Lebensdaten
1870 – 1948
Geburtsort
Leipzig
Sterbeort
Brome-Altendorf (Niedersachsen)
Beruf/Funktion
sozialistischer Politiker
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 124771076 | OGND | VIAF: 10788182
Namensvarianten
  • Liebknecht, Theodor

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Zitierweise

Liebknecht, Theodor, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124771076.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wilhelm (s. 1);
    M Natalie Reh;
    B Karl (s. 3);
    - 1904 Lucie Bouvelle (1876–1943), 2 S, 3 T.

  • Biographie

    L. studierte nach dem Besuch des humanistischen Gymnasiums Rechtswissenschaft an den Universitäten Leipzig, Freiburg und Berlin. Nach der Assessorprüfung (1898) eröffnete er 1899 ein Anwaltsbüro in Berlin. Ihm fiel zunächst die Rolle zu, mit der Anwaltspraxis (in der auch der Bruder Karl mitarbeitete) die ökonomische Basis der politisch engagierten Familie zu sichern. Eine Wahlkreiskandidatur, die ihm 1901 von der Sozialdemokrat. Partei angeboten wurde, lehnte er mit Rücksicht auf seinen Beruf ab. Erst nach der Ermordung seines Bruders Karl (15.1.1919) trat er politisch hervor. Als Anwalt war L. in einigen bekannten polititischen Prozessen tätig. Er verteidigte Georg Ledebour, der im Frühsommer 1919 wegen seiner Beteiligung an der Januar-Erhebung angeklagt worden war. 1922 übernahm er zusammen mit anderen sozialistischen Anwälten in Moskau die Verteidigung der russ. Sozialrevolutionäre. Die Partei der Sozialrevolutionäre war in der Vorkriegszeit durch ihre agrarsozialistischen Parolen und durch Attentate auf Persönlichkeiten des zaristischen Rußlands sehr populär geworden, geriet jedoch nach der Revolution politisch immer mehr in die Isolation und war zunehmender Verfolgung durch die Kommunisten ausgesetzt. Schließlich wurde führenden Parteimitgliedern der Prozeß gemacht. Schon die Reise der ausländischen Verteidiger nach Moskau war von massiven Anfeindungen und Drohungen begleitet. Die Anwesenheit L.s wurde von den russ. Kommunisten als Provokation angesehen; es kam zu organisierten Protestkundgebungen. Der Verlauf des Prozesses veranlaßte die Anwälte dann, die Verteidigung niederzulegen.

    Parteipolitisch hatte sich L. in der USPD engagiert, für die er 1921 in den Preuß. Landtag gewählt wurde. Als 1922 auf dem USPD-Parteitag in Gera die Vereinigung mit der SPD beschlossen wurde, hatte die Partei bereits einen Teil ihrer Basis an die KPD verloren. L. gehörte in Gera zu einer Minderheit, die den Zusammenschluß mit der SPD ablehnte. Da für ihn ein Anschluß an die KPD ebenso wenig in Frage kam, setzte er sich dafür ein, „die USPD als selbständige Partei des revolutionären proletarischen Klassenkampfes aufrechtzuerhalten“. Bis|1931 war er Führer und Mitglied des Parteivorstandes der noch verbliebenen restlichen USPD, deren Mitgliederzahl anfangs kaum 30-40 000 betragen haben dürfte und deren politische Bedeutung gering blieb. Bei den Reichstagswahlen erreichte sie 1924 0,8 %, 1928 0,1 % und 1930 weniger als 0,1 %. Der Zerfall der Partei hatte sich fortgesetzt, als es 1923 zwischen L. und Georg Ledebour zu Differenzen in der Beurteilung des Ruhrkampfes gekommen war. Im Gegensatz zu Ledebour hielt L. die Beteiligung der Arbeiterschaft am „passiven Widerstand“ gegen die Besatzungstruppen für eine Überforderung. Sie sollte seiner Ansicht nach vielmehr die „ganze Kraft auf den Klassenkampf gegen die einheimischen Machthaber“ konzentrieren. 1924 zogen sich Ledebour und seine Anhänger aus der USPD zurück. Auf internationaler Ebene trat die Partei zunächst für die Aufrechterhaltung der „Internationalen Arbeitsgemeinschaft Sozialistischer Parteien“ ein, die zwischen der sozialdemokratisch orientierten II. und der kommunistischen III. Internationale stand. Als dies nicht durchsetzbar war, begründete sie das „Internationale Informationsbureau revolutionärer sozialistischer Parteien“. Am 1.11.1931 schloß sich L. mit der USPD der neugegründeten Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) an, die links von der SPD angesiedelt war. Innerhalb dieser Partei war er eher dem rechten Flügel zuzurechnen. Er forderte eine klare Abgrenzung gegenüber der KPD und wandte sich gegen das Prinzip des „demokratischen Zentralismus“. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten emigrierte L. zunächst nach Prag und ließ sich dann in Basel nieder.

  • Literatur

    H. Drechsler, Die Sozialist. Arbeiterpartei Dtld.s (SAPD), 1965;
    U. Ratz, Georg Ledebour 1850-1947, 1969;
    H. Krause, USPD, 1975;
    D. W. Morgan, The Socialist Left and the German Revolution, 1975;
    R. F. Wheeler, USPD u. Internationale, 1975;
    F. W. Weitershaus, Wilhelm Liebknecht, 1976;
    H. Trotnow, Karl Liebknecht, 1980;
    M. Jansen, A Show Trial under Lenin, 1982;
    Lex. z. Gesch. u. Pol. im 20. Jh., hrsg. v. C. Stern, Th. Vogelsang, E. Klöss u. A. Graff, II, 1971;
    BHdE I.

  • Autor/in

    Ilse Fischer
  • Zitierweise

    Fischer, Ilse, "Liebknecht, Theodor" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 504-505 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124771076.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA