Lebensdaten
1815 – 1872
Geburtsort
Grevenstein (Regierungsbezirk Arnsberg)
Sterbeort
Unna (Westfalen)
Beruf/Funktion
Eisenhüttenmann
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 137866402 | OGND | VIAF: 86039088
Namensvarianten
  • Lohage, Franz Anton

Orte

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Zitierweise

Lohage, Franz Anton, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137866402.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Caspar, Schneider in G.;
    M Maria Christina Mertens (1777–1825);
    Stief-M (seit 1825) Elisabeth Wiegenstein;
    Balve 1845 Anna (1808–62), T d. Sattlers Edmund Fischer in Balve u. d. Maria Catharina Hütter;
    3 T.

  • Biographie

    L. verdingte sich in der Jugend als Ackerknecht bei Grundbesitzern in Balve, dann als Arbeiter in einer chemischen Fabrik in Wocklum. Vorschläge, die er dort zur Arbeitsvereinfachung machte, stießen nicht nur auf Ablehnung, sondern führten auch zu seiner Entlassung. Der damalige Oberpräsident von Westfalen, Ludwig Frhr. v. Vincke, hörte von dem Vorfall und verhalf L. zu einer Freistelle an der Gewerbeschule in Hagen. Nach dem Schulabschluß arbeitete L. in chemischen Fabriken in Iserlohn und Oranienburg und besuchte dann das Gewerbeinstitut in Berlin, die spätere Technische Hochschule. Nach Beendigung des Studiums errichtete er in Dortmund eine Stearinfabrik.

    Durch die Bekanntschaft mit dem Graveur Gustav Bremme aus Unna kam L. mit der Stahlerzeugung in Berührung. Das von dem Engländer Henry Cort 1784 erfundene und 1824 durch Christian Friedrich Remy im Werk Rasselstein erstmals in Deutschland angewandte Puddelverfahren lieferte zumeist nur weiches Schweißeisen. Die Erzeugung von hartem Stahl erfolgte mehr zufällig. Bremme versuchte, Graugußstücke durch Glühen in Stahl umzuwandeln. Dabei zog er L. zu Rate. Wem von beiden der größere|Anteil an der Erfindung zufällt, ist nicht eindeutig feststellbar. Unter genauer Beobachtung und Steuerung des Glühvorgangs gelang es ihnen, harten Stahl im Puddelofen zu erzeugen. Gemeinsam mit Gustav Lehrkind aus Haspe gründeten sie 1849 die Gesellschaft Lohage, Bremme & Co. und betrieben das Verfahren erfolgreich im Puddelwerk von Lehrkind, Falkenroth & Co. in Haspe b. Hagen. Anfängliche Schwierigkeiten wurden durch den Ingenieur H. Fehland überwunden. Ihm gelang es auch, dem Verfahren eine breite Anwendung, vor allem im Ausland, zu verschaffen. Während in Deutschland ein Erfindungsschutz unterblieb, wurden in anderen Ländern Patente erteilt. In der Folgezeit war L. ein vielgesuchter Fachmann; wiederholt konnten mit seiner Hilfe vor allem bei notleidenden Betrieben beträchtliche Verbesserungen in der Roheisen- und Stahlerzeugung erzielt werden. Lobend äußerte sich Alexander v. Humboldt 1854 über seine „scharfsinnigen Betrachtungen“ zur Frage der Eisen-Kohlenstoff-Verbindungen in verschiedenen Eisensorten.

    Zu Wohlstand und Ansehen gekommen, versuchte sich L. erfolglos an einem neuen Stahlraffinierverfahren und brachte sich damit um den ganzen Gewinn, den er aus der Puddelstahlerfindung gezogen hatte. Seinen weiteren Bemühungen um Holzkonservierung, Schwefelnatriumgewinnung, Sodaherstellung, chemische Bleiche, Bierverbesserung, Seifenherstellung und eine neuartige Methode zur Gewinnung künstlicher Diamanten blieb ebenfalls der Erfolg versagt. Wohl eine echte Erfindernatur, verfügte er nicht immer über die Ausdauer zur beharrlichen Durchführung eines Gedankens bis zum Ende.

  • Literatur

    H. Fehland, in: Stahl u. Eisen 6, 1886, S. 224-30;
    L. Beck, Gesch. d. Eisens IV, 1899;
    E. Koch, in: Köln. Volksztg., Nr. 255 v. 28.3.1915, 3. Bl., Sonntagsausg.;
    H. Dickmann, in: Das Werk 10, 1930, S. 141.

  • Autor/in

    Günter Bauhoff
  • Zitierweise

    Bauhoff, Günter, "Lohage, Franz Anton" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 120-121 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137866402.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA