Lebensdaten
1817 – 1876
Geburtsort
Gießen
Sterbeort
San Francisco
Beruf/Funktion
Publizist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 122971906 | OGND | VIAF: 3367876
Namensvarianten
  • Löhr, Ferdinand von
  • Loehr, Ferdinand von
  • Löhr, Ferdinand von
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Zitierweise

Loehr, Ferdinand von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd122971906.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Egid (1784–1851), Prof. d. Rechte in G. (s. ADB 19), S d. Philipp (1746–87), kaiserl. Hofrat u. Dir. d. Reichspostamts in Wetzlar, u. d. Salome v. Sachs;
    M Franziska (1794–1845), T d. Joseph Marks (1763–1840), Archivdir. d. Reichskammergerichts in Wetzlar, u. d. Anne Pistor;
    Worms 1842 Auguste (1819–91, ev.) T d. Großkaufm. Joh. Adam Dieterich u. d. Susanne Esselborn;
    1 S, 1 T (früh †) Ferdinand (1844–1908), Dr. phil., Fabrikbes. in Mainz;
    N Joseph (1859–1932), Dr. iur., Gesandter;
    E Karl (1875–1958), Architekt in Frankfurt/M.

  • Biographie

    Durch seinen Schulfreund Karl Vogt, Sohn des Medizinprofessors Philipp Wilhelm Friedrich Vogt und Neffe der Brüder Folien, kam L. schon während der Gymnasialzeit mit den „revolutionären Umtrieben“ an der Gießener Universität in Berührung. Während Vogt vor der mit Erscheinen des „Hess. Landboten“ forcierten „Demagogenverfolgung“ nach Bern auswich, konnte L. sein im April 1834 in Gießen begonnenes Studium im Aug. 1838 mit der Promotion zum Doktor der Medizin und Chirurgie abschließen. Eine Stelle als Militärarzt (Unterarzt 2. Klasse) am Lazarett in Worms gab er im Frühjahr 1841 auf, um sich als praktischer Arzt niederzulassen. Mit angesehener Position in der bürgerlichen Gesellschaft hat er sich, insbes. als Präsident der im März 1845 begründeten deutsch-kath. Gemeinde, schon in den letzten Vormärz-Jahren auch politisch profiliert. Als Manager der Landtagswahl-Kampagne für Heinrich v. Gagern im Sommer 1847 bezeichnete ihn der Gießener Gesinnungsfreund Rudolf Fendt als „routinierten und rastlosen, in der Wahl seiner Kampfmittel skrupellosen Wühler par excellence“. Maßgebliches Mitglied des Wormser Bürgerkomitees, das bereits am 1.3.1848 eine der ersten hess. Revolutions-Petitionen im Darmstädter Landtag übergab, übernahm L. am 12.3. die Redaktion der im Wormser Verlag A. K. Boeninger neubegründeten Zeitung „Die neue Zeit“, die er rasch zu einem der wichtigsten Organe der demokratischen Bewegung im Mittelrhein-Gebiet machte. Zusammen mit dem jüdischen Kaufmann Ferdinand Eberstadt, Bürgermeister von Worms 1849–52, leitete er den am 21.6.1848 begründeten Demokraten-Verein, der binnen kurzem 400 Mitglieder zählte. Gefragter Versammlungsredner auf demokratisch-republikanischen Volksversammlungen im Lande, war er im Oktober trotz einer Verurteilung zu 3 Monaten Gefängnis (wegen allzu massiver Angriffe auf Ministerpräsident Karl Jaup) Delegierter auf dem 2. Demokratenkongreß in Berlin. Im November wurde er mit großen Mehrheiten zum Mitglied und Schriftführer des rheinhess. Bezirksrats gewählt. Im Mai 1849 mit dem Wormser Bürgerwehr-Obersten Ludwig Blenker an der Spitze des rheinhess. Aufgebots im bad.-pfälz. Aufstand, plante er als Zivilkommissär der bad. Revolutionsarmee die Ausdehnung des Reichsverfassungs-Kampfes auf Hessen-Darmstadt, scheiterte aber mit dem in der Volksversammlung von Erbach am 23. Mai beschlossenen Odenwälder Hilfszug am blutigen „Tag von Ober-Laudenbach“, mit einem weiteren Vorstoß Ende Mai bei Heppenheim an der Bergstraße. Der steckbrieflichen Verfolgung, wiederholten Kriegsgerichtsurteilen und der vom Darmstädter Hofgericht verhängten Zuchthausstrafe für den Ober-Laudenbacher Zug entzog er sich durch die Flucht nach Amerika.

    In San Francisco war L. seit 1852 zugleich Arzt, Mitbegründer und Leiter des urspr. deutschen Franklin-Hospital und engagierter Herausgeber der von ihm mitbegründeten deutschsprachigen Zeitschrift „California Demokrat“, die bis 1944 bestanden hat. Mehrere Jahre Vizepräsident des Vereins zum Schutze deutscher Einwanderer, nahm er am Bürgerkrieg als Regimentsarzt des 9. Wisconsin-Regiments auf Seiten der Nordstaaten teil. Wie andere Deutsch-Amerikaner begrüßte er die Bismarcksche Reichsgründung.

  • Werke

    Redakteur: Die Neue Zeit, Organ z. Entwicklung unserer öffentl. Zustände am Rhein, 1848-49;
    California Demokrat, 1852-76.

  • Literatur

    H. Haupt, in: Hess. Biogr. II, 1927, S. 87-91;
    S. Heinemann, Die Verhh. d. rheinhess. Hochverratsprozesses v. 1850, 1850;
    Anklage-Akt … wegen d. mit d. Volksversammlungen zu Erbach u. Oberlaudenbach zusammenhängenden Verbrechen, 1851;
    W. Zimmermann, Der Tag v. Ober-Laudenbach, 1868;
    F. M. Illert, Gesch. d. Wormser Presse, 1913;
    D. Uhrig, Worms u. d. Rev. v. 1848/49, 1934;
    H. Kühn, Pol., wirtsch. u. soz. Wandel in Worms 1798-1866, 1975;
    K. J. R. Arndt u. M. E. Olson, Die dt.sprachige Presse d. Amerikas I, ³1976, S. 27.

  • Porträts

    Lith. v. W. Pfaff 1848, Abb. in: GHdA 83, S. 317.

  • Autor/in

    Eckhart G. Franz
  • Zitierweise

    Franz, Eckhart G., "Loehr, Ferdinand von" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 45-46 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd122971906.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA