Lebensdaten
1755 – 1825
Geburtsort
Gleuel bei Köln
Sterbeort
Corvey
Beruf/Funktion
Fürstbischof von Corvey ; Bischof von Münster
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 136849067 | OGND | VIAF: 81126251
Namensvarianten
  • Lüninck, Ferdinand Freiherr von
  • Ferdinand Freiherr von Lüninck
  • Lüning, Ferdinand Freiherr von
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Zitierweise

Ferdinand von Lüninck, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136849067.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Wilhelm, S d. Joh. Walram (1677–1726), auf Niederpleis u. Isenburg, u. d. Maria Magdalena v. Rottkirchen, Erbin v. Isenburg;
    M Maria Ottilie (1724–1817), T d. Dietrich Franz Wilhelm v. Gaugreben, auf Oberalme, u. d. Marie Baldwine Schenk v. Nideggen;
    Vt Theodor v. Brabeck (– 1794), Abt, seit 1792 Fürstbischof v. Corvey;
    Ur-Groß-N Hermann (s. 2).

  • Biographie

    L. wurde am Kölner Jesuitenkolleg und am kurköln. Hof in Bonn erzogen. Er studierte Jura in Göttingen und arbeitete anschließend am Reichskammergericht in Wetzlar. Seit 1779 als Kammerherr, Hof- und Regierungsrat in Bonn, wurde er Mitglied des Oberappellationsgerichtes des Erzstiftes Köln. 1785 entschied er sich für die geistliche Laufbahn. Als Kf. Maximilian Franz ihm 1791 eine Dompräbende in Münster verlieh, leistete er sein akademisches Biennium in Rom ab, wo er im Auftrag seines Vetters, des Corveyer Abtes Theodor v. Brabeck, die Interessenvertretung der Reichsabtei zur Umwandlung in ein Fürstbistum (1792) erfolgreich wahrnahm. Dafür erhielt L. 1794 im neuen Corveyer Domkapitel eine Domizellarenstelle. Theodor v. Brabeck wollte ihn noch im selben Jahr zum Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge bestellen lassen, starb aber, ehe dies geschehen konnte. Am 16.12.1794 wählte das Corveyer Domkapitel L. einstimmig durch Akklamation zum zweiten Corveyer Fürstbischof. Nach päpstlicher Bestätigung (1.6.1795) und Empfang der Priesterweihe (am 6.8. in Hildesheim) weihte Kf. Maximilian Franz ihn am 6.9.1795 in Münster zum Bischof. Bis zur Säkularisation von 1802 leitete L. tatkräftig das kleine Fürstbistum mit 13 Pfarreien und eigenem Priesterseminar. Während der Zugehörigkeit zu Nassau-Oranien (bis 1807) und zum Kgr. Westphalen (bis 1813) führte er die geistlichen Amtsgeschäfte zeitweise von Münster und Kassel aus. Dort ernannte Kg. Jérôme ihn 1812 zum Großalmosenier; er hätte ihn gern als Metropolit eines für Westphalen geplanten Erzbistums gesehen.

    Nach der Eingliederung in die preuß. Provinz Westfalen schlug Oberpräsident L. v. Vincke ihn im August 1815 als Bischof für Münster vor, um den amtierenden Kapitularvikar Clemens August v. Droste-Vischering, mit dem es ständig zu Konflikten kam, der jedoch 1827 Weihbischof in Münster und 1836 Erzbischof von Köln werden sollte, auszuschalten. Den preuß. Antrag vom 16.12.1816 zur Wiederbesetzung des Bistums Münster mit L. bezog die Kurie in die einsetzenden Konkordatsverhandlungen ein. Erst als Preußen nach neuen Konflikten mit Droste-Vischering um die theologische Akademie der Kurie eine akzeptable Dotationszusage gemacht hatte, wurde L. am 28.8.1820 nach Münster|transferiert, konnte aber auch die Pension, den Titel „Fürstbischof“ und die Verwaltung Corveys beibehalten. Bereits 1807 mit der Administration mainzisch-erfurter Gebiete beauftragt, wurde L. 1819 auf preuß. Antrag hin Apostolischer Vikar des Eichsfeldes. – Entgegen der bisherigen Beurteilung, L. sei zu irenisch, schwach und gouvernemental gewesen, hatte er sich in der Dotationsfrage und gegenüber dem Ansinnen, vorzeitig Apostolischer Vikar in Münster zu werden, unnachgiebig gezeigt. Nach seiner Inthronisation am 7.7.1821 bemühte sich L., die Konflikte mit dem preuß. Staat abzubauen, mußte aber bereits nach drei Monaten die – ohne Generalvikar – geführten Amtsgeschäfte niederlegen. Durch Überanstrengung geistig zerrüttet, zog er sich nach Corvey zurück, wo er – nach einem von den preuß. Behörden erwogenen, aber nicht durchgeführten Absetzungsprozeß – starb. Sein Nachfolger wurde Caspar Max v. Droste-Vischering ( 1846), seit 1795 Weihbischof des Bistums. – L.s Lebenslauf spiegelt in tragischer Weise den kirchlich-gesellschaftlichen Umbruch von der feudalen Reichskirche zur päpstlich geprägten Diözesanorganisation des 19. Jh. wider.

  • Literatur

    ADB 19;
    E. Ruck, Die Vorgesch. d. Besetzung d. Bistums Münster im J. 1820, in: Qu. u. F aus ital. Archiven u. Bibliotheken 15, 1912, S. 119-45;
    H. de Lamothe-Houdancourt, Fürstbischof F. v. L., in: Westfäl. Adelsbl. 3, 1926, S. 151-53;
    B. Bastgen, Die Besetzung d. Bischofssitze in Preußen in d. 1. Hälfte 19. Jh., 1941/78, S. 98-210;
    F. Keinemann, Das Domkapitel zu Münster im 18. Jh., 1967, S. 199-201, 350;
    R. Haas, Die erste münster. Bischofswahl (1825) nach d. Neuordnung d. Domkapitels u. ihre Vorgesch., In: Das Domkapitel zu Münster 1823-1973, hrsg. v. A. Schröer, 1976, S. 52-83 (L, P);
    G. Föllinger, Corvey, Von d. Reichsabtei z. Fürstbistum, 1978, S. 94 ff.;
    E. Hegel, Die kath. Kirche 1800-1962, in: W. Kohl (Hrsg.), Westfäl. Gesch. II, 1983, S. 346-50;
    R. Haas, Domkapitel u. Bischofsstuhlbesetzungen in Münster 1813–48, theol. Diss. Bochum 1986 (P);
    E. Hegel, in: E. Gatz (Hrsg.), Die Bischöfe d. dt.-sprachigen Länder 1785/1803-1945, 1983, S. 462 (P).

  • Porträts

    Gem. (Bistumsarchiv Münster), Abb. b. Haas u. Gatz, s. L.

  • Autor/in

    Reimund Haas
  • Zitierweise

    Haas, Reimund, "Ferdinand von Lüninck" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 469-470 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136849067.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Lüning: Ferdinand Freiherr von L., katholischer Bischof, geb. zu Köln am 15. Febr. 1755, zu Corvey am 18. März 1825. Er erhielt seine Erziehung zuerst in einem von Jesuiten geleiteten Collegium in Köln, dann als Page am kurfürstlichen Hofe in Bonn, studirte darauf zu Göttingen Jura und arbeitete einige Zeit am Reichskammergericht zu Wetzlar. Der Kurfürst Maximilian Friedrich von Köln ernannte ihn 1779 zum Kammerherrn und Hof- und Regierungsrath, dessen Nachfolger Maximilian Franz mit dem Titel Wirklicher Geheimrath zum Mitglied des neuerrichteten Oberappellationsgerichts. 1791 verlieh ihm dieser Kurfürst, der auch Bischof von Münster war, eine Präbende in dem dortigen Domcapitel. 1794 unterhandelte L. im Auftrage des Fürstabts von Corvey in Wien und in Rom über dessen Erhebung zum Fürstbischof. Nach der Errichtung des neuen Fürstbisthums Corvey, — es hatte nur einen winzigen Umfang, nur 11 Pfarreien, — erhielt L. eine Präbende in dem Domcapitel desselben, und schon am 6. Septbr. 1795 wurde er von dem Kurfürsten Maximilian Franz zum zweiten Fürstbischof von Corvey consecrirt. Er sollte auch der letzte sein. 1802 ward das Fürstbisthum säcularisirt: das Gebiet fiel zunächst an den Prinzen von Oranien, 1807 an das Königreich Westfalen. In den Jahren 1802—7 hielt sich L. meist in Münster auf, von 1808 an wieder in Corvey, 1812—13 als Grand Aumonier de la Couronne am Hofe in Cassel. 1817 ernannte ihn der König von Preußen zum Bischof von Münster; die Verhandlungen über seine Bestätigung durch den Papst zogen sich aber bis 1820 hin. 1819 wurde er auf den Antrag der preußischen Regierung zum apostolischen Vicar für die Bezirke Erfurt und Eichsfeld ernannt, die früher zum Erzbisthum Mainz, dann zu dem Sprengel des Fürst-Primas Dalberg ( 1817) gehört hatten. Am 28. August 1820 wurde er endlich als Bischof von Münster präconisirt und am 7. Juli 1821 installirt (den Titel Fürstbischof von Corvey behielt er bei). Schon im October 1821 zog er sich wegen zunehmender Kränklichkeit (er wurde auch gemüthskrank) von der Verwaltung seiner Diöcese und nach Corvey zurück.

    • Literatur

      N. Nekrolog 1825, 391.

  • Autor/in

    Reusch.
  • Zitierweise

    Reusch, Heinrich, "Ferdinand von Lüninck" in: Allgemeine Deutsche Biographie 19 (1884), S. 641-642 unter Lüning [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136849067.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA