Lebensdaten
1856 – 1911
Geburtsort
Jaroslaw (Galizien)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 11906815X | OGND | VIAF: 5732877
Namensvarianten
  • Lipiner, Siegfried
  • Lipiner, Salomo
  • Lipiner, Szmul
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Lipiner, Siegfried, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11906815X.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    1) 1881 (⚮) Nina, T d. Großkaufm. Hoffmann in W., 2) 1891 Klementine Spiegler.

  • Biographie

    L. kam 1871 nach Wien, wo er 1875 am Leopoldstädter Gymnasium die Reifeprüfung bestand. Bereits als Gymnasiast schrieb er das Epos „Echo“, die historische Tragödie „Arnold von Brescia“ und die Dichtung in fünf Gesängen „Der entfesselte Prometheus“, die – Heinrich Laube gewidmet – 1876 erschien und von L. auch an Richard Wagner und Friedrich Nietzsche gesandt wurde. Dieser äußerte sich zunächst – Erwin Rohde gegenüber – begeistert, betonte aber später L.s angeblich durch sein „Judentum“ bedingtes „Anpassungstalent“ und seine mangelnde „Echtheit“. 1875/76 begann L. ein Studium an der Univ. Wien, wo er schon während der letzten Schuljahre Vorlesungen gehört hatte; sein Interesse galt neben Philosophie und Literatur vor allem Fragen der Religion. Das Sommersemester 1876 verbrachte er auf Empfehlung Laubes als Hörer Gustav Theodor Fechners und Rudolf v. Gottschalls an der Univ. Leipzig, wo er anläßlich des Stiftungsfestes des Literarischen Vereins eine Aufsehen erregende freie Rede über „Schillers Vermächtnis an die deutsche Nation“ hielt. Nach einem Zwischenaufenthalt im Sommer 1877 in Jena, wo er durch den Privatdozenten Johannes Volkelt Erwin Rohde kennenlernte, beendete L. 1878 mit Absolvierung des Trienniums sein Studium, um sich dichterischen Arbeiten zu widmen. Im Januar 1878 hielt er im Leseverein der deutschen Studenten Wiens einen Vortrag „Über|die Elemente einer Erneuerung religiöser Ideen in der Gegenwart“. Im selben Jahr veröffentlichte er sein Epos „Renatus“, das er der Nietzsche- und Wagnerfreundin Malwida v. Meysenbug widmete. Wohl durch ihre Vermittlung wurde L. im Sept. 1878 von Wagner nach Bayreuth eingeladen, wo am ersten Abend – wie Cosima Wagner sich am 20.9. in ihr Tagebuch notierte – „ein weitgehendstes Gespräch über religiöse Dinge bei Gelegenheit der Aufsätze von Professor Lagarde“ stattfand und wo er auch einen Teil seines „Renatus“ vorlas. L., als jüd. Wagnerianer vertraut mit Wagners Vorstellung einer den Juden zugemuteten „Untergangs-Erlösung“ („Das Judentum in der Musik“, 1850), befriedigte allerdings die in ihn gesetzten Erwartungen, als Propagandist der – antisemitischen – Bayreuther Idee tätig zu werden, nicht; Wagner, der durch einen Aufsatz L.s über „Kunst und Revolution“ „völlig angewidert“ war, „verurteilte“ ihn (Cosima Wagner), und es blieb bei diesem Besuch. Im Sommer 1879 lernte L. in Straßburg Paul Natorp kennen, der später mehrere Aufsätze über ihn schrieb und Teile des Nachlasses herausgab. 1881 wurde L. Bibliothekar des Reichsrates in Wien. Nebenbei arbeitete er an einer großangelegten Christus-Trilogie, von der aus dem Nachlaß 1913 das Vorspiel „Adam“ veröffentlicht wurde. Er verfaßte für Karl Goldmark das Libretto zur Oper „Merlin“ (1886) und machte sich einen Namen als Übersetzer von Werken des poln. Dichters Adam Mickiewicz. Im Juli 1894 wurde er mit der Arbeil „Homunculus, eine Studie über Faust und die Philosophie Goethes“ in Wien promoviert. Eine enge Freundschaft verband L. seit 1876 mit Gustav Mahler und dessen Kreis. Ein Gedicht „Der Musiker spricht“ zum 50. Geburtstag Mahlers am 7. Juli 1910 war die letzte Veröffentlichung L.s, der wenige Monate nach Mahler starb.

  • Werke

    Weitere W u. a. Buch d. Freude, 1880 (Gedichte);
    Bruder Rausch (Epos, 1. Gesang), in: Dt. Dichterbuch aus Österreich, hrsg. v. K. E. Franzos, 1883;
    Hippolytos, 1913 (Tragödie, zusammen mit „Adam“);
    Der neue Don Juan, 1914 (Drama). -
    Überss.: A. Mickiewicz, Herr Thaddäus oder der letzte Eintritt in Lithauen, 1882;
    ders., Die Totenfeier, 1887.

  • Literatur

    R. v. Kralik, Tage u. Werke, 1922, S. 59-62;
    G. Brezina, S. L. 1856-1911, Diss. Wien 1925 (W, L);
    H. v. Hartungen, Der Dichter S. L., Diss. München 1932 (W-Verz., L);
    Bruno Walter, Thema u. Variationen, 1960, S. 190-93;
    Brümmer;
    BJ 18;
    Giebisch-Gugitz;
    ÖBL;
    Kosch, Lit.-Lex.

  • Autor/in

    Hartmut Zelinsky
  • Zitierweise

    Zelinsky, Hartmut, "Lipiner, Siegfried" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 642-643 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11906815X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA