Liepman, Heinz
- Lebensdaten
- 1905 – 1966
- Geburtsort
- Osnabrück
- Sterbeort
- Agarone (Tessin, Schweiz)
- Beruf/Funktion
- Schriftsteller ; Publizist ; Journalist ; Dramaturg ; Übersetzer
- Konfession
- jüdisch
- Normdaten
- GND: 119368099 | OGND | VIAF: 25411095
- Namensvarianten
-
- Liepmann, Heinz (bis circa 1940)
- Nielsen, Jens C. (Pseudonym)
- Liepman, Heinz
- Liepmann, Heinz (bis circa 1940)
- liepmann, heinz
- Nielsen, Jens C. (Pseudonym)
- nielsen, jens c.
- Liepmann, Max Heinz
- Mangels Prigge, Jan
- Prigge, Jan Mangels
- Wirsch, Willy
- mehr
Biografische Lexika/Biogramme
Literatur(nachweise)
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte München - Berlin
- Personen im Fachinformationsdienst Darstellende Kunst
- Index Theologicus (IxTheo)
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
Objekt/Werk(nachweise)
Porträt(nachweise)
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Genealogie
V →Salomon (* 1878, ⚔ 1917), Kaufm., S d. Lackierers Meyer L. in Hamburg u. d. Hedwig Weil;
M Hermine (1871–1918), T d. Kaufm. Abraham Holländer u. d. Elise Isermann;
Schw Else (* 1903, ⚭ Wolff);
- ⚭ Mastrils (Graubünden) 1949 Dr. Ruth (* 1909), T d. Arztes Dr. Isidor Lilienstein u. d. Johanna Stern. -
Biographie
Nach dem nie verwundenen frühen Verlust der Eltern und einem Ausreißversuch nach Amerika begann L. seine schriftstellerische Tätigkeit 1922 in Frankfurt/Main mit Beiträgen für die „Frankfurter Zeitung“. 1924/25 arbeitete er als Regie- und Dramaturgieassistent an den Städtischen Bühnen in Frankfurt, seit 1926 an den Hamburger Kammerspielen als Dramaturg. Nach dramatischen Versuchen (u. a. „Columbus“, 1927, uraufgef. 1932) schrieb er in rascher Folge drei Romane, die seinen Ruf begründeten: die stark autobiographischen „Nächte eines alten Kindes“ (1929), den teils in Rußland, teils in Deutschland spielenden Roman „Die Hilflosen“ (1930, engl. u. d. T. „Wanderers in the mist“, 1931), der ihm einen Sonderpreis des Harper-Verlags einbrachte, sowie den in manchen Zügen Erich Kästners „Fabian“ vorwegnehmenden Inflationsroman „Der Frieden brach aus“ (1930). L. widmete diese Werke der jungen, aus Rußland stammenden Schauspielerin Mira Rosowsky (später: Rostova), der er eng verbunden war. Journalistisch trat er als Theater-, Literatur- und Zeitkritiker hervor (Mitarbeit an der „Weltbühne“). Anfang April 1933 entfesselte er mit einem Protest gegen antijüdische Maßnahmen des Altonaer Stadttheaters ein publizistisches Kesseltreiben. Seine Werke|standen auf der ersten Verbotsliste der Nationalsozialisten vom 26.4.1933. Er tauchte unter, wurde im Juni 1933 verhaftet und ins Hamburger KZ Wittmoor gebracht, von wo er fliehen konnte. In Paris schrieb er den auf eigenen wie auf bezeugten fremden Erfahrungen mit dem Terror im Dritten Reich basierenden Tatsachenroman „Das Vaterland“ (1933, engl. u. d. T. „Murder – made in Germany“, 1934, zahlreiche weitere Übersetzungen, Neuausg. mit Vorwort von H. Böll 1979 und 1981). In Amsterdam wurde L. im Febr. 1934 verhaftet, wegen eines auf Hindenburg und den Osthilfeskandal bezogenen Satzes in seinem Roman, der als „Beleidigung des Staatsoberhaupts einer befreundeten Macht“ inkriminiert wurde, zu einem Monat Haft verurteilt und nach deren Verbüßung nach Belgien abgeschoben. Er kehrte nach Paris zurück und vollendete den Roman „… wird mit dem Tode bestraft“ (1935, engl. u. d. T. „Fires Underground“, 1936), der ein wohl allzu optimistisches, von der Breite des Spektrums her aber ungewöhnlich informatives Bild des innerdeutschen Widerstandes zeichnete. 1935 ging L., zunächst als Korrespondent des „Pariser Tageblatts“, nach London, 1937 nach New York. Im selben Jahr erschien seine Warnung vor der deutschen Aufrüstung mit chemischen Waffen und Giftgas: „Death from the skies“ (England) bzw. „Poison in the air“ (USA). Neben seine Beiträge zu Exilzeitschriften traten nun solche in amerikan. Zeitungen. 1943 wurde er Mitarbeiter der New Yorker Zeitschrift „Time“, als deren Korrespondent er 1947 nach Hamburg zurückkehrte. Er schrieb für zahlreiche in- und ausländische Zeitungen, wurde 1958 Mitarbeiter der „Welt“ und ging 1961 als deren Kulturkorrespondent nach Zürich. Starke Beachtung fand die deutsche Fassung des schon 1950 in New York erschienenen Romans „Case history“, dt.: „Der Ausweg, Bekenntnisse des Morphinisten Martin M.“ (1961).
L.s belletristisches und journalistisches Werk speist sich durchweg aus persönlicher Betroffenheit. Am überzeugendsten gelang die Verbindung von Erlebnis und Dokument in den beiden „Tatsachenromanen“ vom Beginn des Exils. L.s engagierte Stellungnahmen zur Entwicklung im westlichen Nachkriegsdeutschland zeugen von enttäuschter Hoffnung und gleichwohl ungebrochenem moralischen Mut.
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Werke
Weitere W u. a. Drei Apfelbäume, Schauspiel, 1933 (Ps. Jens C. Nielsen);
Das Leben d. Millionäre, 1934;
Rasputin, Heiliger od. Teufel, 1959;
Verbrechen im Zwielicht, Berühmte Kriminalfälle aus d. letzten J.zehnten, 1959;
Ein dt. Jude denkt üb. Dtld. nach, Essays, 1961 (P);
Karlchen od. Die Tücken d. Tugend, Roman, 1964;
Kriegsdienstverweigerung od. Gilt noch d. Grundgesetz? Streitschr., 1966 (mit H. Hannover u. a.). -
Literatur
G. Berglund, Dt. Opposition gegen Hitler in Presse u. Roman d. Exils, 1972, S. 186-93;
K. Müller-Salget, Zum Beispiel: H. L., in: Exilforschung, Ein internat. Jb., 1985 (in Vorbereitung);
Twentieth-century-authors, 1950;
Autobiogrr., hrsg. v. Internat. P. E. N., Zentrum dt.sprachiger Autoren im Ausland, 1970;
W. Sternfeld u. E. Tiedemann, Dt. Exil-Lit. 1933–45, ²1970;
R. Albrecht, Nazis an d. Macht, Machtübergabe, Machtübernahme u. Machtausübung im Spiegel antifaschist. Exil-Lit., H. L.s „Das Vaterland“, in: W. Michalka (Hrsg.), Die nat.-sozialist. Machtergreifung, 1984;
Kürschner, Lit.-Kal., Nekr. 1936-70;
Lex. dt.sprach. Schriftsteller, ²1974;
BHdE II;
Kosch, Lit.-Lex.;
eigene Archivstud. -
Autor/in
Klaus Müller-Salget -
Zitierweise
Müller-Salget, Klaus, "Liepman, Heinz" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 533-534 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119368099.html#ndbcontent