Mittelpunkt und die Basis für mehrere Künstlergenerationen, von den Schülern M. und J. Grünberger, M. Hegewald über M. Röhling, Ch. Hiller in Freiberg und H. Köhler, B. Barthel, M. Kuntze in Meißen bis hin zur Kunst von J. H. Böhmed. Ä. und V. Ottes.

  • Werke

    Weitere W, Grabmäler u. Epitaphe (großenteils stilistisch zugewiesen): Chre (?) er Klem ( 1577), Weigmannsdorf;
    Hans v. Hartitzsch ( 1578), Dorfchemnitz;
    Hans v. Grensing ( 1580), Lutherkirche Freital-Döhlen;
    Joachim v. Schönberg ( 1581, Mitarbeit), Gelenau;
    Hans Abraham v. Berbisdorf ( 1586), Mittelsaida;
    Katharina v. Berbisdorf ( 1586), ebd.;
    Antonius v. Schönberg ( 1586), Dom, Kreuzgang, Freiberg;
    Martin v. Polheim u. Frau ( 1588), Schloßmus. Altenburg;
    Hans Allnpeck u. Frau ( 1589), Dresden-Altleubnitz. -
    Taufstein, Klingenberg, vor 1583;
    Sandsteinrelief Geburt Christi, 1590, Dresden, Grünes Gewölbe;
    Bergmann (ehem. Kanzelträger), nach 1590, Brand-Erbisdorf;
    Taufstein, 1591, Lutherkirche Freital-Döhlen;
    Kanzelträger, um 1594, Dittmannsdorf. -
    Mit B Uriel: Epitaphe: Christoph v. Carlowitz ( 1578), Kirche St. Jilji, Jirkov (Böhmen);
    Voršily u. Magdalény v. Weitmile, Dekanatskirche Most (Böhmen), 1584;
    Wolf v. Weißbach u. Frauen ( 1584), Thurm.

  • Literatur

    Ch. G. Wilisch, Kirchen-Hist. d. Stadt Freiberg, 1737;
    K. Knebel, Bau- u. Bildhauerkunst in Freiberg, in: Mitt. d. Freiberger Altertumsver. 31, 1894;
    Sächs. Renaissancebildhauer in Nordwestböhmen, in: Btr. z. Heimatkde. d. Aussig-Karbitzer Bez., 12, 1932, Nr. ⅔, S. 53 f;
    W. Pfeiffer, Die manierist. Plastik in Dtld. an vorzügl. sächs. Beispielen, Diss. Erlangen 1952;
    W. Hentschel, Zwei sächs. Reliefs im Grünen Gewölbe, in: Jb. d. Dresdner Kunstslgg. 1961/62;
    K. Czok, Die Entwicklung d. kursächs. Territorialstaates v. M. d. 16. Jh. bis um 1790, in: Sächs. Heimatbll. 28, 1982, S. 5 f., C. Keisch, Zum soz. Gehalt u. z. Stilbestimmung dt. Plastik 1550-1650, Diss. Berlin 1969;
    ThB.

  • Autor/in

    Walburg Dietze
  • Zitierweise

    Dietze, Walburg, "Lorentz, Samuel" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 167-168 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137872003.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA